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Veröffentlicht am 11.05.2018

Tiefe Havel

Tiefe Havel
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Dies ist bereits der dritte Fall für Hauptkommissar Toni Sanftleben, und wie man schon am Titel erkennen kann, ist der zentrale Schauplatz auch diesmal wieder die Havel. Toni wird zu einem Mordfall gerufen, ...

Dies ist bereits der dritte Fall für Hauptkommissar Toni Sanftleben, und wie man schon am Titel erkennen kann, ist der zentrale Schauplatz auch diesmal wieder die Havel. Toni wird zu einem Mordfall gerufen, nachdem er gerade eine erschreckende Entdeckung gemacht hat, was sein Privatleben betrifft. Man kann gut nachfühlen dass er seinem angestauten Frust am liebsten Luft machen würde, aber er zeigt Beherrschung. Er ist zu sehr Profi in seinem Beruf, um unkontrolliert auszurasten. In gewisser Weise sieht er den Fall, den er bearbeiten muss, als Flucht vor seinen Gedanken und Gefühlen.
Das Buch vereint mehrere Handlungsfäden.
Da ist einmal Toni beruflich. Ein Vorgesetzter macht ihm ständig Ärger, und in seinem Team kriselt es. Vor allem der bisher so zuverlässige Phong scheint ein Problem zu haben und wirkt demotiviert. Der aktuelle Fall gibt Toni und seinen Kollegen Rätsel auf: Jürgen Seitz, der Kapitän eines Binnenfrachters im Havelkanal, wurde auf seinem eigenen Schiff ermordet. Die Spuren, die Toni und sein Team verfolgen müssen, sind vielfältig, und so manche davon führt ins Leere, einige aber auch in Tonis eigene Vergangenheit. Wer die vorherigen beiden Bände gelesen hat, was ich auf jeden Fall empfehlen würde, weiß auch um Tonis Suchtproblem. Er ist trockener Alkoholiker und wird auch diesmal wieder gewaltig in Versuchung geführt.
Dann ist da noch ein Erzählstrang um Toni als Privatmann. Dieser führt auf einen ehemaligen alten Obsthof, wohin sich Tonis Frau Sofie vor ca. zwei Jahren zurückgezogen hat. Nach früheren, tragischen Entwicklungen wollte sie dort zur Ruhe kommen und zu sich selbst finden. Im Verlauf der Handlung rückt das alte Anwesen mit seinen Bewohnern unerwartet stark in den Brennpunkt des Geschehens.
In einem weiteren Handlungsfaden geht es um den fünfundzwanzigjährigen Sandro Ehmke. Er war früher Häftling in einer Jugendstrafanstalt. Nun hat er einen Job als Stallgehilfe gefunden. Zu Tieren hat er ein besonderes, liebevolles Verhältnis, und besonders die Fuchsstute Bonita ist ihm ans Herz gewachsen. Das ehemals lahmende Tier entwickelte sich unter seiner Fürsorge zu einem gefragten Dressurpferd, aber die Mühe, die er in Bonitas Entwicklung gesteckt hat, zahlt sich für ihn nicht aus, weder finanziell noch durch Anerkennung. Sein Chef sieht immer noch den ehemaligen Sträfling in ihm, der dankbar sein muss, überhaupt eine Stelle gefunden zu haben. Sandro fühlt sich ausgenutzt, ist unzufrieden,und seine ganzen Hoffnungen liegen auf seinem Freund Herm, der einen großen Deal vor hat und sich dann mit ihm zusammen absetzen möchte.
Was die verschiedenen Gegebenheiten miteinander zu tun haben, wie sie verknüpft sind und natürlich die Hintergründe und die Ursache für den Mord an Seitz, das alles erfährt man in diesem Buch.
Der vorliegende Krimi ist, wie man es von Tim Pieper kennt, sehr vielschichtig und komplex aufgebaut und bietet jede Menge Spannung. Sehr lange, fast bis zum Ende, wird der Leser im Unklaren über die Zusammenhänge gelassen. Der flüssige Schreibstil sorgt dafür, dass einen die Geschichte nicht loslässt. Mir erging es so, dass ich ein Kapitel nach dem anderen verschlungen habe und mit dem Lesen gar nicht mehr bremsen konnte. Zu neugierig war ich einerseits auf die Lösung des Falls, aber auch auf die Entwicklung in Tonis Privatleben. Ich möchte auf die Vorgeschichte gar nicht näher eingehen, denn Tonis Ehe mit Sofie und die Probleme, die das Paar über viele Jahre zu bewältigen hatte, sind ausführlich in den vorherigen Bänden thematisiert. Wer diese noch nicht gelesen hat, erfährt aber im vorliegenden Buch gerade genug, um die Zusammenhänge zu verstehen und einordnen zu können.
Die klare Sprache, die realistisch dargestellten Charaktere, die besondere Atmosphäre, hervorgerufen durch lebendige Beschreibungen der schönen Havel-Landschaft und nicht zuletzt die fesselnde Handlung ergeben einen rundum gelungenen, packenden Krimi, der auf jeden Fall Lust auf mehr macht! Darum hoffe ich sehr auf eine Fortsetzung.

Veröffentlicht am 08.05.2018

Eine faszinierende und äußerst spannende Zeitreise ins mittelalterliche Siena zu Zeiten der Pest.

Die Liebenden von Siena
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Im Klappentext zum Buch heißt es „Für alle Fans von Outlander“. Dem kann ich bedingt zustimmen, weil es eben in beiden Geschichten um die Reise zwischen den Zeiten geht, und doch ist die Handlung so unterschiedlich, ...

Im Klappentext zum Buch heißt es „Für alle Fans von Outlander“. Dem kann ich bedingt zustimmen, weil es eben in beiden Geschichten um die Reise zwischen den Zeiten geht, und doch ist die Handlung so unterschiedlich, dass man sie kaum vergleichen kann. Daher möchte ich diese Geschichte für sich stehen lassen, denn mir widerstrebt der Gedanke, diesen Debütroman an Diana Gabaldons Weltbestseller zu messen, das wäre ungerecht.

Beatrice Trovato, die Ich-Erzählerin, lebt in New York und arbeitet als Neurochirurgin. Ihr Bruder Ben ist ihre Familie, denn die Eltern sind früh gestorben. Ben beschäftigt sich ebenfalls mit Medizin, allerdings nicht mit dem aktuellen Stand, sondern mit den Gegebenheiten im Mittelalter, genauer gesagt, mit der Verbreitung der Pest. Als ihr Bruder plötzlich stirbt, fliegt Beatrice nach Siena, denn Ben hat ihr dort ein Haus und jede Menge Manuskripte und alte Bücher hinterlassen. Er scheint kurz vor seinem Tod einer brisanten Sache auf der Spur gewesen zu sein. Unwillkürlich vertieft sich Beatrice in die Forschungsergebnisse ihres Bruders. Bei ihren Recherchen entdeckt sie ein Kirchenfresko aus dem 14. Jahrhundert, und der Maler Accorsi hat eine Frau gemalt, in der sie sich selbst wieder erkennt. Beatrice glaubt an einen Zufall. Als sie eines Tages im mittelalterlichen Siena erwacht, ist sie zuerst völlig verwirrt und verzweifelt, aber nach und nach lernt sie Siena und seine Menschen kennen und lieben. Auch Gabriele Accorsi trifft sie und verliebt sich in den Maler. Dieser erwidert ihre Gefühle, aber Beatrice hat immer ihr historisches Wissen im Hinterkopf, dass die Pest in nicht allzu langer Zeit auch in Siena wüten wird. Kann sie sich und die Menschen, die ihr lieb geworden sind, retten?

