Ein wichtiges, sehr lesenswertes Buch!
Der Einundzwanzigjährige, der freiwillig in ein Pflegeheim zog und von seinen Mitbewohnern mit Demenz lernte, was Menschlichkeit bedeutetDer Autor Teun Tobes ist gelernter Altenpfleger und gerade mal 22 Jahre alt. Eines Tages beschließt er, in ein Altenheim zu ziehen, nicht beruflich sondern als Bewohner. In diesem Buch beschreibt er den ...
Der Autor Teun Tobes ist gelernter Altenpfleger und gerade mal 22 Jahre alt. Eines Tages beschließt er, in ein Altenheim zu ziehen, nicht beruflich sondern als Bewohner. In diesem Buch beschreibt er den Alltag im Pflegeheim, das seine neue Heimat geworden ist. Er schließt Freundschaften und lernt die Menschen kennen wie kein anderer, denn es ist eine Sache, aus beruflicher Sicht Fürsorge für demenzkranke Menschen zu übernehmen, mit ihnen zusammen zu leben ist etwas völlig anderes. Er führt tiefgründige Gespräche mit seinen Mitbewohnern, teilt Freud und Leid mit ihnen, und er macht sich intensive Gedanken. Im Gegensatz zu ihm, der das Heim jederzeit verlassen kann, der außerhalb Freunde treffen und alles Mögliche unternehmen kann, sind die anderen Bewohner nicht frei. Sie müssen im Heim bleiben, ob sie wollen oder nicht. Klar, es ist einerseits zu ihrem Schutz, aber Teun Tobes stellt bald fest, dass zwischen Fürsorge und Bevormundung nur ein schmaler Grat besteht. Der Autor findet Mittel und Wege, die Situation seiner Mitbewohner zu verbessern. Sie schütten ihm ihr Herz aus und vertrauen ihm ihre Sorgen an. Was er hier an Schicksalen und menschlichem Leid erfährt, bringt den jungen Mann emotional oft an seine Grenzen. Aber er gibt nicht auf, sondern macht auf Missstände aufmerksam und bringt Verbesserungsvorschläge. Es sind oft nur die Kleinigkeiten, die man ändern müsste, um die Menschen glücklicher zu machen.
Diesem jungen Mann gehört meine ganze Hochachtung. Wie er sich für demenzkranke Menschen einsetzt, ist großartig. Er schreibt in seinem Buch, dass wir ja schließlich alle irgendwann davon betroffen sein könnten. Menschen, die im Alter an Demenz erkranken, standen viele Jahrzehnte mit beiden Beinen voll im Leben, haben ihren Beruf erfolgreich gemeistert, eine Familie gegründet und sich für vieles interessiert und eingesetzt. Der Einzug in ein Pflegeheim ist eine Art Selbstaufgabe, denn alles, was ihr Leben lebenswert gemacht hatte, gehört nun der Vergangenheit an.
Die Situationen und Zustände, die der Autor in seinem Buch schildert, haben mich betroffen gemacht und tief berührt.
Meine eigenen Erfahrungen mit einem Pflegeheim, die ich in den letzten Lebensjahren meiner Mutter machte, waren glücklicherweise nicht so dramatisch wie manches was der Autor schildert. Hier hatten wir wohl einfach Glück gehabt oder eine gute Wahl getroffen. Aber auch ich hatte in einigen Situationen das Gefühl, man könne manches besser, menschlicher lösen. Beim Lesen dieses Buches wurde ich von persönlichen Erinnerungen regelrecht überrannt, und ich habe immer wieder Vergleiche gezogen zu Situationen, wie ich sie erlebt habe.
Bücher wie dieses sind enorm wichtig und sollten von jedem gelesen werden, denn die Themen Demenz und Pflegeheim werden in Zukunft wohl noch präsenter, da immer mehr Menschen davon betroffen sein werden. Die Botschaft des Autors ist klar: wir dürfen Menschen mit Demenz nicht einfach aus unserem Leben ausschließen und sie isolieren. Auch sie haben das Recht, weiterhin am Leben teilzunehmen und andere Menschen aller Generationen kennenzulernen. Von einem unpersönlichen Nebeneinander sollten wir zu einem herzlichen Miteinander finden, das würde die Welt ein klein wenig besser machen.