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Veröffentlicht am 08.04.2017

Gefühlvolle Erzählung

Mit jedem Jahr
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Harvey verliert ihre Eltern durch einen Unfall viel zu früh. Zunächst kommt sie in einer Pflegefamilie unter. Doch eine engagierte Sozialarbeiterin sorgt dafür, dass ihr Onkel Jason, der auf den ersten ...

Harvey verliert ihre Eltern durch einen Unfall viel zu früh. Zunächst kommt sie in einer Pflegefamilie unter. Doch eine engagierte Sozialarbeiterin sorgt dafür, dass ihr Onkel Jason, der auf den ersten Blick überhaupt nicht dazu geeignet zu sein scheint, ein kleines Mädchen aufzuziehen, sie bei sich aufnimmt und ihr ein neues Zuhause gibt. Jason, mit seinen Tattoos und der zweifelhaften Vergangenheit, krempelt sein ganzes Leben um, um sich dieser Herausforderung zu stellen.

Der Einstieg in Simon Van Booys gefühlvolle Erzählung gelingt mühelos. Zunächst lernt man Harvey kennen und erfährt ein wenig aus der Zeit, in der ihre Eltern noch leben. Auch Jasons schwierige Vergangenheit wird kurz angeschnitten.  Die eigentliche Geschichte, in der man die Beziehung zwischen Harvey und ihrem Onkel, der zu ihrem Dad wird,  beobachtet, wird allerdings nicht chronologisch erzählt. Sie startet etwa zwanzig Jahre später in Paris. Hier freut sich die mittlerweile erwachsene Harvey auf den Besuch ihres Vaters. Sie schenkt ihm zum Vatertag eine Kiste mit Dingen, die sie mit besonderen Momenten verbindet. Gemeinsam blicken die beiden zurück in die Vergangenheit und so erfährt man, wie diese beiden Menschen zu Vater und Tochter wurden.

Simon Van Booy beschreibt die besonderen Momente der beiden sehr gefühlvoll. Harvey und Jason wirken sehr lebendig und authentisch. Man merkt auch, dass Jason sich nicht von einem Moment zum anderen in einen pflichtbewussten Menschen verwandelt. Denn Jason ist alles andere als ein einfacher Charakter. Er ist gewaltbereit und kann seine Wut manchmal nur schwer kontrollieren. Doch für Harvey ist er bereit sich zu ändern und arbeitet ständig an sich. Man merkt, wie viel Kraft es ihn kostet. Man spürt allerdings auch, wie gern er Harvey hat und dass es für ihn kein Opfer ist, an sich zu arbeiten und für sie zu sorgen. Die Vater-Tochter-Beziehung, die sich zwischen den beiden entwickelt, wird durch Liebe und Vertrauen geprägt. Diese Gefühle kann man regelrecht zwischen den Zeilen spüren und sich so ganz auf die gefühlvolle Erzählung einlassen.

Der Schreibstil ist leicht und angenehm lesbar. Man kann sich die beschriebenen Szenen lebhaft vorstellen und die Gefühle, die hervorragend vermittelt werden, beim Lesen auf sich wirken lassen. Dadurch gerät man in den Sog der Handlung und mag sich kaum von dieser Erzählung lösen. Am Ende gibt es noch eine Überraschung, die zwar kaum vorhersehbar ist, aber leider ziemlich klischeehaft wirkt.

Ich habe mich beim Lesen sehr gut unterhalten und die gefühlvolle Geschichte regelrecht genossen. Allerdings muss ich zugeben, dass die Überraschung am Ende auf mich etwas zu zuckersüß wirkte. Deshalb ziehe ich auch ein Sternchen ab. Sonst habe ich aber überhaupt nicht zu meckern und vergebe deshalb begeisterte vier Sternchen und eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 08.04.2017

Spannender Thriller

Der Knochensammler - Die Ernte
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Der kleine Jackey Frith leidet am Münchmeyer-Syndrom, einer Krankheit, die sein Binde- und Stützgewebe langsam verknöchern lässt und ihn dadurch irgendwann in ein Gefängnis aus Knochen einschließen wird. ...

