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Veröffentlicht am 08.05.2018

Eine faszinierende und äußerst spannende Zeitreise ins mittelalterliche Siena zu Zeiten der Pest.

Die Liebenden von Siena
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Im Klappentext zum Buch heißt es „Für alle Fans von Outlander“. Dem kann ich bedingt zustimmen, weil es eben in beiden Geschichten um die Reise zwischen den Zeiten geht, und doch ist die Handlung so unterschiedlich, ...

Im Klappentext zum Buch heißt es „Für alle Fans von Outlander“. Dem kann ich bedingt zustimmen, weil es eben in beiden Geschichten um die Reise zwischen den Zeiten geht, und doch ist die Handlung so unterschiedlich, dass man sie kaum vergleichen kann. Daher möchte ich diese Geschichte für sich stehen lassen, denn mir widerstrebt der Gedanke, diesen Debütroman an Diana Gabaldons Weltbestseller zu messen, das wäre ungerecht.

Beatrice Trovato, die Ich-Erzählerin, lebt in New York und arbeitet als Neurochirurgin. Ihr Bruder Ben ist ihre Familie, denn die Eltern sind früh gestorben. Ben beschäftigt sich ebenfalls mit Medizin, allerdings nicht mit dem aktuellen Stand, sondern mit den Gegebenheiten im Mittelalter, genauer gesagt, mit der Verbreitung der Pest. Als ihr Bruder plötzlich stirbt, fliegt Beatrice nach Siena, denn Ben hat ihr dort ein Haus und jede Menge Manuskripte und alte Bücher hinterlassen. Er scheint kurz vor seinem Tod einer brisanten Sache auf der Spur gewesen zu sein. Unwillkürlich vertieft sich Beatrice in die Forschungsergebnisse ihres Bruders. Bei ihren Recherchen entdeckt sie ein Kirchenfresko aus dem 14. Jahrhundert, und der Maler Accorsi hat eine Frau gemalt, in der sie sich selbst wieder erkennt. Beatrice glaubt an einen Zufall. Als sie eines Tages im mittelalterlichen Siena erwacht, ist sie zuerst völlig verwirrt und verzweifelt, aber nach und nach lernt sie Siena und seine Menschen kennen und lieben. Auch Gabriele Accorsi trifft sie und verliebt sich in den Maler. Dieser erwidert ihre Gefühle, aber Beatrice hat immer ihr historisches Wissen im Hinterkopf, dass die Pest in nicht allzu langer Zeit auch in Siena wüten wird. Kann sie sich und die Menschen, die ihr lieb geworden sind, retten?

Beatrice ist eine moderne Frau, die mit beiden Beinen im Berufsleben steht, als ihr diese Zeitreise widerfährt. Man kann ihre Verwirrung und Verzweiflung sehr gut nachvollziehen, als sie erkennt, dass sie plötzlich in einer anderen Zeit gelandet ist. Wie sie sich in der neuen Umgebung zurecht findet, ist von der Autorin lebendig und mit viel Hintergrundwissen zur damaligen Zeit dargestellt. Trotz ihrer misslichen Lage hat Beatrice ihren trockenen Humor nicht verloren, der mich im Verlauf der Geschichte immer wieder zum Schmunzeln gebracht hat. Auch die anderen Charaktere sind sehr detailreich und farbig beschrieben, nicht zu vergessen die wunderbaren Schilderungen über die Stadt Siena. Sie haben mich regelrecht in ihren Bann gezogen, und im Geiste bin ich Beatrices Spuren gefolgt, denn Siena ist für mich die schönste und faszinierendste Stadt Italiens. An der Art, wie Melodie Rose Winawer die Menschen und ihre Gebräuche im 14. Jahrhundert und die Atmosphäre dieser mittelalterlichen Stadt beschreibt, erkennt man, dass sich die Autorin sehr ausführlich mit der Geschichte Sienas zu Zeiten der Pest beschäftigt hat. Sie bezieht historische Fakten gekonnt mit in die Handlung ein und verwebt sie glaubwürdig mit ihrer fiktiven Geschichte. Im Anhang geht sie etwas näher darauf ein, welche Personen historisch verbürgt sind und welche sie erfunden hat.
Die Zeitreise-Theorie der Autorin und ihre Ausführung im Roman war meines Erachtens insgesamt schlüssig, auch wenn mancher Zufall, der sich ereignet, etwas konstruiert wirkte. Dies hat der Spannung und dem hohen Unterhaltungswert aber keinen Abbruch getan. Nach einem etwas schleppenden Beginn kommt die Handlung schnell in Fahrt und war für mich dann so verführerisch, dass ich das Buch ab der Hälfte fast in einem Rutsch gelesen habe. Mir hat der Debütroman von Melodie Rose Winawer ausgesprochen gut gefallen, und ich hoffe, bald mehr von der Autorin zu lesen, denn ihr Schreibstil ist sehr mitreißend und gut.

