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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.08.2022

Kurios und irgendwie langatmig

Dein Schweigen, Vater
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Maria und Uli wissen nicht viel von ihrem Vater. Um nicht zu sagen, sie wissen nichts von ihm. Und das, obwohl sie mit ihm aufgewachsen sind. Paul Lustig kam mit dem Todesmarsch von Brünn nach dem Zweiten ...

Maria und Uli wissen nicht viel von ihrem Vater. Um nicht zu sagen, sie wissen nichts von ihm. Und das, obwohl sie mit ihm aufgewachsen sind. Paul Lustig kam mit dem Todesmarsch von Brünn nach dem Zweiten Weltkrieg in den Westen. Über seine Erlebnisse spricht er nie, auch sonst ist er eher wortkarg.

Ich war neugierig auf diesen Roman. Doch leider wurde ich sehr enttäuscht. Es passierte eigentlich die meiste Zeit über nichts. Der Leser begleitet Uli und Maria bei alltäglichen Tätigkeiten. Gegen Ende kommt ein bisschen Fahrt auf. Aber auch das blieb alles sehr oberflächlich. Ich finde es schön, dass die Geschwister mehr über ihren Vater erfahren wollen. Wie sie es angehen, ist allerdings sehr fragwürdig. Verwunderlich finde ich es nicht, dass Paul schweigt. Vermutlich will er einfach alles nur vergessen und nicht wieder aufgewühlt zu werden. Das Maria und Uli nie nachgefragt haben, ist einerseits verständlich, wenn jemand nicht erzählen will, will er eben nicht, da muss man auch nicht bohren.
Der Schreibstil war vor allem am Anfang sehr einfach, es klang als würde ein Kind sprechen. Vielleicht lag das auch daran, dass Paul damals noch ein Kind war. Danach wurde es etwas besser. Dennoch waren er immer sehr kurze und einfache Sätze.
Ich wurde mit dem Roman leider nicht warm. Mir fehlte die Tiefe und häufig auch richtiger Inhalt. Wenn Uli und Maria nur darüber reden, dass ihr Vater immer schweigt, bringt mich als Leser das nicht weiter. Deshalb vergebe ich nur zwei von fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 06.08.2022

Toller, emotionaler Roman

Findelmädchen
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Helga und Jürgen haben den Krieg in Köln überlebt. Sie lebten noch in der ersten Nachkriegszeit als Trümmerkinder in Ruinen. Ihr Glück war es, dass sie von einem liebenden Ehepaar aufgenommen wurde und ...

Helga und Jürgen haben den Krieg in Köln überlebt. Sie lebten noch in der ersten Nachkriegszeit als Trümmerkinder in Ruinen. Ihr Glück war es, dass sie von einem liebenden Ehepaar aufgenommen wurde und nun zehn Jahre in Frankreich lebten. Dann meldet sich Helgas und Jürgens Vater bei ihnen. Ist nun alles wieder wie früher? Oder hat sich ihr Vater zu einem anderen Menschen gewandelt.

Der Krieg ist vorbei, doch die Menschen haben sich nicht wirklich geändert. Das Gedankengut der vergangenen Zeit ist immer noch da. In diesem Roman werden sehr viele Konfliktthemen behandelt. Näher möchte ich auf diese aber nicht eingehen, weil das in meinen Augen zu sehr spoilert. Es ist wirklich schön, dass Helga und Jürgen die ganze Zeit zusammen waren. Sie erlebten traumatische Geschehnisse. Konnten sich in Frankreich erholen und kommen nun zusammen zurück zu ihrem Vater. Da die beiden zahn Jahre auf sich allein gestellt waren und stets zusammen waren, sind sie eine Einheit. So fällt es ihnen auch leichter, mit den neuen Begebenheiten klarzukommen. Nach zehn Jahren krieg und Gefangenschaft hat sich ihr Vater natürlich verändert. Und vor allem ist es für die beiden ein nahezu fremder Mann. In Fanny findet Helga eine wunderbare Freundin, die aber auch sehr viel Schreckliches erlebt hat. Helga wächst in diesem Roman und wird eine junge taffe Frau.

Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen. Er ist wunderbar geschrieben und sehr emotional. Die Charaktere und Geschichten sind realistisch und authentisch. Ich fand es spannend zu lesen, wie es allen ergeht. Ich kann dieses Buch jedem nur wärmstens ans Herz legen und vergebe sehr gerne volle fünf von fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 31.07.2022

Leider etwas unauthentisch

Wir sehen uns zu Hause
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Annes Mann verstirbt urplötzlich kurz bevor sie ein Jahr mit dem Wohnmobil durch Nordeuropa touren wollen. Um mit ihrer Trauer besser umgehen zu können macht Anne sich allein auf den Weg. Als ihr klar ...

Annes Mann verstirbt urplötzlich kurz bevor sie ein Jahr mit dem Wohnmobil durch Nordeuropa touren wollen. Um mit ihrer Trauer besser umgehen zu können macht Anne sich allein auf den Weg. Als ihr klar wird, dass sie ihren Peter eigentlich gar nicht kannte macht sie sich auf die Suche nach seiner Vergangenheit.

Die meiste Zeit über ist der Leser mit Anne unterwegs. Auf ihrer Reise trifft auf sehr viele ulkige, klischeebehaftete Personen. Zudem ergeben sich sehr viele, recht große Zufälle. Für meinen Geschmack war das zu viel. So wirkte die Geschichte nicht mehr richtig authentisch. Anne wurde mir leider auch nicht sonderlich sympathisch. Irgendwie wirkte sie sehr auf sich selbst bezogen. Alina, Annes Tochter, war mir etwas sympathischer. Allerdings kam man an sie nicht so nah ran. Der Schreibstil war angenehm und flüssig zu lesen. Schön fand ich, dass sich mehr und mehr kleine Geheimnisse aus Peters Vergangenheit in der DDR auftaten. Allerdings ohne Zufälle wäre hier nie Licht ins Dunkle gekommen. Etwas störend war, dass die Kapitel sehr kurz waren. Mit jedem Kapitel ändert sich die Erzählperspektive. So war man gerade wieder in die Handlung bezüglich einer Person eingetaucht, da wechselte sich die Perspektive schon wieder.

Mir hat der Roman gut gefallen. Allerdings war es mir stellenweise zu langatmig und langsam. Zudem waren es einfach zu viele Zufälle, sodass die Authentizität etwas verloren ging. Ich vergebe dreieinhalb von fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 29.07.2022

Alle wollen weg

Das Tor zur Welt: Hoffnung
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Ava ist bettelarm und verliert dennoch einiges. Claire hingegen lebt im Überfluss und vor lauter Langeweile steigert sie sich in alles hinein. Die beiden jungen Hamburger Frauen sind grundverschieden, ...

Ava ist bettelarm und verliert dennoch einiges. Claire hingegen lebt im Überfluss und vor lauter Langeweile steigert sie sich in alles hinein. Die beiden jungen Hamburger Frauen sind grundverschieden, dennoch haben sie eins gemeinsam: Die Sehnsucht nach einem schönen Leben. Die beiden treffen in der Auswandererstadt vor den Toren Hamburgs aufeinander. Hier tummeln sich Ende des 19. Jahrhunderts Tausende von Menschen aus allen Herren Ländern, um nach Amerika auszureisen und dort hoffentlich ihr Glück zu finden.

Das Thema der großen Auswanderungswelle in Europa kam mir bisher nicht unter. Ich wusste gar nicht, dass das so viele waren und vor allem, dass fast alle von Hamburg und Bremen los sind. Es war interessant zu lesen, was für ein Geschäft mit den Auswanderern gemacht wurde und es war erschütternd auf welche Weise sie nach Amerika übergefahren sind. Dieser Roman gibt wirklich einen tollen Einblick in die Auswandererstadt während des Auswanderungshypes Ende des 19. Jahrhunderts. Die beiden Charaktere Ava und Claire fand ich interessant und gut gemacht. Claire nervt etwas mit ihrer Art, so ganz aus ihrer Fassade kommt sie nicht raus. Aber man merkt schon, dass sie eigentlich sehr tough ist. Ava hingegen hat sehr früh gelernt auf eigenen Beinen zu stehen, das merkt man sofort. Schön finde ich, dass viel über die familiären Hintergründe der beiden geschrieben wird. Und Vieles im Unklaren ist. So kann man schon miträtseln, was vor der Geburt der beiden passiert ist. Hier wird wohl auch der zweite Teil mehr Licht ins Dunkle bringen. Zu Beginn des Buches wusste ich nicht, dass es einen zweiten Teil geben wird. Deshalb kam mir die Handlung in der ersten Hälfte sehr langatmig vor. Als klar war, dass es einen Folgeband geben wird, habe ich verstanden, wieso alles recht ausführlich und teilweise auch doppelt erzählt wird. Ich bin gespannt, wie es im nächsten Band weitergeht und ob hier noch eine größere Geschichte kommt. Wenn nicht, hätte man auch alles in einen Roman packen können. Einfach hundert Seiten mehr und es wäre gut gewesen.

Der Schreibstil gefällt mir sehr gut. Er ist leicht und angenehm zu lesen. Wie gesagt anfangs zog es sich etwas – allerdings nicht langweilig – danach wurde es spannender und etwas flotter. Schön fand ich, dass sich die Erzählperspektiven geändert haben. Meistens ist der Leser bei Ava oder Claire, aber auch Nebencharaktere kommen zu Wort. Zwischendurch gibt es auch Einschübe, von unbekannten Personen, die dem Ganzen ein bisschen Spannung verpassen. Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen. Auch wenn es etwas schneller zum Punkt hätte kommen können, habe ich die Zeit in den Hamburger Auswandererhallen sehr genossen und war traurig als es (vorerst) zu Ende war. Ich vergebe gern volle fünf von fünf Sterne und warte sehnsüchtig auf den zweiten Teil.

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Veröffentlicht am 10.07.2022

Toller, faszinierender Roman

Was ich nie gesagt habe
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Tom Monderath ist ein bekannter Moderator. Kaum hat er den Schock überstanden, dass seine Mutter Greta dement ist, kommt auch schon der nächste Paukenschlag: Er hat einen Halbbruder. In diesem Buch steht ...

Tom Monderath ist ein bekannter Moderator. Kaum hat er den Schock überstanden, dass seine Mutter Greta dement ist, kommt auch schon der nächste Paukenschlag: Er hat einen Halbbruder. In diesem Buch steht Konrads Vergangenheit im Vordergrund. Konrad ist Gretas Mann, um die es im ersten Band ging und Toms Vater. Konrads Geschichte beginnt im Zweiten Weltkrieg, in dem er mehr oder weniger auf sich allein gestellt ist. Dennoch kämpft er sich ins Leben zurück und gründet eine Familie.

Es geht weiter mit Gretchen und Tom Monderath. Nachdem ich den ersten Band gelesen habe und total fasziniert war, war ich sehr gespannt auf die Fortsetzung und wurde nicht enttäuscht. Schön fand ich, dass in diesem zweiten Band die Geschichte von Toms Vater belichtet wurde und so einige Lücken, die im ersten Band entstanden sind nun geschlossen wurde. Zudem kam es natürlich wieder zu einer unerwarteten Wendung und ein neues Familiengeheimnis kam ans Licht. Vielleicht gibt es in dieser Familie etwas zu viele Geheimnisse. Dennoch war mir der Roman noch authentisch genug. Es war faszinierend wie die einzelnen Handlungsstränge zusammengeflossen sind.

Der Schreibstil von Susanne Abel gefällt mir sehr gut. Die verschiedenen Zeitebenen haben mir sehr gut gefallen und sie waren gut gesetzt. Die Dialoge sind ebenfalls gut gelegt und inhaltsreich. Schön finde ich, dass man als Leser schneller alles zusammensetzen konnte, als Tom selbst. Schade war es, dass Greta recht wenig zu Wort kommt in diesem Band. Toll finde ich auch, dass der Roman sehr gut recherchiert scheint. Es fließen ja sehr viele historische Ereignisse in die Handlungen mit ein.

Mir hat dieser Roman sehr, sehr gut gefallen. Ich habe nichts an ihm auszusetzen und kann ihn jedem nur wärmstens empfehlen. Allerdings sollte man definitiv vorher den ersten Band lesen! Ich vergebe sehr gern volle fünf von fünf Sterne.

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