Der kleine Jackey Frith leidet am Münchmeyer-Syndrom, einer Krankheit, die sein Binde- und Stützgewebe langsam verknöchern lässt und ihn dadurch irgendwann in ein Gefängnis aus Knochen einschließen wird. Die Ehe seiner Eltern ist kurz davor an dieser Krankheit zu zerbrechen, denn Erdman und Lillith versuchen alles, um Jackey ein halbwegs normales Leben zu ermöglichen, doch ihr eigenes bleibt dabei scheinbar auf der Strecke. Die Familie Frith ahnt nicht, in welcher Gefahr Jackey zusätzlich schwebt. Denn der Junge hat das Interesse des Knochensammlers geweckt. Der Knochensammler ist ständig auf der Jagd nach deformierten menschlichen Knochen, die er seiner Sammlung hinzufügen kann. Und Jackeys Skelett, mit den zusätzlichen Knochen, soll künftig das Herzstück der Sammlung bilden. Deshalb schleicht er sich langsam an die Familie heran, um im entscheidenden Augenblick zuzuschlagen und Jackey in seine Gewalt zu bekommen....

Der Einstieg in den Thriller gelingt relativ mühelos. Die Autorin bereitet den Leser bereits auf den ersten Seiten darauf vor, was bald passieren wird. Das hemmt die Spannung allerdings nicht, sondern weckt eher die Neugier darauf, wann und in welchem Umfang sich die Schicksalsfäden der eingeführten Protagonisten kreuzen werden. Fiona Cummins verrät in ihren Andeutungen auch nicht zu viel von dem, was noch passieren wird. Man wartet also eher gespannt auf den Moment, in dem der Knochensammler zuschlagen wird und spürt zwischen den Zeilen eine bedrohliche Atmosphäre.

Die Handlung wird aus verschiedenen Perspektiven betrachtet und diese wechseln dadurch relativ häufig. Da aber alle Protagonisten nach und nach gut eingeführt werden, fällt es leicht, die Übersicht über die Akteure und ihr Verhältnis zueinander zu behalten. Man erfährt einiges aus dem Privatleben der Protagonisten. Dadurch bekommt man zwar sehr viel Hintergrundinformationen zu den einzelnen Personen, hat zwischendurch aber auch das Gefühl, dass die Handlung dadurch etwas auf der Stelle tritt und sich in Nebensächlichkeiten verzettelt. Die Protagonisten wirken allerdings sehr lebendig. Doch nicht immer kann man ihre Handlungen nachvollziehen. Das nimmt man allerdings so hin und verfolgt dennoch gebannt das Geschehen.

Der Schreibstil ist flüssig und angenehm lesbar. Man kann sich die beschriebenen Szenen mühelos vorstellen und dadurch regelrecht in die Erzählung eintauchen. Die düstere und bedrohliche Atmosphäre sorgt dafür, dass man unbedingt erfahren möchte, wie es weitergeht und wie alles enden wird.

Die Spannung steigert sich im Verlauf der Handlung stetig und gipfelt in einem Finale, in dem sich die Ereignisse regelrecht überschlagen. Hier gibt es allerdings ein paar Szenen, die nicht ganz ausgereift und sogar leicht unglaubwürdig wirken. Außerdem fühlt man sich beim Lesen etwas gehetzt und mag am Ende kaum glauben, dass nun wirklich Schluss ist. Es gibt einige lose Handlungsfäden, die darauf hoffen lassen, dass bald eine Fortsetzung erscheint.

Ich habe mich beim Lesen dieses Thrillers eigentlich sehr gut und spannend unterhalten gefühlt, da mich die Geschichte regelrecht  mitgerissen hat. Das Ende konnte mich dann aber leider nicht ganz überzeugen, da mir das große Finale etwas zu gewollt erschien. Hier wäre für mich etwas weniger durchaus mehr gewesen. Einige Szenen kamen mir etwas unglaubwürdig vor und zum Schluss fühlte ich mich schon fast gehetzt. Deshalb ziehe ich auch ein Sternchen ab und vergebe auf meiner persönlichen Bewertungsskala vier von fünf möglichen Sternen.

Veröffentlicht am 04.04.2017

Spannende Ermittlungen

Die Grausamen
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Die beiden Ermittler Gabriel Dickinson und Marta Rodriguez-Johnson stehen kurz vor dem Ausschluss aus dem Polizeidienst. Denn Gabriel greift durch ein traumatisches Erlebnis im Privatleben viel zu oft ...

