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Veröffentlicht am 11.08.2017

Ein Kinderspiel - der zehnte Fall für Janna Berg und Markus Neumann

Ein Kinderspiel
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Dies ist nun schon das zehnte Abenteuer von Markus Neumann und Janna Berg, und die Idee der Autorin, eine „Vorabendserie“ in gedruckter Form zu schaffen, hat nach wie vor nichts von ihrer Attraktivität ...

Dies ist nun schon das zehnte Abenteuer von Markus Neumann und Janna Berg, und die Idee der Autorin, eine „Vorabendserie“ in gedruckter Form zu schaffen, hat nach wie vor nichts von ihrer Attraktivität verloren. Ich habe die Serie von Anfang an verfolgt, und die Protagonisten sind mir schon sehr vertraut. Daher war ich wieder äußerst gespannt auf die neue Folge. Mila Roth hat sich wieder einiges einfallen lassen und hat einige Überraschungen für ihre Leser parat, denn so manches ist anders in dieser Folge. Anfangs muss Janna sich erstmals alleine bewähren, denn Markus befindet sich gerade bei einem Auslandseinsatz. Als er dann den jungen Hacker Mikolaj und seine Schwester aus Krakau holen soll, wird im Janna erneut zur Seite gestellt, und ich muss sagen, sie schlägt sich wieder hervorragend. Auch das Institut ist der Meinung, dass Janna die ideale Partnerin für Agenten Neumann darstellt, und selbst der Eigenbrötler Markus muss zugeben, dass eigentlich nur Janna in Frage kommt, wenn er überhaupt mit einem Partner zusammenarbeiten soll.
Janna muss eine schwerwiegende Entscheidung treffen, nämlich, ob sie das Angebot des Instituts auf eine Festanstellung annehmen soll, denn bisher arbeitete sie nur gelegentlich für die Organisation.
Neben dieser Gewissensfrage für Janna und dem äußerst spannenden Fall, den das Agentenduo wieder bearbeiten muss, ändert sich auch das persönliche Verhältnis zwischen den Protagonisten. Sie haben eine ganz besondere Beziehung, und wenn mich mein Gefühl nicht getäuscht hat, habe ich es diesmal gewaltig zwischen ihnen knistern hören! Es ist und bleibt spannend, was noch auf die beiden zukommt und wie sich ihr Verhältnis im Lauf der Zeit noch verändern wird. Flüssig und flott hat die Autorin ihren Helden wieder eine faszinierende Geschichte auf den Leib geschrieben, die leider nur allzu schnell zu Ende gelesen ist. Aber das haben „Vorabendserien“ so an sich, dass es sich um wohl portionierte, kurzweilige Episoden handelt. Man kann hier mit Fug und Recht behaupten: „In der Kürze liegt die Würze“.
Zwar ist es ideal und noch um einiges spannender, wenn man bereits die Vorgeschichte kennt, und ich kann nur raten, die Abenteuer von Janna und Markus von Anfang an zu verfolgen, aber ich denke, man kann diesen Roman auch genießen, wenn man neu einsteigt. Gekonnte Einwürfe und kleine Rückblenden bieten das nötige Wissen zwischendurch an, ohne die Geschichte zu überfrachten. Allerdings denke ich, bei Neueinsteigern wird unweigerlich der Wunsch geweckt, auch zu erfahren, wie es zu diesem ungleichen Agentenpaar gekommen ist. Dieser Wunsch lässt sich aber leicht befriedigen, denn es liegen ja noch neun weitere, spannende und turbulente Episoden bereit, so dass einige Stunden Lesespaß garantiert sind.

Veröffentlicht am 06.08.2017

Scharfe Hunde

Scharfe Hunde
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Diesmal geht es in den Ermittlungen gleich um drei Tote, die auf den ersten Blick gar nicht zusammenhängen, aber die Verstorbenen haben alle die gleiche Todesursache. Kein leichter Fall für Irmi Mangold ...

Diesmal geht es in den Ermittlungen gleich um drei Tote, die auf den ersten Blick gar nicht zusammenhängen, aber die Verstorbenen haben alle die gleiche Todesursache. Kein leichter Fall für Irmi Mangold und Kathi Reindl! Die beiden Ermittlerinnen sind mir inzwischen schon richtig ans Herz gewachsen, wenn ich auch Kathis forsche Art, vor allem ihrer Kollegin Andrea gegenüber, nicht gerade liebenswert finde. Andrea leistet gute Arbeit, aber manchmal denkt sie schneller als sie redet oder ist so in Gedanken, dass sie vergisst, ihre angefangenen Sätze zu beenden, und das nervt Kathi ungemein.
Das Geplänkel unter Kollegen ist jedoch insgesamt amüsant. Aber zurück zum eigentlichen Fall, den die Komissarinnen hier bearbeiten. Während sie noch rätseln, was es mit den drei Toten auf sich hat und wie sie zusammenhängen könnten, wird ein ungarischer Laster gemeldet. Dieser ist gekippt und transportierte eine gar jämmerliche Ladung. Er hat jede Menge ganz junger Hunde an Bord, die zum Teil in einem schlimmen Zustand sind.
Die Autorin ist engagierte Natur- und Tierschützerin, und sie liefert hier nicht nur einen exzellenten und spannenden Krimi, sondern sie prangert in diesem auch die kriminellen Machenschaften der Hundemafia an. Dies entspringt, im Gegensatz zur Handlung des Romans, leider nicht ihrer Phantasie, sondern ist bittere Realität. Die Angelegenheit geht nicht nur Kathi an die Nieren, sondern auch ich, als Leser, hatte gewaltig zu schlucken, wenn es um das Schicksal der kleinen Hunde ging, die viel zu früh von der Mutter getrennt wurden und eine ungewisse Reise antreten müssen, die viele von ihnen nicht überleben. Diejenigen, die den Transport überstehen, landen krank und verstört bei ihren neuen Besitzern, die beunruhigt und ratlos sind, wenn die erste Euphorie über das ach so niedliche Fellbündel verflogen ist.
Da sich die Autorin bei der Tragödie um die kleinen Hunde kein Blatt vor den Mund nimmt, sondern Klartext redet, möchte ich diejenigen vorwarnen, die ein Problem damit haben, wenn Tiere in einem Roman leiden müssen.
„Scharfe Hunde“ ist bereits der achte Alpenkrimi mit den Ermittlerinnen Irmi Mangold und Kathi Reindl. Wer jedoch beim Begriff „Alpenkrimi“ einen humorigen Regionalkrimi erwartet, wird hier enttäuscht, denn Nicola Förgs Spezialität ist es, in ihren Geschichten wahre Missstände im Bereich Naturschutz aufzudecken. Somit beschränken sich ihre Krimis nie auf „unterhaltsam“. Das sind sie zwar auch, keine Frage! Aber sie haben daneben sehr viel Insiderwissen zu speziellen, brisanten Themen zu bieten. Nebenbei geht es diesmal auch noch um eine All-Inklusive-Ferienkarte und ihre Auswirkungen auf den Tourismus im Allgäu.
Wie man es von der Autorin kennt, ist auch ihr neuer Roman wieder randvoll gepackt mit Spannung, Scharfsinn, Emotionen und brisanten Infos.

Veröffentlicht am 30.07.2017

Literarischer Kurzurlaub auf Mallorca

Meeresblau & Mandelblüte
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Leonie fällt aus allen Wolken, als sie erfährt, dass ihre Tante verstorben ist und ihr eine Finca auf Mallorca hinterlassen hat. Eigentlich passt ihr das so gar nicht in den Kram, denn sie ist Geschäftsfrau ...

