Ein tiefgründiger Wohlfühlroman, in dem das Thema Verlust eine zentrale Rolle spielt und der mich tief im Herzen berührt hat.
Die Förderschullehrerin Sarah verliert ihre Mutter bei einem Autofall. Nur ihre Kindheitsfreundin Doreen kann ihr in dieser schrecklichen Phase ihres Lebens Trost spenden und helfen, nicht den Boden unter ...
Die Förderschullehrerin Sarah verliert ihre Mutter bei einem Autofall. Nur ihre Kindheitsfreundin Doreen kann ihr in dieser schrecklichen Phase ihres Lebens Trost spenden und helfen, nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren. In der Nähe ihrer Freundin möchte sie nun einen Neustart wagen, um alles hinter sich zu lassen. Doch als sie den Nachlass ihrer Mutter ordnet, stößt sie auf Unterlagen, die ihr bisheriges Leben gehörig ins Wanken bringen.
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Bereits das Cover von „Wildblütenzauber“, das perfekt zum Vorgängerbuch „Das Brombeerzimmer“ passt, fällt direkt ins Auge und lässt vermuten, dass es wie in den anderen Büchern der Autorin, die auch unter ihrem richtigen Namen Andrea Russo, sowie den Pseudonymen Anne Barns und Anna Rosendahl schreibt, kulinarisch einiges zu entdecken gibt. Jede ihrer Geschichte ist mit einer Köstlichkeit verbunden, die Lust darauf macht, sie nachzubacken oder zu kochen. Dieses Mal spielt Sharbah,- ein Früchtesirup mit Essig- eine ganz besondere Rolle.
Wie immer besticht der Schreibstil der Autorin durch viele bildliche Beschreibungen und Detailliebe, die einen umhüllen, sodass man sich in der Geschichte einfach wohlfühlen muss. Man hat das Gefühl mitten in der Kulisse des Romans zu stehen und nicht nur ein Leser zu sein. Die Autorin weckt durch ihre Landschaftsbeschreibungen im Leser den Wunsch, den Koffer zu packen und zu verreisen. Schon im Vorgänger habe ich mich in die Boddenlandschaft verliebt und sie steht ganz oben auf meiner Reiseliste.
Bereits die ersten Sätze des Romans treffen tief ins Herz und der Großteil derer, die bereits einen geliebten Menschen verloren hat, finden sich sicher darin wieder. Und so geht es auch im weiteren Verlauf des Buches weiter. Die Autorin hat ein unglaublich gutes Gespür dafür, die Trauer eines Hinterbliebenen authentisch in Worte zu verpacken und die Emotionen zu beschreiben, die einem im Fall eines Verlustes überfluten. Oft überkam mich Gänsehaut, wildes Herzklopfen, oder ich bekam Tränen in den Augen, weil mir so sehr aus der Seele gesprochen wurde.
Aber, auch wenn dieses Buch ernster als die anderen der Autorin ist, kommt der Humor nicht zu kurz. Viele kleine Begebenheiten haben es geschafft, mich zum Schmunzeln und zum Lachen zu bringen. Wie immer, gibt es auch eine Liebesgeschichte (..oder zwei) in der Geschichte. Diese nimmt aber keinen großen Raum ein, was mir sehr gut gefallen hat, weil in dieser Phase des Verlustes andere Dinge im Vordergrund stehen.
Die Charaktere dieser Geschichte sind mitten aus dem Leben gegriffen, völlig real und greifbar für die Leser, sodass man sie direkt ins Herz schließt. Sie sind nicht perfekt und haben Ecken und Kanten, sowohl vom Aussehen, als auch charakterlich. So kann man sich mit ihnen identifizieren und sich selbst in ihnen wiederfinden. Sie wirken einfach lebensecht und authentisch.
Sarah ist eine Protagonistin, die mir in ihrem Handeln und ihren Gedanken am ähnlichsten ist und in deren Gefühlswelt ich mich zu 100% wiederfinden konnte. Am meisten mochte ich an ihr, ihre bedächtige, besonnene Art. Ihre positive Einstellung zum Leben, trotz ihres Verlusts und ihren Mut für einen Neuanfang haben mir sehr imponiert.
Sehr gut gefallen hat mir, dass die Autorin ihre eigene Arbeit als Förderschullehrerin in die Geschichte eingebunden hat und damit auch Vorurteile, die manche Menschen haben könnten, abbaut. Es ist ein Thema, das viel zu wenig in Büchern behandelt wird, sodass es mir hier ganz besonders ins Auge gestochen ist. Ich glaube, dass man viele persönliche Ansichten der Autorin in Sarah wiederfinden kann.
Ich habe mich sehr über das Wiedersehen mit Mandy gefreut, die ich in „Das Brombeerzimmer“ schon sehr lieb gewonnen hatte. Ihre Gastfreundschaft und Offenheit gaben mir beim Lesen einfach ein gutes Gefühl und ich habe mich direkt wohlgefühlt. Auch, dass andere Charaktere aus dem Vorgängerbuch, kleine Gastauftritte hatten, fand ich super. Vielleicht ist das ja ein Zeichen, dass noch mehr „Teile“ folgen werden?
Die Freundschaft zwischen den besten Freundinnen Doreen und Sarah hat mir unglaublich gut gefallen. Die beiden agieren auf Augenhöhe, sprechen Gefühle und Probleme an, statt sie totzuschweigen, sind ehrlich miteinander und lassen sich gegenseitig Freiraum. Sie gehen gemeinsam durch diese Trauer und sind füreinander da, auch wenn es schwierig wird. Auch, wenn der Verlust dadurch nicht einfacher wird, aber es hilft zu wissen, dass man nicht allein mit seinen Gefühlen ist und jemand einem hilft, die Trauer zu bewältigen. Die Autorin bildet für mich einfach eine tiefgründige und erwachsene Freundschaft ab. Ich mag diese Art langjähriger Freundschaft, weil sie sehr selten geworden sind, weil viele Menschen Freundschaften beenden, sobald es schwierig wird. Generell ist der Zusammenhalt zwischen den Charakteren einfach etwas ganz besonders. Und das nicht nur zwischen Sarah und Doreen, sondern auch allen anderen Beteiligten. Die Gruppendynamik zwischen Sarah, Doreen, Mandy und Bernd gefällt mir total. Es fühlt sich so eingeschworen und selbstverständlich zwischen ihnen an. Sie sind sehr liebevoll, wertschätzend und fürsorglich miteinander.
Was mir immer sehr gut in den Büchern der Autorin gefällt, ist dass die Protagonisten besondere Hobbys und Fähigkeiten haben. So wie in dieser Geschichte das Töpfern. Man lernt quasi nebenbei etwas über eine besondere Tätigkeit und es wird die Lust geweckt, es selbst einmal auszuprobieren.
Für meinen Geschmack hätte das Buch gerne noch 200 Seiten mehr haben können, weil ich gerne noch so viel mehr über Mandy, Bernd, Sarah, Doreen und Florian erfahren hätte und sie weiter begleitet hätte. Die Bücher der Autorin schaffen es einfach immer, dass ich mich so wegträumen kann, dass ich diese Welt gar nicht verlassen möchte. Das auf dem Klappentext angepriesene Familiengeheimnis hätte für meinen Geschmack gerne noch ausführlicher aufgelöst und beschrieben werden können, nichtsdestotrotz, war dieses Buch für mich ein absolutes Highlight, das mir noch sehr lange im Gedächtnis bleiben wird, und das sowohl in meinem Herzen, als auch in meinem Bücherregal einen besonderen Platz bekommt!