Veröffentlicht am 06.05.2018

Ein nachdenklicher Roman, der die Erkenntnis mit sich bringt, dass sich Glück nicht planen lässt.

Das letzte Leuchten vor dem Winter
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Bisher kannte ich nur Michael E. Vietens Krimis um die sympathische Kommissarin Christine Bernard, die mich sehr beeindruckt haben. Mit diesem Roman nimmt der Autor seine Leser mit in ein ganz anderes ...

Bisher kannte ich nur Michael E. Vietens Krimis um die sympathische Kommissarin Christine Bernard, die mich sehr beeindruckt haben. Mit diesem Roman nimmt der Autor seine Leser mit in ein ganz anderes Genre. Schon der wunderschöne Einband hat mich neugierig gemacht, und wie man auf dem Cover sehen kann, spielt die Geschichte zum Teil in Lappland, wo man zu bestimmten Zeiten das Schauspiel der Nordlichter sehen kann.
Der Roman ist in der 1. Person erzählt, jedoch aus der Sicht von zwei verschiedenen Personen. Daran musste ich mich erst einmal gewöhnen, denn der Wechsel zwischen den beiden Ich-Erzählern erfolgt ziemlich nahtlos. Nach wenigen Kapiteln stellte das jedoch kein Problem mehr dar, denn dann kennt man die Protagonisten schon näher und weiß um die Zusammenhänge.
Jonas Hartmann ist ein Einzelgänger, Typ einsamer Wolf. Obwohl er Tiere eigentlich nicht mag, freundet er sich mit dem Wolfshund Rolf an, vielleicht weil sie sich in gewisser Weise ähnlich sind. Die beiden werden fast unzertrennlich. Jonas schreibt Kriminalromane. Als sein Verleger von ihm verlangt, einen Roman über die Liebe zu schreiben, empfindet Jonas das fast als Zumutung, denn die Liebe ist ein Thema, das ihm gar nicht liegt, mit dem er in seinem Leben schon abgeschlossen hat. Zwar pflegt er eine platonische Freundschaft zu seiner Vermieterin Isabelle, und wenn er es sich recht überlegt, wäre sie die Frau seines Lebens, aber Jonas und auch Isabelle sind nicht mehr im jugendlichen Alter, sondern zwei reife Persönlichkeiten. Für die Liebe ist es zu spät, meint Jonas, denn er bereitet sich systematisch darauf vor, seinen Lebensabend in der wilden Einsamkeit Lapplands zu verbringen. Gefühle und Bindungen wirken sich da nur störend aus, so seine Meinung. Als er eines Tages seine Tochter Nadine kennenlernt, von deren Existenz er bis dahin nichts wusste, bringt die junge Frau einige seiner Prinzipien ins Wanken. Er beginnt, über sich, das Leben und die Liebe nachzudenken.
Mit Jonas, Isabelle und Nadine hat Michael E. Vieten drei ausgeprägte, unvergleichliche Charaktere geschaffen. Sie sind so detailreich beschrieben bzw. erzählen so ausführlich über sich selbst, dass man nach einer Weile glaubt, sie zu kennen. Jeder von ihnen ist auf seine Art außergewöhnlich und liebenswert, auch wenn ich über Jonas' eher „herben Charme“ manchmal schmunzelnd den Kopf schütteln musste. Er ist so ein richtiges Gewohnheitstier, und mit Rolf hat er genau den richtigen Begleiter gefunden.
Wie sich Jonas' Verhältnis zu seiner Tochter entwickelt, ist sehr schön und eindringlich beschrieben. Nadine spürt, dass zwischen ihrem Vater und Isabelle mehr ist bzw. mehr sein könnte als bloße Freundschaft, und sie redet Jonas zu, seinen Gefühlen nachzugeben. Die Gespräche zwischen Vater und Tochter haben mir sehr gefallen, denn so impulsiv und übermütig Nadine auf den ersten Blick wirkt, so verletzlich und sensibel ist sie andererseits.
Diese Geschichte erzählt zwar von der Liebe, aber sie ist kein Liebesroman im herkömmlichen Sinn, denn dazu ist sie zu anders, zu tiefgründig, und auch das Ende würde zu einem Liebesroman nicht passen. Hier spielen neben der Liebe viele andere Aspekte mit hinein, auf die ich hier gar nicht weiter eingehen möchte, denn man muss diesen wunderschön geschriebenen Roman einfach selbst lesen. Er bietet nicht nur einige unterhaltsame Stunden, sondern er hat auch ein paar Botschaften im Gepäck. Die wichtigste davon ist für mich die Erkenntnis, dass sich Glück nicht planen lässt und man bei allem, was man tut, aufpassen muss, dass man nicht vom Leben überholt wird.