Leonie fällt aus allen Wolken, als sie erfährt, dass ihre Tante verstorben ist und ihr eine Finca auf Mallorca hinterlassen hat. Eigentlich passt ihr das so gar nicht in den Kram, denn sie ist Geschäftsfrau durch und durch. Ihr ganzes Leben hat sie auf ihren Job ausgerichtet. Freizeit und Freunde sind Fremdworte für sie.
Um an der Beisetzung ihrer Tante und der Testamentseröffnung teilzunehmen, fliegt sie nach Mallorca. Dort erlebt sie so manche Überraschung, denn nichts läuft so ab, wie sie es sich vorgestellt hat.
Wohl oder übel muss sie erst einmal auf der Insel bleiben, um die Finca renovieren zu können, denn ihre Tante hat ihr den Besitz nicht ohne spezielle Auflagen hinterlassen. Auch die Senioren-WG wird sie nicht so einfach los. Sie muss sich mit den Gegebenheiten und den Menschen arrangieren, und das fällt der jungen Frau nicht leicht. Auch weiß sie nicht recht, was sie davon halten soll, dass sich der attraktive Niklas so darum bemüht, ihr zu helfen.
Anfangs wirkt Leonie sehr kühl, und man tut sich schwer, sie zu mögen. Was dahinter steckt, wieso sie sich derart auf ihren Beruf konzentriert und zwischenmenschliche Kontakte scheut, wieso Niklas ihr hilft, das alles erfährt man so nach und nach in der Geschichte. Mit der Zeit gewinnt man an Verständnis für Leonie, und damit kann man dann auch gut nachvollziehen, was ihre Tante mit der Erbschaft bezweckte. Auch die Senioren lernt man im Verlauf der Handlung besser kennen und verstehen. Für sie steht ihr gemeinsames, gemütliches Heim auf dem Spiel, sollte Leonie die Finca verkaufen. Da ist es verständlich, dass sie manchmal ganz schön auf Krawall gebürstet sind. Aber sie sind clever und wissen, wann es von Vorteil ist, nachzugeben. Alt werden heißt ja schließlich nicht, irgendwann den Verstand abzugeben.
Kürzlich las ich, wie es der Zufall so will, einen Bericht, dass das Modell „Seniorenheim“ ausgedient hat, weil die „Alten von morgen“ sich nicht auf so etwas einlassen wollen, sondern ein möglichst selbstbestimmtes Leben führen möchten. Wohnmodelle wie die hier beschriebene Senoiren-WG sind im Kommen. Es war für mich dann auch besonders interessant, dass dieser Aspekt im Roman behandelt wird. Ich finde es schön, wie die „Alten“ dieser Geschichte beschrieben sind, dass ihre Konflikte zur Sprache kommen und dass die Autorin in ihrer Phantasie so ein ansprechendes Wohnmodell für sie geschaffen hat. Wie die WG sich letztendlich mit Leonie arrangiert und wie deren Problem zur Sprache kommt, hat mir gut gefallen. Auch eine zarte Romanze entwickelt sich, steht aber nicht im Vordergrund.
Elke Beckers Schreibstil ist wunderbar locker, leicht und kurzweilig, und doch hat die Handlung viel zu bieten. Da werden auch alle möglichen Probleme gewälzt und dabei wird nicht nur an der Oberfläche gekratzt. Mit viel Lokalkolorit, eingebettet in die zauberhafte Atmosphäre Mallorcas, wirkt die Handlung mit all ihren Akteuren sehr authentisch. Es gibt ernste, traurige Momente, aber der Roman hat auch amüsante Passagen zu bieten. Wenn ich da an einen verliebten Pfau denke, muss ich immer wieder schmunzeln. Die Krönung der Geschichte stellt dann die einsetzende Mandelblüte dar, die in all ihrer Pracht beschrieben ist.
Ich hätte immer so weiter lesen können und war direkt traurig, als die Geschichte so schnell zu Ende war und ich Mallorca wieder „verlassen“ musste. Man merkt in jedem Satz die besondere Beziehung der Autorin zu diesem schönen Fleckchen Erde. Mit ihrem neuen Roman hat sie eine tolle Sommerlektüre geschaffen, die bestens für die Ferien geeignet ist, weil man sie am liebsten an einem Stück lesen würde, zumindest ging das mir so.

Veröffentlicht am 25.07.2017

Der grüne Palast

Der grüne Palast
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Das Konzept dieses Romans ist außergewöhnlich, denn er besteht komplett aus Briefen. Anfangs war ich skeptisch, da ich mir überhaupt nicht recht vorstellen konnte, dass man in so einen reinen Briefroman ...

