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Veröffentlicht am 10.06.2018

Palace of Glass

Palace of Glass - Die Wächterin
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Meinung

Fantasy, gerade wenn sie entweder in unserer Gesellschaft angesiedelt wurde oder aber auch mit einem dystopischen Setting vermischt wird, erzählt sich häufig immer wieder von vorne. Bei all den ...


Meinung



Fantasy, gerade wenn sie entweder in unserer Gesellschaft angesiedelt wurde oder aber auch mit einem dystopischen Setting vermischt wird, erzählt sich häufig immer wieder von vorne. Bei all den Geschichten, die jedes Jahr neu veröffentlicht werden, ist es eine Kunst für sich, das Rad neu zu erfinden. Palace of Glass ist eine dieser Erzählungen.
In einem fiktiven Großbritannien der nicht all zu fernen Zukunft gehen die Uhren rückwärts. Alles Übel der Welt wird den körperlichen Begehren der Menschen und ihrem unbändigen Drang nach Vergnügen zur Last gelegt. Als Konsequenz daraus gilt jeglicher Körperkontakt (außer zum Zwecke der Fortpflanzung) als strengstens untersagt. Parallelen zu unserer heutigen Zeit sind sicher nicht nur zufällig, sondern beabsichtigt.

In unserer realen Vergangenheit waren es als Hexen Verurteilte, die dem Scheiterhaufen zum Opfer fielen. In Palace of Glass werden diese Menschen Magdalenen genannt. Es gibt unter ihnen verschiedene Arten ihrer speziellen Gabe. Eines haben sie jedoch gemeinsam. Denn das, was sie alle am meisten begehren, steht unter Höchststrafe und könnte ihnen zum Verhängnis werden. Und eine dieser Magdalenen ist Protagonistin Rea.

Besonders erwähnenswert ist die Liebe zum Detail, die in diesen Roman eingeflossen ist. Von der Vorgeschichte bis zu den speziellen Gewandungen entsteht dadurch eine fiktive Welt die in sich schlüssig erscheint und in die es sich leicht eintauchen lässt. Die Charaktere wirken sehr authentisch und voller Leben. Ein wichtiger Punkt ist dabei die Sucht nach dem Berühren menschlicher Haut und das Stillen dieser Gier mittels Anfassen von Seide. Rea und ihre MitstreiterInnen sind sehr körperliche Wesen und gerade weil es ein so großes Tabu ist, machen Berührungen hier ihren besonderen Reiz aus. Die Figuren werden dadurch zu sinnlichen Wesen, denen ihre Freiheit wichtiger ist, als das Erfüllen ihrer bürgerlichen Pflichten.

Die fiktive Geschichte des Landes sowie der Magdalenen findet genügend Platz um ein besseres Bild auf das Leben in einem modernen und zugleich historischen Großbritannien geben zu können. Für mich persönlich sind solche Erklärungen essenziell für ein gelungenes World Building. LeserInnen die tendenziell Romane in der Richtung von Selection lesen, könnten dies sicher als langatmig empfinden.
Doch auch in einem epischen Roman wie diesem wird es für LeserInnen, die regelmäßig Bücher dieser Art lesen, nicht schwierig sein, Handlungsverläufe vorausahnen zu können. Dennoch gibt es einige offene Frage bei denen es begrüßenswert wäre, würden diese in den noch folgenden Teilen beantwortet werden. Mir ist nicht so ganz klar geworden, wie in einem so kurzem Zeitraum so viele Länder zur Monarchie zurückgekehrt sind – um nur einmal einen ungeklärten Teil zu erwähnen.

