Profilbild von KimVi

KimVi

Lesejury Star
offline

KimVi ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit KimVi über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.11.2020

Ein Roman, der tief berührt und lange nachwirkt

Die Schweigende
1

Als Jens Remy überraschend stirbt, verlieren seine Frau Karin und die gemeinsamen Töchter Geli, Imke und Anne den liebevollen Mittelpunkt ihres Familienlebens. Die Töchter sind zwar mittlerweile erwachsen ...

Als Jens Remy überraschend stirbt, verlieren seine Frau Karin und die gemeinsamen Töchter Geli, Imke und Anne den liebevollen Mittelpunkt ihres Familienlebens. Die Töchter sind zwar mittlerweile erwachsen und haben ihre eigenen Familien, doch ohne Vater Jens fehlt der Zusammenhalt. Das zeigt sich schnell, als Imke den letzten Wunsch ihres Vaters erfüllen möchte. Denn mit seinen letzten Worten hat Jens sie dazu aufgefordert, einen Peter zu finden, von dem die Töchter noch nie gehört haben. Karin blockt sofort ab, als Imke nachfragt. Denn über die Vergangenheit hat Karin noch nie gerne gesprochen. Doch Imke gibt nicht auf und das, was sie nach und nach ans Tageslicht bringt, ist schier unfassbar...

Die Handlung wird aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet und trägt sich auf zwei Zeitebenen zu. In der Gegenwart stehen Karin, Geli, Imke und Anne abwechselnd im Zentrum des Geschehens und in der Vergangenheit beobachtet man Karin - und erfährt dort nach und nach Schreckliches. 

Ellen Sandberg, die Krimifans eher unter dem Namen Inge Löhnig kennen dürften, schafft es vom ersten Moment an, Protagonisten und Handlungsorte so zu beschreiben, dass man sie beim Lesen unmittelbar vor Augen hat. Das gelingt ihr nicht nur in den beiden unterschiedlichen Zeitebenen, sondern auch in den wechselnden Perspektiven. Die Charaktere wirken so authentisch, dass man Sympathien oder spontane Abneigungen fasst und sich deshalb ganz auf das Geschehen einlassen kann. In allen Handlungssträngen beobachtet man fasziniert die Entwicklung und mag manchmal kaum glauben, was passiert. Man kann deshalb mit den Charakteren mitfiebern und eine wahre Gefühlsachterbahn erleben. Denn das, was Imke nach und nach aus der Vergangenheit ihrer Mutter erfährt, und auch das, was nach dem Tod von Jens in der Familie geschieht, macht einen zuweilen fassungslos. Durch die häufigen Wechsel der Perspektiven wird ein hohes Tempo aufgebaut, dem man sich nur schwer entziehen kann und deshalb mag man das Buch nur ungern aus der Hand legen. 

Ellen Sandbergs "Die Schweigende" ist ein Roman, der tief berührt, zum Nachdenken anregt und lange nachwirkt! 

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.11.2020

Mitreißender Roman, der berührt und zum Nachdenken anregt

Trümmermädchen
0

Köln, 1941: Anna wächst bei ihrer Tante Marie und ihrem Onkel Matthias auf. Die beiden führen eine Bäckerei und Anna liebt es, in der Backstube zu sitzen, ihren Onkel bei der Arbeit zu beobachten und mit ...

Köln, 1941: Anna wächst bei ihrer Tante Marie und ihrem Onkel Matthias auf. Die beiden führen eine Bäckerei und Anna liebt es, in der Backstube zu sitzen, ihren Onkel bei der Arbeit zu beobachten und mit ihm zu reden. Doch Annas Glück endet jäh, als ihr Onkel eingezogen wird. Während der Bombenangriffe auf Köln wird auch die Bäckerei zerstört. Gemeinsam mit ihrer Tante kämpft Anna ums nackte Überleben. Dabei verlieren Anna und Marie nie ihren Traum, die Bäckerei wiederaufzubauen, und  hoffen darauf, dass Matthias eines Tages zu ihnen zurückkehrt...

Lilly Bernstein gelingt es vom ersten Moment an, eine ganz besondere Atmosphäre zwischen den Zeilen schweben zu lassen. Dadurch ist man sofort mitten im Geschehen und verfolgt gebannt, was das Schicksal für die sympathische Bäckersfamilie bereithält. Abwechselnd stehen Anna und Marie im Zentrum der Ereignisse. Dadurch bekommt man einen umfassenden Einblick in die Gedanken, Sorgen, Nöte und Hoffnungen der beiden. 

