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Veröffentlicht am 23.03.2019

Eine kleine Geschichte

Der kleine Inselladen
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Da ich Geschichten, die an Ost- oder Nordsee angesiedelt sind, einfach nicht widerstehen kann, musste ich dieses Buch einfach lesen.
"Der kleine Inselladen" ist, passend zum Titel, leider auch nur eine ...

Da ich Geschichten, die an Ost- oder Nordsee angesiedelt sind, einfach nicht widerstehen kann, musste ich dieses Buch einfach lesen.
"Der kleine Inselladen" ist, passend zum Titel, leider auch nur eine kleine Geschichte. Soll bedeuten: Nix besonderes und für mich daher etwas enttäuschend.
Ich kenne Spiekeroog und die tolle Atmosphäre dieser Insel kam bei mir nicht wirklich rüber.

Zur Handlung:
Jette reist zur Oma, bei der sie aufgewachsen ist, nach Spiekeroog.
Oma Tilde, die jahrelang den namensgebenden kleinen Laden geführt hat, ist gestürzt und braucht Hilfe.
Jette, die als Köchin in München Karriere gemacht hat, kann einen Ortswechsel selbst gut gebrauchen.
Ihr Ehemann hat einer Versetzung nach Monte Carlo zugestimmt, was der sowieso schon taumelnden Ehe den Todesstoß versetzt hat.
Auf Spiekeroog trifft Jette auf ihre Jugendliebe Benno. Auch wenn die beiden immer wieder "kreative Differenzen" haben, ist Leser(in) und Dorfgemeinschaft schnell klar - die beiden gehören zusammen.
Als erst der reiche Hamburger Christoph auftaucht, dann der zukünftige Ex-Mann wieder anruft, steht Jette plötzlich zwischen gleich drei Männern.

Die Idee zur Geschichte ist nicht neu, was mich nicht wirklich gestört hat.
Leider war die Umsetzung eher schwach:
Zum einen fand ich Jette nicht so super sympathisch. Obwohl Mitte 30 und erfolgreich im Beruf, handelt sie wie ein noch lebensunreifer, trotziger weiblicher Teenager, der dazu noch hirnlos einem hübschen männlichen Gesicht nachhechelt.
Oma Tilde ist, freundlich formuliert, nordisch stur. Ich persönlich fand sie unmöglich und der Enkelin gegenüber oft sehr unfreundlich und auch sehr ruppig.
Warum muss die Versetzung nach Monte Carlo sein? Fand ich etwas zu dick aufgetragen. Für einen Schritt nach oben auf der Karriereleiter hätte es für einen Banker auch Frankfurt sein können!
Auch das der Chef eines Sternerestaurants die Chefköchin so einfach von einem Tag auf den anderen gehen lässt, scheint mir mehr als unrealistisch!
Gefallen hat mir allerdings die teilweise etwas skurrile Dorfgemeinschaft.
Die Idee, die Jette für den Laden hat, war klasse und ich denke es würde sogar so funktionieren.
Ich hätte jetzt durchaus Lust auf ein Krabbenbrötchen.... nach einer Wattwanderung....

Negativ leider: Einige Rechtschreibfehler - was ich bei einem doch renommierten Verlag weder erwarte, noch möchte!


Veröffentlicht am 18.03.2019

Eine gute Geschichte zwischen zwei Nullnummern

Liebe und andere Köstlichkeiten
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In diesem Buch sind drei Kurzgeschichten vereint, bei denen die jeweilige Protagonistin Süßspeisen herstellt.

Ich hatte mich auf kurzweilige Unterhaltung gefreut, wurde aber 2x enttäuscht:

- Die erste ...

In diesem Buch sind drei Kurzgeschichten vereint, bei denen die jeweilige Protagonistin Süßspeisen herstellt.

Ich hatte mich auf kurzweilige Unterhaltung gefreut, wurde aber 2x enttäuscht:

- Die erste Geschichte ist so grottenschlecht, ich habe sie in Kapitel 4 abgebrochen. Die Personen sind durchgängig unsympathisch, sie Dialoge unrealistisch, das Niveau generell unterirdisch.  

- Die zweite Geschichte ist ganz zauberhaft, die Personen liebenswert, die Handlung richtig süß. Das etwas kitschige Ende war so zu erwarten gewesen. Zum wohlfühlen! 

- Die dritte Geschichte spielt bei "Reich und Schön". Die Probleme der Protagonisten hätte ich gern! Die Handlung ist von Anfang an vorhersehbar, der Schreibstil belanglos und auf Niveau Groschenroman.

