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Veröffentlicht am 09.09.2018

Die Liebe hat mehrere Gesichter

Sommerschimmern
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Der vierte und letzte Band von Cara Lindons „Cornwall-Seasons“ ist anders, denn in den ersten drei Büchern ging es um drei Freundinnen, junge Frauen im gleichen Alter und noch auf der Suche nach ihrem ...

Der vierte und letzte Band von Cara Lindons „Cornwall-Seasons“ ist anders, denn in den ersten drei Büchern ging es um drei Freundinnen, junge Frauen im gleichen Alter und noch auf der Suche nach ihrem Platz im Leben. Diesmal geht es um Chestens Mutter Sylvia. Um ihre Geschichte zu erzählen, führt uns die Autorin 33 Jahre zurück, als die Protagonistin zusammen mit einer Freundin in Cornwall Urlaub machte. Damals verliebte sie sich, heute ist sie verwitwet und hatte sich in ihre deutsche Heimat zurück gezogen, bis ihre Tochter Chesten sie um Hilfe bat, während einer langen Auslandsreise ihre Tiere zu hüten. Zurück auf dem Hof, auf dem sie so viele Jahre glücklich war, kommen immer wieder Erinnerungen an ihren Mann und auch an die Vergangenheit, an die Umstände, wie sie sich kennenlernten. Sylvia ist nachdenklich und fragt sich, ob das bereits alles war, was das Leben ihr zu bieten hat. Zwar ist sie schon Großmama, aber sie fühlt sich noch nicht zu alt für einen Neubeginn. Auf Anraten von Chestens Freundinnen lässt sie sich sogar auf Online-Datings ein, muss aber erfahren, dass sich nichts erzwingen lässt, auch die Liebe nicht.
Dieser letzte Band einer wundervollen Tetralogie hat mir besonders gut gefallen. Vermutlich liegt es daran, dass mir die Protagonistin altersmäßig näher stand und ich ihre Beweggründe und Empfindungen einfach besser nachvollziehen konnte. Sylvia ist eine Frau mit Lebenserfahrung. Im Gegensatz zu jungen Frauen blickt sie auf eine längere, bewegte Vergangenheit mit vielen Erlebnissen, glücklichen wie traurigen. Jedes dieser Ereignisse hat sie geprägt. Gerade da sie auf eine sehr gute, liebevolle Ehe zurückblicken kann, fällt es ihr nicht leicht, sich auf eine neue Liebe einzulassen, was ich absolut nachvollziehen kann. Sehr schön fand ich bei diesem Buch die zahlreichen Rückblenden in die Vergangenheit, denn erst wenn man weiß, was dreiunddreißig Jahre zuvor passierte, kann man die Situation in der Gegenwart richtig einschätzen. Sylvia ist eine sehr sympathische Protagonistin. Besonders ihre Tierliebe, ihre Hilfsbereitschaft herrenlosen Katzen gegenüber, fand ich so liebenswert. Eine solche Katze spielt auch eine wichtige Rolle, denn sie war quasi einmal Sylvias Schlüssel zum Glück. Sylvia nun bei ihren Unternehmungen zu begleiten, war fesselnd und sehr schön, und man stellt beim Lesen fest, dass das Schicksal oft verschlungene Pfade wählt.
Dies ist ein Roman, mit dem ich mich wohlgefühlt habe und der perfekt geeignet war, mir die letzten schönen Sommertage zu versüßen. Es ist eine eher unaufgeregte Geschichte, die keine großen Abenteuer präsentiert, die aber zu Herzen geht und gerade durch ihre Ruhe der Seele gut tut. Die schön dargestellten Schauplätze Cornwalls tun ein übriges, um den Abschluss dieser gelungenen Reihe perfekt zu machen.

Veröffentlicht am 05.09.2018

Ein fabelhaftes Krimivergnügen

Nur der Hamster war Zeuge
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Der kleine Hamster Filou muss zusehen, wie sein Frauchen Elsbeth, nach einem Streit mit ihrem Neffen Marcel, plötzlich tot auf der Couch liegt. Genau weiß Filou nicht, was passiert ist, aber er hat den ...