Das Konzept dieses Romans ist außergewöhnlich, denn er besteht komplett aus Briefen. Anfangs war ich skeptisch, da ich mir überhaupt nicht recht vorstellen konnte, dass man in so einen reinen Briefroman Spannung und Leben bringen kann. Ich wurde hier eines Besseren belehrt, denn es ist der Autorin perfekt gelungen, die gesamte Handlung im Briefverkehr diverser beteiligter Personen unterzubringen, ohne dass es künstlich oder gar langatmig wirken würde. Ein Großteil der Briefe ist von Erzherzogin Leopoldine von Österreich an ihre geliebte Schwester Marie-Louise, Herzogin von Parma, Napoleons zweite Ehefrau, gerichtet.
Auch die anderen Korrespondenzen drehen sich in der Hauptsache um Leopoldine und ihre bevorstehende Heirat mit dem portugiesischen Kronprinzen Dom Pedro. Die portugiesische Königsfamilie weilt jedoch in Brasilien, und daher wird auch Leopoldine dort hin reisen. Bei ihrem Aufbruch in das ferne Land möchte die junge Frau ihre engste Vertraute, Gräfin Lazansky, nicht missen. Diese wiederum unterhält einen regen Briefwechsel mit ihrer Schwester, der sie alles, was sie bewegt, anvertraut und mit Fürst von Metternich, der die Gräfin verehrt und umwirbt. Eine weitere wichtige Person des Romans und ebenfalls in den regen Briefwechsel eingeschlossen, ist Marquis de Marialva, Diplomat am königlichen Hof von Lissabon.
Ich hatte mich schnell an den Aufbau des Buches gewöhnt, das aus 185 Briefen und so auch aus 185 kurzen Kapiteln besteht. Anfangs habe ich die wörtliche Rede vermisst und befürchtete schon, dass das Fehlen von Dialogen den Roman womöglich unpersönlich erscheinen lassen könnte, aber dem war ganz und gar nicht so. Die Briefe, vor allem Leopoldines, sind sehr intensiv. Sie schüttet ihrer geliebten Schwester ihr Herz aus und vertraut ihr ihre Sorgen und so manche Heimlichkeit an. Ihre Ehe steht unter keinem glücklichen Stern, und dazu kommt, dass Leopoldine im lauf der Zeit entdeckt, dass in Brasilien, diesem wunderschönen und üppig grünen Land, so einiges im Argen liegt. Zu ihrem Entsetzen muss sie feststellen, dass hier die Sklaverei noch nicht abgeschafft wurde. Mit ganzem Herzen setzt sie sich für die Menschen ein, die im Elend leben. Bei ihrem Mann stößt sie mit ihren Anklagen und Forderungen auf taube Ohren.
Der Roman hat mein Interesse an den betreffenden Personen geweckt, und ich habe mich auch darüber hinaus mit dem Leben Leopoldines befasst. Die Autorin hat sich in weiten Teilen an die historischen Tatsachen gehalten und nur einige Änderungen vorgenommen, aus dramaturgischen Gründen, wie sie im Nachwort schreibt. Die meisten Charaktere der Geschichte hat es wirklich gegeben, so sind beispielsweise auch die Gräfin Lazansky und der Marquis de Marialva reale Personen, denen die Autorin jedoch ein fiktives Privatleben zugedichtet hat. Auch hatte Leopoldine in Wirklichkeit mehr Kinder als im Roman angegeben. Im großen und ganzen kann man sich sehr gut in die Handlung hinein versetzen, und an Leopoldines Schicksal habe ich großen Anteil genommen. Sie macht im Lauf der Jahre in Brasilien eine enorme Wandlung durch. Aus dem unbeschwerten und ein wenig naiven jungen Mädchen wird eine selbstbewusste, starke Frau, die weiß, was sie will, sich auch schon mal in die Politik einmischt und die sich für die Schwachen einsetzt, wo immer sie kann.
Mit der Gräfin Lazansky hat der Roman eine zweite, starke Frauenfigur. Lange Zeit ist sie die engste Vertraute an Leopoldines Seite, bis die beiden Frauen getrennt werden, aus Gründen, die ich hier nicht weiter ausführen möchte, um nicht zu viel vorab zu verraten.
Die Handlung und somit auch die verschiedenen Briefwechsel ziehen sich über mehrere Jahre hin. Hier habe ich es bedauert, dass die einzelnen Briefe nicht datiert sind, so dass man nie so recht wusste, in welchem Jahr sich das Erzählte abspielt. Aber das ist auch schon mein einziger Kritikpunkt. Insgesamt ist „Der grüne Palast“ ein großartiger historischer Roman, der mir vor allem die politischen Zusammenhänge und die Beziehungen zwischen Österreich, Portugal und Brasilien zur damaligen Zeit sehr lebendig nahe gebracht hat.
Schon das Cover ist übrigens eine Augenweide. Der Kontrast zwischen mattem Hintergrund und spiegelglatt glänzenden Elementen ist sehr wirkungsvoll,und so gehört das Buch optisch zu den schönsten in meinem Regal.

Veröffentlicht am 24.07.2017

Sommer in der kleinen Bäckerei am Strandweg

Sommer in der kleinen Bäckerei am Strandweg
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Dies ist bereits der zweite Band um Polly Waterford und die kleine Bäckerei am Strandweg. Daher ein kleiner Hinweis für diejenigen, die den ersten Band noch nicht gelesen haben: Es ist fast unmöglich, ...