Beatrice ist eine moderne Frau, die mit beiden Beinen im Berufsleben steht, als ihr diese Zeitreise widerfährt. Man kann ihre Verwirrung und Verzweiflung sehr gut nachvollziehen, als sie erkennt, dass sie plötzlich in einer anderen Zeit gelandet ist. Wie sie sich in der neuen Umgebung zurecht findet, ist von der Autorin lebendig und mit viel Hintergrundwissen zur damaligen Zeit dargestellt. Trotz ihrer misslichen Lage hat Beatrice ihren trockenen Humor nicht verloren, der mich im Verlauf der Geschichte immer wieder zum Schmunzeln gebracht hat. Auch die anderen Charaktere sind sehr detailreich und farbig beschrieben, nicht zu vergessen die wunderbaren Schilderungen über die Stadt Siena. Sie haben mich regelrecht in ihren Bann gezogen, und im Geiste bin ich Beatrices Spuren gefolgt, denn Siena ist für mich die schönste und faszinierendste Stadt Italiens. An der Art, wie Melodie Rose Winawer die Menschen und ihre Gebräuche im 14. Jahrhundert und die Atmosphäre dieser mittelalterlichen Stadt beschreibt, erkennt man, dass sich die Autorin sehr ausführlich mit der Geschichte Sienas zu Zeiten der Pest beschäftigt hat. Sie bezieht historische Fakten gekonnt mit in die Handlung ein und verwebt sie glaubwürdig mit ihrer fiktiven Geschichte. Im Anhang geht sie etwas näher darauf ein, welche Personen historisch verbürgt sind und welche sie erfunden hat.
Die Zeitreise-Theorie der Autorin und ihre Ausführung im Roman war meines Erachtens insgesamt schlüssig, auch wenn mancher Zufall, der sich ereignet, etwas konstruiert wirkte. Dies hat der Spannung und dem hohen Unterhaltungswert aber keinen Abbruch getan. Nach einem etwas schleppenden Beginn kommt die Handlung schnell in Fahrt und war für mich dann so verführerisch, dass ich das Buch ab der Hälfte fast in einem Rutsch gelesen habe. Mir hat der Debütroman von Melodie Rose Winawer ausgesprochen gut gefallen, und ich hoffe, bald mehr von der Autorin zu lesen, denn ihr Schreibstil ist sehr mitreißend und gut.

Veröffentlicht am 06.05.2018

Ein nachdenklicher Roman, der die Erkenntnis mit sich bringt, dass sich Glück nicht planen lässt.

Das letzte Leuchten vor dem Winter
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Bisher kannte ich nur Michael E. Vietens Krimis um die sympathische Kommissarin Christine Bernard, die mich sehr beeindruckt haben. Mit diesem Roman nimmt der Autor seine Leser mit in ein ganz anderes ...

Bisher kannte ich nur Michael E. Vietens Krimis um die sympathische Kommissarin Christine Bernard, die mich sehr beeindruckt haben. Mit diesem Roman nimmt der Autor seine Leser mit in ein ganz anderes Genre. Schon der wunderschöne Einband hat mich neugierig gemacht, und wie man auf dem Cover sehen kann, spielt die Geschichte zum Teil in Lappland, wo man zu bestimmten Zeiten das Schauspiel der Nordlichter sehen kann.
Der Roman ist in der 1. Person erzählt, jedoch aus der Sicht von zwei verschiedenen Personen. Daran musste ich mich erst einmal gewöhnen, denn der Wechsel zwischen den beiden Ich-Erzählern erfolgt ziemlich nahtlos. Nach wenigen Kapiteln stellte das jedoch kein Problem mehr dar, denn dann kennt man die Protagonisten schon näher und weiß um die Zusammenhänge.
Jonas Hartmann ist ein Einzelgänger, Typ einsamer Wolf. Obwohl er Tiere eigentlich nicht mag, freundet er sich mit dem Wolfshund Rolf an, vielleicht weil sie sich in gewisser Weise ähnlich sind. Die beiden werden fast unzertrennlich. Jonas schreibt Kriminalromane. Als sein Verleger von ihm verlangt, einen Roman über die Liebe zu schreiben, empfindet Jonas das fast als Zumutung, denn die Liebe ist ein Thema, das ihm gar nicht liegt, mit dem er in seinem Leben schon abgeschlossen hat. Zwar pflegt er eine platonische Freundschaft zu seiner Vermieterin Isabelle, und wenn er es sich recht überlegt, wäre sie die Frau seines Lebens, aber Jonas und auch Isabelle sind nicht mehr im jugendlichen Alter, sondern zwei reife Persönlichkeiten. Für die Liebe ist es zu spät, meint Jonas, denn er bereitet sich systematisch darauf vor, seinen Lebensabend in der wilden Einsamkeit Lapplands zu verbringen. Gefühle und Bindungen wirken sich da nur störend aus, so seine Meinung. Als er eines Tages seine Tochter Nadine kennenlernt, von deren Existenz er bis dahin nichts wusste, bringt die junge Frau einige seiner Prinzipien ins Wanken. Er beginnt, über sich, das Leben und die Liebe nachzudenken.
Mit Jonas, Isabelle und Nadine hat Michael E. Vieten drei ausgeprägte, unvergleichliche Charaktere geschaffen. Sie sind so detailreich beschrieben bzw. erzählen so ausführlich über sich selbst, dass man nach einer Weile glaubt, sie zu kennen. Jeder von ihnen ist auf seine Art außergewöhnlich und liebenswert, auch wenn ich über Jonas' eher „herben Charme“ manchmal schmunzelnd den Kopf schütteln musste. Er ist so ein richtiges Gewohnheitstier, und mit Rolf hat er genau den richtigen Begleiter gefunden.
Wie sich Jonas' Verhältnis zu seiner Tochter entwickelt, ist sehr schön und eindringlich beschrieben. Nadine spürt, dass zwischen ihrem Vater und Isabelle mehr ist bzw. mehr sein könnte als bloße Freundschaft, und sie redet Jonas zu, seinen Gefühlen nachzugeben. Die Gespräche zwischen Vater und Tochter haben mir sehr gefallen, denn so impulsiv und übermütig Nadine auf den ersten Blick wirkt, so verletzlich und sensibel ist sie andererseits.
Diese Geschichte erzählt zwar von der Liebe, aber sie ist kein Liebesroman im herkömmlichen Sinn, denn dazu ist sie zu anders, zu tiefgründig, und auch das Ende würde zu einem Liebesroman nicht passen. Hier spielen neben der Liebe viele andere Aspekte mit hinein, auf die ich hier gar nicht weiter eingehen möchte, denn man muss diesen wunderschön geschriebenen Roman einfach selbst lesen. Er bietet nicht nur einige unterhaltsame Stunden, sondern er hat auch ein paar Botschaften im Gepäck. Die wichtigste davon ist für mich die Erkenntnis, dass sich Glück nicht planen lässt und man bei allem, was man tut, aufpassen muss, dass man nicht vom Leben überholt wird.