Die beiden Ermittler Gabriel Dickinson und Marta Rodriguez-Johnson stehen kurz vor dem Ausschluss aus dem Polizeidienst. Denn Gabriel greift durch ein traumatisches Erlebnis im Privatleben viel zu oft zur Flasche und Marta hat bei einem Einsatz versehentlich ihren Partner erschossen. Der Polizeichef schiebt sie regelrecht aufs Abstellgleis, da er für die beiden die Abteilung "Cold Cases" ins Leben ruft. Er rechnet nicht damit, dass die abgehalfterten Ermittler irgendetwas herausfinden. Doch er täuscht sich, denn die Gabriel und Marta entdecken unverhofft eine Spur im Fall der vor zwanzig Jahren spurlos verschwundenen Tessa. Die beiden ahnen nicht, dass ihre Nachforschungen äußerst gefährlich werden....

John Katzenbachs Thriller beginnt mit einem Prolog, in dem man zurück in den Herbst 1996 blickt und Tessas Eltern beobachtet, wie sie das Verschwinden ihrer dreizehnjährigen Tochter bemerken. Das Interesse an der Handlung wird damit sofort geweckt, da man unbedingt erfahren möchte, was damals geschehen ist.

Danach springt die Handlung in die Gegenwart. Man lernt das Ermittler-Duo Gabriel und Marta kennen und erfährt von den Hintergründen, die dazu geführt haben, dass sie in der neuen Abteilung "Cold Cases" aufs Abstellgleis geschoben werden sollen. Der Thriller plätschert zunächst eher gemächlich vor sich hin, doch in dieser Einführungszeit erhält man wichtige Hintergrundinformationen zu den Hauptcharakteren. Dadurch wirken sie lebendiger und man kann sich nach und nach besser in die beiden hineinversetzen.

Die Spannung steigert sich kontinuierlich, als die beiden auf eine erste Spur stoßen. Die Atmosphäre wirkt angespannt. Zwischen den Zeilen kann man förmlich spüren, dass damals irgendwas vorgefallen ist, über das niemand reden will. Man hat aber, genau wie die beiden Ermittler, keine Ahnung, wohin das alles führen wird. John Katzenbachs Schreibstil ist flüssig und sehr angenehm lesbar. Man kann sich beim Lesen die beschriebenen Szenen mühelos vorstellen und sich ganz auf die spannenden Ermittlungen einlassen. Die damaligen Ereignisse lassen sich nur schwer entwirren. Gabriel und Marta ahnen zwar, dass damals bei der Polizei selbst nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist, doch beweisen können sie es nicht. Man ist hin- und hergerissen, was man glauben soll und stellt beim Lesen die wildesten Spekulationen an. Dadurch gerät man regelrecht in den Sog der Handlung und mag das Buch erst aus der Hand legen, wenn man am Ende angekommen ist. Die Auflösung  selbst ist schlüssig und sehr gut konstruiert.

Ich habe mich beim Lesen dieses Thriller sehr gut unterhalten und ihn, trotz der nicht gerade geringen Seitenanzahl, fast an einem Tag durchgelesen. Nach dem eher gemächlichen Einstieg konnte ich mich der düsteren, angespannten Atmosphäre und den fesselnden Ermittlungen kaum noch entziehen. Deshalb vergebe ich begeisterte fünf Bewertungssterne und eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 31.03.2017

Sprachgewaltiges Finale

Das Labyrinth der Lichter
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Ein Auftrag der Politischen Polizei führt Alicia Gris in ihre Heimatstadt Barcelona. Sie ist dafür bekannt, sich hartnäckig auf Spurensuche zu begeben und dadurch selbst scheinbar unlösbare Fälle aufzuklären. ...

