Grandioser Mittelalterroman über den Bau des schönsten Kirchturms der Christenheit
Der Turm aus LichtDer Roman beginnt 1270, als Baumeister Gerhard aus Straßburg mit seinen Leuten in Freiburg eintrifft, um den Bau der Pfarrkirche dort weiterzuführen. Wir begleiten die Protagonisten über einen Zeitraum ...
Der Roman beginnt 1270, als Baumeister Gerhard aus Straßburg mit seinen Leuten in Freiburg eintrifft, um den Bau der Pfarrkirche dort weiterzuführen. Wir begleiten die Protagonisten über einen Zeitraum von sechzig Jahren, bis zur Fertigstellung des wunderbaren, filigranen Westturms. Auf über achthundert Seiten werden zahlreiche Schicksale erzählt, zum Teil von historisch realen Personen wie den Fürsten zu Freiburg, aber auch viele fiktive Bürger, Adlige, Geistliche, Kaufleute und Handwerker tummeln sich an den Schauplätzen.
Die Geschichte der Freiburger und ihrer Pfarrkirche ist so lebendig und farbenprächtig geschildert, dass man so richtig darin abtauchen kann, und ich muss gestehen, dass ich gerne mal die Zeit darüber vergessen habe. So manche nächtliche Stunde habe ich nicht zum Schlafen, sondern zum Lesen genutzt, denn ist man erst einmal so richtig in der Handlung „angekommen“, möchte man die Freiburger so schnell nicht wieder verlassen. Man begleitet sie durch Höhen und Tiefen, erlebt Erfolge mit, aber ebenso Niederlagen und Rückschläge, die sie bei ihrem Kampf um die Unabhängigkeit von den Grafen zu Freiburg einstecken mussten. Anhand zahlreicher fiktiver Charaktere lernt man den Alltag und die Gepflogenheiten im mittelalterlichen Freiburg kennen. Da gab es viele schöne Momente und Begegnungen, aber auch Ungerechtigkeit, Hass und Neid zwischen den Menschen ist zu beobachten. Der Schreibstil ist ruhig und fließend und sprachlich sehr schön ausgestaltet. Die Autorin hat beeindruckende Charaktere geschaffen, die mir lebendig in Erinnerung geblieben sind. Da der Plot sehr umfangreich ist, möchte ich keine Einzelschicksale herausgreifen und vorstellen, denn damit würde ich unweigerlich andere Episoden und Charaktere vernachlässigen. Dieses umfangreiche Werk muss man einfach selbst lesen, um sich ein Bild zu machen.
Ich habe schon viele Romane von Astrid Fritz gelesen und wurde bisher nie enttäuscht. Sie ist eine Meisterin darin, historische Ereignisse fesselnd darzustellen und mit Leben zu füllen, so auch hier.
Ich habe den Roman zum Teil gelesen und teilweise auch das Hörbuch gehört, das von Svenja Pages sehr ausdrucksstark und gefühlvoll gelesen wird. Beides hat seinen Reiz. Beim Hören konnte ich nebenher stricken, aber ich war doch froh, auch das eBook zur Hand zu haben, denn das Personenverzeichnis ist sehr lang, und ich hatte öfter das Bedürfnis, nachzuschlagen, um einen Überblick zu behalten. Man erfährt in dieser fesselnden Geschichte viel über den Bau, die Architektur und die Bildhauerei damals. Es ist enorm, was die Autorin hier recherchiert und an Wissen zusammengetragen hat. Im Nachwort erklärt sie ausführlich, was historisch verbürgt ist und was ihrer Phantasie entsprungen ist. Auch dieses Nachwort und ebenfalls das Glossar findet man nur im Buch; im Hörbuch ist es nicht vorhanden.
Wie es bei derartig langen Romanen ist, es gibt sehr viel und immer wieder Neues darin zu entdecken, und manches fällt einem bei der ersten Lektüre gar nicht sofort auf, beispielsweise ausführliche Beschreibungen zu Details der Kirche. So ist dies ein Buch, das ich sicher häufiger zur Hand nehmen werde, um mich in die entsprechenden Abschnitte erneut zu vertiefen. Außerdem hat dieser Roman in mir den Wunsch geweckt, unbedingt einmal das Freiburger Münster zu besuchen und vielleicht im Anschluss daran den Roman erneut zu lesen.