Veröffentlicht am 03.05.2018

Turquoise

Turquoise
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Von diesem Buch hat mich bereits der Einband total angesprochen. Sowohl die Motive als auch die Farbgebung sind ausdrucksstark, und das Cover verspricht auch nicht zu viel, denn die Handlung und die Schreibweise ...

Von diesem Buch hat mich bereits der Einband total angesprochen. Sowohl die Motive als auch die Farbgebung sind ausdrucksstark, und das Cover verspricht auch nicht zu viel, denn die Handlung und die Schreibweise sind beeindruckend. Mit Miriam hat der Roman eine starke Protagonistin. Die junge Frau erlebt so viel Schlimmes, dass man sich wundert, wie viel Mitgefühl sie ihren Mitmenschen doch trotz ihres schweren Schicksals entgegenbringt. Was sie im Lauf ihrer Ehe so alles erdulden muss, ist auch zum Teil darauf zurückzuführen, dass sie als Bastard geboren wurde. Obwohl sie daran ja völlig unschuldig ist, muss sie sich immer wieder Vorwürfe anhören. Sie selbst bleibt kinderlos, und ihr brutaler Ehemann setzt alles daran, das zu ändern. Schon bei der Frage ihrer Herkunft und auch wegen ihrer „Unfruchtbarkeit“ kommt die heuchlerische Frömmigkeit des Pastors der Siedlergemeinde deutlich heraus. Mit klaren Worten prangert die Autorin hier die Bigotterie und Selbstgerechtigkeit an, die damals leider nicht selten vorherrschte. Miriam bleibt während der ganzen Zeit sie selbst. Sie versucht, sich in ihr Schicksal und ihre Ehe zu fügen, ohne daran zu zerbrechen. Im Verlauf der Handlung erhält der Leser immer wieder Einblicke in ihre Gedanken und Gefühlswelt. Als einzige in der Siedlung versucht sie, sich in die Ureinwohner des Landes hinein zu versetzen und Kontakt mit den Indianern aufzunehmen.