Der kleine Hamster Filou muss zusehen, wie sein Frauchen Elsbeth, nach einem Streit mit ihrem Neffen Marcel, plötzlich tot auf der Couch liegt. Genau weiß Filou nicht, was passiert ist, aber er hat den dringenden Verdacht, dass Marcel seine Tante umgebracht hat. Tiere haben einen besseren Geruchssinn als Menschen, und nicht nur Filou, sondern auch Marcels Hund Caesar riechen Angstschweiß, sobald Marcel in der Nähe ist. Dieser spielt den trauernden Neffen und nimmt Filou zu sich. Der kleine Kerl merkt aber bald, dass dies ganz sicher nicht aus Tierliebe geschah und dass er langfristig bei Marcel kein sicheres Leben hat. Filou und Caesar, der übrigens ein Kampfhund sein soll, aber nicht sein will, haben tierisch gute Freunde, nämlich die Dohle Marie und die lesende Ratte Nasira. Zusammen gründen die Tiere die Soko Elsbeth, denn sie wollen unbedingt, dass der Tod der liebenswerten alten Dame gesühnt und der Verantwortliche bestraft wird. Um ihre Vorstellungen verwirklichen zu können, holen sie noch einen Kater mit ins Team, der sie bei ihren Nachforschungen unterstützt.
Die Tiere können sich zwar untereinander verständigen, aber sie können sich den Menschen nicht verbal mitteilen. So greifen sie zu außergewöhnlichen Mitteln, um ihre Nachrichten zu überbringen, was jedoch zu einigen Missverständnissen und Verwicklungen führt.
Dies ist ein unblutiger, eher harmloser Krimi, der sicher nicht zu großem Nervenflattern führt und auch nicht mit Hochspannung aufwarten kann. Aber der Roman hat andere Qualitäten. Die Art, wie die Tiere miteinander umgehen, hat viel Menschliches, und so manches Problem wie auch die Erkenntnisse, welche die Tiere im Umgang miteinander gewinnen, sind hintergründig und mehrdeutig und ließen mich nicht nur einmal an eine Fabel denken.
Die Aktionen der Soko Elsbeth und interessante Wortspielereien im Buch haben mir so manches Schmunzeln entlockt.
Ich habe mich bei diesem Buch richtig gut unterhalten. Die Geschichte ist kurzweilig, liebenswert und äußerst amüsant. Mich hat ja gleich das Coverbild sehr angesprochen, das den kleinen Filou auf einem Stapel alter Bücher zeigt, und meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht.

Veröffentlicht am 03.09.2018

Das Herz des Löwen

Das Herz des Löwen
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Das Schöne an Mac P. Lornes Romanen ist, dass es keinen langatmigen Einstieg gibt. Schon nach wenigen Sätzen ist man wieder mitten im Geschehen. Das ging mir bereits im ersten Band „Die Pranken des Löwen“ ...

Das Schöne an Mac P. Lornes Romanen ist, dass es keinen langatmigen Einstieg gibt. Schon nach wenigen Sätzen ist man wieder mitten im Geschehen. Das ging mir bereits im ersten Band „Die Pranken des Löwen“ so, und auch diesmal war es nicht anders. Ich war von der ersten Seite an fasziniert von dieser Geschichte um eine außergewöhnliche Freundschaft zwischen einem König und einem Geächteten, nämlich zwischen Richard Löwenherz und Robin Hood. Robin ist nicht nur Richards Schutzengel, sondern auch sein Vertrauter und Ratgeber. Zusammen mit den Gefährten aus dem Sherwood Forest begleitet Robin den König auf einen langen und gefährlichen Kreuzzug ins Heilige Land, der viele Opfer fordert.

Robin ist ein Rebell, und immer wieder kommt sein Widerspruchsgeist zu Tage. Erstaunlicherweise lässt sich König Richard darauf ein und hört auf Robins Ratschläge, was ihm nicht nur einmal das Leben rettet.

Es kommt zu so manchem verbalen Schlagabtausch zwischen dem König und seinem Vasallen, wobei sich Robin des öfteren fast um Kopf und Kragen redet. Diese Wortgefechte habe ich regelrecht genossen, denn Robins gesunder Menschenverstand und seine Ansichten empfand ich als sehr wohltuend, da sie so völlig frei von Falschheit und Dünkel beschrieben sind.

