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Veröffentlicht am 18.11.2020

Trümmermädchen Bäckerkind

Trümmermädchen
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Köln 1941: Anna wächst bei ihrer Tante Marie und ihrem Onkel Matthias auf, einem Bäckerehepaar.
Das Mädchen liebt die Backstube über alles, besonders den großen Ofen aus Vulkanstein.
Doch mit dem Krieg ...

Köln 1941: Anna wächst bei ihrer Tante Marie und ihrem Onkel Matthias auf, einem Bäckerehepaar.
Das Mädchen liebt die Backstube über alles, besonders den großen Ofen aus Vulkanstein.
Doch mit dem Krieg kommt das Unglück: Matthias wird eingezogen und die Bäckerei bei Luftangriffen zerstört. Während Köln in Trümmern liegt und vom kältesten Winter des Jahrhunderts heimgesucht wird, schließt Anna sich in ihrer Not einer Schwarzmarktbande an und steigt zur gewieftesten Kohlediebin der Stadt auf.
Als sie am wenigsten damit rechnet, verliebt sie sich – eine verbotene Liebe mit gefährlichen Folgen.
Von Kälte, Hunger und Neidern bedroht, halten Anna und ihre Tante verzweifelt an dem Traum fest, die Bäckerei wiederaufzubauen.

Diese, in vielfacher Hinsicht berührende Geschichte, fesselt von der ersten bis zur letzten Seite.
Der Schreibstil ist extrem bildhaft und sehr emotional - bleibt dabei aber immer authentisch!
So hatte ich Marie und Anna sofort ins Herz geschlossen und habe mit ihnen gebangt und gehofft.
Gefühlt stand ich mit ihnen in der Backstube, saß aber auch während der Bombenhagel mit im Bunker.
Die Beschreibungen des ständigen Hungers haben mir manches Mal beim lesen direkt die Kehle zugeschnürt.
So wie mich die Schilderung vom laufen mit Papierschuhen (oder sogar barfuß) über gefrorenen Boden wirklich hat frösteln lassen.
Anna und Marie - ihre Gedanken und Gefühle - werden so intensiv und gleichzeitig realistisch dargestellt, dass man fast das Gefühl hat, an deren Seite durch das zerstörte Köln zu laufen.
Die beiden werden unglaublich liebevoll, mutig und stark dargestellt!
Der kleine Karl erwärmt einem das Herz und bringt nicht nur Marie und Anna zum lächeln!
Der tägliche Kampf aber (um Lebensmittel zum überleben oder um Kohle um nicht zu erfrieren), wird so eindrucksvoll beschrieben, dass man schon mal tief durchatmen muss.
Und dann ist da natürlich noch die tapfere Kinderbande! Sie alle haben mich tatsächlich zu Tränen gerührt. Besonders Hilde. Sie war eine "rote Zora" für ihre kleine "Familie"!
Das Ende: Liebe und Hoffnung besiegen alles!
Ich liebe Köln und ich liebe dieses Buch!
Wenn ich Adjektive dafür benennen müsste: Eindrucksvoll und Bildgewaltig!

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Veröffentlicht am 11.11.2020

Neubeginn

Die Dorfärztin - Ein neuer Anfang
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Helene, genannt Leni, stammt aus einem kleinen Dorf, irgendwo in Westfalen.
Gegen alle Widerstände - und nach langem Kampf - erlauben die Eltern ihrer Tochter irgendwann die höhere Schule zu besuchen, ...

Helene, genannt Leni, stammt aus einem kleinen Dorf, irgendwo in Westfalen.
Gegen alle Widerstände - und nach langem Kampf - erlauben die Eltern ihrer Tochter irgendwann die höhere Schule zu besuchen, Abitur zu machen und Medizin zu studieren.
Aber der Weg dahin ist weit!
Leni, die mit einem "Geburtsfehler" zur Welt kommt, ist für alle die "lahme Ente", die mit dem "Klumpfuß".
Nach diversen schmerzhaften Behandlungen muss sie sich auch noch mehreren Operationen unterziehen.
In der Klinik lernt sie schon als 9jährige Mathias, den Sohn von Nachtschwester Anne kennen.
1928: Leni ist mittlerweile Ärztin und kommt nach einigen Jahren zurück aus Berlin in die Heimat um die alte Dorfpraxis zu übernehmen.
An ihrer Seite: Ihre uneheliche Tochter Marie! Ein Skandal!
Der Vater ist Lenis große Liebe Mathias, der aber nach einem Streit spurlos verschwunden ist.

