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Veröffentlicht am 08.04.2021

Ein erfrischend anderer Roadtrip

Reise mit zwei Unbekannten
1

Auf den ersten Blick hat die zukünftige Fahrgemeinschaft des alten Twingo nur eine Gemeinsamkeit: das Reiseziel Brüssel. Max(ine), eine 90-jährige ziemlich quirlige Seniorin, möchte dort selbstbestimmt ...

Auf den ersten Blick hat die zukünftige Fahrgemeinschaft des alten Twingo nur eine Gemeinsamkeit: das Reiseziel Brüssel. Max(ine), eine 90-jährige ziemlich quirlige Seniorin, möchte dort selbstbestimmt über ihr Lebensende entscheiden und findet eine Mitfahrgelegenheit bei Alex, einem 25-jährigen Studenten mit gebrochenem Herzen, der seinem Liebeselend entfliehen möchte.

Aber Gegensätze ziehen sich ja bekanntlich an und nach den ersten Schrecksekunden folgt ein Roadtrip der ganz besonderen Art. Neben einer Menge verrückter Vorfälle, skurriler Begegnungen und jeder Menge Missverständnisse ist es vor allem der verbale Schlagaustausch zwischen Max und Alex, der mich zum Lachen gebracht hat, auch wenn die eine oder andere Wiederholung erfolgt ist. Manche der Situationen sind vielleicht auch sehr weit hergeholt und grenzwertig realistisch, haben mich aber nicht gestört. Mir hat der insgesamt turbulente Ablauf rundherum unterhaltsame Lesemomente beschert. Und es gab auch immer wieder Raum für ernstere Themen, wie z. B. Sterbehilfe oder das Leben in Altenheimen.

„Reise mit zwei Unbekannten“ ist erfrischend anders. Man muss sich sicherlich auf diese Art Humor einlassen, aber es lohnt sich.

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Veröffentlicht am 06.04.2021

Die Kraft der Naturgewalten

Die Farbe des Nordwinds
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Der Roman spielt in zwei Handlungssträngen: der Gegenwart und der Vergangenheit vor ca. 200 Jahren, als „Damals“ bezeichnet.

In der Gegenwart begegnen wir Ellen, die als Teenager eine kurze Zeit auf der ...

Der Roman spielt in zwei Handlungssträngen: der Gegenwart und der Vergangenheit vor ca. 200 Jahren, als „Damals“ bezeichnet.

In der Gegenwart begegnen wir Ellen, die als Teenager eine kurze Zeit auf der Hallig glücklich war und hier wieder anknüpfen möchte; in der Vergangenheit berichtet ein zunächst noch namenloser Protagonist von seinem Leben, dem Weggang und der Rückkehr auf die Hallig.

So unterschiedlich, wie die Protagonisten und ihre Geschichten auf den ersten Blick auch scheinen, ergeben sich nach und nach doch etliche Gemeinsamkeiten und Parallelen in ihren Lebensläufen.

Besonders im „Damals“ habe ich die vorherrschende Stimmung immer als sehr schwermütig empfunden, was aber perfekt zum damaligen Leben auf einer Hallig gepasst hat. Es war ein entbehrungsreiches, schweres Leben, dem man sich anzupassen hatte, mit einer ganz klaren Rollenverteilung. Die Halliglüüd waren schon ein ganz spezieller Menschenschlag.

Klara Jahn hat in ihrem Roman sehr anschaulich und authentisch das Leben auf einer Hallig im „Damals“ und zur heutigen Zeit beschrieben. Gut gefallen hat mir auch, dass eine Chronik über die große Sturmflut von 1825 in die Handlung mit eingeflossen ist.

Dabei ist auch deutlich geworden, dass Küsten- und Deichschutz auch schon vor über 200 Jahren ein wichtiges Thema war und bis heute geblieben ist. Auch Natur- und Umweltschutz werden im gegenwärtigen Handlungsstrang in verschiedenen Aspekten beleuchtet. Es zeigt sich, dass die Balance zwischen dem Aufrechterhalten der Traditionen und dem Annehmen der modernen Annehmlichkeiten nicht immer einfach ist.

Man muss sich auf diesen Roman einlassen können, vor allem auf die mitunter vorherrschende düstere Grundstimmung, aber die Beschreibung von den Naturgewalten und dem Leben am Meer entschädigt dafür wieder.

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Veröffentlicht am 16.02.2021

Gegensätze ziehen sich an

Elbleuchten
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Lily Karstens ist Tochter eines wohlhabenden Hamburger Reeders und kennt das Leben nur von der sonnigen Seite. In einer Villa behütet und mit allen Annehmlichkeiten aufgewachsen besucht sie derzeit das ...

