Eine schöne Geschichte
EinraumpalastDas Cover spricht wohl einen jeden Buchliebhaber an. Rechts und links ragen schräg antike Buchrücken ins Bild. Sie bilden quasi ein Spalier für die weibliche Silhouette, die durch die Bücher hindurch schreitet. ...
Das Cover spricht wohl einen jeden Buchliebhaber an. Rechts und links ragen schräg antike Buchrücken ins Bild. Sie bilden quasi ein Spalier für die weibliche Silhouette, die durch die Bücher hindurch schreitet. Der Hintergrund erinnert mich irgendwie an einen Sternenhimmel. Im Einklang zur schräge der Bücher ist der Titel in weiß aufgedruckt. Hier sind auch passend zum Gesamteindruck alt anmutende Buchstaben gewählt. Für mich einfach eine tolle Komposition, die das Buch zu einem Blickfang macht.
Einraumpalast von Sonja Rüther ist ein Liebesroman für bibliophile Leser, die sich von Heavy Metal nicht abschrecken lassen. Wer mich kennt würde jetzt sagen: Kerstin, das ist kein Buch für dich. Bei Liebesromanen bin ich immer dabei, aber Heavy Metal ist nicht wirklich meine Musikrichtung. Aber im Buch geht es primär ja nicht um die Musik, sondern um die Liebe und Bücher. Nur der Protagonist liebt Metal und ist auf den ersten Blick als Fan zu erkennen. Ich verbinde mit Heavy Metal das Wacken Open Air Festival. Auch wenn ich dort noch nie persönlich war, habe ich schon viel davon gehört. Ich denke, wenn man in der Einraumwohnung des Protagonisten Matthis an seine Konzertticket- Wand schaut, wird man da das ein oder andere Ticket für Wacken finden. Für mich ist Wacken einfach nur ein Zeichen an der Autobahn, dass ich den größten Teil der Strecke in die Heimat geschafft habe.
Doch nun zurück zum Buch. Matthis bedient alle gängigen Klischees, die ich im Kopf habe, wenn ich an einen Heavy Metal Fan denke. Er hat lange Haare, trägt immer schwarze Sachen und auf den T-Shirts befindet sich in der Regel irgendein passender zum Teil blutiger Aufdruck. Aber auch die andere Seite der Klischeeschublade bedient er, denn er ist ein genügsamer Mensch, der arbeitet um zu leben. Er tut alles für seine Freunde und die Familie. Gerade dieses Familiäre miteinander hört man immer wieder, wenn man Berichte über Heavy Metal Festivals hört. Darüber hinaus liebt Matthis das geschriebene Wort und lässt sich nur sehr ungern fest an etwas binden. So ist es nicht verwunderlich, dass er es nie lange an einem Arbeitsplatz aushält. Der Roman startet mit seinem ersten Tag in der Poststelle eines Familiengeführten Verlages irgendwo in Hamburg. Und alles weitere ist eine spannende Liebesgeschichte.
Ich habe das Buch an zwei Tagen verschlungen. Zu gerne hätte ich mit Matthis den Platz getauscht und meine Nase in unveröffentlichte Manuskripte gesteckt. Die Vorstellung, als erster eine neue Geschichte lesen zu dürfen finde ich einfach zu schön. Matthis war mir vom ersten Moment an sympathisch. Er sagt was er denkt und schreckt nicht davor zurück auch Vorgesetzten seine Meinung zu sagen, dass diese Art Konfliktpotenzial bietet erklärt sich von selbst. Schmunzeln musste ich bei der Beschreibung seiner Wohnung. Mit 28 Jahren habe ich auch noch in einem Einraumpalast gewohnt, wie Matthis seine Wohnung scherzhaft nennt. Es hat schon was für sich auf kleinstem Raum zu leben.
Sein Humor und seine Einstellung zum Leben kann ich gut nachvollziehen, dazu möchte ich dir folgendes Zitat geben, was im Prinzip alles über Matthis aussagt.
"Mit anderen Freunden hätte er vielleicht sein Abi geschafft, sich an der Uni eingeschrieben und Karriere gemacht, aber war das wirklich alles, was zählte?"
Dem habe ich nichts hinzuzufügen. Wenn du dich jetzt fragst, warum ist es ein Liebesroman obwohl hier gar keine weitere Person genannt wird? Dann lasse dich überraschen von den Frauen, die in Matthis Leben eine Rolle spielen. Ich möchte hier gar nicht zu viel vorweg nehmen, alles wichtige erfährst du im Klappentext. Nur so viel sei gesagt, die Liebesgeschichte ist einfach schön.