Handlungsorte und Protagonisten werden so authentisch beschrieben, dass man die entsprechenden Szenen beim Lesen sofort vor Augen hat. Historische Hintergründe fließen glaubhaft in die Handlung ein. Man kann die Not der Menschen förmlich spüren und sich deshalb ganz auf diesen Roman einlassen. Man taucht dabei regelrecht in die Vergangenheit ein und folgt gebannt dem aufwühlenden Geschehen. Anna und Marie müssen einige Schicksalsschläge hinnehmen. Doch diese wirken nicht zu übertrieben oder gar unglaubwürdig, sondern einfach authentisch und mitreißend. Deshalb liest sich das Buch quasi von allein. Man fiebert mit den Charakteren mit, die einem im Verlauf der Handlung ans Herz wachsen. 

Ein mitreißender Roman, der berührt und zum Nachdenken anregt!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.11.2020

Spannender Serienauftakt

Fremder Tod
0

Rainer Hauptmann ist vom Balkon seiner Darmstädter Wohnung in den Tod gestürzt. Da es anscheinend keine Angehörigen gibt, wird Nachlasspflegerin Jana Welzer mit dem Fall betraut. Sie soll den Nachlass ...

Rainer Hauptmann ist vom Balkon seiner Darmstädter Wohnung in den Tod gestürzt. Da es anscheinend keine Angehörigen gibt, wird Nachlasspflegerin Jana Welzer mit dem Fall betraut. Sie soll den Nachlass sichten und eventuelle Erben aufspüren. Doch schon bald stößt Jana auf einige Ungereimtheiten. Denn Rainer Hauptmann war offensichtlich nicht der, für den er sich ausgegeben hat. Gemeinsam mit ihrem alten Freund Ben, beginnt Jana nachzuforschen. Die beiden entdecken einige Pässe und Dokumente, die zu weiteren Identitäten des Verstorbenen führen. Der Fall ist äußerst rätselhaft. Doch Jana und Ben geben nicht auf....

"Fremder Tod" ist der Auftakt einer neuen Krimireihe um die Nachlasspflegerin Jana Welzer. Der Einstieg verläuft zwar zunächst eher gemächlich, gelingt aber dennoch mühelos. Denn der Autor beschreibt die Hauptprotagonistin Jana und ihre Arbeit als Nachlasspflegerin so authentisch und interessant, dass man sich von Anfang an auf die Spurensuche einlassen kann. Gerade die Tatsache, dass in diesem Krimi keine Polizisten ermitteln, sondern dass man eine Nachlasspflegerin bei ihrer Suche nach den Vermögenswerten und möglichen Erben beobachtet, gibt der Handlung einen ganz besonderen Reiz. 

Im Zentrum des Geschehens stehen die Nachforschungen von Jana und Ben. Außerdem gibt es immer mal wieder kurze Einschübe, in denen man einen Einblick in das stressige Leben des alleinerziehenden Vaters Caesar bekommt. Zunächst ist nicht klar, wie sich dieser Handlungsstrang in den Verlauf einbinden wird, doch dem Autor gelingt es hervorragend, die unterschiedlichen Stränge nach und nach zu verknüpfen. Bis dahin muss man sich allerdings etwas gedulden, da der Fall ungeahnte und mehr als überraschende Wendungen nimmt. Immer wenn man meint, dass man bei den eigenen Überlegungen einen Schritt weitergekommen ist, sorgt die Vergangenheit des Verstorbenen dafür, dass man umdenken muss. Dadurch gerät man früh in den Sog der Ereignisse, denn man möchte unbedingt erfahren, was Jana und Bens Ermittlungen ergeben. 

Ein durchweg spannender und interessanter Reihenauftakt, der durch die Tatsache, dass man keine herkömmliche Polizeiarbeit, sondern eine Nachlasspflegerin auf ihrer akribischen Spurensuche beobachtet, wohltuend aus der Masse hervorsticht. Bitte mehr davon!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.11.2020

Berührt und regt zum Nachdenken an

Jeden Tag ein neuer Himmel
0

Charlotte hat eine neue Arbeitsstelle in einem Londoner Hospiz angetreten und betreut dort den totkranken Jungen Hamish in seinen letzten Tagen. Auf dem Heimweg kommt hört sie, wie der Straßenmusiker Sam ...

Charlotte hat eine neue Arbeitsstelle in einem Londoner Hospiz angetreten und betreut dort den totkranken Jungen Hamish in seinen letzten Tagen. Auf dem Heimweg kommt hört sie, wie der Straßenmusiker Sam gerade seinen gefühlsbetonten Song "Daisy" singt. Dieses Lied weckt all die Erinnerungen an ihre kleine Tochter Daisy, die vor beinahe einem Jahr gestorben ist.  Sam beobachtet Charlottes intensive Reaktion und fühlt sich dadurch sofort mit ihr verbunden. Er ist fasziniert von Charlotte und möchte sie unbedingt kennenlernen. Charlotte reagiert zunächst sehr zurückhaltend, doch mit seiner einfühlsamen Art gelingt es Sam schließlich, ihre Abwehr zu durchbrechen. Doch das Schicksal macht es den beiden nicht leicht....