Die Ereignisse während des Kreuzzugs nehmen den größten Teil des Romans ein, und es kommt immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen den Kreuzrittern und den muslimischen Kriegern Saladins.

Wenn Robin hofft, nach dem Kreuzzug zur Ruhe zu kommen, hat er sich geirrt, denn König Richard gerät in Gefangenschaft, und so warten weitere riskante Abenteuer auf unseren Helden. Im letzten Viertel der Handlung kehren wir wieder in den vertrauten Sherwood Forest und die umliegende Gegend zurück. Robin Hood hat sich verändert, aber auch in der Heimat kommt er nicht zur ersehnten Ruhe mit seiner geliebten Marian, sondern hier erwarten ihn ungeahnte Herausforderungen und ein paar traumatische Erlebnisse.

Beschäftigt man sich ein wenig mit dem historischen Hintergrund, so stellt man fest, dass gerade die Szenen, die im Roman unfassbar erscheinen, der Wahrheit entsprechen. Der Autor bewegt sich sehr nahe an den historischen Fakten, wobei seine Erzählung keinen Moment lang trocken oder langatmig wirkt, sondern Mac P. Lorne besitzt die besondere Gabe, die historische Kulisse mit pulsierendem Leben zu füllen und dabei Freude und Leid geradezu greifbar zu machen. Heute ist der offizielle Erscheinungstermin des dritten Teils, und ich freue mich, dass es ein Wiedersehen mit Robin und seinen Lieben geben wird. Ich bin sehr gespannt, welche Abenteuer den sympathischen Helden dann erwarten.

Veröffentlicht am 28.08.2018

Jagdsaison in Brodersby

Jagdsaison in Brodersby
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Seit ich den ersten Teil „Das Schweigen von Brodersby“ gelesen habe, war ich schon gespannt und wartete voller Ungeduld auf die Fortsetzung. Auch der zweite Teil der Landarzt-Krimi-Reihe hat mich nicht ...

Seit ich den ersten Teil „Das Schweigen von Brodersby“ gelesen habe, war ich schon gespannt und wartete voller Ungeduld auf die Fortsetzung. Auch der zweite Teil der Landarzt-Krimi-Reihe hat mich nicht enttäuscht.
Über die Protagonisten habe ich schon beim ersten Teil einiges geschrieben, und viele von ihnen kommen auch diesmal wieder zum Einsatz. Die Autorin charakterisiert ihre Protagonisten sehr feinfühlig und dabei gründlich. Jan und seine Lena kommen sehr sympathisch rüber. Bei Jan merkt man, dass er Freude an seinem Beruf als Landarzt hat, dass ihm aber der gewisse Kick fehlt, denn sehr viel Spannendes haben seine Praxis und die Patienten meist nicht zu bieten. Das ändert sich, als im Wald, bei der Gänsejagd, ein Mann erschossen wird. War es Unfall oder Absicht? Das fragt sich Jan immer wieder. Er findet heraus, dass der Tote zu einer Gruppe Tierschützer gehörte und dass auch sein Freund Felix mit von der Partie war. Felix kennen wir ebenfalls bereits aus dem ersten Band. Jan ist nicht nur ein guter Freund, sondern auch der Arzt und Vertraute des schwer kranken und sehr tierlieben Mannes, und die Dialoge zwischen den beiden Freunden sind meist sehr erfrischend, weil sie stets eine gute Portion Humor enthalten.
In der Vergangenheit, während eines Afghanistan-Einsatzes, als er zu einer Sondereinheit gehörte, musste Jan zusehen, als sein bester Freund verblutete und er ihn nicht retten konnte. Das wirft er sich immer wieder selbst vor, obwohl es ja nicht seine Schuld war. Kaum ist er nun in Brodersby etwas zur Ruhe gekommen, meldet sich Andrea, die Witwe seines damals verstorbenen Freundes, mit ihrer Tochter an. Jan wird erneut mit dem schrecklichen Erlebnis der Vergangenheit konfrontiert, und alte Wunden werden aufgerissen. Auch stellt Jan fest, dass Andrea sich verändert hat, und sie verbirgt etwas vor ihm. Daneben machen ihm diverse Krankheitsfälle der Einwohner, nach der „Behandlung“ eines ominösen Wunderheilers, zu schaffen. In diesem Krimi treffen viele verschiedene Fakten zusammen, und man muss erst nach und nach sortieren, wo es Verbindungen gibt und wie die Zusammenhänge sind.
Jans und Lenas Alltag wird wieder gewaltig aufgemischt, und nach und nach kommen auch Jans Freunde wieder zum Einsatz. Es sind ehemalige Kampfschwimmer, Polizisten und Angehörige von diversen Sonderkommissionen. Man könnte sagen, es sind harte Kerle mit Herz und Verstand. Ihre Einsätze und Ermittlungen in Brodersby laufen auch diesmal teilweise recht unkonventionell ab. Mir gefällt die Mischung in den Büchern der Autorin. Da geht es um interessante Menschen, es gibt jede Menge Action und Hochspannung, aber auch die landschaftliche Schönheit um Brodersby sowie Lokalkolorit und die Liebe kommen nicht zu kurz. Es macht einfach Spaß, diese Landarzt-Krimis zu lesen, und ich hoffen dringend auf weitere Bände.

Veröffentlicht am 25.08.2018

Eine Papiermacherin kämpft um ihre Existenz

Das Geheimnis der Papiermacherin
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Da der Roman während des Dreißigjährigen Krieges in Nürnberg spielt, war ich gleich neugierig, denn Geschichten aus Franken, in diesem Fall Mittelfranken, reizen mich ganz besonders.
Im Mittelpunkt des ...

Da der Roman während des Dreißigjährigen Krieges in Nürnberg spielt, war ich gleich neugierig, denn Geschichten aus Franken, in diesem Fall Mittelfranken, reizen mich ganz besonders.
Im Mittelpunkt des Romans steht Anna. Da ihr Vater dem Alkohol und dem Glücksspiel verfallen ist, versucht die junge Frau mit allen Mitteln, die Papiermühle der Familie zu retten, denn diese stellt ihre Existenzgrundlage dar. Es ist schwierig für Anna, genügend Lumpen aufzutreiben, um damit Papier herstellen zu können, so dass sie nicht immer ganz legitime Wege geht.
Dabei kommt sie ihrem Konkurrenten Bartholomäus in die Quere, was für sie und ihre Freunde gefährlich werden kann.
Wie Bartholomäus‘ Bruder Johann zu der Sache steht und welche Rolle er in diesem Fall spielt, kann Anna anfangs gar nicht abschätzen, und ihr Misstrauen ist auch durchaus verständlich.
Die Charaktere sind durchweg sehr intensiv beschrieben, so dass man sich als Leser ein klares Bild von ihnen machen kann. Wer auf welcher Seite steht, ist, zumindest teilweise, für den Leser sehr viel früher erkennbar als für Anna.
Es ist klar, dass zur damaligen Zeit andere Gesetze herrschten und vieles völlig anders gehandhabt und betrachtet wurde als heutzutage, aber so einige Handlungen, auch wenn sie nach dem Motto „Rächer der Bösen, Beschützer der Guten“ erfolgten, haben mich doch gestört, denn auch wenn hinter mancher Tat eine gute Absicht steckte, war sie deshalb doch nicht rechtens. Anna repräsentiert ein, für ihre Zeit, starkes Frauenbild. Sie setzt alles daran, ihre Papiermühle zu retten. Manche ihrer Reaktionen erscheinen im ersten Moment gefühllos, aber der Eindruck täuscht. Grundsätzlich haben mich die Charaktere schon überzeugen können, mit ein paar Einschränkungen.
Sehr gut haben mir die ausführlichen Erläuterungen zur damaligen Papierherstellung gefallen. Diese Passagen waren richtig interessant, und ich habe viel Neues erfahren. Das Lokalkolorit ist für mein Empfinden im Roman nicht allzu ausgeprägt, denn Annas Geschichte hätte auch in einer beliebigen anderen Stadt passieren können.
Insgesamt betrachtet sorgt der Roman aber für viele kurzweilige, interessante und zum Teil auch lehrreiche Lesestunden.