Dies ist bereits der zweite Band um Polly Waterford und die kleine Bäckerei am Strandweg. Daher ein kleiner Hinweis für diejenigen, die den ersten Band noch nicht gelesen haben: Es ist fast unmöglich, bei der Rezension zur Fortsetzung ohne Spoiler auszukommen. Daher empfehle ich, diese Rezension nur näher in Augenschein zu nehmen, wenn man den ersten Band bereits kennt oder nicht vor hat, ihn zu lesen.
„Sommer in der kleinen Bäckerei am Strandweg“ lässt sich jederzeit auch ganz für sich lesen, denn Rückblicke auf früheren Ereignisse, die für das Verständnis wichtig sind, wurden von der Autorin geschickt mit in die Handlung eingewoben.

Polly lebt mittlerweile, mit Huckle, ihrer großen Liebe, im Leuchtturm des Hafenstädtchens Mount Polbearne. Sie ist glücklich, denn die kleine Bäckerei läuft sehr gut. Alles ist prima, bis Polly eines Tages die Nachricht erhält, dass Mrs. Manse, die alte Besitzerin der Bäckerei, gestorben ist. Es beginnt ein zermürbender Kampf mit den Erben, die eine völlig andere Vorstellung davon haben, wie eine Bäckerei erfolgreich geführt werden sollte. Mit den Finanzen wird es knapp, so dass Huckle beschließt, nach Amerika und in seinen alten Beruf zurückzukehren, um Geld zu verdienen, bis die Sache mit der Bäckerei geklärt ist. Polly hat Angst, nicht nur ihre Existenz, sondern auch die Liebe ihres Lebens zu verlieren.

Der erste Band hat mir sehr gut gefallen, und so habe ich mich mit großen Erwartungen auf die Fortsetzung gestürzt. Leider wurden meine Hoffnungen nicht ganz so erfüllt wie ich gedacht hatte. Das Handlungsumfeld ist wieder wunderschön beschrieben. Ich kann es mir sehr reizvoll vorstellen, in einem alten Leuchtturm zu wohnen, auch wenn das mit diversen Problemen verbunden ist. Als Polly nun alles in Gefahr sieht, was sie sich aufgebaut hat, kann ich es gut verstehen, dass sie erst einmal panisch reagiert.
Im ersten Band hat man die junge Frau als tatkräftig und eigenwillig kennengelernt. Polly wusste, was sie will und war auch nicht auf den Mund gefallen. Sie hat sich durchgesetzt und ihren Platz auf der Insel behauptet. Das war diesmal anders, und ich habe die „alte Polly“ vermisst, denn der Neffe der verstorbenen Inhaberin der Bäckerei macht ihr das Leben schwer, und sie nimmt vieles hin, was ich so gar nicht nachvollziehen konnte. Zeitweise lässt sie sich richtiggehend hängen. Klar, die Trennung von ihrem geliebten Huckle fiel schwer, dazu kommt auch, dass sie sich Sorgen um Neil, den kleinen Papageientaucher machen muss, den sie kurz nach ihrer Ankunft auf der Insel aufgepäppelt hat. Was dem Vogel widerfährt, wie es dazu kommt und Pollys Reaktion darauf, das empfand ich alles ein wenig an den Haaren herbei gezogen. Ihre gesamte Einstellung konnte ich diesmal nicht nachvollziehen, denn schließlich ist es wenig hilfreich, bei Problemen einfach in Lethargie zu verfallen.
Es gab noch so einige Punkte, über die ich diesmal gestolpert bin. Das betrifft zum Beispiel eine große Rettungsaktion während eines starken Sturms. Der ganze Ablauf und Pollys Handlungen waren für mich nur schwer nachvollziehbar, sogar unverantwortlich. Ich kann nur sagen, Polly hat das Glück stark strapaziert, aber damit steht sie nicht allein, denn auch Huckles bester Freund Reuben benimmt sich ziemlich daneben, und die Art, wie er mit seiner Existenzgrundlage umgeht, konnte mich auch nicht wirklich überzeugen. Irgendwie war der Schwung nicht da, der mich am ersten Band so begeistert hat.
Auch dieser Roman ist flüssig geschrieben und liest sich flott weg, aber es hat sich doch allzu oft ein wenig Langeweile und Unverständnis bei mir eingeschlichen.
Im Spätherbst wird ein dritter Teil erscheinen, dem Titel nach zu urteilen wird es darin um Weihnachten in der kleinen Bäckerei am Strandweg gehen. Ich werde auch diesen Roman lesen, denn ich möchte ja wissen, wie es auf der kleinen Insel weiter geht, und ich hoffe, dass dieser nächste Teil wieder etwas vom alten Charme des ersten Bands haben wird.