Fesselnde Fortsetzung zu "Das Kreuz des Pilgers"
Das Geheimnis des PilgersDies ist Band 2 der Pilger-Trilogie, und ich möchte eine dringende Empfehlung aussprechen, auf jeden Fall zuerst Band 1 zu lesen, da die Bücher aufeinander aufbauen.
Die Handlung spielt in Koblenz im ...
Dies ist Band 2 der Pilger-Trilogie, und ich möchte eine dringende Empfehlung aussprechen, auf jeden Fall zuerst Band 1 zu lesen, da die Bücher aufeinander aufbauen.
Die Handlung spielt in Koblenz im Jahr 1379. Die Hochzeit von Reinhild und Conlin steht kurz bevor, aber es gibt noch einige Probleme aus der Welt zu schaffen. Conlin muss seinen Bruder ablösen und trägt nun nicht nur den Titel Graf von Langenreth, sondern ist auch für Wohl und Ehre seiner Familie verantwortlich. Außerdem gibt es zwischen ihm und seiner Verlobten Reinhild noch so einiges zu klären.
In einem weiteren Handlungsstrang begleiten wir den jungen Kaufmann Palmiro bei seinen Geschäften und Reisen. Er sieht sich plötzlich einem neuen Mitarbeiter gegenüber, der ihm nicht recht geheuer ist, denn Benedikt von Heidenstein taucht ganz spontan bei ihm auf und mischt sich in ungebührlicher Weise in Palmiros Entscheidungen ein. Palmiro, der die wunderbare Gabe hat, das Seelenlicht seiner Mitgeschöpfe zu sehen, scheitert an Benedikt, denn bei ihm erkennt er absolut nichts! Hat Benedikt demnach gar keine Seele? Es ist wieder geheimnisvoll und spannend, und eine wichtige Rolle nimmt auch hier wieder das Kreuz des Zachäus ein, eine wertvolle Reliquie, die der Legende nach aus dem Gralsschatz stammen soll. Das silberne Kreuz kann Gut und Böse unterscheiden, und nur Menschen reinen Herzens können es unbeschadet tragen und berühren. Seinen Träger warnt es bei Gefahr.
Auch diesmal tritt das Kreuz wiederholt in Aktion, und seine Signale sind oft verwirrend.
Neben den wichtigsten Personen im Roman gibt es noch einige sehr interessante Charaktere in Nebenrollen, so zum Beispiel den Handelsgesellen Mathys le Smithy, der schon im ersten Band dabei war und den man nun etwa näher kennenlernt. Die Dialoge zwischen ihm und Reinhilds jüngerer Schwester Mariana sind sehr amüsant zu verfolgen, und ich bin gespannt, wie sich diese Episode eventuell im nächsten Band weiter entwickelt.
Ergänzend zu einer fesselnden Handlung lernt man auch in diesem Roman wieder sehr viel über das damalige Leben der verschiedenen Gesellschaftsklassen. Auch historisch belegte Personen finden ihren Platz in der Geschichte, so beispielsweise die jüdische Geldverleiherin Reynette Bonenfant, und die Informationen über die damaligen Gepflogenheiten und Sachverhalte, die man hier so ganz nebenbei erhält, fand ich sehr interessant. Durch das geheimnisvolle Kreuz und Palmiros besondere Gabe kommt auch ein Hauch Mystik in die Geschichte.
Im Nachwort erklärt Petra Schier ihr Anliegen, eine Mischung der unterschiedlichsten Lebensentwürfe der damaligen Zeit vorstellen zu wollen. Hier geht es um Themen wie Standesunterschiede, die großen Einfluss auf Verbindungen hatten, und ein interessantes Thema, das die Autorin hier aufgreift, ist die gleichgeschlechtliche Liebe, die zur damaligen Zeit als Ketzerei angesehen war.
Alles in allem ist dies wieder ein Roman, den man kaum aus der Hand legen kann, so lebendig und fesselnd schreibt die Autorin. Die Protagonisten hatte ich schon im ersten Band lieb gewonnen, und die Entwicklungen der verschiedenen Personen sind spannend dargestellt.
Einen winzigen und absolut subjektiven Kritikpunkt habe ich, wenn ich auch gut verstehe, worum es der Autorin dabei geht. Es sind diesmal mehr erotische Szenen im Buch, gegen die ich generell gar nichts habe, denn sie sind wirklich gut und niveauvoll geschrieben, und auch dieser Lebensbereich gehört einfach dazu. Nur nehmen diese Szenen diesmal einen besonders großen Stellenwert ein, ziehen sich doch etwas in die Länge und sind ausschweifender als sonst und über mehrere Seiten sehr detailliert beschrieben, so dass ich dann gerne mal ein paar Abschnitte quer gelesen habe. Das ist natürlich absolut Geschmackssache, und ich denke, dass gerade diese „spicy“ Szenen einen großen und begeisterten Leserkreis anziehen.
Insgesamt hat mich die Geschichte jedoch völlig überzeugt, und da am Ende doch so einiges offen bleibt, bin ich schon sehr gespannt auf den dritten Band.