Die Geschichte um Leni wird unterteilt in zwei Zeitstränge.
1928 kämpft sie als junge Ärztin gegen Vorurteile und um Anerkennung - auch mal wieder innerhalb der eigenen Familie.
Die eigene Praxis soll im Prinzip heißen: Schaut her, ich habe es geschafft. Aber zuerst begegnen ihr die Menschen nur mit Misstrauen...
In abwechselnden Kapiteln erlebt man mit, wie die noch kleine Leni, wie man heute sagen würde, gemobbt und gedisst wurde.
Man traut ihr nichts zu. Sie bekommt das Gefühl lästig zu sein.
Nicht mal zur höheren Schule darf sie. Eine Zukunft als alte Jungfer, die von der Familie durchgefüttert werden muss, scheint vorprogrammiert.
Aber Leni ist zäh und zielstrebig!
Mit Mathias hat sie zum ersten Mal einen echten Freund an ihrer Seite und seine Mutter Anne steht ihr oftmals näher als die eigene.
Diese zweite Zeitebene betrifft die Zeit 1910-1918 und Leni lernt für sich und ihre Träume, trotz aller Steine, die ihr in den Weg gelegt werden, zu kämpfen.
Ich mochte die kleine Kämpferin sehr und hätte ihr gern als Freundin beigestanden und Mut zugesprochen!
In kleinen Zwischenkapiteln ist Leni während des Krieges an der Front um Mathias zu suchen.
Diese fand ich sehr eindringlich beschrieben und zeigen viel von Lenis Charakter.
Über Lenis Mutter musste ich mehrfach den Kopf schütteln. Es war sicher eine harte Zeit, aber ich fand sie ihrer Tochter gegenüber unglaublich gefühlskalt. Ihre Hilfe und Unterstützung Anne gegenüber haben diese Härte für mich nur minimal gemildert.
Mit Mathias hatte ich Probleme. Als Teenager zu Beginn ein wunderbarer Freund für ein krankes, trauriges Mädchen, haben seine späteren Handlungen und Aussagen mich eher etwas verwirrt.
Es sind eben doch nicht alle Soldaten, die den Krieg überlebt haben, ohne psychische Wunden geblieben...
Das Ende lässt auf eine interessante Fortsetzung hoffen.

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Veröffentlicht am 05.11.2020

Kolonialwaren Trilogie Teil 1

Die Frauen vom Nikolaifleet – Der Traum von Übersee (Die Kolonialwaren-Saga 1)
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Hamburg 1899: Leonore liebt es im Kolonialwarenladen des Vaters zu stehen und dort die Kunden zu bedienen. Ihr äußerst strenger Vater sieht dies aber gar nicht gern. Nach seinem Willen soll sie Mathias, ...

Hamburg 1899: Leonore liebt es im Kolonialwarenladen des Vaters zu stehen und dort die Kunden zu bedienen. Ihr äußerst strenger Vater sieht dies aber gar nicht gern. Nach seinem Willen soll sie Mathias, den Sohn des Bäckers heiraten, ihm den Haushalt führen und mit ihm Kinder bekommen. Den Laden soll Sohn Carl übernehmen! Der aber träumt von einem Leben in Amerika.
Als Leonore den Künstler Julius kennenlernt, verliebt sie sich fast sofort in ihn.
Mit Hilfe ihrer neuen Freundin Sophie lehnt sie sich erstmals gegen den Vater auf und kämpft um ihre Liebe.
Aber auch Julius' wohlhabende Familie ist von der unstandesgemäßen Verbindung des Sohnes zur Tochter eines einfachen Krämers nicht begeistert...