Veröffentlicht am 03.05.2018

Turquoise

Turquoise
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Von diesem Buch hat mich bereits der Einband total angesprochen. Sowohl die Motive als auch die Farbgebung sind ausdrucksstark, und das Cover verspricht auch nicht zu viel, denn die Handlung und die Schreibweise ...

Von diesem Buch hat mich bereits der Einband total angesprochen. Sowohl die Motive als auch die Farbgebung sind ausdrucksstark, und das Cover verspricht auch nicht zu viel, denn die Handlung und die Schreibweise sind beeindruckend. Mit Miriam hat der Roman eine starke Protagonistin. Die junge Frau erlebt so viel Schlimmes, dass man sich wundert, wie viel Mitgefühl sie ihren Mitmenschen doch trotz ihres schweren Schicksals entgegenbringt. Was sie im Lauf ihrer Ehe so alles erdulden muss, ist auch zum Teil darauf zurückzuführen, dass sie als Bastard geboren wurde. Obwohl sie daran ja völlig unschuldig ist, muss sie sich immer wieder Vorwürfe anhören. Sie selbst bleibt kinderlos, und ihr brutaler Ehemann setzt alles daran, das zu ändern. Schon bei der Frage ihrer Herkunft und auch wegen ihrer „Unfruchtbarkeit“ kommt die heuchlerische Frömmigkeit des Pastors der Siedlergemeinde deutlich heraus. Mit klaren Worten prangert die Autorin hier die Bigotterie und Selbstgerechtigkeit an, die damals leider nicht selten vorherrschte. Miriam bleibt während der ganzen Zeit sie selbst. Sie versucht, sich in ihr Schicksal und ihre Ehe zu fügen, ohne daran zu zerbrechen. Im Verlauf der Handlung erhält der Leser immer wieder Einblicke in ihre Gedanken und Gefühlswelt. Als einzige in der Siedlung versucht sie, sich in die Ureinwohner des Landes hinein zu versetzen und Kontakt mit den Indianern aufzunehmen.

