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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.05.2019

Mordermittlungen im Paris der Nachkriegszeit

Die Blüten von Pigalle
3

Das Pariser Luxushotel Lutetia ist für Kriegsheimkehrer und Überlebende aus Konzentrationslagern erste Anlaufstelle.
Ein Mord sorgt für Aufsehen – hatte das Opfer doch Sachsenhausen überlebt. Für weitere ...

Das Pariser Luxushotel Lutetia ist für Kriegsheimkehrer und Überlebende aus Konzentrationslagern erste Anlaufstelle.
Ein Mord sorgt für Aufsehen – hatte das Opfer doch Sachsenhausen überlebt. Für weitere Verwirrung sorgt eine dort aufgefundene Druckplatte für englische Banknoten.
Inspecteur Jean Ricolet ermittelt wieder, auch dieses Mal mit Unterstützung der Studentin Pauline.
Die Handlung lebt von der beeindruckenden Schilderung der Atmosphäre im zerstörten Paris mit den täglichen Problemen, die eine Nachkriegszeit mit sich bringt. Diese ganz spezielle Stimmung hat mir sehr gut gefallen und es hat Spaß gemacht, mit durch die Pariser Straßen und besonders die winkeligen Gässchen zu gehen.
Der Krimi lässt sich grundsätzlich flüssig lesen. Leider baut sich im Zuge der Ermittlungen nur sehr schleppend und sehr wenig Spannung auf. Es gibt einige Spuren, die auch verfolgt werden, aber irgendwann im Sande verlaufen und ein Verhör reiht sich an das andere. Wenn dann endlich mal etwas Aufregendes passiert, verpufft das Aahh recht schnell wieder zu einem enttäuschenden Och, denn die Handlung dümpelt sehr schnell wieder gleichbleibend dahin. Dafür hat das Ende dann doch überrascht.
Die Protagonisten sind grundsätzlich sympathisch, wenngleich ich Pauline auch als ziemlich übergriffig erlebt habe. Sie steckt ihre Nase in polizeiliche Ermittlungen, ohne dass ihr Bekannter/Kumpel/Freund (?) Jean etwas dagegen unternimmt ? Sehr seltsam. Dann erzählt sie ziemlich blauäugig Ermittlungsergebnisse weiter, obwohl sie mal Mitglied der Resistance war? Das war für mich auch nicht stimmig.
Dass es sich bereits um den 2. Fall von Jean Ricolet und Pauline handelt, habe ich erst später erfahren. Einige Grundkenntnisse zur Freundschaft/Beziehung der beiden hätte ich mitunter gerne gehabt, da ich immer wieder das Gefühl hatte, mir fehlen wichtige Informationen. Für mich war in diesem Fall auch eher die Entwicklung der Liebesgeschichte der beiden im Vordergrund und nicht der Kriminalfall, was ich sehr schade finde, denn das Thema als solches war schon interessant.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Charaktere
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 25.04.2019

Spannend, aber mit Einschränkungen

Einer wird sterben
0

Stella verbringt ihre Tage hauptsächlich mit dem Warten auf ihren Mann, der als Pilot häufig unterwegs ist. Das Dahinplätschern ihrer Tage wird jäh gestört, als ein Auto mit 2 Insassen plötzlich für längere ...

Stella verbringt ihre Tage hauptsächlich mit dem Warten auf ihren Mann, der als Pilot häufig unterwegs ist. Das Dahinplätschern ihrer Tage wird jäh gestört, als ein Auto mit 2 Insassen plötzlich für längere Zeit in der kleinen Straße parkt und auch die Nachbarn nicht wissen, was es damit auf sich hat.
Schon die Leseprobe hatte mich extrem neugierig auf die weitere Handlung gemacht und Wiebke Lorenz hat es mit ihrem fesselnden Schreibstil zunächst auch wieder geschafft, mich in die Handlung hineinzuziehen. Dass Stella etwas Gravierendes zu verbergen hat, war schnell klar und worum es sich dabei handelt, wurde ganz langsam Scheibchen für Scheibchen serviert. Die Ängste, die sie bei den sich zunehmend häufenden merkwürdigen Vorfällen durchlebt, sind durchaus nachvollziehbar und bis zu einem gewissen Punkt habe ich auch durchaus Verständnis dafür, dass sie sich da in etwas hineinsteigert. Sie scheint ja keine oder nur wenig soziale Kontakte zu haben, lebt von daher ziemlich isoliert in der Prachtvilla und reagiert zunehmend hysterischer. Was sie mir aber immer mehr unsympathisch gemacht hat ist die Tatsache, dass sie ihrem Mann ständig telefonisch in den Ohren liegt, die Hilfe von Nachbarn ablehnt und allein auch nicht auf die Idee kommt, die Koffer zu packen und sich z. B. im Hotel einzumieten.
Davon abgesehen hat sich auch ihr Mann Paul bei mir keine Sympathiepunkte verdienen können. Er scheint ja gewohnt zu sein, dass sie komplett nach seiner Pfeife tanzt und seine Reaktionen auf ihre Ängste habe ich als geheuchelte Anteilnahme empfunden.
Auch die Nachbarschaft in der kleinen Straße ist schon sehr speziell und scheinbar hat auch hier jede Familie irgendeine Leiche im Keller. Die Informationen über „Nachbarns“ im Mittelteil waren mir viel zu kompakt und haben den Spannungsbogen doch etwas gestört und vom eigentlichen Geschehen abgelenkt.
Die scheibchenweise gestreuten Puzzleteile setzen sich langsam zusammen und geben Anlass zu der einen oder anderen Spekulation oder einer vagen Idee und dann – das dicke Ende!! Das war mir dann definitiv doch zu konstruiert. Schade.