Nur wegen der zweiten Geschichte gibt es den zweiten Stern - 

Alles in allem aber eine Enttäuschung. Schade!

Veröffentlicht am 16.03.2019

Ein Lügengeflecht reicht weit zurück

Das bretonische Haus der Lügen
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Adrienne kehrt nach längerem Aufenthalt im Ausland zum ersten Mal wieder zurück in die Bretagne, ins Ferienhaus ihrer Adoptiveltern. Jahre nachdem Adoptivmutter Eva sie nach einem großen Streit aus dem ...

Adrienne kehrt nach längerem Aufenthalt im Ausland zum ersten Mal wieder zurück in die Bretagne, ins Ferienhaus ihrer Adoptiveltern. Jahre nachdem Adoptivmutter Eva sie nach einem großen Streit aus dem Haus geworfen hatte.
Nur weil sie ihren Adoptivbruder Jannis geküsst hat? Oder steckt mehr dahinter?
10 Jahre in den Krisengebieten der Welt bei "Ärzte ohne Grenzen" haben Spuren hinterlassen. Nach einem Zusammenbruch wird Adrienne zurück in die Heimat geschickt. Die Einladung zu Evas 60. Geburtstag ist ein Anlass den Kontakt zur Familie wieder aufzunehmen.
Aber Adrienne hat sich verändert. Trotz posttraumatischem Leiden, sowie einem größeren persönlichen Verlust, beginnt sie jetzt vieles aus der Vergangenheit zu hinterfragen. Adrienne nimmt nicht mehr alle Launen und Spielchen von Eva kommentarlos hin. Und dabei kommt so einiges an Ungereimtheiten, Geheimnissen und Lügen ans Tageslicht.
Eva hatte Adrienne jahrelang vorgelogen ihre leiblichen Eltern seien bei einem Unfall verstorben. Doch das war nicht ihre einzige - und nicht ihre letzte Lüge!
Mehr und mehr zeichnet sich ein riesiges Lügengeflecht ab, das bereits vor Adriennes Geburt ihren Anfang nahm. Und das betrifft nicht nur Eva und Adrienne. Auch das Leben von Adriennes leiblichen Eltern Caroline und Jean, das von Adoptivvater Martin und Adoptivbruder Jannis wurden entscheident von der selbstsüchtigen und manipulativen Eva dramatisch verändert.
Adrienne aber gräbt weiter in der Vergangenheit, stellt unangenehme Fragen und findet nicht nur neue Familienangehörige.

Die Geschichte rund um Adrienne und die Geschehnisse der Vergangenheit sind völlig anders, als ich es aufgrund des Klappentextes erwartet hatte.
Hier wird ein Familiengeheimnis aus einer Zeit eingearbeitet, die man in Deutschland den "deutschen Herbst" genannt hat.
Das es zeitgleich zur RAF in Frankreich eine ähnliche Gruppierung gab, war mir übrigens völlig neu!

Adrienne war mir von Beginn an unglaublich sympathisch, ihre Lebensgeschichte wird extrem empathisch und gleichzeitig fesselnd beschrieben.
Die Geschehnisse der Vergangenheit werden nicht nur Adrienne nicht sofort und in Gänze offenbart, auch die Leser erfahren nur häppchenweise was vor vielen Jahren geschehen ist.
Und immer wieder fragt man sich: "Was kommt da noch?" und "Wie kann eine liebende Mutter so etwas tun?"
Eva ist im Prinzip von Anfang an unsympathisch. Sie ist eine Diva und eine Egomanin. Dabei will sie eigentlich nur geliebt werden! Ihr Ehemann Martin dagegen ist ein herzensguter Mensch, den man sofort mag! Wie hält er es nur mit und bei ihr aus?
Die ganze Geschichte um Caroline und Jean ist unglaublich tragisch. Und so hat man beim lesen sehr viel Sympthie für die zwei Liebenden, obwohl sie Mitglieder einer terroristischen Vereinigung waren. Ein wenig der "Bonnie und Clyde" - Effekt?
Doch waren die beiden wirklich diese Monster, wie die Öffentliche sie sieht? Je mehr Adrienne aufdeckt, desto mehr will sie wissen.
Sie bekommt tatsächlich Kontakt zur Schwester von Jean und zu einem Bruder von Caroline. Plötzlich zeichnet sich ein völlig anderes Bild ihrer Eltern ab.
Eva aber versucht jetzt verstärkt alle um sich herum zu manipulieren und die Geschichte in ihrem Sinne zu lenken. Allerdings ist Adrienne nicht mehr das kleine Mädchen von früher und bleibt hart.
An ihrer Seite sind aber nicht nur Martin und Jannis. Auch Ruben, ein niederländischer Arzt, den sie von ihrem letzten Einsatz kennt und der ihr nicht aus dem Kopf geht, meldet sich bei ihr. Haben die beiden eine Zukunft? Denn es gibt etwas, dass Adrienne ihm vor der Abreise aus dem Jemen verschwiegen hatte...