Die Geschichte liest sich flüssig und schnell, und sie hat mich von Anfang an gepackt. Als Miriam einen Türkis findet, spürt sie, dass ihr dieser Stein etwas vermitteln möchte, sie empfindet durch seinen Besitz eine gewisse Ruhe und Geborgenheit. Das ist durchaus nachvollziehbar, denn der Türkis galt bei den indianischen Völkern von jeher als mächtiger Schutzstein. Ist der Roman anfangs sehr realitätsnah, so vermischen sich im letzten Drittel Miriams wahre Erlebnisse mit ihren Träumen. Ich muss gestehen, das hat mich ein wenig verwirrt, weil ich bis zuletzt nicht sicher war, was von den geschilderten Ereignissen wirklich geschehen ist.
Auf jeden Fall hat mich Miriams Schicksal sehr nachdenklich zurück gelassen. Ich werde den Roman sicher noch einmal lesen, wenn etwas Zeit vergangen ist. Gerade bei einer Geschichte wie hier, die nicht geradlinig, sondern gewunden verläuft, ist dies sinnvoll, denn beim ersten Mal fallen einem manche Feinheiten nicht sofort auf, und da man beim erneuten Lesen den Handlungsverlauf schon grob kennt, kann man sich auf die Botschaften „zwischen den Zeilen“ konzentrieren. Dies ist auf jeden Fall ein Roman, der mir nicht mehr aus dem Sinn geht und der mich, trotz aller Traurigkeit und des schweren Schicksals der Protagonistin, sogar dazwischen zum Lächeln gebracht hat, weil Miriam so liebenswert und hilfsbereit ist und die Situationen manchmal auf ganz besondere Weise betrachtet.

Veröffentlicht am 02.05.2018

Wenn alte Bücher eine Brücke zwischen den Zeiten schlagen...

Der Zauber zwischen den Seiten
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Die Römerin Sofia steht an einem Wendepunkt im Leben. Ihre Ehe, für die sie ihren geliebten Beruf als Bibliothekarin aufgab, ist gescheitert. Gerade in dieser Zeit der privaten Neuorientierung hat sie ...

Die Römerin Sofia steht an einem Wendepunkt im Leben. Ihre Ehe, für die sie ihren geliebten Beruf als Bibliothekarin aufgab, ist gescheitert. Gerade in dieser Zeit der privaten Neuorientierung hat sie mehrere schicksalhafte Begegnungen. In einem Antiquariat schenkt ihr der Inhaber ein altes Buch von Christian Philipp Fohr. Unter dem Buchdeckel versteckt findet sie Aufzeichnungen einer Frau aus dem 19. Jahrhundert. Clarice, wie die junge Frau heißt, hat das Buch offenbar selbst gebunden. Sie erzählt von ihrem Schicksal, und Sofia fühlt gleich eine starke Verbundenheit, eine Seelenverwandtschaft, denn die beiden Frauen haben einige Gemeinsamkeiten. Beide erleben eine unglückliche Ehe, aber in beider Leben gibt es auch einen Gleichgesinnten, der sie versteht. Auch in ihrer Liebe zu Büchern und in ihrem Bestreben nach Unabhängigkeit ähneln sie sich. Da Clarices Aufzeichnungen abrupt enden, lässt die Sache Sofia keine Ruhe, und sie begibt sich auf die Suche nach weiteren Spuren, die zu der Buchbinderin führen könnten. Unterstützung findet sie durch den Graphologen Tomaso Leoni, denn auch er kann sich der Magie alter Bücher nicht entziehen. Von Sofia ist er vom ersten Augenblick an fasziniert und sucht ihre Nähe.

Es sind zwei starke Frauenfiguren, von denen die Autorin hier berichtet. Der Roman ist auf zwei Zeitebenen angelegt, und mir hat sowohl die Geschichte aus dem 19. Jahrhundert als auch die Handlung in der Gegenwart ausgesprochen gut gefallen. Schon der Aufbau der einzelnen Kapitel, die jeweils von passenden Zitaten diverser Klassiker angeführt werden, lässt den Leser immer wieder innehalten und sich auf die Feinheiten dieses wunderschön und bildhaft geschriebenen Romans besinnen.
Die Protagonisten in beiden Jahrhunderten sind leidenschaftliche Menschen mit einer starken Ausstrahlung, die für ihre Sache einstehen, ja geradezu brennen.
„Zwischen den Seiten“ erlebt man zwei wundervolle, ganz besondere Liebesgeschichten, die auf faszinierende Weise miteinander verbunden sind.
Der Titel „Der Zauber zwischen den Seiten“ wurde in mehrfacher Hinsicht gut gewählt, denn diese Magie wirkt nicht nur auf die Protagonisten, als sie die alten Aufzeichnungen finden und studieren, sondern sie entfaltet sich auch beim Lesen dieses fesselnden und berührenden Romans.

