Sternentränen
Das Geheimnis der SternentränenMeinung
Der Plott mag sich zwar dem aktuellen Trend der Endzeit- und Dystopieschwemme angepasst haben, jedoch wird durch das Hinzufügen der phantastischen Science Fiction ein spannender neuer Weg eingeschlagen. ...
Meinung
Der Plott mag sich zwar dem aktuellen Trend der Endzeit- und Dystopieschwemme angepasst haben, jedoch wird durch das Hinzufügen der phantastischen Science Fiction ein spannender neuer Weg eingeschlagen. Höhl-Kayser verbindet mit einer zerstörten Erde im Jahre 2162, einer diktatorischen Regierung, einem Zeitreisenden sowie einer Protagonistin, die mit ihrem bisherigen Leben nicht einverstanden ist, all diese Genres, ohne dass es zu gewollt wirkt. Jedoch stand dem perfekten Vermischen die Phantastik vielleicht das ein oder andere Mal zu sehr der Wissenschaft im Weg. Hier und da kann man unsere Gesellschaft – oder zumindest das, was aus ihr mal werden könnte – durchblitzen sehen, jedoch unterscheidet sie auch ihre Art komplett von unserer. Im Jahr 2162 sind Männer lediglich für niedere Arbeiten von Belang. Alles ist durch die Regierung geregelt, vom Kinderkriegen bis hin zum frühen Tod Mitte 50. Aufzeichnungen aus der Zeit, in der wir gelebt haben, sind zwar vorhanden, jedoch verboten. Und doch kann Jade (wie der Stein) nicht davon absehen, immer wieder diese Unterlagen durchzugehen. Dabei wird der Scientistin immer mehr bewusst, dass dieses scheinbar perfekte Leben zu Lasten ihrer aller Freiheit geht. Viele kleine Einfälle und Ideen runden das Ganze ab, jedoch hat es nicht voll zu einem perfekten Roman für mich gereicht.
Ich bin mir sicher, dass ich den Roman geliebt hätte, wäre meine Bindung zu Jade stärker gewesen. Generell mochte ich sie sehr gerne, jedoch hat mir der direkte Draht zu ihr gefehlt. Sie war immer eine Spur zu sehr auf Distanz, dass ich zwar gerne ihren Abenteuern gefolgt bin, aber nicht direkt mitgefiebert habe. Gehadert habe ich weiterhin mit dem Schreibstil, der sehr jugendlich wirkt und damit auch Jade in ein ganz anderes Licht rückt. Vor meinem geistigen Auge war sie immer eine 16jährige. Dies kann aber auch den zahllosen Jugenddystopien geschuldet sein, die ich bislang konsumiert habe. Schmunzeln musste ich auch, als ein Kommentar unserer Oberbürgermeisterin Reker („Immer eine Armlänge Abstand“) in den obersten Regeln der Gesellschaft seine Verwendung gefunden hat. Solche Kleinigkeiten (oder auch die Präsidentin Pitt-Jolie) konnte ich leider nicht ganz ernst nehmen.
Fazit
Für einen Indietitel bietet Das Geheimnis der Sternentränen in Vielerlei Hinsicht reichlich Stoff für spannende Lesestunden. Der Weltenbau ist nicht perfekt, überrascht jedoch mit vielen neuen Ideen. Gewohnte Endzeit- und Dystopieszenarien werden gekonnt in die phantastische Science Fiction eingeflochten, ohne dass einer dieser Teile fehl am Platz wirkt. Lediglich in der technischen Umsetzung, die das sprachliche und die Darstellung des ebooks anbelangt, wussten mich nicht zu überzeugen. In meinen Augen wird einer jüngere Zielgruppe mehr Spaß an diesem Roman haben, Spaß gemacht hat er mir, trotz einiger Abzüge, trotz allem.