Eine wunderschöne Geschichte mit viel Weisheit
Caroline, genannt Line, wurde ihr Leben lang von Pflegefamilie zu Pflegefamilie geschoben. Von ihrer Mutter besitzt sie nur ein Foto mit einer Mühle im Hintergrund. Als sie eines Tages in einer Reportage ...
Caroline, genannt Line, wurde ihr Leben lang von Pflegefamilie zu Pflegefamilie geschoben. Von ihrer Mutter besitzt sie nur ein Foto mit einer Mühle im Hintergrund. Als sie eines Tages in einer Reportage diese Mühle erkennt, macht sie sich auf nach Stryno - in der Hoffnung, ihre Wurzeln zu finden. Dort angekommen findet sie wirklich ihre Großmutter - und eine Dorfgemeinschaft, die sie mit offenen Armen empfängt. Anfang ist sie direkt überfordert von so viel Aufmerksamkeit, doch sie fängt an, sich hier heimisch zu fühlen. Und dann ist da noch der kauzige Adam, der sich schon seit vielen Jahren ein Einsiedlerleben in seiner Mühle eingerichtet hat. Line findet Zugang zu ihm und ermöglicht es ihm, sich wieder der Welt zu öffnen - genauso wie Adam ihr hilft, ihr Selbstvertrauen zu finden.
Ich fand diese Geschichte einfach wundervoll. Es ist nicht nur eine Liebesgeschichte, sondern eine Geschichte über das Finden zu sich selbst. Line hatte nie wirklich Wurzeln und ist verzweifelt auf der Suche danach. Ich selber habe meine leibliche Mutter auch erst im Erwachsenenalter kennengelernt, hatte aber eine liebevolle Familie, die das ausgeglichen hat. Aber wahrscheinlich grad deswegen gehen mir solche Geschichten sowieso immer unter die Haut - immer das Wissen, welch ein Glück ich hatte. Dann hat Line eine Lese-/Rechtschreibstörung - und schämt sich so sehr dafür, denn keiner hat ihr jemals geholfen bzw. ihre Probleme erkannt. Doch Adam, der eigentlich Lehrer ist, erkennt es und hilft ihr. Auch hier habe ich private Erfahrungen, da mein Sohn eine Lese-/Rechtschreibstörung hat. Dies alles hat das Buch für mich natürlich sehr persönlich und greifbar gemacht. So einige Male musste ich mit den Tränen kämpfen.
Dann ist Adam ein absoluter Bücherwurm. Er versucht Line trotz ihrer Probleme die Liebe zu Büchern näherzubringen. Auch bei den Inselbewohnern versucht er das. Immer wieder fließen Zitate aus Büchern in die Geschichte hinein. Und auch sonst sind so einige Weisheiten in diesem Buch versteckt. Eigentlich sollte man sich Markierungen setzen, um diese immer mal wieder nachschlagen zu können.
Ich kann dieses Buch absolut empfehlen. Eine warmherzige, ergreifende Geschichte um ein junges Mädchen, das ihren Weg und ihre Heimat findet. Und um einen Mann mittleren Alters, der mit seinen Gespenstern aus der Vergangenheit zu kämpfen hat. Das alles eingehüllt in einer wunderschöne Landschaft, der Liebe zum Meer und herzlichen Menschen (die anfangs ziemlich schrullig gewirkt haben).