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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.08.2018

Humorvoller Krimi mit viel Lokalkolorit und Frauenpower

Yasemins Kiosk
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Im Mittelpunkt des Krimis stehen drei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und sich doch gut verstehen. Als im Altpapiercontainer neben Yasemins Kiosk eine männliche Leiche gefunden wird und ...

Im Mittelpunkt des Krimis stehen drei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und sich doch gut verstehen. Als im Altpapiercontainer neben Yasemins Kiosk eine männliche Leiche gefunden wird und der Fall von der Polizei als Suizid oder Unfall abgelegt werden soll, ist das für Dorothee, Yasemin und Nina ein Grund, selbst die Initiative zu ergreifen und Nachforschungen anzustellen, denn Yasemin kennt den Toten und glaubt nicht, dass der junge Mann drogensüchtig gewesen ist. Was die drei Frauen alles anstellen, um die Wahrheit ans Licht zu bringen, ist fesselnd und sehr amüsant erzählt. Dass sie sich durch ihre Recherchen noch gegenseitig bei ihren Problemen helfen bzw. von ihren Sorgen ablenken, sind schöne Nebeneffekte, die die Handlung zusätzlich interessant machen und beleben.
Das ist ein Krimi mit viel Lokalkolorit, in dem es allgemein recht unblutig zugeht. Die Geschichte ist mit jeder Menge Humor gewürzt, und sogar ein klein wenig Romantik gibt es, denn Nina, die beurlaubte Polizistin, hat einen hartnäckigen Verehrer und das, wo sie der Männerwelt doch mittlerweile abgeschworen hat.
Wenn man nicht gerade die Aktionen der drei Frauen verfolgt, wird man mit Passagen konfrontiert, die aus der Sicht eines Unbekannten geschildert sind. Dieser Fremde ist derjenige, der zu Beginn des Krimis die Leiche im Altpapiercontainer entsorgt hatte. Er berichtet aus seiner Sicht, nicht nur über die Sache mit dem Toten, sondern er träumt auch von einer gemeinsamen, glücklichen Zukunft mit seinem „Engel“. Die Story entwickelt sich insgesamt kurzweilig, und nach und nach klären sich auch die Zusammenhänge, bis im Finale alle Fäden zusammenlaufen und der Fall gelöst wird. Ein wirklich gelungenes Debüt mit einem guten Schluss, allerdings hat es mich ein wenig traurig gestimmt, dass die Geschichte so schnell zu Ende war. Vielleicht überrascht uns die Autorin ja irgendwann mit einem neuen Fall für dieses außergewöhnliche „Ermittlerteam“ mit Frauenpower.

Veröffentlicht am 13.08.2018

Der geheime Garten

Frances Hodgson Burnett, Der geheime Garten (Neuübersetzung)
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Die kleine Mary ist ein verzogenes Kind. Sie ist in Indien aufgewachsen und wurde mehr oder weniger von Bediensteten „erzogen“, denn ihre Eltern kümmerten sich kaum um sie. Als sie während einer Choleraepidemie ...

Die kleine Mary ist ein verzogenes Kind. Sie ist in Indien aufgewachsen und wurde mehr oder weniger von Bediensteten „erzogen“, denn ihre Eltern kümmerten sich kaum um sie. Als sie während einer Choleraepidemie sowohl Vater und Mutter als auch ihr Kindermädchen verliert, holt ihr Onkel und Vormund, Mr. Archibald Craven, sie zu sich nach England. Sie soll künftig auf Schloss Misselthwaite, dem alten Anwesen ihres Onkels, leben. Anfangs sieht es nicht so aus, als könne sich Mary in ihrem neuen Heim eingewöhnen, denn auch hier hat sie nur Kontakt zum Personal, und der Onkel will sie nicht sehen. Sie ist viel allein, und Martha, das Dienstmädchen, schickt sie nach draußen, damit sie an der frischen Luft spielen soll. Bei ihren Streifzügen entdeckt sie so manches Geheimnis und begegnet Menschen, durch die sich ihre Sichtweise und ihr Verhalten verändert. Zusammen mit Marthas Bruder Dickon und ihrem Cousin Colin entdeckt sie eine verborgene Welt und beginnt, geheime Pläne zu schmieden, von denen die Erwachsenen nichts wissen, mit überraschendem Ergebnis…

Das Buch erschien erstmalig bereits im Jahr 1911, und gemäß der Zeit, in der die Geschichte spielt, wirkt manches doch ziemlich nostalgisch. Eigentlich ist es ein Kinderbuch, aber die schöne, blumige Sprache macht es eher für Erwachsene zum Lesegenuss. So manchmal blitzt der erhobene Zeigefinger auf und lässt die Handlung etwas betulich wirken. Der Schreibstil ist zum Teil ausschweifend, was gerade bei jungen Lesern vermutlich schnell Langeweile aufkommen lässt. Als Kinderbuch ist es meiner Meinung nach heutzutage nur bedingt geeignet, wenn, dann eher für größere Schulkinder. Seine Berechtigung hat dieses Buch jedoch in jeder Klassikersammlung, denn die Beschreibungen, die Charakterisierungen und auch die Handlung, mit ihrer besonderen Aussage, alles in Bezug zu der Zeit betrachtet, als das Buch entstanden ist, sind wunderschön und auf jeden Fall lesenswert.

Veröffentlicht am 11.08.2018

Die Farben meines Herzens

Die Farben meines Herzens
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Als Forstwirt Mika zu einer Kundin gerufen wird, um Sturmschäden an einigen Bäumen zu beseitigen, staunt er nicht schlecht, denn hoch oben in den Bergen, in völliger Einsamkeit erwartet ihn eine attraktive, ...

Als Forstwirt Mika zu einer Kundin gerufen wird, um Sturmschäden an einigen Bäumen zu beseitigen, staunt er nicht schlecht, denn hoch oben in den Bergen, in völliger Einsamkeit erwartet ihn eine attraktive, aber sehr verschlossene junge Frau, inmitten eines kleinen Paradieses. Sie hat sich hier ihre eigene Welt geschaffen, fernab vom Trubel der Menschen. Vom ersten Moment an fühlt sich Mika zu Filomena hingezogen, aber er macht sich auch Gedanken, was dieser jungen Frau widerfahren ist und sie dazu bringt, sich dermaßen von der Welt abzuschotten. Filomena, die in der Abgeschiedenheit von so viel Schönheit der Natur umgeben ist, malt bunte Mutmach-Bilder für Kinderbücher. Ihr eigenes Lebensbild ist jedoch nur noch grau in grau. Nach und nach gelingt es Mika, einzelne Farbtupfer in das düstere Einerlei zu bringen, aber es ist ein langwieriger Prozess. Was mag die Ursache für Filomenas zurückhaltendes, scheues Wesen sein, was mag die junge Frau Schlimmes erlebt haben,dass sie immer wieder mit Panikattacken zu kämpfen hat?
Die Idee, Filomenas Leben mit einem Gemälde zu vergleichen, ist sehr schön, gerade weil die Protagonistin selbst malt und in ihren Bildern Gefühle und Stimmungen zum Ausdruck bringt. Wie sich die Lebensbilder von Filomena und Mika nach und nach annähern und an den Rändern vermischen, wie langsam immer mehr Farbe in Filomenas Leben kommt, das schildert die Autorin in sehr feinfühliger Weise. Die Protagonisten dieses Romans sind aber auch einfach wunderbar und sehr vielschichtig dargestellt, zwar alle mit ihren Macken und Fehlern, aber auch mit dem Herz auf dem rechten Fleck. Besonders Mika ist ein toller Charakter. Er ruht in sich und lässt sich nicht so leicht aus dem Konzept bringen, und er bringt die nötige Empathie für Filomena auf, damit sie, wenn auch anfangs zaghaft, ihr Herz und ihre Seele öffnet.
Es ist eine wundervolle Geschichte, die von starken Gefühlen erzählt,von Trauer, von dramatischen Erinnerungen, von Filomenas Bemühungen, aus ihrem schwarzen Loch heraus zu kommen, von Rückschlägen und entmutigenden Erlebnissen, aber auch von Liebe, Hoffnung, Mut, einem starken Glauben und Geborgenheit.
Sprachlich sehr schön,ausgefeilt und phantasievoll hat die Autorin hier wieder einen beeindruckenden, wunderbaren und gefühlvollen Roman veröffentlicht, den man sicher nicht so schnell vergisst.

Veröffentlicht am 07.08.2018

Gelungenes Debüt, wenn auch nicht die leichte Sommerlektüre, die das Cover vermittelt

Die Insel der Zitronenblüten
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Der Eindruck von Leichtigkeit, Urlaub und Sommerfreude, der entsteht, wenn man das Cover betrachtet, täuscht, denn der Roman ist recht problembeladen. Es geht um die ungleichen Schwestern Marina und Anna. ...

Der Eindruck von Leichtigkeit, Urlaub und Sommerfreude, der entsteht, wenn man das Cover betrachtet, täuscht, denn der Roman ist recht problembeladen. Es geht um die ungleichen Schwestern Marina und Anna. Während Marina ihre Heimat Mallorca schon früh verließ und in verschiedenen Ländern für "Ärzte ohne Grenzen" tätig war, hat Anna einen Mann geheiratet, für den das Geld an erster Stelle steht. Dafür scheut Armando auch nicht vor krummen Touren zurück. Anna scheint er nicht wirklich für voll zu nehmen, und seiner Schwägerin gegenüber benimmt er sich unfreundlich und manchmal schon beleidigend, denn Marina lässt sich nichts von ihm vormachen. Marina mochte ich von Anfang an, während ich mit Anna oft meine Schwierigkeiten hatte, denn vor allem zu Beginn benimmt sie sich sehr angepasst und oberflächlich, möchte ihrem Mann um jeden Preis gefallen und mimt das Luxusweibchen. Dabei erfüllt sie so ziemlich alle Klischees, die einem beim Gedanken an eine gelangweilte Hausfrau der besseren Gesellschaft einfallen.
Als die beiden Schwestern ein altes Haus mit Bäckerei von einer Unbekannten erben, erwacht Marinas Neugier. Während Armando alles daran setzt, die Schwestern zu einem raschen Verkauf des Anwesens zu überreden, möchte Marina unbedingt herausfinden, was es mit der Erbschaft auf sich hat. Sie lässt sich im Dorf nieder und öffnet die kleine Bäckerei. Die Anwohner begegnen ihr freundlich aber schweigsam. So sehr sie sich auch bemüht, keiner lüftet das Geheimnis um die verstorbene Lola und ihren Nachlass. Marina entdeckt einige rätselhafte Dinge, die sie nicht versteht und die in irgend einem Zusammenhang mit der Erbschaft stehen müssen, aber sie kann sich keinen Reim darauf machen. Während sie die Spuren der Vergangenheit verfolgt und das Rästel um die geheimnisvolle Erbschaft lösen möchte, gibt es weitere Probleme. Da geht es um eine kleine Waise in Äthiopien, die mit Hilfe Marinas und ihres Geliebten Mathias das Licht der Welt erblickt hatte, da geht es um eine schwere Krankheit und um das Wiederfinden einer alten Liebe.
Der Roman ist flüssig geschrieben und kann mit interessanten Themen aufwarten. Die Charaktere, ganz gleich ob die sympathischen oder auch die weniger sympathischen, hat die Autorin ausdrucksstark und plastisch gezeichnet. Anfangs hatte ich mit den vielen Gedankensprüngen ein paar kleine Probleme. Die Rückblicke zu ganz verschiedenen Zeiten in der Vergangenheit waren manchmal nicht problemlos einzuordnen, und ich habe eine Weile gebraucht, mich an die ständigen Wechsel zu gewöhnen. Aber letztendlich hat sich alles gefügt und war auch schlüssig dargelegt. Das Flair der Insel Valldemossa, welches das Coverbild eigentlich recht gut widerspiegelt, kommt in der Geschichte meiner Meinung nach nur ansatzweise zur Geltung. Alles in allem ist Cristina Campos' Debüt jedoch durchaus gut gelungen und sehr lesenswert.

Veröffentlicht am 03.08.2018

Klea und der Ruf der Freiheit

Klea-Reihe / Klea und der Ruf der Freiheit
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Im Auftakt ihrer Griechen-Kelten-Saga nimmt uns Sibylle Baillon mit in eine völlig fremde Welt, zumindest war sie das für mich, da ich über die damalige Zeit und die örtlichen Gegebenheiten vorher nicht ...

Im Auftakt ihrer Griechen-Kelten-Saga nimmt uns Sibylle Baillon mit in eine völlig fremde Welt, zumindest war sie das für mich, da ich über die damalige Zeit und die örtlichen Gegebenheiten vorher nicht viel wusste. Klea lebt 121 v. Chr. in der griechischen Koloniestadt Olbia. Mädchen haben es nicht einfach, sondern müssen sich dem Willen ihrer Väter beugen. Bei Klea kommt dazu, dass sie eine Tante hat, die ihr nur Abneigung entgegenbringt.
Die Tante intrigiert gegen sie, wo sie nur kann, und sie möchte die junge Frau aus dem Haus haben. Dafür ist ihr jedes Mittel recht. Aber Klea ist stark, und sie setzt sich nicht nur über den Willen ihrer Tante und auch ihres Vaters hinweg, sondern sie findet und geht ihren eigenen Weg. Dieser ist steinig und ungewiss, aber bald erfährt Klea etwas über sich selbst, was ihren Blick auf die Dinge sehr verändert und ihr Handeln beeinflusst.
Die Autorin hat diesen ersten Band einer neuen Saga mit interessanten Schauplätzen und Charakteren ausgestattet. So manche der Nebenfiguren entwickelt sich überraschend. Eine weise Frau bringt einen mystischen Aspekt in den Roman. Klea, die Hauptperson, ist nicht nur schön, sondern auch klug und widerspenstig. Sie möchte sich nicht den Zwängen ihrer Gesellschaft fügen.
Großen Wert hat Sibylle Baillon auf die Kulisse ihrer Geschichte gelegt. Wie man im Nachwort erfährt, hat sie sehr gründlich recherchiert und historische Orte sowie Sitten und Gepflogenheiten der damaligen Gesellschaft, in der Klea lebt, äußerst lebendig und fesselnd dargestellt. Auch über die benachbarten feindlichen Kelten erfährt man viel Interessantes.
Man verfolgt atemlos Kleas Schicksal, denn was sie auch tut, ständig steht sie vor neuen Problemen, die sie lösen muss.
Das Ende ist offen und hat mich unglaublich neugierig gemacht. Sehr gerne möchte ich Kleas Lebensweg weiter verfolgen und sie bei ihren Abenteuern begleiten. Es gibt so vieles, was ich gerne über sie erfahren möchte, und so hoffe ich, dass die Fortsetzung nicht allzu lange auf sich warten lässt.