Das Mädchen am See
Das Mädchen am SeeMeinung
Zunächst einmal möchte ich zu den positiven Aspekten kommen, denn es handelt sich durchaus um einen gut verfassten Roman. Ein Mädchen wird ermordet und offensichtlich möchte jemand verhindern, ...
Meinung
Zunächst einmal möchte ich zu den positiven Aspekten kommen, denn es handelt sich durchaus um einen gut verfassten Roman. Ein Mädchen wird ermordet und offensichtlich möchte jemand verhindern, dass die Polizei herausfindet was wirklich passiert ist. Um gemeinsam mit der Protagonistin, der Journalistin Kelsey, diesem Rätsel auf die Schliche zu kommen, lässt Autor Charlie Donlea die Story erst nach und nach zusammenrücken. Er verwendet dazu Zeitsprünge zwischen Protagonistin Kelsey und Opfer Becca und schnell stellt sich heraus, dass diese junge Frau gar nicht so unschuldig wirkt, wie sie von seiner wohlhabenden Familie dargestellt wird. Dieses Spielen mit dem Leser durch Streuen falscher Fährten, dass ihn dazu animiert, mitzudenken liebe ich sehr und in Kombination mit den vielen verschiedenen Figuren wird es auf dieser Ebene zu einem guten Roman. Einem Roman, der sich gefühlt aber danach sehnt, mehr - sprich, ein Kriminalroman oder gar ein Thriller zu sein.
Aufgrund eines Hauchs eines Déjà-vu fiel mir der Einstieg in die Geschichte doch recht schwer. Die Grundgeschichte Junge Frau wird ermordet und eine Journalistin fährt an einen ihr unbekannten Ort um dort zu ermitteln hatte ich nur kurze Zeit davor im Thriller Tränenmädchen von Daniela Arnold vorgefunden. Mir war bei der Anfrage von Das Mädchen am See diese Umstand nicht so deutlich, denn ich versuche es mittlerweile immer so gut es geht zu umgehen, zu ähnliche Bücher kurz hintereinander zu lesen. Zum einen, um die meist doch sehr eigenständigen Werke nicht zu sehr miteinander zu vergleichen. Zum anderen, um nicht zu schnell von einem bestimmten Thema/Genre übersättigt zu werden. Der Fehler liegt hier also bei mir selbst und trotzdem führte er dazu, dass ich den Roman gerade zu Beginn mehrfach zur Seite legen musste. Als ich jedoch erst einmal hineinfinden konnte, trug mich der leichte und verständliche Schreibstil schnell durch die von ihm erzählte Geschichte.
Dabei kam es jedoch immer wieder und später vermehrt zu Situationen in beiden Zeitsträngen, die diese angenehme Lesegefühl, dass ich nach und nach entwickeln konnte, zerstört haben. Es ist meinem kritischeren Lesen geschuldet, dass mich solche Kleinigkeiten heute schneller stören, als vielleicht noch vor ein paar Jahren. Und so mag sich hier vielen Lesern ein spannender Roman offenbaren, der einige interessant gezeichnete Figuren bereithält. Diese mag ich Das Mädchen am See auch gar nicht absprechen. Doch wenn der Roman ebenfalls mit einer Protagonistin aufwartet, die ein Trauma aufgrund eines an ihr begangenen Verbrechens zurückbehalten hat, erwarte ich eine authentische und nachvollziehbare Aufarbeitung damit und nicht eine überplötzliche Genesung, nur damit der Plot vorankommt. Genauso empfand ich diverse Nebencharaktere, wie etwa die ortsansäßige Polizei oder auch Ärzte als reine Plottvorantreiber. Dieses elende Klischee des dummen Dorfsheriffs, der ohne die Hilfe völlig fremder Personen nicht in der Lage ist, gradeaus denken zu können, kann und ich will ich einfach nicht mehr lesen müssen. Dabei hatte Das Mädchen am See grundsätzlich das Potenzial, ein richtig gutes und spannendes Buch für mich zu werden.
Fazit
Das Mädchen am See ist ein Spannungsroman, den ich nur bedingt weiter empfehle. Wenn man noch nicht viele Bücher der Art gelesen hat, ist es sicher eine nette Abendunterhaltung, allerdings gibt es auch deutlich spannendere sowie besser geschriebene Bücher auf dem Markt.