Mörderisch gut
Das Mädchen und der Totengräber (Die Totengräber-Serie 2)Es gibt einen neuen Fall für Inspektor Leopold von Herzfeldt, und der hat es wieder in sich. Er muss sich um eine Leiche kümmern, die im kunsthistorischen Museum gefunden wurde. Der Leichnam ist ein Professor ...
Es gibt einen neuen Fall für Inspektor Leopold von Herzfeldt, und der hat es wieder in sich. Er muss sich um eine Leiche kümmern, die im kunsthistorischen Museum gefunden wurde. Der Leichnam ist ein Professor der Ägyptologie, wurde aber einbalsamiert, wie es vor Jahrtausenden in Ägypten Sitte war. Auch diesmal findet der junge Inspektor wieder kompetenten Rat bei dem Totengräber Augustin Rothmayer. Wie es der Zufall so will, schreibt Rothmayer gerade an einem neuen Werk „Die Totenkulte der Völker“.
Auch Julia Wolf kennen wir schon aus dem ersten Buch. Inzwischen ist sie bei der Polizei als Tatortfotografin angestellt. Gleich zu Beginn des Romans wird sie mit einer grausigen Entdeckung konfrontiert, denn ein junger Mann wurde ermordet gefunden, und er ist grausam verstümmelt.
Bald stellt sich heraus, dass es sich hier wohl um eine ganze Mordserie handelt, denn es kommen mehrere ähnliche Fälle ans Licht.
Auch dieser neue Krimi aus dem alten Wien ist wieder fesselnd und kurzweilig geschrieben. Der Autor versteht es, düstere Stimmungen einzufangen. Bei einigen Schilderungen läuft einem die Gänsehaut über den Rücken, und wer sich Wien bisher als eine eher gemütliche Stadt vorstellte, wird hier eines Besseren belehrt. So manches Mal führt Oliver Pötzsch das außergewöhnliche Ermittlerteam und auch die Leserschaft auf eine falsche Fährte. Der Humor kommt ebenfalls nicht zu kurz, auch wenn er manchmal rabenschwarz ist. Die Beziehungen zwischen den Protagonisten sind realistisch beschrieben. So wird beispielsweise auch das seltsame Verhalten von Herzfeldts direktem Vorgesetzten thematisiert, der keine Gelegenheit auslässt, um wegen Leopolds jüdischer Herkunft zu stänkern, der aber gleichzeitig nicht verbergen kann, dass er die Arbeit seines jungen Kollegen schätzt. Zwischen Leopold und Julia gibt es Spannungen, die zum Teil arbeitsbedingt sind aber auch mit dem unterschiedlichen Stand der Protagonisten zusammenhängt. Und Augustin Rothmayer ist eh ein Thema für sich. Eigentlich widerstrebt es Leopold, ihn ständig um Rat zu fragen, aber irgendwie hat er den alten Kauz auch inzwischen ins Herz geschlossen. Das Mädchen vom Titel ist die Waise Anna, denn auch um deren Zukunft geht es in der Geschichte. Ich habe auch diesen zweiten Fall wieder mit großem Vergnügen gelesen. Neben der Kriminalgeschichte erfährt man sehr viel über den ägyptischen Totenkult, was ich sehr interessant finde. Der Autor nimmt sich in jedem Buch eines unheimlichen Phänomens an. Waren das im ersten Band Vampire, so spielten diesmal Mumien eine große Rolle. Zu meiner Freude habe ich gelesen, dass die Reihe weitergeht, und ich bin schon sehr gespannt, was sich Oliver Pötzsch für die nächste Folge einfallen lässt. Ich werde die Geschichten um den Totengräber auf jeden Fall mit Spannung weiter verfolgen.