Die Geschichte liest sich flüssig und schnell, und sie hat mich von Anfang an gepackt. Als Miriam einen Türkis findet, spürt sie, dass ihr dieser Stein etwas vermitteln möchte, sie empfindet durch seinen Besitz eine gewisse Ruhe und Geborgenheit. Das ist durchaus nachvollziehbar, denn der Türkis galt bei den indianischen Völkern von jeher als mächtiger Schutzstein. Ist der Roman anfangs sehr realitätsnah, so vermischen sich im letzten Drittel Miriams wahre Erlebnisse mit ihren Träumen. Ich muss gestehen, das hat mich ein wenig verwirrt, weil ich bis zuletzt nicht sicher war, was von den geschilderten Ereignissen wirklich geschehen ist.
Auf jeden Fall hat mich Miriams Schicksal sehr nachdenklich zurück gelassen. Ich werde den Roman sicher noch einmal lesen, wenn etwas Zeit vergangen ist. Gerade bei einer Geschichte wie hier, die nicht geradlinig, sondern gewunden verläuft, ist dies sinnvoll, denn beim ersten Mal fallen einem manche Feinheiten nicht sofort auf, und da man beim erneuten Lesen den Handlungsverlauf schon grob kennt, kann man sich auf die Botschaften „zwischen den Zeilen“ konzentrieren. Dies ist auf jeden Fall ein Roman, der mir nicht mehr aus dem Sinn geht und der mich, trotz aller Traurigkeit und des schweren Schicksals der Protagonistin, sogar dazwischen zum Lächeln gebracht hat, weil Miriam so liebenswert und hilfsbereit ist und die Situationen manchmal auf ganz besondere Weise betrachtet.

Veröffentlicht am 02.05.2018

Wenn alte Bücher eine Brücke zwischen den Zeiten schlagen...

Der Zauber zwischen den Seiten
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Die Römerin Sofia steht an einem Wendepunkt im Leben. Ihre Ehe, für die sie ihren geliebten Beruf als Bibliothekarin aufgab, ist gescheitert. Gerade in dieser Zeit der privaten Neuorientierung hat sie ...

Die Römerin Sofia steht an einem Wendepunkt im Leben. Ihre Ehe, für die sie ihren geliebten Beruf als Bibliothekarin aufgab, ist gescheitert. Gerade in dieser Zeit der privaten Neuorientierung hat sie mehrere schicksalhafte Begegnungen. In einem Antiquariat schenkt ihr der Inhaber ein altes Buch von Christian Philipp Fohr. Unter dem Buchdeckel versteckt findet sie Aufzeichnungen einer Frau aus dem 19. Jahrhundert. Clarice, wie die junge Frau heißt, hat das Buch offenbar selbst gebunden. Sie erzählt von ihrem Schicksal, und Sofia fühlt gleich eine starke Verbundenheit, eine Seelenverwandtschaft, denn die beiden Frauen haben einige Gemeinsamkeiten. Beide erleben eine unglückliche Ehe, aber in beider Leben gibt es auch einen Gleichgesinnten, der sie versteht. Auch in ihrer Liebe zu Büchern und in ihrem Bestreben nach Unabhängigkeit ähneln sie sich. Da Clarices Aufzeichnungen abrupt enden, lässt die Sache Sofia keine Ruhe, und sie begibt sich auf die Suche nach weiteren Spuren, die zu der Buchbinderin führen könnten. Unterstützung findet sie durch den Graphologen Tomaso Leoni, denn auch er kann sich der Magie alter Bücher nicht entziehen. Von Sofia ist er vom ersten Augenblick an fasziniert und sucht ihre Nähe.

Es sind zwei starke Frauenfiguren, von denen die Autorin hier berichtet. Der Roman ist auf zwei Zeitebenen angelegt, und mir hat sowohl die Geschichte aus dem 19. Jahrhundert als auch die Handlung in der Gegenwart ausgesprochen gut gefallen. Schon der Aufbau der einzelnen Kapitel, die jeweils von passenden Zitaten diverser Klassiker angeführt werden, lässt den Leser immer wieder innehalten und sich auf die Feinheiten dieses wunderschön und bildhaft geschriebenen Romans besinnen.
Die Protagonisten in beiden Jahrhunderten sind leidenschaftliche Menschen mit einer starken Ausstrahlung, die für ihre Sache einstehen, ja geradezu brennen.
„Zwischen den Seiten“ erlebt man zwei wundervolle, ganz besondere Liebesgeschichten, die auf faszinierende Weise miteinander verbunden sind.
Der Titel „Der Zauber zwischen den Seiten“ wurde in mehrfacher Hinsicht gut gewählt, denn diese Magie wirkt nicht nur auf die Protagonisten, als sie die alten Aufzeichnungen finden und studieren, sondern sie entfaltet sich auch beim Lesen dieses fesselnden und berührenden Romans.