Gute Geschichte mit einigen Schwächen
Love Alice„Love Alice“ gehört zu den Büchern, die ich unbedingt mögen wollte. Ich fand das Cover ansprechend, die Kurzbeschreibung machte mich neugierig und auch mit dem Verlag habe ich bislang nur sehr selten falsch ...
„Love Alice“ gehört zu den Büchern, die ich unbedingt mögen wollte. Ich fand das Cover ansprechend, die Kurzbeschreibung machte mich neugierig und auch mit dem Verlag habe ich bislang nur sehr selten falsch gelegen. Von daher war es kein Wunder, dass „Love Alice“ nach einiger Zeit in mein Regal gewandert ist und ich es dementsprechend auch endlich lesen konnte. Die Vorfreude war riesig, die Erwartungen waren hoch und am Ende habe ich das Buch ein wenig enttäuscht zurück ins Bücherregal gestellt. Die Geschichte ist an sich vollkommen in Ordnung, allerdings habe ich wohl anscheinend einfach zu viel erwartet, bzw. hatte andere Vorstellungen von dieser Geschichte.
Der Schreibstil ist recht eigenwillig. An einigen Stellen liest sich die Geschichte schon fast wie ein Kinderbuch, während die Geschichte an anderen Stellen sehr viel Tiefe erhält, was so gar nicht zu den anderen Szenen passen mag in denen die Handlung mehr als einfach erzählt wird. Die Dialoge sind manchmal unterhaltsam, mal recht witzig und manchmal wirken sie auch zu gewollt, was besonders bei den Gesprächen zwischen Alice und ihrer Mutter auffällt. Die Geschichte steckt voller Melancholie und Sehnsucht, trägt dabei aber auch manchmal ein wenig zu dick auf, was jedoch auch ganz gut zu einem Teenager passt, der das Leben immer ein wenig dramatischer ansieht, als es eigentlich ist. Die Figuren werden zum Teil recht gut beschrieben, jedoch hatte ich das Problem, dass sie für mich unnahbar wirkten und ich somit mit ihnen nicht warm werden konnte. Sicherlich werden die Emotionen der einzelnen Figuren mehr als gut rüber gebracht, nur leider konnte ich kaum mit Alice, Cherry und Co. mitfühlen, da ich einfach immer wieder das Gefühl hatte, dass ich sie nicht kennen lernen durfte, was ich mehr als schade finde, denn die jeweiligen Figuren hatten viel Potential.
Alice ist ein junges Mädchen, das mit dem Lebensstil ihrer Mutter nur schwer klar kommt. Diese ist Opernsängerin und somit immer unterwegs und an einem anderen Ort, von daher ziehen Alice und ihre Mutter immer weiter und bleiben meistens nur für eine Spielzeit an ein und demselben Ort. Für Alice sind dies einsame Zeiten, da sie ständig die Schule wechseln muss und dabei nur wenig Anschluss findet, während ihre Mutter ständig unter Strom steht und kaum Zeit für sie findet. Oftmals ist dabei auch auffällig, wie die beiden miteinander umgehen. Während Alice sich manchmal einfach nur Zeit mit ihrer Mutter und einen festen Wohnsitz wünscht, behandelt ihre Mutter sie dagegen wie ein Kleinkind und spricht dauernd Belehrungen aus. Hätte ich nicht gewusst, dass Alice bereits 14 Jahre alt ist, hätte ich sie auf höchstens acht bis zehn Jahre geschätzt. Bei Alice‘ Freundin Cherry hatte ich leider genau das gleiche Problem, denn auch diese wirkte für ihr Alter einfach viel zu jung, sodass ich keinen Bezug zu ihr aufbauen konnte. Natürlich haben die beiden auch die ganz typischen Teenagerprobleme und versuchen, so gut es geht, damit umzugehen, aber dennoch wollte das restliche Verhalten einfach nicht passen. Dadurch wirkten sie auch stellenweise nicht authentisch auf mich, was ich bedauerlich finde.
Sicherlich, die Freundschaft der beiden Mädchen wird authentisch beschrieben, jedoch sind manche Aktionen einfach zu überspitzt und klischeehaft, sodass ich manchmal den Gedanken hatte, dass die Autorin selbst nicht mehr wusste, was sie eigentlich mit den Figuren anfangen soll. Manchmal plätscherte die Geschichte einfach so nur noch vor sich hin, was dazu führte, dass ich während der Geschichte keinen dauerhaft roten Faden erkennen konnte. Dazu hätte die Geschichte noch mindestens fünfzig Seiten mehr verdient gehabt, um sich richtig entfalten zu können. So war diese am Ende viel zu schnell vorbei und ich bekam immer mehr den Eindruck, als hätte die Autorin am Ende entweder keine Lust oder Zeit mehr gehabt, um dem Buch einen wirklich guten Abschluss zu schenken.
Das Cover ist dagegen gelungen. Ich mag die Haltung, die mag die Melancholie, die das Cover ausstrahlt und ich mag die gesamte Darstellung. Auch die Kurzbeschreibung wusste zu überzeugen, sodass ich auf dieses Buch direkt neugierig wurde. Schade, dass am Ende doch nicht alles so ganz zusammenpassen wollte.
„Love Alice“ ist sicherlich keine schlechte Geschichte, konnte mich jedoch nicht so sehr begeistern, bzw. schockieren, wie ich es im Vorfeld erhofft habe. Die Figuren sind zwar nett, es fehlt ihnen jedoch an Tiefe und sie wirkten unnahbar. Auch die Handlung plätscherte manchmal einfach nur so vor sich hin, sodass ich am Ende ein wenig enttäuscht war. Dennoch empfehle ich die Geschichte allen, die ab und zu gerne zu melancholischen Büchern greifen.