Veröffentlicht am 16.04.2019

Die erste Liebe und ein chaotischer Roadtrip

Der Sommer mit Pauline
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Emile ist zum ersten Mal verliebt – in Pauline, mit der er sich nicht nur gut über Tennis unterhalten kann. Immer, wenn er sie lächeln sieht, geht für ihn die Sonne auf. Als Pauline ihn nach Venedig einlädt, ...

Emile ist zum ersten Mal verliebt – in Pauline, mit der er sich nicht nur gut über Tennis unterhalten kann. Immer, wenn er sie lächeln sieht, geht für ihn die Sonne auf. Als Pauline ihn nach Venedig einlädt, wo sie mit dem Jugendorchester einen Auftritt hat, fühlt er sich als glücklichster Mensch unter der Sonne
Das Glücksgefühl hält genauso lange an, bis seine Eltern und sein älterer Bruder beschließen, ihn dorthin zu begleiten.
Emile, der pubertierende Teenager, leidet gerade sehr unter seiner in seinen Augen sehr speziellen Familie. Derzeit leben seine Eltern im Wohnwagen, da die Baugenehmigung für das Haus noch nicht vorliegt, auf engstem Raum und er schläft im Keller der Nachbarn. Pauline darf diese Tatsache nie erfahren, da sie in einer Villa aufwächst. Wie viele Pubertierende so schämt sich auch Emile für seine peinlichen Eltern, seine chaotischen Lebensumstände, und überhaupt alles, was nur im Entferntesten mit seiner Familie zu tun hat, nervt ihn total.
Emile schildert den Roadtrip in Form von Tagebucheinträgen, die ein sehr unterhaltsames Lesevergnügen bieten. Man wird auch an die eigene Pubertät erinnert, an die Zeit, in der man weder Fisch noch Fleisch war, und überlegt ein um das andere Mal, ob man selbst auch so ungenießbar gewesen ist.
Eine nette Geschichte, aber eher für Jugendliche und junge Erwachsene.

Veröffentlicht am 15.04.2019

Folgenschwere Familienlüge

Gelateria Paradiso
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2 sehr unterschiedliche Frauen, eine Eisdiele, ein Familiengeheimnis
Bei der Auflösung der von ihren Eltern betriebenen Eisdiele trifft Francesca auf Susanne, die ihr irgendwie bekannt vorkommt. Beim ...

2 sehr unterschiedliche Frauen, eine Eisdiele, ein Familiengeheimnis
Bei der Auflösung der von ihren Eltern betriebenen Eisdiele trifft Francesca auf Susanne, die ihr irgendwie bekannt vorkommt. Beim Blick auf ein altes Familienfoto wird deutlich, dass Susanne eine frappierende Ähnlichkeit mit Luciano, Francescas Vater, hat. Sollten die so unterschiedlichen Frauen Halbschwestern sein?
Beide haben eine weitere Gemeinsamkeit, denn sie haben als junge Frauen den Kontakt zu ihren Eltern bzw. Adoptiveltern abgebrochen. Susanne ist seit diesem Zeitpunkt auf der Suche nach ihren Wurzeln und macht sich sofort auf den Weg nach Italien, wo Luciano wieder lebt. Francesca, die gerade vor einem Schuldenberg steht und um ihr Erbe fürchtet, folgt ihr.
Am Krankenbett des Vaters erfahren beide dann nicht nur die Geschichte von Luciano, der als Gastarbeiter nach Deutschland kam sondern auch die Wahrheit über geplatzte Träume und eine Lebenslüge.
Der Schreibstil ist angenehm zu lesen. Es gibt einen ständigen Perspektivwechsel zwischen Lucianos Erzählungen aus den 60er Jahren und der Gegenwart von Susanne und Francesco. Auf diese Weise erfährt man einerseits viel über die traurige Kindheit der beiden und auch die Gründe, die zum Bruch mit der Familie geführt haben; andererseits gibt es interessante Einblicke in das Leben eines Gastarbeiters.
Nach der Verlagsankündigung hatte ich einen Roman erwartet, in dem das italienische Lebensgefühl eine Rolle spielt. Dies hatte ich mit italienischer Leichtigkeit und dolce vita verbunden. Leider hat die düstere Grundstimmung von Lucianos Lebensbeichte nicht zu diesem Gefühl beigetragen.
Ein Highlight war aber auf jeden Fall die Figur des Lennart, ein I-di-ot, wie er sich selbst beschreibt, dem in seiner offenen und ehrlichen Art mein Herz gleich zugeflogen ist und natürlich die Beschreibung von la famiglia, die offene Arme für jeden Neuzugang hat.
Das Ende hat mich dann doch wieder etwas versöhnt.

Veröffentlicht am 05.03.2019

Teil I hat mich enttäuscht

Café Engel
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Schon als Kind ist Hilde klar, dass sie einmal das von ihren Eltern geführte Wiesbadener Cafe´Engel weiterführen wird. Nach Kriegsende verfolgt Hilde daher nur ein Ziel: ihr geliebtes Cafe´mit Hilfe ihrer ...

Schon als Kind ist Hilde klar, dass sie einmal das von ihren Eltern geführte Wiesbadener Cafe´Engel weiterführen wird. Nach Kriegsende verfolgt Hilde daher nur ein Ziel: ihr geliebtes Cafe´mit Hilfe ihrer Mutter und guten Freunden wieder zu einem beliebten Treffpunkt nicht nur für Künstler und Schauspieler zu machen.
Während Hilde sich mit Feuereifer um die Wiedereröffnung des Cafe´´s kümmert befindet sich ihre Cousine Luisa auf der Flucht vom Gestüt aus Ostpreußen zu ihrem ihr noch unbekannten Onkel Heinz, Hildes Vater.
Nach der Beschreibung des Klappentextes bin ich davon ausgegangen, dass die beiden jungen Frauen im Mittelpunkt des Geschehens stehen, musste mich aber schon sehr schnell vom Gegenteil überzeugen lassen.
In ständigen Perspektivwechseln werden parallel zu den Ereignissen im Leben von Hilde und Luise auch die Erlebnisse anderer Personen beschrieben. So gibt es Einblicke in das Soldatenleben und die Kriegsgefangenschaft von Hildes Vater Heinz; den Alltag und die Flucht des französischen Zwangsarbeiters Jean-Jacques sowie die Überlebensgeschichte der Jüdin Julie, die im Hause Engel versteckt worden ist.
Dadurch erhält man zwar jede Menge gut recherchierter Informationen zu Themen wie Flucht, Vertreibung, Zwangsarbeit, Kriegsgefangenschaft und dem Leben in der Nachkriegszeit, allerdings besteht bei der kurzen Verweildauer bei einer Person kaum eine Gelegenheit, sich näher mit ihr zu befassen. Für mich hat sich dadurch eine Distanz aufgebaut, so dass ich mit den Protagonisten nicht richtig warm werden konnte.
Es haben zwar alle Personen irgendeine Verbindung zum Freundeskreis des Cafe Engel, aber auf mich hat der Perspektivwechsel insgesamt sehr unruhig und störend gewirkt.
Auf den letzten Seiten ist dann endlich das passiert, worauf ich schon die ganze Zeit gewartet habe. Luisa und Hilde treffen aufeinander. Für Rivalität zwischen beiden bleibt dann aber nicht wirklich viel Zeit, denn auf den letzten Seiten wirkt die Handlung doch sehr komprimiert. Und das Lüften der Geheimnisse geht irgendwie im Gedränge der vielen Ereignisse unter. Dazu gibt es dann noch ein großes Happy end auf allen Seiten unterm Tannenbaum – das war mir dann doch zu viel Zuckerguss auf dem Kuchen.
Gut gefallen hat mir allerdings der flüssige Schreibstil und die realistische Darstellung des Cafes und der jeweiligen Handlungsorte, so dass ich mir recht schnell ein Bild davon machen konnte.
Ich habe erst während des Lesens erfahren, dass dieser Band Teil 1 einer Trilogie ist, was einiges erklärt, mich aber dennoch recht enttäuscht zurück lässt, denn der Roman hat leider nicht gehalten, was mir der Klappentext versprochen hat und worauf ich mich gefreut habe.

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