Ein wahrer Pageturner!
Flammen und SeideRheinbach im Jahr 1673: Seit einem Unfall ihres Vaters kümmert sich Madlen Thynen um den Seidenhandel der Familie. Die junge Frau ist die geborene Händlerin, auch wenn das einigen Zeitgenossen missfällt, ...
Rheinbach im Jahr 1673: Seit einem Unfall ihres Vaters kümmert sich Madlen Thynen um den Seidenhandel der Familie. Die junge Frau ist die geborene Händlerin, auch wenn das einigen Zeitgenossen missfällt, weil viele der Meinung sind, der Handel sei eine Männerdomäne. Aber Madlen lässt sich nicht so leicht übervorteilen und führt das väterliche Geschäft mit Geschick.
Seit ihrer Jugend ist Madlen mit Peter von Werdt verlobt, der ebenfalls aus einer Rheinbacher Kaufmannsfamilie stammt.
Fünf Jahre zuvor wurde Madlens bester Freund aus Kindertagen unschuldig verurteilt und ins Gefängnis geworfen. Zwar hatte sich seine Unschuld erwiesen, aber er verließ zur damaligen Zeit die Stadt. Nun kommt Lucas Cuchenheim zurück nach Rheinbach. Er ist mittlerweile Hauptmann über ein Regiment des Fürstbischofs Bernhard von Galen. Nun soll er einen Verräter aufspüren, der sich angeblich in seiner alten Heimatstadt aufhalten soll. Eine neuerliche Begegnung mit Madlen und auch mit Peter reißt unweigerlich alte Wunden auf. Nur zögerlich können sich die Jugendfreunde annähern. Ausgerechnet Madlens Verlobten Peter bittet Lucas um Hilfe bei der Suche nach dem Verräter. Aber diese Angelegenheit ist nicht das einzige, was die beiden jungen Männer umtreibt. Peter vermutet in Lucas einen Rivalen um Madlens Herz, zu Recht, wie man bald erfährt, denn Lucas fühlt sich nach wie vor zu Madlen hingezogen, auch wenn er das lange vor sich selbst leugnet.
Und Madlen? Sie steht zwischen den beiden Männern, die sie bereits seit ihrer frühen Jugend kennt, und plötzlich weiß sie nicht mehr, was sie denken und fühlen soll.
Auch mit ihrem neuesten historischen Roman hat Petra Schier es wieder geschafft, mich zu packen und zu faszinieren. Ihre Protagonisten sind etwas Besonderes, einfach tolle Charaktere. Sie wirken allesamt sehr authentisch. Ihre Emotionen und Gedankengänge konnte ich sehr gut nachvollziehen, denn die Situation, wie sie beschrieben ist, wirkt sehr realistisch. Besonders gut gefällt mir, dass die Autorin keine Schwarz-Weiß-Malerei betreibt, sondern die Wesenszüge und Reaktionen der Protagonisten sehr natürlich und menschlich darstellt, wie sie im wahren Leben eben auch immer wieder vorkommen. Ihre Romanfiguren haben Tiefe und Glaubwürdigkeit
Die Rahmenhandlung für diese interessante Dreiecks-Liebesgeschichte bilden die historischen (Kriegs-)Ereignisse, die sich an Allerheiligen im Jahr 1673 in Rheinbach zuspitzen.
Das Kriegsgeschehen erreicht die Stadt, und die Menschen fliehen vor der rohen Gewalt und sind verzweifelt, als der Prinz von Oranien mit vier Regimentern anrückt und die Stadt einnimmt. Dass seine Leute plündern und brandschatzen, kann er nicht verhindern. Inmitten dieser schrecklichen Geschehnisse irrt Madlen durch die Stadt. Ihr Leben ist aus den Fugen geraten, und als Leser begleitet man sie auf ihrem Weg und bei dem Versuch, zu retten was zu retten ist. Die Eindrücke, die Petra Schier ihren Lesern hier liefert, sind sehr lebendig und gehen unter die Haut. So ganz nebenbei ist der Roman auch noch lehrreich, denn man begegnet einigen historischen Personen und lernt und erfährt so manches über rheinisches Brauchtum im 17. Jahrhundert, beispielsweise das Mailehen oder auch das Schlutgehen.
Mich hat dieser großartig geschriebene Roman von der ersten bis zur letzten Seite mitgenommen und gefesselt. Das war mal wieder ein Buch, das ich am liebsten in einem Stück verschlungen hätte!