Meine Begeisterung war trotz der kleinen negativen Aspekte recht hoch, bis es zu einem wichtigen Teil des Plots kam: die sich anbahnende Liebesgeschichte. Diese steht im krassen Kontrast dazu und mag weder zum Stil des Romans, der Art wie er geschrieben wurde, noch zum Plot passen. In jedem drittklassigen Urbanfantasy/Paranormal Love/usw. Roman hätte ich eine 0815 Romanze wie diese hier erwartet, allerdings nicht in einem solchen Roman, der so einen ausgesprochen guten Vorlauf geboten hat. Es reicht nicht aus, dass wieder einmal Cinderella neu aufgerollt wird. Natürlich muss Rea sich instant in den klassischen Bad Boy verlieben, der keinerlei Rückgrat besitzt. Im Stil von Jennifer Armentrouts Romanen wird auch in Palace of Glass das unmöglichste Verhalten seiner Majestät damit entschuldigt, dass es eigentlich ja nur im besten Sinne für Rea gewesen ist.
Auf dem Bloggertreffen von Blanvalet mit der Autorin auf der Leipziger Buchmesse 2018 habe ich genau dies angesprochen. Mir wurde versichert, dass ich für diesen Part in Band 2 noch Großes erwarten könne und das nichts so bleiben würde, wie es zum Stand des ersten Teils war. Alleine aufgrund dieser Aussage habe ich für mich entschieden, den weiteren Bänden eine Chance zu geben. Denn wenn es wirklich nur eine Art Vorgeplänkel ist um den Rest einzuläuten, werde ich gerne darüber hinwegsehen können.

Fazit



Palace of Glass ist der Auftakt zu einer Trilogie, von der wir sicher noch viel hören und lesen werden. Meine Erwartungen an die beiden folgenden Teile ist immens hoch, da C.E. Bernhard die eigene Messlatte ganz weit oben angesetzt hat. Sorge bereitet mir allerdings immer noch die Liebesgeschichte, die in diesem Teil ihren Anfang gefunden hat. Mit dieser steht und fällt die komplette Reihe und meine Meinung zu dieser.
Ich mag diesen Roman Freunden des Genremixes ans Herz legen. Wenn ihr gerne Urbanfantasy sowie Dystopien lest und einem Setting, das sowohl Modernes, als auch Historisches beinhaltet, nicht abgeneigt seid, lässt sich Palace of Glass gut empfehlen. Es sollte jedoch jede Menge Toleranz für den Brooding Yound Adult Hero mitgebracht werden.

Veröffentlicht am 29.05.2018

Feminist Fight Club

Feminist Fight Club
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Der Ratgeber Feminist Fight Club ist leider nicht das gewesen, was ich mir darunter vorgestellt, bzw. davon erhofft hatte. Ein Ratgeber für Erfolg im Beruf? Ja. Ein Ratgeber für gleichberechtigtes Arbeiten? ...

Der Ratgeber Feminist Fight Club ist leider nicht das gewesen, was ich mir darunter vorgestellt, bzw. davon erhofft hatte. Ein Ratgeber für Erfolg im Beruf? Ja. Ein Ratgeber für gleichberechtigtes Arbeiten? Leider nein.

Meinung



Eigentlich könnte Feminist Fight Club ein Ratgeber sein, der an keiner Arbeitsstätte fehlen sollte. Doch ist die Kluft zwischen dem, was das Buch sein könnte und dem, was es tatsächlich ist, zu groß dafür. Der Ansatz, konkret existierende Probleme zu nehmen und direkte Lösungsvorschläge zu liefern ist hervorragend und wird von vielen anderen Büchern der Art schlechter umgesetzt. Verschiedenste Szenarien werden vorgestellt und dann jeweils direkt dazu erläutert, wie darauf reagiert werden kann. Und genau deswegen ist es so schade, dass selbst hier nicht auf das Verwenden von Stereotypen verzichtet werden konnte. Laut der Autorin sind „wir“ Frauen nämlich weder in der Lage Publikumssportarten zu mögen, noch Gefallen an Lesertag und Squash zu finden und würden natürlich immer einen Nikolas Sparks Film bevorzugen. Hinzu kommen sich wiederholende Sätze in Form von „Frauen sind so, Männer können das“. Gerade in einem Buch wie diesen erwarte ich, dass davon Abstand genommen wird. Ein Beispiel ist der Rat, sich größer zu machen um autoritärer zu wirken. Aber sind nicht das Problem die, die auf andere wegen ihrer körperlichen Eigenschaften herabsehen und diese danach beurteilen? Mir ist durchaus bewusst, dass der Titel des Buchs Feminist Fight Club lautet. Allerdings wünschen wir uns doch ein Umdenken a l l e r in unserer Gesellschaft. Sollte da nicht der Ansatz von beiden Seiten kommen? Nicht mehr unterdrücken lassen und nicht mehr unterdrücken? Vielleicht ist es nur das, was ich zwischen den Zeilen herausgelesen habe. Doch hier und da lesen sich die Aussagen, als ob „wir“ uns wie Männer verhalten müssten, um Anerkennung im Job zu erhalten, anstatt dass wir (alle) so akzeptiert werden wie wir sind, unabhängig von unserem Geschlecht.

