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Veröffentlicht am 09.01.2018

Dum spiro spero

Die Oleanderfrauen
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DUM SPIRO SPERO
Das bekannte Zitat von Cicero geht noch weiter:
"Dum spiro spero. Dum spero amo. Dum amo viro" - "Solange ich atme, hoffe ich. Solange ich hoffe, liebe ich. Solange ich liebe, lebe ich".


Dies ...

DUM SPIRO SPERO
Das bekannte Zitat von Cicero geht noch weiter:
"Dum spiro spero. Dum spero amo. Dum amo viro" - "Solange ich atme, hoffe ich. Solange ich hoffe, liebe ich. Solange ich liebe, lebe ich".


Dies steht perfekt zu dieser unglaublich spannend geschriebenen Familiengeschichte.
Im Mittelpunkt steht die zu Beginn 17jährige Sophie. Die Liebe zu ihrem Freund aus Kindertagen scheint unmöglich, denn Sophie ist die Tochter des reichen Kaffeehändlers Friedrich Terhoven und Hannes "nur" der Sohn der Köchin.
Doch die beiden treffen sich heimlich und werden in der Zeit des aufstrebenden Nazi-Regimes ein Paar.
Der Leser erlebt diese bittersüße Liebesgeschichte genauso hautnah mit, wie den schleichenden Wandel der Zeit.
Die Lebensumstände, sowie die Emotionen der verschiedenen Protagonisten, werden sehr lebensnah und eindringlich vermittelt, ohne aufdringlich zu wirken.
Das betrifft auch "Nebencharaktere" wie z.B. Sophies Bruder Lenny, der sehr früh in die Fänge der HJ gerät, oder ihren besten Freund, den homosexuellen Malte, dessen Qualen mich besonders berührt haben.

Ich möchte auf noch so viel mehr eingehen, so sehr hat mich dieses Buch bewegt. Aber ich will den Lesegenuss nicht schmälern, denn gerade von den vielen grandios beschriebenen Personen und dem unglaublichen Spannungsbogen lebt das Buch!
Ich kann den Schreibstil nur als fesselnd beschreiben - und das ist schon fast untertrieben: Ich habe die Geschichte quasi inhaliert!

Umrahmt wird die Geschichte von Jule und Johanna.
Jule ist die Besitzerin eines kleines Cafés und betreibt dazu noch einen Service für Familienchroniken
Johanna ist eine ältere Dame, die auf dem Dachboden im Haus der verstorbenen Mutter ein altes Tagebuch findet.
Gemeinsam vertiefen sich die zwei Frauen in die gleichermaßen bewegenden, wie spannenden Seiten der Vergangenheit und entdecken Erstaunliches - und Gemeinsamkeiten!

Genau wie Jule und Johanna mag man sich kaum von den Seiten lösen, weil man unbedingt wissen will, wie es weitergegangen ist!
Denn mit " Die Oleanderfrauen" ist Teresa Simon ein hervorragend recherchierter Roman gelungen, der mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistert hat!


Abgerundet wird das Buch durch ein historisches Nachwort und einige Rezepten aus Jules Café.

Veröffentlicht am 25.12.2017

Dramatisch und bewegend

Abschied in Prag
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„Abschied in Prag“ ist die Geschichte von Lenka und Josef aus Prag, die sich in den frühen 30er Jahren des letzten Jahrhunderts ineinander verlieben.
Als sich die Situation der Juden auch in der damaligen ...

„Abschied in Prag“ ist die Geschichte von Lenka und Josef aus Prag, die sich in den frühen 30er Jahren des letzten Jahrhunderts ineinander verlieben.
Als sich die Situation der Juden auch in der damaligen Tschechoslowakei dramatisch verschlimmert, beschließen die beiden zu heiraten und in die USA zu emigrieren.
Durch unglückliche Umstände verlässt aber nur Josef mit seiner Familie das Land und Lenka bleibt mit ihrer Schwester und den Eltern zurück.
Man erlebt, kapitelweise im Wechsel, die Geschichte der beiden rückwirkend erzählt.
Dabei ist Lenkas Schicksal weitaus tragischer, als das von Josef!
Nachdem der Alltag für Ihre Familie immer schwieriger geworden war, kommen sie nach Theresienstadt. Und von dort gehen regelmäßig Transporte nach Osten....
Die Geschichte wird rückwirkend erzählt. Immer kapitelweise abwechselnd in der Ich-Form, was die Dramatik noch erhöht, da man gefühlt näher am Geschehen beteiligt ist.
Den Schreibstil kann ich nur als "extrem fesselnd" beschreiben.
Gerade die Beschreibungen aus dem KZ sich sehr bildhaft, da unglaublich detailliert was den grausamen Alltag der Häftlingen betrifft.
Auch wenn man viele historischen Fakten kennt, ist die lebendige  Darstellung hier teilweise schon sehr beklemmend.
Aber auch die Beschreibung der weiteren Lebenswege nach dem Krieg sind sehr emotional.
Irgendwie fühlt man immer direkt mit: Beide sind nie glücklich, da nie wirklich komplett.
Als sie nach vielen Jahren durch eine unglaubliche Fügung aufeinandertreffen, ist es wie eine Erlösung.
Auch wenn Lenka und Josef nur eine kurze Zeit gemeinsam hatten wussten beide immer, dass sie füreinander bestimm waren.
Interessant und beeindruckenden fand ich, dass einige der Insassen des Lagers Theresienstadt tatsächlich gelebt haben und das ihr Schicksal hier noch einmal, wenn auch nur kurz, erzählt wird.

Veröffentlicht am 18.11.2017

Eine außergewöhnliche Liebesgeschichte

Träume, die ich uns stehle
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"Träume, die ich uns stehle" ist eine sehr berührende Geschichte, die mich erst recht spät gepackt, dann aber fasziniert und begeistert hat.
Lara lebt in der psychiatrischen Abteilung eines Krankenhauses. ...


"Träume, die ich uns stehle" ist eine sehr berührende Geschichte, die mich erst recht spät gepackt, dann aber fasziniert und begeistert hat.
Lara lebt in der psychiatrischen Abteilung eines Krankenhauses. Sie hatte einen Unfall und leidet seitdem an Amnesie. Die vergangenen 2 Jahre sind bei ihr komplett gelöscht. Dazu kommt der innere Drang permanent zu reden. Und zwar wirklich permanent. Sie kann es nicht stoppen, auch wenn sie merkt, dass die Menschen sich von ihr abwenden.
Immer und immer wieder versucht sie herauszufinden wie es zu dem Unfall gekommen sein könnte und spekuliert darüber. Laut redent!
Aber es reicht nicht einfach zu sprechen - sie braucht einen Zuhörer, damit der innere Druck nicht zu groß wird. Aber es will ihr außer ihrem Psychiater, keiner mehr zuhören.
Durch Zufall sieht sie auf der Intensivstation den Koma-Patienten Thomas, zu dem sie irgendwie eine Verbindung spürt.
Und auch wenn der sie eigentlich nicht hören kann, hilft es ihr mit ihm zu sprechen. Oder besser zu ihm. Als klar wird, dass Thomas auf ihre Stimme reagiert, darf sie regelmäßig mit und zu ihm sprechen.
Sie beginnt ihm eine Geschichte zu erzählen. Darin verweben Laras Phantasie, ihre Vergangenheit und Infos aus Thomas Blog, den sie jetzt nach und nach liest.
In Laras Geschichte lernen sie und Thomas sich kennen und werden ein Paar. Und Lara beginnt sich zu erinnern. Kennen die beiden sich womöglich sogar wirklich? Was ist Realität - Was ist Phantasie?

Die Kapitel sind abwechselnd mit LARA und THOMAS überschrieben und so wird man in "seinen" (eher kurzen) Kapiteln in seine Gedankenwelt während des Komas versetzt. Man erlebt seine Gedanken und Gefühle sehr intensiv mit.
Aber auch Laras Geschichte, ihre Vergangenheit wird immer klarer.
Das Geheimnis rund um ihre Krankheit ist gleichermaßen erschreckend wie verstörend.
Und auch Thomas hat ein schweres Trauma davongetragen, welches ihn in seiner eigenen Hölle gefangen hält. Nur Laras Stimme ist für ihn noch so etwas wie ein Hoffnungsschimmer....

Der Schreibstil hat mich zuerst etwas verwirrt, denn der Übergang zwischen der von Lara erzählten Geschichte und der Realität sind oft fließend und ich konnte es manchmal nicht sofort erkennen, wo ich mich gerade befinde.
Nach einer Weile hatte ich mich dann aber quasi eingelesen und konnte die Geschichte richtig genießen.
Es war für mich dann aber eine wahre Gefühlsachterbahn und ich habe mit den beiden mitgelitten und an ihrer Seite gehofft.
Ihre jeweilige familiäre Vergangenheit ist teilweise kaum auszuhalten, die psychischen Schmerzen waren beim lesen fast greifbar.
Das Ende ist mehr als offen. Aber auch irgendwie positiv und trotz der zu erwartendenen Schwierigkeiten sehr hoffnungsvoll.

Wer zu den Fans von "Ein ganzes halbes Jahr" gehört, der wird auch dieses Buch lieben.

Veröffentlicht am 11.11.2017

Barbizon

Wovon sie träumten
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Die Journalistin Rose wohnt mit ihrem Freund Griff in einem Apartment, welches im ehemaligen Barbizon Hotel untergebracht ist.
Im Lift trifft sie zufällig auf Darby, eine älteren Dame, die schon seit Jahrzehnten ...

Die Journalistin Rose wohnt mit ihrem Freund Griff in einem Apartment, welches im ehemaligen Barbizon Hotel untergebracht ist.
Im Lift trifft sie zufällig auf Darby, eine älteren Dame, die schon seit Jahrzehnten im Haus lebt.
Darby ist eine beeindruckende und gleichzeitig geheimnisvolle Frau, die nur mit einem Schleier vor dem Gesicht ihr Appartement verlässt.
Nachdem es im Job für Rose nicht besonders gut läuft, beschließt sie etwas über die Vergangenheit von Darby herauszufinden und sich gleichzeitig über die Geschichte des Hotels zu informieren.
Nach und nach erfährt Rose, die jetzt mit dem Kameramann Jason
zusammenarbeitet, von verschiedenen merkwürdigen Vorkommnissen im Umfeld von Darby und dem Barbizon.
Als Griff sich von Rose trennt geht sie einen ungewöhnlichen Weg um
an weitere Erkenntnisse der vergangenen Zeit zu gelangen.
Was ist damals wirklich geschehen? Was für ein Geheimnis hat Darby?

Das Barbizon Hotel für alleinstehende Frauen ist in den 50er Jahren die Anlaufstelle für die junge Darby, die sich auf Wunsch der Mutter hin in New York zur Sekretärin ausbilden lassen will.
Darby möchte in Zukunft auch unbedingt, unabhängig von einem Mann, ein eigenständiges Leben führen. Die anderen Bewohnerinnen allerdings sind im Prinzip nur auf der Suche nach einem Ehemann.
Sie trifft auf das Zimmermädchen Esme, die von einer Karriere als Sängerin und Schauspielerin träumt.
Zusammen mit Esme geht sie in einen Jazz-Club, lernt eine ganz neue Welt kennen und verliebt sich in Sam.
Dann wird Darby von der Schule verwiesen und gleichzeitig überschlagen sich auch anderweitig die Ereignisse. Haben Darby und Sam noch eine Chance?

Der Schreibstil ist flüssig zu lesen, beide Handlungsstränge sind gleichermaßen spannend.
Die Beschreibungen des Barbizon sind sehr bildhaft und ich war in beiden "Geschichten" jederzeit an der Seite der jeweiligen Protagonistin.
Sowohl Rose, als auch Darby waren mir sehr sympathisch.
Beide hatten Träume von ihrem zukünftigen Leben, müssen aber irgendwann feststellen, dass Hoffnungen manchmal an der Realität scheitern.

Veröffentlicht am 02.11.2017

Flamenco

Die spanische Tänzerin
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Charlotte fliegt von Australien ins ferne Spanien, um die Hintergründe eines Bildes zu erforschen, welches ihre schwer erkrankte Oma Katarina einst von ihrem Vater geschenkt bekommen hatte.
In Granada, ...

Charlotte fliegt von Australien ins ferne Spanien, um die Hintergründe eines Bildes zu erforschen, welches ihre schwer erkrankte Oma Katarina einst von ihrem Vater geschenkt bekommen hatte.
In Granada, der Heimatstadt von Katarina, trifft Charlotte auf den Flamenco-Gitarristen Mateo. Mit ihm lernt sie die Welt der Gitanos und den Flamenco kennen.
Aber sie erfährt auch etwas über die Vergangenheit. Über die Zeit der Franco-Ära Spaniens, die eng mit Katarinas Leben verknüpft ist.
Die junge Katarina hatte mit hrer Familie gebrochen. Ihre Leidenschaft für den Flamenco wurde nie gern gesehen, und nach dem Tod des Vaters musste sie sich entscheiden.
Katarina trifft, nun auf sich allein gestellt, ihre große Liebe Raúl wieder und gemeinsam leben sie die Leidenschaft für den Flamenco, obwohl die Spitzel von Franco überall zu sein scheinen.
Aber Raúl hat ein Geheimnis: Er engagiert sich im Widerstand! Katarina beschließt ihn zu unterstützen und nach einem Verrat überschlagen sich die Ereignisse.
Charlotte findet nicht nur die Künstlerin, die das Bild ihrer Oma gemalt hat. Sie entdeckt außerdem ein Geheimnis aus Katarinas Familie, welches das Leben der geliebten Oma auf den Kopf stellt. Und sie erfährt von Raúl.....
Charlotte, eine begabte Malerin, hatte bisher ihre Wünsche und Träume zurückgestellt und im Familienbetrieb des Vaters gearbeitet.
In Granada aber beginnt sie wieder zu malen und entdeckt ihre Leidenschaft neu.
Sie verliebt sich In Mateo, der aber zieht sich immer wieder zurück. Auch er scheint ein Geheimnis zu haben. Wird sich die Geschichte wiederholen?

Auch dies ein Roman auf zwei Zeitebenen. Diesmal jedoch mit dem eher selten behandelten Thema der Franco-Diktatur im historischen Teil!
Man erfährt aber eher wenig aus dieser Zeit der Diktatur, sie bildet eigentlich nur den Rahmen, einer ansonsten aber sehr interessanten Geschichte.
Der Fokus liegt ganz klar auf dem Flamenco! Gespickt mit ein paar spanischen Fachbegriffen lernt man eine ganz neue Welt aus Musik und Leidenschaft kennen.
Katarina mochte ich sehr, mit Charlotte habe ich mich nicht so schnell angefreundet. Mir fehlte bei ihr eindeutig das Selbstbewusstsein ihrer Oma!
Auch im Vergleich zu Raúl kam Mateo bei mir nicht so gut an. Er kam mir zu Beginn wie ein geheimnisvoller andalusischer Musiker vor, hab dann aber durch seine spröde Art wieder bei mir verloren.
Wunderbar fand ich die Beschreibungen der Stadt Granada. Die Einflüsse, sowohl der spanischen, als auch der maurischen Kultur, müssen den ganz besonderen Flair dieser Stadt ausmachen.