Mich hat dieses Buch unglaublich gefesselt. Es war durchgehend spannend zu lesen und natürlich habe ich mitgerätselt und spekuliert, was tatsächlich wahr ist - und was von Eva erfunden, verdreht oder gebogen wurde. Das Ende hat mich zwiegespalten zurückgelassen. Versöhnlich, traurig, liebevoll, tragisch, hoffnungsvoll, offen, spekulativ.... von allem ein wenig.

Definitiv ein spannender Pageturner!

Veröffentlicht am 15.03.2019

Vielversprechender Auftakt

Die Frauen der Villa Fiore 1
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Nachdem Constanze Wilken in der Vergangenheit ihre Leser literarisch nach Wales gelockt hat, ist dies nun der Auftakt einer neuen Reihe, die in der wunderbaren Toskana angesiedelt ist.
Im Mittelpunkt steht ...

Nachdem Constanze Wilken in der Vergangenheit ihre Leser literarisch nach Wales gelockt hat, ist dies nun der Auftakt einer neuen Reihe, die in der wunderbaren Toskana angesiedelt ist.
Im Mittelpunkt steht die Familie Massinelli, Inhaber des Weingutes Villa Fiore.
Giulia, die älteste der drei Töchter Massinelli kehrt nach längerem Aufenthalt in New York zurück nach Italien. Beruflich und privat hat sie einige Tiefschläge einstecken müssen. Jetzt will sie zuerst wieder zu sich selbst finden, bevor sie den Kampf um ihren guten Ruf aufnehmen kann!
Das Verhältnis zum Vater Lorenzo ist und war sehr angespannt, kann und will dieser nicht verstehen, warum Giulia seine Leidenschaft für den Wein nicht teilt und lieber im Finanzsektor Karriere machen will!
Das Weingut stellt gerade mit Paul, einem Flying Winemaker aus Kalifornien, auf biologischen Anbau um, als sich mysteriöse Unfälle ereignen, die auf Sabotage schließen lassen.
Wer gönnt der Familie Massinelli keinen Erfolg? Konkurrenz, Mitarbeiter oder womöglich jemand aus der eigenen Familie?

"Die Frauen der Villa Fiore" heißt auch "Giulias Geschichte", was darauf hindeuten, dass es in weiteren Folgen vielleicht um die anderen Frauen der Familie gehen wird:
Manuela, Giulias Mutter, die sich als Deutsche ihren Platz innerhalb der italienischen Familia sicherlich nicht leicht erobert hat.
Ganz bestimmt nicht bei einer Schwiegermutter wie der konservativen und sturen Matriarchin Teresa, die ihre eigene Geheimnisse hütet.
Oder die jüngeren Schwestern Milena und Bianca, die man ebenfalls ein wenig kennenlernt - und deren angedeutete Lebensgeschichte noch viel interessantes verspricht!

Im Mittelpunkt steht, neben der Suche nach einem möglichen Saboteur, immer wieder der Wein, Anbau, Herstellung, und und und....
Das Wissen, das einem so ganz nebenbei vermittelt wird, ist auch für Laien sehr interessant und man erfährt viel Neues!

Natürlich kommt auch die Liebe nicht zu kurz, denn zwischen Giulia und Paul knistert es schon bald. Aber beide müssen mit ihrer jeweiligen Situation erst klar kommen, denn Paul zieht es bald aus familiären Gründen zurück ins kalifornische Napa Valley zum Weingut seines geliebten Großvaters, der ihn dringend braucht.
Und Giulia entdeckt so nach und nach ihre Liebe und Verbundenheit mit ihrer Heimat und dem Wein....

Die Beschreibungen der Protagonisten sind sehr gut gelungen. So unterschiedlich sie alle auch sind, kann man sich sehr gut in jeden hineinversetzen.
Dazu beigetragen hat auch das Kopfkino mit den Bildern der Toskana, der Landschaft und der Weinberge, welches die Autorin vor einem ablaufen lässt.
Italien, Sehnsuchtsland vieler Deutscher, wird hier gleichermaßen intensiv wie liebevoll beschrieben - man möchte direkt den nächsten Urlaub buchen und dorthin reisen.