So sehr gerade am Anfang des Buchs darauf plädiert wird, dass wir „Frauen“ zusammenhalten müssen und uns gegenseitig unterstützen sollen, so oft wandelt sich der Text im weiteren Verlauf genau ins Gegenteil um. Das Verhalten von anderen Frauen am Arbeitsplatz, die der eigenen Karrriere im Weg stehen, wird damit begründet, dass sie weiblich sind. Das bestimmte Verhaltensmuster seit Generationen anerzogen werden, findet keinerlei Erwähnung. Die "rosahellblaufalle" lässt grüßen.

Es ist des Weiteren auch zu einfach gedacht, sich selbst statt „Das schaffst du nie – Gib doch einfach auf – Die ist um Welten besser als ich“ Sätze wie „Du hast es dir verdient – Du bist gut genug“ immer wieder aufzusagen. Mangelndes Selbstvertrauen kann auch auf den Umstand zurückgeführt werden, dass Menschen aufgrund ihrer Geschlechterzuordnung diskriminiert werden. Allerdings lässt sich eine Depression, die aus welchen Gründen auch immer aufgetreten ist, nicht mit den einfachen Beispielen, die im Buch angeboten werden, „mal eben schnell“ besiegen.

Das Buch ist sehr auf den amerikanischen Markt ausgelegt. Der deutsche Verlag ist darauf eingegangen und hat immer wieder Zahlen aus Deutschland und Österreich hinzugefügt. Ingesamt liest sich der Ratgeber, der sehr aus der Sicht einer Person und deren Arbeitsumfeld geprägt ist, jedoch vielmehr nach einem Problemlöser für amerikanische ArbeitnehmerInnen in Berufen aus der Wirtschaft, den Medien usw.

Auch wenn eine Stelle mit einem kleinen Sternchen versehen darauf hinweist, dass es auch noch andere Menschen gibt, die sich als Frauen verstehen ist Feminist Fight Club sehr auf eben jene Frauen ausgelegt, die mit einer Vagina zur Welt gekommen sind. Insgesamt war mein Eindruck, dass sich Jessica Bennett sehr auf die beiden klassischen Rollen Mann und Frau eingeschossen hat, was für mich genau das Gegenteil von Feminismus darstellt. Wenn es selbst die Autorin eines feministischen Ratgebers nicht schafft, Geschlechterklischees zu überwinden, haben wir noch einen weiten Weg vor uns.

Fazit



Der Großteil der Übungen und Lösungsvorschläge ist mit Sicherheit nützlich für den Alltag. Einige Situationen waren mir leider nur allzu vertrauet. Allerdings erscheinen einige Hinweise bzw. Ratschläge zu einfach gedacht. Außerdem konzentrieren sie sich fast ausschließlich auf das Arbeiten im Büro. Ein paar weitere Einsichten aus anderen Berufszweigen wären von Vorteil gewesen.
Feminist Fight Club ist mit Sicherheit ein guter Ratgeber für offensiveres Auftreten am Arbeitsplatz, der in vielen Fällen Augen öffnen wird. Die Übungen und Lösungsvorschläge sind dabei mal mehr, mal weniger, gut umsetzbar. Ich hätte mir u.a. weniger Stereotypen gewünscht und einen Ratgeber, der für alle Frauen gedacht ist und nicht nur für die mit einer Vagina.

Feminist Fight Club ist ein weiteres Buch „wir gegen die“. Echte Equality findet sich hier nicht, dafür aber einige nützliche Tipps für Reaktionen auf unangemessenes Verhalten am Arbeitsplatz.

Veröffentlicht am 25.05.2018

Die nicht ganz so störrische Braut

Die störrische Braut
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Meinung

Der Roman Die störrische Braut ist eine Neuerzählung Shakespeares Stücks Der Widerspenstigen Zähmung. Insgesamt wurden acht seiner Werke durch internationale Autorinnen und Autoren in moderner ...

Meinung



Der Roman Die störrische Braut ist eine Neuerzählung Shakespeares Stücks Der Widerspenstigen Zähmung. Insgesamt wurden acht seiner Werke durch internationale Autorinnen und Autoren in moderner Weise interpretiert. Anne Tylers Werk Die störrische Braut erzählt von einer leicht schrägen Amerikanischen Familie und deren Umgang mit- und untereinander. Da ich das Original nie gelesen habe, kann ich darauf nicht eingehen und betrachte den Roman daher als eigenständiges Werk.

Es gibt nüchterne Figuren, die durch ihre Art witzig, bissig und unterhaltsam wirken. Am besten funktionieren sie, wenn sie für sich allein stehen und sich so von den anderen Charakteren abzuheben wissen. In dem Fall der Störrischen Braut trifft diese Eigenschaft nahezu auf jede Person zu, was das Lesen schwieriger macht. Kates sarkastische Art, die sonst sehr abwechslungsreich gewesen wäre, ging dadurch komplett unter, da nahezu alle Personen ähnlich reagieren und ihre Handlungen somit auch ungünstig berechenbar sind.
Das was Kate und den anderen den lieben langen Tag passiert ist einfach zu banal, als das es gerne an den Roman fesseln lässt. Zumal die Geschichte sehr vorhersehbar ist, egal ob man mit dem Ablauf des Originalstückes nun vertraut ist oder nicht.
Figuren müssen nicht immer eine komplexe Entwicklung durchleben, um interessant zu wirken. Sie dürfen auch rückständig und ihre Aktionen müssen zum Romanende hin nicht nachvollziehbar sein. Allerdings macht es die Identifizierung mit ihnen nicht unbedingt einfacher. Warum hat Kate sich schlussendlich so entschieden? Was ist passiert, was mir als Leserin anscheinend entgangen ist, dass sie ihrem Vater nachgibt? In einem sehr kleinen Fenster gibt sie einen Einblick in ihr Inneres und doch fehlte da auf Dauer das gewisse Etwas, was normalerweise dazu führen sollte, dass Kate menschlich wirkt.

Die Idee, berühmte Geschichten in einem in der Gegenwart angelegten Setting neu arrangiert auferstehen zu lassen, ist reizvoll und wurde unter anderem auch in einem ähnlichen Konzept mit den Jane Austin Romanen umgesetzt. Bei Die störrische Braut wollte sich allerdings nie so ganz das Gefühl einstellen, einen Roman zu lesen. Man merkt auch dieser neuen Fassung an, dass es sich eigentlich um ein Stück handelt und daher bin ich mir ziemlich sicher, dass Anne Tylers Version als Film eine deutlich bessere Wirkung erzielen würde.

Die störrische Braut ist kein schlechtes Leseerlebnis. Hier bitte den Satz mit dem nicht ausgeschöpften Potenzial hindenken - eigentlich möchte ich solche Floskeln nur ungern verwenden, doch hier würde er sich wahrlich gut machen. Bis zum Schluss hin könnte der Roman als gut lesbar bewertet werden. Vielleicht als Urlaubslektüre passend. Doch der schmierig süße Epilog weiß das Gesamtbild komplett niederzureißen und liest sich wie ein absurdes Plädoyer für arrangierte Ehen. An diesem Punkt hatte mich Anne Tyler komplett verloren. Da ihre anderen Bücher allerdings in den höchsten Tönen gelobt werden, bin ich nicht abgeneigt, mir diese beizeiten anzusehen.

Fazit



Die störrische Braut könnte leicht als kurzweilig einzustufen sein, würde der Roman es seinen LeserInnen nicht so schwer machen, ihn richtig einordnen zu können. Auch nach reichlicher Überlegung erschließt sich mir nicht, was Anne Tyler genau mit diesem Werk auszudrücken vermochte (laut den Bewertungen anderer Rezensenten weicht die Geschichte sehr vom Original ab). Und so bleibt es am Ende für mich eine Leseerfahrung mit einer nicht all zu störrischen Braut. Allerdings würde eine Umsetzung als Fernsehfilm sicher seinen Reiz haben.

Veröffentlicht am 20.05.2018

Schweige nun still

Schweige nun still
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Inhalt
Eine junge Frau ringt mit dem Tod. Nur ein Mann weiß, was geschehen ist. Doch er kann die Wahrheit niemandem mitteilen.

Meinung
Schweige nun still fängt relativ ruhig an und lässt sich Zeit, damit ...

Inhalt
Eine junge Frau ringt mit dem Tod. Nur ein Mann weiß, was geschehen ist. Doch er kann die Wahrheit niemandem mitteilen.

Meinung
Schweige nun still fängt relativ ruhig an und lässt sich Zeit, damit die Figuren auf ihre Leseschaft wirken können. Eine Frau liegt nach einem Unfall mit Fahrerflucht im Koma. Und auch wenn sie nichts mitzubekommen scheint, schwirren doch unermüdlich Menschen um sie herum. Einige davon sind ihr gut gesonnen, andere wiederum wollen ihr schaden. Doch der einzige der weiß was wirklich vor sich geht, ist in einer ähnlichen Situation wie sie selbst.
Der wahre Horror dieser Geschichte entfaltet sich in den Kapiteln aus Franks Sicht, der unter dem Locked-in-Syndrom leidet. Nach einem Schlaganfall befindet sich sein Körper in einem völligen Zustand der Gelähmtheit. Er kann sich weder bewegen, noch sprechen und seine Augen gehen völlig unsystematisch auf und zu. Doch sein Geist funktioniert einwandfrei. Dies führt dazu, dass er mehr mitbekommt als es einigen Personen lieb ist. Dadurch begibt sich Frank unabsichtlich selbst in Gefahr. Die Art und Weise, wie durch Frank das Gefangensein im eigenen, unbeweglichen Körper beschrieben wird ist wahrlich bedrückend. Emily Elgar zeigt hier ihr Können und erschafft (nicht nur mit Frank) lebensnahe Charaktere, deren Schicksale schnell zu den eigenen werden. Insgesamt sind es hier die Figuren, die den Reiz des Thrillers ausmachen. Durch verschiedene Erzählperspektiven rücken die Ereignisse nach und nach zusammen und werden vor allem durch die involvierten Personen vorangetragen.

Viel Zeit wird dem Aufbau des Plots sowie dem Einführen der Charaktere gewidmet. Da bleibt leider wenig Raum für die Auflösung, die nur auf wenigen Seiten runtergebrochen wird. So gemächlich wie die Story am Anfang und bis kurz vor Schluss abläuft, so explosiv ist plötzlich die Stimmung auf den letzten 40 Seiten. Und auch wenn das Katz-und-Maus-Spiel seitens der Autorin recht gelungen ist und das Erraten der Person durch einige Fallen erschwert wird, sind die Begründung zu lasch und mögen von der Art und Weise der Erzählung nicht so recht zum Rest passen.

Fazit
Schweige nun still ist ein Thriller mit bemerkenswert gut inszenierten Charakteren, der wirklich Spaß macht. Ich würde allerdings nicht so weit gehen, ihn als Psychothriller zu bezeichnen, da dieser Aspekt ein wenig zu kurz gekommen ist. Was hier an Spannung fehlt, wurde durch eine bedrückende Grundstimmung wieder aufgefangen, allerdings wirkt das Ende ein wenig zu abgehackt.

Für Freunde von sich langsam aufbauenden Spannungsbögen sehr zu empfehlen. Dunkle, menschliche Abgründe finden sich hier allerdings nicht.