Ein Auftrag der Politischen Polizei führt Alicia Gris in ihre Heimatstadt Barcelona. Sie ist dafür bekannt, sich hartnäckig auf Spurensuche zu begeben und dadurch selbst scheinbar unlösbare Fälle aufzuklären. Dieses Mal soll sie das geheimnisvolle Verschwinden des Ministers Mauricio Valls untersuchen. Obwohl Alicia sonst lieber allein arbeitet, wird ihr bei diesem Auftrag Unterstützung aufgedrängt. Die Untersuchungen gestalten sich gefährlicher als gedacht, denn schon bald stellt sich heraus, dass der Minister alles andere als ein unbeschriebenes Blatt ist. Es gibt einige dunkle Geheimnisse zu ergründen. Alicia stößt auf Unglaubliches und gerät dadurch in große Gefahr....

"Das Labyrinth der Lichter" ist  nach "Der Schatten des Windes", "Das Spiel des Engels" und "Der Gefangene des Himmels" der vierte Band der Tetralogie um den Friedhof der Vergessenen Bücher. Im Vorwort weist der Autor darauf hin, dass man jedes Buch als Eingang zur  Reihe um den  Friedhof der Vergessenen Bücher nutzen und die einzelnen Geschichten somit  in unabhängiger Reihenfolge lesen kann.

Obwohl man den Ereignissen des vierten Bandes tatsächlich mühelos folgen kann, ohne die Vorgeschichten aus den anderen Teilen zu kennen, empfiehlt sich dennoch die Einhaltung der Reihenfolge. Denn dann kann man das Wiedersehen mit altbekannten Charakteren aus den vorangegangenen Bänden genießen und verfolgen, wie sich die einzelnen Geschichten miteinander verknüpfen. Liest man den Abschlussband zuerst, bekommt man schon einige Erkenntnisse, die die Spannung, bzw. die Lesefreude, der anderen Bände etwas einschränken könnte.

Auch in diesem Band überzeugt der Autor wieder durch seinen einzigartigen, geradezu poetischen Schreibstil. Wenn man sich auf die relativ anspruchsvolle Erzählkunst einlässt und sich die Zeit nimmt, diese voll und ganz auszukosten, kann man sich von einer wunderbaren Geschichte verzaubern lassen. Es gelingt dem Autor hervorragend, verschiedene Stimmungen in die Handlung einfließen zu lassen, die man unbewusst wahrnimmt und dadurch noch intensiver in das Geschehen eintaucht. Einmal angefangen, gerät man in den Sog der Handlung, sodass man sich nur ungern davon lösen mag. Denn hier ist wirklich für jeden Geschmack etwas dabei, da der Autor die Geschichte um den Friedhof der Vergessenen Bücher facettenreich erzählt. Man bekommt einen Einblick in die politische Situation und hat zuweilen den Eindruck, einen gesellschaftskritischen Roman zu lesen. Dann gibt es aber auch viele abenteuerliche Szenen und Teile, in denen man meint, einen spannenden und stellenweise sogar recht blutrünstigen Thriller in den Händen zu halten. Dadurch ist die Handlung sehr abwechslungsreich und kaum vorhersehbar. Denn es gibt einige Wendungen, mit denen man so überhaupt nicht rechnet.

Obwohl der Schreibstil wunderbar und sprachgewaltig ist, gibt es aber leider auch manchmal Szenen, in denen man das Gefühl hat, etwas auf der Stelle zu treten und sich die Frage stellt, ob man nicht einiges auch etwas kürzer fassen könnte.

Insgesamt gesehen habe ich mich beim Lesen sehr gut unterhalten. Ich konnte mir die beschriebenen Szenen mühelos vorstellen und durch die besondere Atmosphäre, die zwischen den Zeilen spürbar ist, regelrecht in die Handlung eintauchen, sodass ich den ziemlich umfangreichen Roman eigentlich doch recht schnell beenden konnte. Allerdings gebe ich zu, dass mir manche Beschreibungen doch etwas zu umfassend waren, sodass ich zwischendurch das Gefühl hatte, dass die Geschichte etwas auf der Stelle tritt und dadurch  einige Szenen etwas zäh wirkten. Auf meiner persönlichen Bewertungsskala vergebe ich deshalb vier von fünf Sternchen.

Veröffentlicht am 26.03.2017

Durchgehend spannend und kaum vorhersehbar

Rabenaas
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Eigentlich sollte es nur ein Routineeinsatz sein, zu dem Kerstin Sonntag, eine Kollegin von Hauptkommissar Luka Kroczek,  den Streifenpolizist Finn spontan begleitet. Doch dann eskaliert die Situation ...

Eigentlich sollte es nur ein Routineeinsatz sein, zu dem Kerstin Sonntag, eine Kollegin von Hauptkommissar Luka Kroczek,  den Streifenpolizist Finn spontan begleitet. Doch dann eskaliert die Situation vor Ort unerwartet: Kerstin fühlt sich bedroht und schießt in Notwehr auf eine junge Frau. Die Frau gehört zu den Schreppers, einer Familie mit äußerst zweifelhaftem Ruf, die in Verdacht steht, in kleinkriminelle Machenschaften verwickelt zu sein. Martha Schrepper, die von allen "Rabenaas" genannt wird, ist Mutter und Anführerin der Sippe. Sie behauptet, dass die junge Frau kein Messer in der Hand hatte und dass Kerstin ihre Tochter somit völlig grundlos niedergeschossen hat. Es steht Aussage gegen Aussage. Eine unabhängige Untersuchung der Ereignisse läuft an und Kerstin wird vom Dienst freigestellt. Doch das reicht den Schreppers anscheinend nicht. Sie geraten völlig außer Kontrolle und wollen Rache. In der Siedlung überschlagen sich die Ereignisse. Luka Kroczek, der plötzlich auch privat in die Sache hineingezogen wird, ist ratlos und versucht verzweifelt, den eigentlichen Drahtzieher der Ereignisse zu überführen.....

"Rabenaas" ist nach "Möwenfraß" und "Krähennest" bereits der dritte Fall für Hauptkommissar Luka Kroczek. Da die Handlungen in sich abgeschlossen sind, können die Bände unabhängig voneinander gelesen werden. Zum besseren Verständnis der privaten und beruflichen Nebenhandlungen, und der Weiterentwicklung der Charaktere, empfiehlt sich allerdings, wie bei jeder anderen Bücherserie auch, die Einhaltung der vorgesehenen Reihenfolge. Den aktuellen Ermittlungen kann man allerdings problemlos ohne diese Vorkenntnisse folgen.

Der Einstieg in den Krimi gelingt mühelos, da Klara Holm es wieder hervorragend versteht, das Interesse an der Handlung von Anfang an zu wecken. Denn man befindet sich sofort mitten im Geschehen und beobachtet gebannt , wie Kerstin Sonntags Routineeinsatz vollkommen aus dem Ruder läuft. Man ist hin- und hergerissen, was oder wem man glauben soll.

Der Schreibstil ist flüssig und sehr angenehm lesbar. Man kann sich die beschriebenen Szenen mühelos vorstellen und sich ganz auf die verzwickte Handlung einlassen. Die bereits früh aufgebaute Spannung wird durchgehend gehalten, denn es gibt einige Wendungen, die dazu führen, dass man die eigenen Überlegungen, wer hinter dem Ganzen stecken könnte, über den Haufen werfen und ganz neu ansetzen muss. Genau wie Luka Kroczek tappt man lange Zeit im Dunkeln und hat keine Ahnung, wer oder was die Ereignisse, die sich geradezu überschlagen, ausgelöst hat.  

Die Charaktere wirken äußerst lebendig und authentisch. Besonders die kleinkriminellen Schreppers hat man lebhaft vor Augen und ist beim Lesen insgeheim erleichtert, sie nicht selbst als Nachbarn zu haben. Da die Protagonisten so lebendig wirken, fiebert man mit ihnen mit und beobachtet gespannt das Geschehen. Dabei lässt man sich auch leicht von den eigenen Vorurteilen mitreißen. Das führt dazu, dass man schnell in den Sog der Handlung gerät und das Buch erst aus der Hand legen mag, wenn man am Ende angekommen ist und endlich Motiv und Drahtzieher kennt.

Ich habe mich beim Lesen dieses Krimis von der ersten bis zur letzten Seite spannend unterhalten gefühlt. Ich konnte mir die Charaktere lebhaft vorstellen und mich ganz auf sie einlassen. Der Fall wirkte für mich nicht vorhersehbar und deshalb habe ich bis zum Schluss der Auflösung entgegengefiebert. Ich vergebe deshalb begeisterte fünf Bewertungssternchen und eine ganz klare Leseempfehlung für Krimifans.