Auf jeden Fall empfehle ich zur Lektüre ein gutes Glas Wein!

Ich freue mich schon auf die weiteren Teile dieser tollen Reihe, lassen doch ein paar offene Punkte viel Spielraum für neue wunderschöne Lesestunden!

Veröffentlicht am 10.03.2019

Mehr Tiefgang als erwartet

Mühle mit Meerblick
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Caroline, von allen nur Line genannt, ist im Waisenhaus und bei verschiedenen Pflegefamilien groß geworden. Einziger Anhaltspunkt bei der Suche nach ihrer Mutter ist ein Foto mit einer Mühle. Als sie diese ...

Caroline, von allen nur Line genannt, ist im Waisenhaus und bei verschiedenen Pflegefamilien groß geworden. Einziger Anhaltspunkt bei der Suche nach ihrer Mutter ist ein Foto mit einer Mühle. Als sie diese zufällig in einer Dokumentation sieht, reist sie von Kopenhagen ins ihr unbekannte Strynø.   
Line findet innerhalb kurzer Zeit ihre Wurzeln, Freunde und beim wortkargen Adam die Liebe. 
Aber ein Punkt in ihrem Leben steht den beiden zuerst anscheinend im Weg, gibt es doch etwas in Lines Leben, über das sie nicht reden kann und will.
Und so wie sie sich Adam gegenüber langsam öffnet, offenbart auch er Line seine eigene tragische Vergangenheit.
Und als sich für Line zum ersten Mal in ihrem Leben eine große Chance auftut, muss sie sich entscheiden wir ihr Leben weitergehen soll.

Titel und Cover lassen auf eine leichte, sommerliche Liebesgeschichte in Dänemark schließen.
Aber die Geschichte beinhaltet so viel mehr!
Was als Suche nach ihrer Familie beginnt, entwickelt sich zu einer Suche nach sich selbst.
Line hat kaum Selbstbewusstsein. Zum einen hat sie nie lange ein wirkliches Zuhause und damit Rückhalt erleben dürfen. Zum anderen hat sie wegen einer Lese-/Schreibschwäche, trotz ihrer mittlerweile 28 Jahre, keine Ausbildung gemacht, nie einen richtigen Beruf erlernt.
Doch auf Strynø scheint sich niemand für Ihr "Handicap" zu interessieren und so blüht Line immer mehr auf.
Die Liebe zum 16 Jahre älteren Adam, die neuen Freunde und ihre gefundene Vergangenheit machen aus ihr einen neuen Menschen.
Adam, der sich vor den Menschen nach Strynø zurück gezogen hat, kann sich nur langsam öffnen. Zu sehr wurde er in der Vergangenheit verletzt. Eine neue Zukunft, eine neue Liebe, mit der deutlich jüngeren Line kann er sich lange nicht vorstellen.
Als sich gerade alles zum Guten entwickelt erhält Line die Möglichkeit für eine berufliche Neuorientierung und gleichzeitig, sich eine Traum zu erfüllen. Dafür müsste sie Strynø aber verlassen....

Die Geschichte rund um Line und Adam ist nicht nur einfach eine Liebesgeschichte. Es geht auch um Hoffnung, Mut, Vertrauen und Freundschaft.
Line, die von der Mutter verlassen worden, und dann in verschiedenen Pflegefamilien herumgereicht wurde, muss lernen sich und anderen zu vertrauen. Sie ist jedoch unglaublich liebenswert, ihre offene und direkte Art macht sie für jeden sympathisch. 
Adam geht es eigentlich ähnlich. Auch er fühlt sich zurückgewiesen und ungewollt, sodass er sich von den Menschen in seiner Umgebung entfernt.
Für beide ist es ungewohnt Nähe zuzulassen, zu groß die Angst wieder einmal verletzt zu werden.
Die aufkeimenden Gefühle der beiden füreinander werden sehr realistisch beschrieben. Miteinander, nebeneinander lernen sie gemeinsam offen für Neues zu sein. Line und Adam finden aber nicht nur Freunde, sondern auch gleichzeitig einen Platz in Strynø und im Leben.
Mir haben die Menschen auf dieser kleinen Insel unglaublich gut gefallen. Diese Ansammlung von freundlichen, teils skurrilen Menschen, sind in ihrer Gesamtheit einfach zauberhaft und hat mich an die TV-Serie "Ausgerechnet Alaska" erinnert.
Die sehr bildhaften Beschreibungen von Strynø runden die Geschichte ab.