Veröffentlicht am 23.04.2018

Kim & Liam

Kim & Liam – Für immer Du
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Meinung

Erwartungen und die tatsächliche Umsetzung könnten teilweise nicht unterschiedlicher sein. Habe ich als Leserin die falsche Entscheidung mit einem von mir ausgewählten Roman getroffen, oder wurden ...

Meinung



Erwartungen und die tatsächliche Umsetzung könnten teilweise nicht unterschiedlicher sein. Habe ich als Leserin die falsche Entscheidung mit einem von mir ausgewählten Roman getroffen, oder wurden mir die falschen Erwartungen durch, zum Beispiel, andere Rezensionen geweckt? Dies sind die Fragen, die ich mir vor jeder Rezension stelle, hat mir ein Roman nicht gefallen. Sie sind wichtig für jede Bewertung, da sie beeinflussen, wie viel Objektivität ich in einen Beitrag legen kann. Ich möchte an dieser Stelle deswegen direkt mit der Empfehlung anfangen, um danach genauer ins Detail zu gehen, warum mich Kim & Liam nicht überzeugen konnte.

Der Roman ist genau richtig, wenn schnelle Unterhaltung für einen Leseabend gesucht wird, bei der der Fokus auf der Instant Love liegt. Damit ist die Liebe auf den ersten Blick gemeint, die sich direkt zu Beginn eines Romans entwickelt. Normalerweise trifft dies besonders auf das Genre New Adult zu, da die Paare in den klassischen Liebesromanen erst kurz vor Ende der Geschichte zusammen kommen. Kim & Liam verbindet beide Genre miteinander, da die Protagonistin und ihr Love Interest Anfang dreißig sind. Wem Liebesromane per se zu trocken sind und wer außer Liebesschwüren noch jede Menge Dramatik sucht, wird hieran Freude haben. Durch den jugendlichen und leichten Schreibstil ist es wirklich einfach, das Buch innerhalb eines Abends oder Wochenendes zu beenden. Zu der flotten Erzählweise gehören allerdings auch kleine Ungereimtheiten. Es sind nicht viele Kleinigkeiten, jedoch fallen diese schnell auf, wenn man sich ein wenig mit der jeweiligen Materie auskennt.

Laut dem Klappentext erwartete mich in Kim & Liam – Für immer du ein junges Liebesglück zwischen zwei unglücklichen Seelen die zunächst zueinander finden, bis ein größeres Ereignis dafür sorgt, dass ihre Liebe auf die Probe gestellt wird. Bekommen habe ich allerdings etwas anderes. Ein Roman der ein Paar beinhaltet, das sich nach dem ersten Kennenlernen direkt ewige Treue schwören möchte, sollte vor allem eines sein: glaubwürdig. Wieso fühlen sich die beiden zueinander hingezogen? Was macht sie aus? Charakter, Eigenschaft, wahrscheinlich auch Aussehen? Es reicht für mich nicht aus, dass beide wahnsinnig gut aussehen und sich sexuell anziehend finden und dann im darauffolgenden Atemzug von Liebe sprechen. Es können sich liebend gern Konstellationen gefunden werden, in denen sich die Protagonistin zum Beispiel eher für offene Beziehung ausspricht und so flüchtige Bekanntschaften pflegt. Es kommt immer auf den Umstand der Situation an. Aber wenn es genau wie in diesem Fall abläuft und sich zwei Menschen in einem Club kennenlernen, den ganzen Abend nicht miteinander sprechen, etwas rummachen, sich dann wochenlang nicht sehen um sich dann zufällig wieder zu treffen und quasi sofort zusammen kommen: ja dann fehlt es mir eindeutig an unterhaltendem Inhalt. Die Beziehung von Kim und Liam basiert darauf, dass sie sich ansprechend finden. Romantik ist nicht zu spüren. Anziehungskraft? Ja, davon gibt es reichlich. Allerdings will es einfach nicht zu den Schwüren passen, die zwischen den beiden regelmäßig ausgetauscht werden.

Der Roman orientiert sich an der klassischen Rollenverteilung nach amerikanischen Vorstellungen. Auch wenn Kim hier und da etwas Gegenwehr durchblicken lässt, wird sie im Großen und Ganzen als das klischeehafte schwache Weibchen dargestellt, dass ihrem Freund das Bier hinterherträgt und ständig sauer auf ihn ist, weil sie seine Gefühlsausbrüche nicht deuten kann. Warum? Weil sie nicht miteinander kommunizieren, siehe oben. Die wahren Probleme werden erst nach der (wahnsinnig schnell herbeigeführten) Hochzeit ausgegraben, die anscheinend auch das einzig wahre Ziel im Leben der Protagonistin ist (Krankheit hin oder her). Selbst ihr persönliches Umfeld – sprich Eltern, Bruder und beste Freundin – wünschen ihr nichts anderes für die Zukunft, als endlich einen Mann zum heiraten zu finden. Hier kommt wieder die bereits erwähnte Rollenvorstellung ins Spiel.

Zwei Drei Dinge die mich richtig geärgert haben betreffen sowohl das Timing des Romans, als auch Liam, den Astronauten sowie Kims Verhalten.

Das ganz große Drama beinhaltet gerade mal die letzten 15 %, als ob die Geschichte schnell zum Ende gebracht werden musste. Dabei bin ich mir ziemlich sicher, dass sich das Buch mit mehr Zeit und Kapazitäten auch in eine ganze andere Richtung hätte entwickeln können. Vielleicht hätte ich die weiteren beiden Punkte dann auch ganz anders wahrgenommen.

Bad Boys sind immer noch die Book Boy Friends Nr. 1 in der Art von Literatur, die in erster Linie Frauen ansprechen soll. Selbst wenn Liam sicher nicht als solcher gedacht gewesen ist, hat er bei mir diesen Eindruck hinterlassen. Es ist keiner Weise in Ordnung, seiner Freundin den Sex vorzuenthalten, nur weil man sich als Mann in seiner Maskulinität eingeschnitten fühlt, weil die Angebetete auf ein Kondom besteht. Vor allem wenn sie dies auch noch damit begründet, dass sie in der Vergangenheit schwer krank gewesen ist und Angst hat, sich bei einem etwas einzufangen (wie soll man dies auch wissen, wenn man eigentlich nichts voneinander weiß?). „Ich werde nur mit der schlafen, wenn ich dich auch richtig fühlen kann“? Also bitte.

Kim bekleckert sich in meinen Augen auch nicht gerade mit Ruhm, wenn sie wissentlich einen Astronauten heiratet und dann vom ihm verlangt, die von immer erhoffte Mission nicht anzutreten.

Fazit



Kim & Liam kennen sich kaum, wollen sich gefühlt auch gar nicht richtig kennenlernen und entdecken dann all die kleinen Geheimnisse an einem Punkt, an dem es bereits zu spät ist. Abgesehen davon wollen sie Probleme des anderen lösen, die nich in ihren Aufgabenbereich gehören, sondern in professionelle Hände. Dies stört mich nicht nur in diesem Liebesroman, sondern auch in anderen Büchern der Art mit am meisten. Krankheitsbilder und Traumata werden in den Raum geworfen, kaum richtig wiedergegeben und der neue Partner soll nun all diese, seit Jahren angehäuften, Probleme lösen. Das funktionier so nicht.

Leider hat sich der Roman nicht so entwickelt, wie der Klappentext es angedeutet hat und die Spannung kam erst im letzten Drittel so richtig auf. Das Charakterdesign der beiden Hauptfiguren hat mir in seiner Ausarbeitung nicht gefallen, jedoch haben mir die Nebencharaktere gefallen und sie zeigen das Potenzial, das hier nicht ausgeschöpft worden ist.

Für Fans der Liebe auf den ersten Blick und New Adult Romanen ist Kim & Liam – Für immer du mit Sicherheit eine gute Abendunterhaltung. Mir hat es leider nicht zugesagt, allerdings würde ich mich noch einmal von Madlen Schaffhausers Können überzeugen lassen.