Lily Karstens ist Tochter eines wohlhabenden Hamburger Reeders und kennt das Leben nur von der sonnigen Seite. In einer Villa behütet und mit allen Annehmlichkeiten aufgewachsen besucht sie derzeit das Lehrerinnenseminar, obwohl sie bereits verlobt ist. Und sie träumt davon – natürlich nur insgeheim – Schriftstellerin zu werden.

Bei einem schrecklichen Unfall nach einer Schiffstaufe, für den Lily sich verantwortlich fühlt, lernt Lily Jo kennen, der einen nicht erklärbaren Reiz auf sie ausübt. Als ihre Wege sich zufällig wieder kreuzen lernt sie durch ihn das Elend der Gängeviertel kennen und sieht mit eigenen Augen den täglichen Kampf der dort hausenden Menschen um das nackte Überleben – egal um welchen Preis. Besonders die Ungerechtigkeit zwischen Männern und Frauen ist ihr immer mehr ein Dorn im Auge. Durch Emma, eine neue Teilnehmerin im Seminar, lernt sie einen Frauensalon kennen und erhält plötzlich Informationen zu politischen und gesellschaftlichen Themen, die ihr zu Hause immer verwehrt worden sind.

Der Schreibstil hat mir von Anfang an gut gefallen und das geschilderte Hamburg Ende des 19. Jahrhunderts konnte ich mir schnell bildlich vorstellen. Auch die Charaktere und Lebensumstände der Familie Karstens sowie die der Bewohner im Hafenviertel als krasses Gegenteil sind ausführlich beschrieben worden. Für mich waren die ersten 150 Seiten dafür etwas zu viel des Guten, da habe ich mich zuletzt doch sehr durchkämpfen müssen. Dafür hat mich der Rest des Buches begeistern können.

Ich habe Lily sehr schnell in mein Herz geschlossen. Sie ist eine mutige junge Frau, die eine eigene Meinung hat und diese auch offen ausspricht, auch wenn das in ihren Kreisen verpönt ist. Trotz aller Strafen und Maßregeln lässt sie sich nicht unterkriegen, folgt ihrem Herzen und bricht letzten Endes auch aus ihrer bisherigen Komfortzone aus.

Das Ende lässt natürlich Fragen offen – schließlich erscheint bald der 2. Teil – und die Antworten werde ich dann dort hoffentlich erfahren.

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Veröffentlicht am 09.02.2021

Kleine Auszeiten für zwischendurch

Hasenbrot und andere weltbewegende Dinge
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Lesemomente zum Genießen, diese bietet der Autor Jens Hofmann hier in Form von Alltagserlebnissen, Kindheitserinnerungen oder Natur-beobachtungen. Passend zu den 4 Jahreszeiten gibt es auch viele kleine ...

Lesemomente zum Genießen, diese bietet der Autor Jens Hofmann hier in Form von Alltagserlebnissen, Kindheitserinnerungen oder Natur-beobachtungen. Passend zu den 4 Jahreszeiten gibt es auch viele kleine Geschichten und natürlich dürfen auch weihnachtliche (wenn auch sehr kartoffelsalatlastige) Familienepisoden nicht fehlen. Wer achtsam durch das Leben geht kommt hier garantiert auf seine Kosten und es ist für jeden Geschmack etwas dabei: Märchenhaftes, unfreiwillig Komisches, nachdenklich Stimmendes. Und könnte die eine oder andere Geschichte nicht auch aus dem eigenen Umfeld stammen?

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Veröffentlicht am 06.01.2021

Bewegende Schicksale

Erinnerungen aus Glas
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Dieses Buch hat eigentlich alles, was ich an Romanen schätze:

Einen flüssigen Schreibstil, eine angenehme Schriftgröße, zwei Handlungsstränge, die sich nach und nach ergänzen und ein abgerundetes Gesamtbild ...

Dieses Buch hat eigentlich alles, was ich an Romanen schätze:

Einen flüssigen Schreibstil, eine angenehme Schriftgröße, zwei Handlungsstränge, die sich nach und nach ergänzen und ein abgerundetes Gesamtbild ergeben und sympathische Protagonistinnen.

Die Geschichte um die Erlebnisse der Freundinnen Eliese und Josie während der Nazi-Herrschaft in den Niederlanden war atmosphärisch und sehr bewegend, und auch Avas Familienrecherche in der Gegenwart war interessant zu verfolgen. Und dennoch hat es mehr als die Hälfte des Buches gedauert, bis ich so einigermaßen warm mit den Charakteren geworden bin. Ich fühlte mich sehr auf Distanz gehalten, so dass es sehr schwer gefallen ist, bei der Handlung durchgehend am Ball zu bleiben.

Letztendlich hat sich die Mühe aber doch noch gelohnt, denn das letzte Drittel konnte mich dann doch noch überzeugen.

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