Heute, morgen und für alle Zeit
Das VersprechenNach „Der Liebesbrief“ ist dies bereits der zweite Roman, den ich von der Autorin gelesen bzw. gehört habe. Auch hier spielt sich die Handlung wieder auf zwei Zeitebenen ab. In der Gegenwart begleiten ...
Nach „Der Liebesbrief“ ist dies bereits der zweite Roman, den ich von der Autorin gelesen bzw. gehört habe. Auch hier spielt sich die Handlung wieder auf zwei Zeitebenen ab. In der Gegenwart begleiten wir die Schriftstellerin Nell auf der Suche nach ihren Wurzeln. Im Nachlass ihres Vaters findet die junge Frau ein altes Foto, das einen US-Soldaten zeigt, der ihrem Vater sehr ähnlich sieht. Ihr Vater war als Kind adoptiert worden, und über seine Herkunft war nichts bekannt. Umso mehr wundert sich Nell, was es mit dem Foto auf sich hat, und sie beginnt, Erkundigungen einzuholen. Ihre Nachforschungen führen sie nach Cornwall zu einem kleinen Küstenort, in dem es ein altes Herrenhaus und einen verwilderten Garten gibt. Dort begegnet sie der neunzigjährigen Estella. Die alte Dame ist im Herrenhaus aufgewachsen. Mittlerweile versinkt sie in Gedanken immer häufiger in der Vergangenheit. Als sie Nell trifft, spürt sie eine starke Verbundenheit, nicht zuletzt, weil auch sie selbst Schriftstellerin war. Sie lässt die junge Frau an ihren Erinnerungen teilhaben, an ihre ungleiche und doch so starke Freundschaft mit Ivy und an eine verbotene Liebe. Sie denkt zurück an den Sommer 1944, als amerikanische Soldaten in der Region um Pencallyn stationiert waren, an die Ereignisse im Krieg und die furchtbaren Erlebnisse, die sie hatte. Diese Zeit war für Estella geprägt von Verlusten, Enttäuschungen, Schmerz, von Versprechen und Geheimnissen, die bis heute nicht gelüftet werden konnten. Zusammen mit Nell und dem sympathischen Josh, der sich um den alten Garten des Herrenhauses kümmert und dem auch Nell ihr Herz öffnet, beginnt die alte Dame, die Vergangenheit aufzuarbeiten und macht erstaunliche Entdeckungen.
Auch dieser Roman der Autorin konnte mich ungemein fesseln. Atmosphäre und Stimmungen sind sehr intensiv wiedergegeben, und die Geschichte wird von Marylou Poolman ausdrucksstark gelesen. Die Sprecherin verleiht den Protagonisten eine authentische Stimme. In dem, was Estella aus ihren Erinnerungen erzählt, erkennt man sehr deutlich, wie stark ausgeprägt der Rassismus damals war. Aber die Autorin lässt erkennen, dass dieses Problem der Menschheit auch heute noch nicht vom Tisch ist. Es ist ein sehr berührender Roman, denn Estellas Geschichte geht unter die Haut. Über all den Ereignissen, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart, liegt ein Hauch von Mystic und macht den Zauber Cornwalls offenbar.