Veröffentlicht am 30.04.2018

Die zweite Braut

Die zweite Braut
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Marburg im Jahr 1537: Obwohl die junge Anne früh beide Eltern verloren hat, erlebt sie eine schöne Kindheit und Jugend im Hause ihres Onkels. Als der Landgraf Philipp von Hessen sie als Vorleserin und ...

Marburg im Jahr 1537: Obwohl die junge Anne früh beide Eltern verloren hat, erlebt sie eine schöne Kindheit und Jugend im Hause ihres Onkels. Als der Landgraf Philipp von Hessen sie als Vorleserin und Gesellschafterin in seine Dienste nimmt, geht ein Traum für die junge Frau in Erfüllung, und sie ist neugierig auf das Leben am landgräflichen Hof. Während einer Reise, die sie mit ihrem Onkel unternimmt, lernt Anne einen jungen Mann kennen und verliebt sich unsterblich in ihn. Mit Martin möchte sie ihr weiteres Leben verbringen, und die Liebenden schmieden Zukunftspläne Was Anne zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß, ist, dass sich Philipp von Hessen mit dem Gedanken trägt, sie zu seiner zweiten Frau zu nehmen. Außerdem ist da noch ein Ritter des Landgrafen, der sie besitzen will. Als Martin ihr nachreist, eskaliert die Angelegenheit, und es wird nicht nur für das junge Paar gefährlich, sondern auch für die Menschen, denen Anne vertraut.
In gewohnt kurzweiliger Form erzählt Sibylle Baillon diese mittelalterliche Geschichte, in die so einige historisch authentische Personen verwickelt sind. Man erfährt viel über das Leben am Hofe des Landgrafen und über die dortigen Gepflogenheiten. Die Stellung der Frauen zur damaligen Zeit ist sehr ausführlich dargestellt, und schnell wird klar, wie wenig selbst die höher gestellten Damen bei Hof zu sagen hatten, gar nicht zu sprechen von den Mägden, die von vielen Rittern als Freiwild angesehen wurden. Wie es Anne in ihrer Situation geht, ihre geheimen Gedanken und Gefühle, während sie quasi zwischen drei Männern steht, ist so glaubwürdig erzählt, dass man regelrecht mit der jungen Frau mitfiebert und leidet.
Sehr interessant finde ich an diesem Roman, wie geschickt die Autorin historische Fakten in die fiktive Handlung einbindet. Auch das mit Philipps Zweitehe ist keine reine Erfindung, sondern der Landgraf war wirklich, obwohl verheiratet, auf Brautschau. Auch seine Situation und die Probleme, die es zu lösen galt, sind lebendig dargelegt.
Der Roman kann mit einer Vielzahl farbiger und sehr gut gezeichneter Charaktere aufwarten. Sehr sympathisch waren mir beispielsweise Annes gute Freundin Neslin. Wie im richtigen Leben, so begegnet man liebenswerten Menschen, aber auch welchen, mit denen man lieber nichts zu tun haben möchte. Nicht nur einmal hätte ich Anne am liebsten zugeflüstert, sie solle auf der Hut sein. Den sympathischen Charakteren wird im Verlauf der Handlung auch einiges abverlangt, und sie erleben schlimme Dinge. Aber alles, was passiert und wie es geschildert ist, erscheint sehr authentisch und könnte durchaus so oder ähnlich passiert sein.
Mein Fazit: Ein fesselnder Roman mit interessanten Charakteren und einem faszinierenden historischen Hintergrund, der nicht nur gut unterhält, sondern dem Leser auch das raue Leben im 16. Jahrhundert lebhaft nahe bringt.