Es handelt sich bei "Der Traum von Übersee" um den ersten Teil einer Triologie, in deren Mittelpunkt die zuerst unglaublich schüchterne Leonore steht.
Nachdem sie ihre Mutter früh verloren hat, ist sie den strengen Regeln des Vaters unterworfen und wehrt sich quasi nie, auch wenn vieles - aus heutiger Sicht - unfassbar ungerecht erscheint.
Gemäß dem damaligen, patriarchalischen Weltbild hat eine Tochter gegenüber dem Vater stets brav zu nicken, immer "folgsam" zu sein und darf niemals Widerworte geben!
Erst als Leonore Julius begegnet, scheint sie wie aus einer Trance zu erwachen.
Leonore wird immer selbstbewusster und als Leser(in) hat man das Gefühl, man sieht ihr zu, wie sie erwachsen wird und sich gleichzeitig emanzipiert!
Durch unglückselige Umstände verlässt Carl das Elternhaus und für Leonore ergibt sich die Chance, dass all ihre Träume wahr werden könnten: Einen Mann zu heiraten, den sie liebt und den Laden des Vaters zu übernehmen.
Aber ganz so einfach ist es im Leben nie...

Leonore ist eine junge Frau, die einem sofort sympathisch ist. Man möchte sie gern aus ihrer Unsicherheit locken und Mut zusprechen.
Das gelingt ihrer mütterlichen Freundin Sophie und so schafft Leonore es sogar, sich gegenüber der hochnäsigen Familie von Julius zu behaupten!
Den Weg von der etwas naiven Tochter zur selbstbewussten Ehefrau, Mutter und Geschäftsführerin fand ich etwas sehr schnell vollzogen - aber es hat Spaß gemacht Leonore auf ihrem Weg zu begleiten!
Ich bin gespannt, wie es im zweiten Teil "Der ferne Glanz", 20 Jahre später mit Tochter Ada weitergeht...

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Veröffentlicht am 05.11.2020

Ein neuer Anfang

Weihnachten in der kleinen Bücherei
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Annikas Stimmung ist Ende November gar nicht vorweihnachtlich, hat ihr doch Ehemann Heiko eröffnet, sich in eine Kollegin verliebt zu haben und ausziehen zu wollen.
Das tut er auch direkt am nächsten Tag ...

Annikas Stimmung ist Ende November gar nicht vorweihnachtlich, hat ihr doch Ehemann Heiko eröffnet, sich in eine Kollegin verliebt zu haben und ausziehen zu wollen.
Das tut er auch direkt am nächsten Tag - und zwar ohne sich von seiner Tochter Annika zu verabschieden, die aus allen Wolken fällt, entsetzt, traurig und enttäuscht ist!
Mutter und Tochter finden, gegen diesen Tiefschlag hilft erstmal ein Weihnachtsoverkill mit Mega-Deko noch vor dem ersten Advent und ausgiebigen Backaktionen!
In einem alten Backbuch von Großtante Martha finden sie ein altes Foto von ihr und einem attraktiven jungen Mann.
Wer ist er, dass er noch 60 Jahre nach Aufnahme des Bildes, die Augen der alten Dame zum leuchten bringt?
Weihnachten ist Liebe - und deshalb beschließen Corinna und Annika, zusammen mit Corinnas Schwester Tabea und deren Freund Raphael, den unbekannten Gustav zu finden und für ihn und Martha an Weihnachten ein Treffen zu arangieren.
Aber auch wenn die vier mit der Hilfe des attraktiven Apothekers Lorenz Gustav und dessen Tochter Leni aufspüren können, scheint das Schicksal jedesmal etwas dagegen zu haben, wenn ein Treffen geplant ist. Zum Glück ahnt Martha von all den Dramen nichts....

