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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.01.2020

Abstruser Heimatroman

Scharnow
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In Scharnow, einem Dorf in Brandenburg, geht die Angst vor der Leere um. Dabei entpuppt sich das DDR - Charme geprägte Dorf als Schmelztigel des Außergewöhnlichen.


Leider habe ich keine Ahnung, warum ...

In Scharnow, einem Dorf in Brandenburg, geht die Angst vor der Leere um. Dabei entpuppt sich das DDR - Charme geprägte Dorf als Schmelztigel des Außergewöhnlichen.


Leider habe ich keine Ahnung, warum die Feuilletons das Buch größtenteils hochgelobt haben. Ich musste mich durchquälen.
Durch eine ZDF - Talkshow erfuhr ich, dass Bela B ursprünglich eine Kurzgeschichtensammlung schreiben wollte. Genauso wirkt das Buch: Als habe ein Autor viele außergewöhnliche Ideen in verschiedene Kurzgeschichten packen wollen und dann kam jemand - in diesem Falle der Verlag - und sagte, Kurzgeschichten würden sich nicht verkaufen. Der Autor möge doch bitte alle Geschichten zu einem Roman zusammenraffen. So gezwungen wirkt und liest sich selbiger dann leider auch.
Hätte Bela B in besagter Talkshow nicht selbst eröffnet, dass es sich bei "Scharnow" um einen "Heimatroman" handelt, hätte ich überhaupt nicht gewusst, was er mit dem Buch eigentlich will. Der Idee, einen Heimatroman derart abgespaced zu gestalten, zolle ich durchaus Tribut. Jedoch schafft der Autor es nicht, einen durchgängigen Spannungsbogen zu erzeugen. Selbst innerhalb einzelner Kapitel gelingt ihm das nicht immer. So ertrinken leider alle fantasievollen Ideen in der Langeweile des Zuhörers.

Als Hörbuchsprecher kann Bela B daran meiner Meinung nach nicht viel ändern. Man merkt einfach, dass er kein professioneller Sprecher ist. Ein anderer hätte da sicher noch einiges rausgerissen.

Positiv sei aber auch auf wunderbare Ausnahmen hingewiesen: Das erste "Zwischenspiel" und die direkt anschließenden Kapitel sind fantastisch, ergreifend, plastisch ... einfach toll geschrieben. Gewisse Vorkommnisse wirken derart realistisch, dass ich von Herzen hoffe, dass Herr Felsenheimer nicht aus persönlicher Erfahrung geschrieben hat.


Fazit: Tolle Ideen, trotz viel Fantasie leider flach umgesetzt. Oft langatmig und nur wenige richtig gute Kapitel. Auch als Hörbuchsprecher konnte mich Bela B nicht überzeugen.

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Veröffentlicht am 25.01.2020

Bemerkenswertes Debüt

Erstkontakt mit Violine
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Neun Fantasy - Kurzgeschichten, teilweise  anziehend gemischt mit geschmackvollen Horror- und SciFi - Elementen.

Nadja Neufeldt offenbart einen unerschöpflichen Fundus an fantastischen Ideen. Sie schafft ...

Neun Fantasy - Kurzgeschichten, teilweise  anziehend gemischt mit geschmackvollen Horror- und SciFi - Elementen.

Nadja Neufeldt offenbart einen unerschöpflichen Fundus an fantastischen Ideen. Sie schafft es, keine einzige davon plump zu beschreiben, sondern sich jedem phantasievollen Einfall aus Blickwinkeln unterschiedlichster Charaktere unterhaltsam zu nähern. Dies erfordert große Empathie, von Seiten der Schreibenden, die wunderbarerweise auch der Leserschaft zugutekommt: Auf angenehme, nicht aufdringliche Art, kann man während des Lesens nicht nur staunen, sondern schwingt auch durch das große Repertoire menschlicher Emotionen.

Eine der Geschichten ("Im Regen") hat es beim Deutschen Science-Fiction-Preis 2019, in der Kategorie "Beste deutschsprachige Kurzgeschichte", sogar auf Platz 4 geschafft.


Fazit: Ein Debüt, das begeistert und Lust auf mehr von dieser Autorin macht!

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Veröffentlicht am 06.01.2020

Zurecht preisgekrönt

Nightfall
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Die neunjährige Meggie verliert ihre Mutter und wird in ein völlig neues, liebloses Leben geschleudert. Fortan kämpft sie für die Entfaltung ihrer Persönlichkeit. Bis sie - einem wunderbaren Schmetterling ...

Die neunjährige Meggie verliert ihre Mutter und wird in ein völlig neues, liebloses Leben geschleudert. Fortan kämpft sie für die Entfaltung ihrer Persönlichkeit. Bis sie - einem wunderbaren Schmetterling gleich - ihrem Kokon entsteigt und sogar den Mut aufbringt, dem Albtraum, der sie seit dem Tod ihrer Mutter immer wieder quält, auf den Grund zu gehen. Jeder Albtraum, hat seine realen Wurzeln ...

Als Jugendliche besaß ich eine Trilogie von John Aiken ("Geh, zügle den Sturm", "Geh, sattle das Meer", "Geh, zähme den Berg"), die ich geliebt und sogar mehrmals gelesen habe. Letzteres kam bei mir sehr selten vor.
Als ich dann "Nightfall - Fürchte die Nacht" von eben jener Autorin auf einem Flohmarkt entdeckte, griff ich begeistert zu. Erst später wurde mir klar, dass es sich hierbei um einen Jugendroman handelt. Nach dessen Lektüre kann ich aber klar sagen, dass dieses Buch nicht nur für Jugendliche (ich würde FSK10-12 vorschlagen), sondern auch für Erwachsene eine Bereicherung darstellt.

Trotz schwerem Schicksalsschlag, findet die Protagonistin engagiert ihren ganz eigenen Weg. Und das, in Anbetracht der 60er Jahre in denen das Buch geschrieben wurde, sogar auf sehr emanzipierte Art und Weise. Die Handlung schreitet rasch voran, sodass sie auch junge (langsame) Leser*innen packt.
Mir hat John Aiken mit diesem Buch die Message vermittelt: Nie den Kopf im Sand stecken lassen. Egal wie schlimm es gerade ist, weitermachen lohnt sich.

Fazit: Ein anregender Jugendroman, der auch erwachsene Leser bereichert und 1972 mit dem Edgar Allan Poe Award - