Sehr spannender Roman
Grenzgänger1947, an der deutsch-belgische Grenze, schließt sich die 17-jährige Henni den Kaffee-Schmuggler an. Als an der grünen Grenze zu viele Zöllner auftauchen, beschließt sie allein weiter zu machen. Sie braucht ...
1947, an der deutsch-belgische Grenze, schließt sich die 17-jährige Henni den Kaffee-Schmuggler an. Als an der grünen Grenze zu viele Zöllner auftauchen, beschließt sie allein weiter zu machen. Sie braucht das Geld. Sie muss für ihre Familie allein aufkommen und verhindern, dass sie alle ins Heim kommen.
Nach dem Klappentext hatte ich einen Roman mit dem Fokus aufs Schmuggeln gerecht. Doch es kam anders. Es geht um eine tragische Familiengeschichte, die von Mechtild Borrmann sehr anschaulich, authentisch und fesseln geschrieben wurde. Es hätte mich nicht gewundert, wenn der Geschichte eine wahre Begebenheit zugrunde liegt, aber es handelt sich um fiktive Personen und fiktive Schicksale.
Zum Schreibstil kann ich nur sagen, dass ich das Buch innerhalb eines Tages gelesen habe. Das sagt ja alles. Dieser Roman hat mich richtig gefesselt. Das lag zum einen natürlich an der Handlung an sich, aber sicherlich auch am Aufbau des Buches. Immer im Wechsel findet sich der Leser in der Gegenwart (hier 1970) und in der Vergangenheit (Ende 40er/Anfang 50er) wieder. Die Gegenwart enthält Hennis Gerichtsverhandlung. Die Vergangenheit wird zum einen aus der Sicht von Elsa, Hennis Freundin, erzählt und zum anderen aus Thomas‘ Sicht, er ist ein Heimkind. 1970 steht Henni vor Gericht, doch der Leser erfährt erst nach und nach, auch durch die Rückblenden, was der Anklagepunkt ist. Sehr schön fand ich, dass sich alles nur nach und nach aufgeklärt hat und eben alles nicht so war, wie es auf den ersten Blick aussah.
Die Charaktere haben mir gefallen. Sie waren sehr unterschiedlich und über Hennis, Elsas und Thomas‘ Gedanken erfährt der Leser sehr viel. Ich konnte all ihre Handlungen nachvollziehen. Wie auch die ganze Geschichte wirkten auch die Charaktere sehr authentisch und realistisch. Wodurch es ein Leichtes war, sich in sie hineinzuversetzen. Henni ist eine Kämpferin. Als ihre Mutter früh stirbt kümmert sie sich um ihre drei Geschwister, da ihr Vater, ein Kriegsveteran, dies nicht schafft. Auch wenn es hoffnungslos scheint, gibt Henni nicht auf! Das hat mir gut gefallen. Thomas spricht in seinen Passagen die Missstände in Kinderheimen in den 50er an. Elsa bildet den Rahmen der Geschichte.
Mich hat dieser Roman begeistert. Ich konnte ihn einfach nicht mehr aus der Hand legen und deshalb vergebe ich volle fünf von fünf Sternen und spreche eine klare Leseempfehlung aus!