Die Geschichte dreht sich zu einem eher kleineren Teil um Corinna und Annika und ihren Weg in ein Leben ohne Ehemann und Vater.
Kleiner Kritikpunkt: Annnika kam mir zeitweilig nicht wie dreizehn vor, sondern eher als wäre sie erst sieben oder acht Jahre alt. Naja....
Schwerpunkt ist aber die (recht kurze, weil schnell erfolgreiche) Suche nach Gustav und vor allem um die Planung eines Treffens von Gustav und Martha.
Die "Hindernisse" hatten schon etwas von Slapstick, aber es war zum Glück nicht "drüber".
Das es mit Lorenz auch einen "Neuen" für Corinna gibt, war für eine (vor)weihnachtliche Geschichte abzusehen.
Es ging mir aber etwas zu schnell von "mit Heiko eigentlich glücklich in der Ehe" zu "Lorenz gehört ja schon zur Familie".
Auch braucht es viel Wohlwollen hinzunehmen, dass Annika sich vom Vater so schnell distanziert, weil er eine Neue hat, der Kerl an Mamas Seite aber okay ist. Ja, Heiko ist ein unsensibler Volldepp, da winkt man das durch
Das Weihnachtsfest im großen Kreis fand ich dann aber wieder sehr schön und gar nicht kitschig.
Fazit für mich: Eine zuckersüße, absehbare Weihnachtsgeschichte mit kleinen Schwächen und ein paar verzeihlichen Klischees.

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Veröffentlicht am 01.11.2020

Mission erfüllt!

Mission: Weisse Weihnachten
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Maria, Hans, Inge, Frida und Luky sind die "Sonnenuntergäng" von Tisch 11 im Züricher Seniorenheim "Abendrot".
Als Maria von ihrem Arzt erfährt, dass sie nicht mehr lange leben wird, träumt sie in Fridas ...

Maria, Hans, Inge, Frida und Luky sind die "Sonnenuntergäng" von Tisch 11 im Züricher Seniorenheim "Abendrot".
Als Maria von ihrem Arzt erfährt, dass sie nicht mehr lange leben wird, träumt sie in Fridas Gegenwart von früheren verschneiten Weihnachten in den Bergen.
Das die Freunde Maria diesen letzten Wunsch nicht erfüllen können, liegt nur am fehlenden Geld.
Der ehemalige Lehrer Hans hat aber einen Plan: Sie rauben in Küsnacht einfach einen Juwelier aus!
Aber Theorie und Praxis klaffen weit auseinander, denn einfach ist hier gar nichts.
Der Überfall endet chaotisch, ein Video davon geht auf YouTube durch die Decke!
Da aber die fünf Freunde jetzt von der Polizei gesucht werden, haben sie quasi nichts mehr zu verlieren!
Beim Versuch die "Beute" zu verticken legen sie sich mit einem Drogendealer an und der düpierte und mittlerweile völlig außer Rand und Band geratene Wachmann des Juweliers will seine Rache für die Schmach, die ja jeder im Netz sehen kann!
Aber die fünf Senioren entdecken gemeinsam auf dieser turbulenten Reise ein ganz neues Lebensgefühl und sind einfach nicht mehr zu stoppen!

Was soll ich sagen: Ich habe mich unfassbar schnell in diese wunderbaren Menschen verliebt.
In die direkte, burschikose Frida, auf die man in jedem Notfall zählen kann.
In den stets korrekten Hans, dessen Päne gerade durch die kleinen Schwächen perfekt sind.
In die "Diva" Inge, die für so manche Überraschung gut ist.
In den charmanten Luky, der mit seiner Narkolepsie für Lacher und Spannung sorgt. Und natürlich in die liebenswerte Maria, die man einfach nur in die Arme nehmen möchte.
Einen Lebensabend, wie ihn der Autor im Seniorenheim Abendrot beschreibt, finde ich nicht wirklich erstrebenswert. Aber Menschen, zuerst fremd, die an einen solch trostlosen Ort zu echten Freunden werden, wärmen einem das Herz und machen Hoffnung.
Diese Fünf auf ihrem ganz speziellen Roadtrip zu begleiten, hat unglaublich Spaß gemacht und ich wünsche mir sehr, dass die geplante Verfilmung doch noch zustande kommt!
Am Ende war es mit Marias unabwendbarem Tod kurz etwas traurig.
Aber das Telefonat des Kommissars, kurz bevor er Richtung Chalet geht, hat Kopfkino vom allerfeinsten ausgelöst.
"Letzte Wünsche sind heilig"!
Ich kann mir die vier Musketiere auf einem Schiff in Richtung Karibik sehr gut vorstellen....

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