Die Handlung wird abwechselnd aus der Sicht von Charlotte und Sam erzählt. Dadurch lernt man nicht nur beide Hauptcharaktere intensiv kennen, sondern kann außerdem beobachten, wie sie aufeinander wirken und was sie voneinander denken. Beide wecken spontane Sympathien, wodurch man sich gerne auf die Geschichte einlässt. 

In diesem Roman werden einige ernste und traurige Themen angeschnitten. Dennoch wirken sie wohldosiert und nicht übertrieben. Man kann die Gefühle sehr gut nachvollziehen und bereits früh in die Handlung eintauchen. Denn die Autorin schafft es, trotz der traurigen Themen, eine Wohlfühlatmosphäre zu erschaffen, die mitreißt und angenehm zwischen den Zeilen schwebt. Die Geschichte berührt und trifft zuweilen mitten ins Herz, wodurch sich das Buch quasi von allein liest, da man sich nicht von der Handlung lösen mag. Denn man fiebert mit den Charakteren mit und möchte unbedingt erfahren, was das Schicksal für sie vorgesehen hat 

Ein intensiv erzählter, berührender Roman, der zuweilen mitten ins Herz trifft. 

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.11.2020

Dranbleiben lohnt sich definitiv

Aus dem Schatten des Vergessens
0

Im vorweihnachtlichen Montreal wird eine angesehene Psychologin brutal umgebracht, ein Anwalt verschwindet überstürzt und ein Obdachloser fällt vom Dach und stirbt. Bei ihm werden die Brieftaschen der ...

Im vorweihnachtlichen Montreal wird eine angesehene Psychologin brutal umgebracht, ein Anwalt verschwindet überstürzt und ein Obdachloser fällt vom Dach und stirbt. Bei ihm werden die Brieftaschen der Psychologin und des Anwalts gefunden. Das Team um Détective Victor Lessard nimmt die Ermittlungen auf. Diese führen nicht nur weit in die Vergangenheit zurück, sondern nehmen ungeahnte Ausmaße an...

Die Handlung wird aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet und trägt sich außerdem auf verschiedenen Zeitebenen zu. Da diese Wechsel allerdings gekennzeichnet sind, fällt die Zuordnung relativ leicht. Dennoch sollte man gerade am Anfang konzentriert lesen, um die unterschiedlichen Charaktere und Perspektiven einzuordnen. Zunächst ahnt man nicht, wie alles in Zusammenhang steht, doch das Interesse am Fall und seinen Hintergründen wird dadurch definitiv früh geweckt. 

Handlungsorte und Protagonisten werden detailliert beschrieben. Dadurch kann man sich zwar alles mühelos vorstellen, doch zuweilen wirken diese Beschreibungen etwas ausufernd. Die Charaktere beobachtet man zunächst etwas distanziert. Es braucht ein wenig Zeit, bis man sich an die jeweiligen Eigenarten gewöhnt hat und Sympathien aufbaut. Allerdings wirken sie durchaus lebendig. Der Fall verlangt ihnen einiges ab und auf Victor Lessard kommen außerdem Schwierigkeiten im privaten Umfeld zu, die ihn zusätzlich belasten. 

Der Autor versteht es, trotz der ausschweifenden Erzählweise, den Leser bei der Stange zu halten. Denn die unterschiedlichen Handlungsstränge verknüpfen sich nach und nach. Beim Lesen wird man dazu angeregt, eigene Überlegungen anzustellen. Doch dieser Fall ist nicht so leicht zu durchschauen. Nichts ist so, wie es auf den ersten Blick scheint und das, was Schritt für Schritt ans Tageslicht kommt, nimmt ungeahnte Ausmaße an. Dadurch gerät man in den Sog der Ermittlungen und möchte unbedingt erfahren, was tatsächlich hinter allem steckt. Die Spannung, die sich zunächst eher gemächlich aufbaut, steigert sich stetig, um schließlich in einem überraschenden Finale zu gipfeln. 

Auch wenn eher nebensächlichen Beschreibungen viel Raum gegeben wird, sorgen diese dafür, dass man ganz in die Handlung eintauchen kann, um sich gemeinsam mit dem Team auf einen rätselhaften Fall einzulassen. Dranbleiben lohnt sich hier definitiv!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere