Profilbild von Klusi

Klusi

Lesejury Star
offline

Klusi ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Klusi über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.09.2023

Großartiger Auftakt eines historischen Abenteuers

Der Sturz des Löwen
0

Dieser Roman ist der erste Teil eines historischen Abenteuers und spielt im Hochmittelalter. Der zwölfjährige Micha lebt mit seiner Familie in Norddeutschland. Eines Tages ist er Zeuge, als sein Vater ...

Dieser Roman ist der erste Teil eines historischen Abenteuers und spielt im Hochmittelalter. Der zwölfjährige Micha lebt mit seiner Familie in Norddeutschland. Eines Tages ist er Zeuge, als sein Vater bei einem Überfall getötet wird. Hilflos muss er mit ansehen, wie seine Familie zerbricht und er plötzlich alleine dasteht. Ein Maultierzüchter nimmt den Jungen wie einen Sohn bei sich auf. Allerdings liegt Adams Anwesen im Hoheitsgebiet des Grafen, in dessen Dienst die Täter für den Überfall an Michas Familie stehen, und es ist anfangs nicht klar, inwieweit der Graf selbst über diverse Machenschaften informiert ist. Alles in ihm schreit nach Gerechtigkeit, aber es ist eine Gratwanderung, denn würde Micha Klage gegen die Täter erheben, würde er damit den Menschen schaden, die er liebt, da nicht nur Adams Familie sondern auch Michas beste Freunde und seine Angebetete Johanna im Herrschaftsbereich des Grafen leben. Er selbst versucht, nicht zu viel Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, denn das könnte lebensgefährlich für ihn sein.

Der Roman ist vielfältig, denn zum einen ist es ein historischer Roman, der unter anderem den Zwist zwischen Heinrich dem Löwen und Friedrich Barbarossa zum Thema hat, aber es ist auch ein Entwicklungsroman, da man Michas Leben von seinem zwölften Lebensjahr an bis ins Erwachsenenalter begleitet. Die Handlung erstreckt sich ca. über fünfzehn Jahre. In dieser Zeit hat Micha einiges über das damalige Unrecht, das seiner Familie geschah, herausgefunden. Seine engste Vertraute ist Sibilla, Adams Tochter, eine mutige und selbstbewusste junge Frau, die um Gleichberechtigung und Eigenständigkeit kämpft. Micha ist nicht nur ihr engster Freund, Seelengefährte und Vertrauter, sondern sie hat sich auch noch in ihn verliebt, während er in ihr nur die Freundin und Schwester sieht, denn sein Herz gehört einer anderen. Es ist ein sehr fesselnder Roman, der zwar fiktiv ist, in dem aber viele historische Tatsachen und Ereignisse verarbeitet wurden.

Michas besondere Stärke ist sein großes Verständnis und Feingefühl für Pferde und auch Maultiere. Mit seiner Empathie den Tieren gegenüber macht er sich letztendlich auch auf der Burg einen Namen. Die Autorin beschreibt die damaligen Gepflogenheiten sehr detailliert und anschaulich. Man erfährt sehr viel über das Leben im Bereich der Burg und auch auf der Burg. An Sibillas Beispiel wird die Situation der Frauen in dieser Zeit sehr deutlich, denn auch wenn die junge Frau für ihre Zeit sehr wagemutig und „modern“ dargestellt ist, so stößt sie doch an ihre Grenzen, wenn es darum geht, die Maultierzucht ihres Vaters als alleinstehende Frau weiterzuführen. Sie und Micha sind tolle Charaktere, die durch ihr menschliches Handeln überzeugen.

Der Roman ist flüssig und kurzweilig geschrieben und hat ein rundes Ende, das aber zugleich noch Raum für weitere Abenteuer bietet, und soviel ich weiß, wird es ja auch eine Fortsetzung geben. Darauf bin ich schon sehr gespannt, denn ich habe die Protagonisten liebgewonnen und möchte natürlich erfahren, wie es ihnen weiterhin ergeht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.08.2023

Ein Herzensbuch

Meerseide
0

Lilly steht in ihrem Leben an einem Scheideweg. Ihre langjährige Beziehung und damit auch ihren Job hat sie hinter sich gelassen. Nun fährt sie nach Himmelpfort, denn obwohl es April ist, möchte sie einen ...

Lilly steht in ihrem Leben an einem Scheideweg. Ihre langjährige Beziehung und damit auch ihren Job hat sie hinter sich gelassen. Nun fährt sie nach Himmelpfort, denn obwohl es April ist, möchte sie einen Wunschzettel in den Briefkasten der Weihnachtspostfiliale dort einwerfen. Sie wünscht sich ein Leben, in dem ihr niemand ein schlechtes Gewissen macht, so wie das in ihrer bisherigen Beziehung leider der Fall war. Wie schnell und in welch wunderbarer Weise sich ihr Wunsch erfüllt, wird in diesem Buch erzählt. Lilli findet ein Haus, für sie „Das Haus der Möglichkeiten“, und sie findet zu sich selbst. Sie lernt neue Menschen kennen, die sie verstehen und sie unterstützen, und in Elias findet sie ihren Seelenverwandten. Was Lilli erlebt, wie sie sich fühlt und wie sie sich in ihrem alten Haus einlebt, das wird hier sehr liebevoll und einfühlsam geschildert. Es sind die kleinen Dinge, die kurzen Momente, ein Sonnenstrahl, der durch eine zerbrochene Scheibe fällt, Gänseblümchen im Gras, ein Lächeln auf dem Gesicht des sonst so griesgrämigen Nachbarn, was das Leben so schön und wertvoll macht. Zeit mit Menschen zu verbringen, die sie liebt, die Freude an selbstgemachten Dingen, das Staunen über die Vielfältigkeit der Natur, das alles und vieles mehr hält Einzug in Lillis Leben. Dieser bezaubernde Roman enthält so viele Botschaften für mehr Glück im Leben. Es hat so viel Freude gemacht, dieses Buch zu lesen und zu erfahren, wie Lilli dafür sorgt, dass es in Blumenow mehr Blumen gibt. Sie und Elias sind so liebenswerte Protagonisten, dass man sich wünscht sie selbst in seinem Leben zu haben. Ich könnte noch ewig so weiterschwärmen, aber besser ist es, ihr lest das Buch selbst, denn nur dann kann es seinen Zauber voll und ganz entfalten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.08.2023

Auch ohne Vorkenntnisse des ersten Teils hat mir dieser Roman sehr gefallen

Helden der Stille
0

Als ich mit dem Lesen dieses Buches begann, war mir erst nicht klar, dass es sich hier um den zweiten Teil der Achenthal-Saga handelt. Band 1 habe ich nicht gelesen, konnte mir aber nach und nach die Vorgeschichte ...

Als ich mit dem Lesen dieses Buches begann, war mir erst nicht klar, dass es sich hier um den zweiten Teil der Achenthal-Saga handelt. Band 1 habe ich nicht gelesen, konnte mir aber nach und nach die Vorgeschichte einigermaßen zusammenreimen. Es geht um Elise von Achenthal. Da die Firma ihrer Familie gerade nicht sonderlich gut aufgestellt ist, verzichtet die junge Frau auf ihr Glück und geht eine Vernunftheirat mit einem Londoner Fabrikantensohn ein. Mit ihrem Ehemann reist sie in den Süden der USA und erfährt aus erster Nähe sehr viel über die dort herrschende Sklaverei. Ihr Mann hat kein Verständnis für ihr Entsetzen, denn er sieht nur den Profit. Zu allem Überfluss bringt er eine junge Sklavin ins Haus. An seiner schwangeren Frau verliert Fletcher sehr schnell das Interesse. Dies ist nur der Anfang, denn die Situation spitzt sich zu, als sie wieder zurück in London sind. Aber Elise lässt sich nicht unterkriegen. Sie hat Sehnsucht nach ihrer Heimat und nach dem Mann, den sie liebt. In einer lieblosen und gleichgültigen Ehe gefangen erscheint ihre Situation hoffnungslos.
Wie gesagt, anfangs hatte ich kleine Probleme, in die Geschichte zu finden, da ich nichts über die vorherigen Ereignisse wusste und der zweite Band mit einer Szene beginnt, die ich erst nach und nach einordnen konnte. Nachdem ich irgendwann die Zusammenhänge verstanden hatte, war ich gefesselt von der Geschichte. Man gerät beim Lesen in ein Wechselbad der Gefühle, hin und her gerissen zwischen Unwillen über Fletchers Benehmen und Verständnis, nicht allein für Elise, denn es gibt einige beachtenswerte und liebenswerte Charaktere im Roman. An Elise hat mir besonders gefallen, dass sie über ihrem eigenen Kummer ihre Mitmenschen nicht vergisst, sondern stets große Empathie zeigt. Auch ihre Liebe zur Natur und zu den Tieren macht sie so sympathisch. Am Ende des zweiten Teils gibt es wieder einen Cliffhanger, aber es sind auch schöne Szenen, mit denen man sich vorerst aus der Geschichte verabschiedet. Im Februar 2024 wird es einen dritten Teil geben, und ich kann es kaum erwarten, denn ich möchte keinesfalls versäumen, zu erfahren, wie es mit Elise und ihren Lieben weitergeht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.08.2023

Ein großartiger Abenteuerroman

Jack Bannister - Herr der Karibik
0

Jack Bannister hat es wirklich gegeben. Seine Laufbahn zur See beginnt 1681 auf einem Handelsschiff, wo Bannister als Erster Offizier anheuert. Die Handlung des Romans spielt in einem Zeitraum von ungefähr ...

Jack Bannister hat es wirklich gegeben. Seine Laufbahn zur See beginnt 1681 auf einem Handelsschiff, wo Bannister als Erster Offizier anheuert. Die Handlung des Romans spielt in einem Zeitraum von ungefähr fünf Jahren, und in dieser relativ kurzen Zeit geschieht sehr viel. Vom ersten Offizier wird er bald zum Kapitän der Golden Fleece befördert, nicht wissend, dass er diesen Aufstieg zum großen Teil den Affären seiner jungen Frau zu verdanken hat. Als er an Weihnachten von seiner ersten Fahrt als Kapitän überraschend zurückkommt, erlebt er Ungeheuerliches, was ihn nicht nur gegen die Royal African Company aufbringt, sondern auch gegen das Königshaus. Er sagt der unbesiegbaren Royal Navy den Kampf an, schart seine Getreuen um sich und wird innerhalb kurzer Zeit vom ehrbaren Kapitän zum legendären Piraten, der die Karibik unsicher macht.
Die Entwicklung vom Kapitän eines Handelsschiffs zum Piraten ist historisch belegt, über Bannisters Privatleben ist wenig bekannt, aber der Autor hat ihm hier eine bewegende Geschichte auf den Leib geschrieben. Für die Leser wird er im Lauf der Handlung zum Helden und zu einem sehr facettenreichen Charakter. Seine Taten resultieren nicht aus Machthunger oder Habgier, sondern seine Antriebsfeder ist eher sein verletzter Stolz und der Hass auf die Ungerechtigkeit, die sein Leben, wie es einst war, zerstört hat. Bei all seinen Kaperfahrten oder Raubzügen, wie man es nennen mag, hat stets ein hohes Gerechtigkeitsempfinden die Oberhand. Sein Mitgefühl den Schwächeren, vor allem den Sklaven gegenüber macht ihn ungeheuer sympathisch. Man könnte sagen, er war der Robin Hood der Meere, und damit fügt sich seine Geschichte wunderbar in die Reihe der anderen Abenteuerromane von Mac P. Lorne ein.
Die Ereignisse auf dem Schiff werden sehr authentisch beschrieben, was eine intensive Recherche über die Seefahrt und das Piratentum des 17. Jahrhunderts voraussetzt. Man begegnet im Lauf der Handlung zahlreichen interessanten Charakteren. Ein großer Teil der Ereignisse ist historisch nachvollziehbar, und die leeren Stellen hat der Autor sehr gewandt mit Leben gefüllt. Das war wieder ein historischer Abenteuerroman ganz nach meinem Geschmack, die Seiten flogen nur so dahin, und ich habe jede einzelne davon genossen.
Der fiktive Roman endet hoffnungsvoll, und über das weitere Schicksal von Jack Bannister erfahren wir erst im Nachwort mehr. Auch über seine Beweggründe, diesen Roman zu schreiben, berichtet der Autor dort.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.08.2023

Katherine Webbs erster Krimi

Der Tote von Wiltshire - Lockyer & Broad ermitteln
0

Katherine Webb war mir schon durch ihre historischen Romane bekannt; nun hat sie ihren ersten Krimi geschrieben. Es ist der Beginn einer neuen Reihe um Inspector Matthew Lockyer, der zusammen mit seiner ...

Katherine Webb war mir schon durch ihre historischen Romane bekannt; nun hat sie ihren ersten Krimi geschrieben. Es ist der Beginn einer neuen Reihe um Inspector Matthew Lockyer, der zusammen mit seiner Kollegin Constable Gemma Broad auf Cold Cases angesetzt wurde. Er erhält überraschend einen Anruf von einer Frau, die vor vierzehn Jahren wegen Mordes verurteilt wurde. Lockyer hatte damals die Ermittlungen geführt, und obwohl Hedy stets ihre Unschuld beteuerte, wurde sie verurteilt und sitzt im Gefängnis. Nun bittet sie Lockyer um Hilfe, denn es haben sich entscheidende Neuerungen ergeben, die ihre Unschuld beweisen könnten. Nach anfänglichem Zögern stürzt sich Lockyer erneut in die Ermittlungen und findet plötzlich einiges heraus, was damals völlig außen vor gelassen wurde. Ziemlich verbissen setzt er alles daran, endlich die Wahrheit herauszufinden, denn er fühlt sich an Hedys Schicksal mitschuldig und würde sie nur allzu gerne entlasten.

Die Geschichte, die hier aufgerollt wird, ist grundsätzlich interessant. Es ist klar, dass man erst einmal mit den verschiedenen Beteiligten bekannt gemacht werden muss, und man erfährt auch einiges über den privaten Hintergrund von Lockyer und auch von Gemma Broad. Gerade am Anfang des Buches wird alles sehr genau und umfassend erklärt, was ich als etwas langatmig empfand. Auch konnten mich die Argumente, die vierzehn Jahre zuvor zu Hedys Verurteilung führten, nicht wirklich überzeugen, und ich habe meine Zweifel, ob ein Fall mit so einer dünnen Beweislage wirklich zu einer Verurteilung führen konnte, denn eigentlich gilt doch immer der Satz, im Zweifelsfall für den Angeklagten. Hier sieht es so aus, als musste eben schnell ein Schuldiger gefunden werden, und nach weiteren Verdächtigen wurde anscheinend gar nicht gesucht. Beim Lesen sind ständig wieder Fragezeichen und Zweifel in meinem Kopf aufgetaucht, und so ganz konnte ich manche Gründe und Handlungen nicht nachvollziehen. Mit der Zeit nimmt die Geschichte jedoch an Fahrt auf und wird im letzten Drittel richtig spannend. Die Charaktere sind sehr plastisch beschrieben, und erzählerisch ist der Krimi richtig gut und very british, wenn auch manchmal für meinen Geschmack etwas ausschweifend. Wie sich alles am Ende klärt, ist jedoch interessant und fesselnd, und manche Wendung hat mich dann doch überrascht. Insgesamt konnte mich dieser Krimi so weit mitnehmen, dass ich auf jeden Fall wissen möchte, wie es mit Inspector Lockyer weitergeht, denn auch in seinem privaten Umfeld gibt es reichlich Potential für interessante Geschichten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere