Schön erzählte Geschichte, die nur etwas langsam in Fahrt kommt
Die kleine Sommerküche am MeerIn den vergangenen beiden Jahren habe ich Jenny Colgans Bücher um die kleine Bäckerei am Strandweg gelesen, mit gemischten Gefühlen, wie ich sagen muss. Aber da mir zumindest der erste Band außerordentlich ...
In den vergangenen beiden Jahren habe ich Jenny Colgans Bücher um die kleine Bäckerei am Strandweg gelesen, mit gemischten Gefühlen, wie ich sagen muss. Aber da mir zumindest der erste Band außerordentlich gut gefallen hat, habe ich beschlossen, mich auf eine neue Geschichte der Autorin einzulassen. Diesmal entführt sie uns auf eine kleine Insel im Norden Schottlands. Der Schauplatz ist die fiktive Insel Mure. In ihr vereint Jenny Colgan die Eigenschaften aller nördlichen Inseln. Die Gründe, wieso sie Mure erfunden hat, erläutert sie in ihrem Vorwort. Dort findet man auch eine kleine skizzierte Landkarte mit den eingezeichneten Schauplätzen.
Aber zuerst begegnen wir der Anwaltsgehilfin Flora MacKenzie, die in London lebt und für ihren Chef Joel schwärmt. Flora wirkt auf den ersten Blick unscheinbar und ein klein wenig langweilig, und so wie die Autorin sie beschreibt, sieht sie auch ihr Chef. Als ein reicher Mandant sein Interesse für Mure entdeckt und dort investieren möchte, wird Flora von ihrer Kanzlei zurück in ihre Heimat geschickt, denn sie stammt von dieser kleinen Insel. Was sie dazu bewogen hat, Mure vor Jahren zu verlassen und wieso sie sich regelrecht sträubt, nach Hause zurück zu kehren, erfährt man erst nach und nach. Ich muss gestehen, der Anfang zieht sich, und Flora war mir zu Beginn nicht sonderlich sympathisch. Erst mit der Zeit, wenn man sie besser kennenlernt, kann man ihre Beweggründe nachvollziehen, zumindest zu einem gewissen Teil. Je mehr ich über die Vorgeschichte erfahren habe, umso mehr Verständnis konnte ich für Flora und ihre Familie aufbringen. Die junge Frau macht, zurück auf ihrer Heimatinsel, eine ziemlich starke Entwicklung durch, die letztendlich auch ihrem Chef auffällt. So richtig in Fahrt kam für mein Empfinden die Handlung erst nach ca. 150 Seiten, aber dann gab es irgendwann einen Punkt, ab dem ich den Roman genießen konnte. Zwar hat mich einiges stark an die kleine Bäckerei am Strandweg erinnert. Auch diesmal gibt es wieder einen etwas überspannten und sehr reichen Amerikaner, auch diesmal entdeckt die Protagonistin ihre Liebe zum Kochen und Backen, und auch dieser Roman spielt wieder auf einer kleinen Insel mit etwas verschrobenen Bewohnern. Aber ich habe die Erinnerung dann einfach mal ausgeblendet und mich voll auf Floras neue Geschichte eingelassen. Vor allem die schönen und zum Teil intensiven Beschreibungen der Insel und ihrer Bewohner fand ich faszinierend,und sie haben mich in angenehmer Weise durch die Handlung geführt. Mit ihren ausführlichen Schilderungen lässt Jenny Colgan die Leser an der Faszination für diese raue und ein wenig geheimnisvolle Inselwelt im Norden Schottlands teilhaben. Die Autorin erfindet mit diesem Roman das Rad nicht neu, aber sie hat eine schöne Geschichte geschrieben, die sich ab dem zweiten Drittel angenehm liest und mit der man gut vom Alltagsstress abschalten kann.