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Veröffentlicht am 07.01.2022

Klassiker neu übersetzt

Charles Dickens - Meistererzählungen (Neuübersetzung)
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Ich liebe die Weihnachtserzählungen und Weihnachtsmärchen von Charles Dickens, allen voran natürlich „A Christmas Carol“. Aber auch seine Romane wie David Copperfield und Oliver Twist haben mich in ihren ...

Ich liebe die Weihnachtserzählungen und Weihnachtsmärchen von Charles Dickens, allen voran natürlich „A Christmas Carol“. Aber auch seine Romane wie David Copperfield und Oliver Twist haben mich in ihren Bann gezogen. Die Geschichten in dem neu übersetzten Band „Meistererzählungen“ kannte ich bisher alle noch nicht. Es handelt sich um eine bunte Mischung aus atmosphärischen Beschreibungen, Schilderungen schicksalsträchtiger Ereignisse, kriminalistischer Geschichten, und manchmal wird es auch ein wenig mystisch. Alle Geschichten waren neu für mich, aber jede hat mich auf ihre Art fasziniert. Charles Dickens beschreibt einzigartige Charaktere, unter ihnen auch nicht selten Sonderlinge. Meist schwingt in seinen Geschichten auch ein gewisses Maß an Gesellschaftskritik mit, oft satirisch verpackt, manchmal auch sehr geradlinig. Dickens machte sich für die Schwächsten der Gesellschaft seiner Zeit stark und nahm kein Blatt vor den Mund.

Die Geschichten lesen sich kurzweilig und angenehm. Wie bereits erwähnt, liegen sie hier in neuer Übersetzung vor. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass die Übersetzerin den Schreibstil ein wenig modernisiert hat. Da dieses Buch zweisprachig aufgebaut ist und man den Originaltext der Übersetzung jederzeit gegenüberstellen kann, empfinde ich die deutsche Übersetzung als klarer und schnörkelloser als den blumigen, weit ausholenden Schreibstil, den ich von Charles Dickens kenne. Für mich fühlten sich diese Übersetzungen etwas ungewohnt an, und ich muss gestehen, dass ich die meiste Zeit mit den englischen Originalgeschichten verbracht habe, denn da kommt das, was ich an Dickens‘ Ausdrucksweise so liebe, für mich besser zum Ausdruck.

Ab und zu musste ich mir aber dann doch durch die deutsche Übersetzung Hilfe holen, denn Dickens verwendet hier öfter Redewendungen, die mir bisher noch nicht geläufig waren.

Aber ich finde dieses Buch großartig für alle, die ihre Englischkenntnisse auffrischen wollen oder die sich gerne in die Originaltexte vertiefen möchten, immer mit der Sicherheit der Übersetzung gleich nebenan.

Oft habe ich schon, vor allem von jungen Lesern, gehört, dass sie mit Dickens‘ blumiger, „altmodischer“ Ausdrucksweise und seinen weit ausholenden Schilderungen nicht klar kommen. Ihnen kann ich für dieses Buch eine besondere Leseempfehlung aussprechen, denn ich könnte mir vorstellen, dass die klare, schnörkellose Übersetzung von Heike Holtsch hier besonders gut ankommt und hilfreich ist, die Geschichten von Charles Dickens einem neuen Leserkreis zu vermitteln.

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Veröffentlicht am 29.12.2021

Schön zu lesen

Neues Glück im kleinen Strickladen in den Highlands
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Dies ist schon der dritte Band um den kleinen Strickladen in den Highlands. Da die Protagonisten weitgehend die gleichen wie beim vorherigen Band sind, habe ich mich schnell wieder heimisch in Callwell ...

Dies ist schon der dritte Band um den kleinen Strickladen in den Highlands. Da die Protagonisten weitgehend die gleichen wie beim vorherigen Band sind, habe ich mich schnell wieder heimisch in Callwell gefühlt. Diesmal hat Maighread die tolle Idee, ein Handarbeitsfestival am Ufer des Loch Lomond zu organisieren. Die Handlung dreht sich zum großen Teil um die Vorbereitungen für dieses Festival und ist durchgängig eher ruhig, immer ergänzt durch Beschreibungen von Wolle oder Strickanleitungen. So gesehen ist es ein gemütliches Buch, gerade richtig für kalte Wintertage, und vor allem Handarbeitsfans werden auf ihre Kosten kommen, da es im Anhang wieder einige Anleitungen für schöne Strickwerke gibt. Wer gerne strickt, wird daher gleich doppelt profitieren, einmal durch die angenehme Lektüre und dann noch weiterhin durch die Anleitungen. Die Charaktere kommen, wie gewohnt, wieder sehr sympathisch rüber, und man spürt die Harmonie und den tollen Zusammenhalt zwischen den Freunden sehr deutlich.

Dann jedoch kommt das Wetter den Protagonisten in die Quere, und es ergeben sich einige schwierige Situationen, so dass man Bedenken hat, ob das Festival überhaupt stattfinden kann. Was jedoch dann Joshua passiert, in welche Gefahr er gerät und vor allem die Zeitspanne, in der sich die Dinge bedenklich entwickeln, das fand ich alles nicht so ganz realistisch, und auch die Reaktionen der Freunde konnte ich nicht immer so ganz nachvollziehen. Ich möchte nicht spoilern, darum nur so viel: eine Person hat im einen Moment einen Nervenzusammenbruch, geht aber am nächsten Tag wieder ganz gewohnt zur Tagesordnung über. Vieles rund um den Unfall empfand ich als etwas weit hergeholt.

Trotzdem hat mir der Roman insgesamt gut gefallen; er ist eine entspannte Lektüre, besonders eben für alle, die Wolle und Schafe lieben und gerne stricken.

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Veröffentlicht am 20.12.2021

Man versäumt nichts, wenn man es nicht liest

Fischbrötchen und Zimtsterne
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Laura arbeitet auf Sylt und hat eine Affäre mit ihrem Chef. Auch wenn sie es lange nicht wahrhaben wollte, so muss sie sich nach einem Jahr eingestehen, dass er sich wohl nie von seiner Frau trennen wird ...

Laura arbeitet auf Sylt und hat eine Affäre mit ihrem Chef. Auch wenn sie es lange nicht wahrhaben wollte, so muss sie sich nach einem Jahr eingestehen, dass er sich wohl nie von seiner Frau trennen wird und sie immer nur die zweite Geige spielen würde. Als ihr das bewusst wird, bewirbt sie sich in ihrem Heimatort auf eine neue Stelle. Ihre erste Aufgabe soll sein, dem Weihnachtsmarkt von Eckernförde ein neues, frisches Image zu verpassen.
Sie zieht bei ihren Eltern ein und hat ein Date mit einer Tinder-Bekanntschaft. Sie versteht sich auf Anhieb gut mit Ben, bis sie ihn wenig später auf beruflicher Ebene erneut trifft, und diese Begegnung wird fast zu einer Katastrophe.

Es handelt sich hier um Band 3 der Fördeliebe-Reihe, wobei man jeden der Bände anscheinend für sich lesen kann. Die Protagonisten aus den vorherigen Büchern tauchen auch hier wieder auf, und ich kannte die beiden ersten Bände nicht, habe mich aber schnell in Eckernförde und mit den Personen zurechtgefunden. Allerdings muss ich gestehen, dass ich mit keinem der Charaktere richtig warm geworden bin. Lauras Eltern sind seltsam und benehmen sich teilweise ziemlich chaotisch. So nennt ihr Vater den Freund von Lauras Schwester ständig „Klappspaten“, was ich nicht gerade sympathisch sondern eher ärgerlich fand. Aber auch Laura und Ben, die Hauptpersonen, haben sich teilweise ziemlich merkwürdig benommen, vor allem Ben. Die ganze Handlung wirkte auf mich an den Haaren herbei gezogen. Zwar ist der Roman leicht geschrieben und lässt sich schnell lesen, und wenn man dann mal damit angefangen hat, möchte man ja auch wissen, wie die Sache ausgeht. Aber bis dahin habe ich nicht nur einmal den Kopf geschüttelt, so fadenscheinig fand ich vor allem Bens Reaktionen und Beweggründe.
Weihnachtliche Stimmung kam leider so gar nicht auf, und nach einem größeren Fiasko mit der Gans am vorherigen Weihnachten finden sich doch wahrhaftig Fischbrötchen und Zimtsterne zusammen auf der Tafel am Heiligabend wieder. Leider trifft der Roman nicht unbedingt meinen Humor. Da er aber kurzweilig geschrieben ist, habe ich ihn gerade noch so mit drei Sternen bewertet. Mehr als ein netter Lückenfüller war es für mich nicht. Das Buch kann man lesen, aber man versäumt auch nichts, wenn man es bleiben lässt.

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Veröffentlicht am 19.12.2021

Abschied vom Klugscheißer

Klugscheißer Supreme
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Das war er nun, der letzte Band der Trilogie um den notorischen aber liebenswerten Klugscheißer Timo Seidel. Ich sehe das mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Das lachende Auge ist, weil mir auch ...

Das war er nun, der letzte Band der Trilogie um den notorischen aber liebenswerten Klugscheißer Timo Seidel. Ich sehe das mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Das lachende Auge ist, weil mir auch dieser dritte Band wieder sehr gefallen hat, das weinende Auge findet es schade, dass Timos Geschichte nun zu Ende erzählt ist.

Timo Seidel hat inzwischen sein Lehramtsstudium beendet, und wir begleiten ihn durch die schwierige Referendariatszeit. Obwohl er, durch seine Aushilfstätigkeit an der Abendschule, quasi schon Berufserfahrung hat, macht ihm das die Sache nicht leichter, denn er muss gewisse Erwartungen erfüllen, was ihn in so manche heikle Lage bringt. Aber es wäre nicht Timo, wenn er sich unterkriegen lassen würde, und so findet er auch diesmal einen Weg, sich den Respekt und die Zuneigung seiner neuen Klasse zu erwerben, und es ist sehr vergnüglich zu lesen, wie seine Klugscheißerei letztendlich auf einige Schüler abfärbt. Neben dem beruflichen Stress muss er auch noch sein Privatleben neu ordnen, denn auch da läuft so manches aus dem Ruder. Es hat mir wieder großen Spaß gemacht, Timo bei all seinen Aktionen zu begleiten. Er ist ein toller, facettenreicher und realistischer Charakter, und er ist lernfähig und übt auch schon mal Selbstkritik. Letztendlich finde ich, so einen Lehrer kann sich jede Klasse nur wünschen. Seine Erlebnisse und Begegnungen mit den Schülern, dem Kollegium und auch privat habe ich mit Spannung verfolgt, denn da gibt es wieder einige interessante Charaktere zu beobachten. Und natürlich durfte auch diesmal das ganz spezielle Klugscheißer-Wörterbuch nicht fehlen, das mir die Lektüre zusätzlich versüßt hat, denn da tauchen sehr interessante und amüsante Wortschöpfungen auf. Wer beispielsweise wissen möchte, was man unter einem „Bücherversum“, einer „Shituation“ oder einem „Beziehungsräumungskommando“ versteht, der sollte diesen Roman lesen.

Tschüß Timo Seidel, es war schön, dich kennenzulernen. Für deine Zukunft als Lehrer wünsche ich dir alles Gute, und ich kann deinen Werdegang ja noch ein wenig in Gedanken weiterspinnen. Auf jeden Fall bin ich gespannt, was sich dein Autor in der Zukunft noch so alles einfallen lässt.

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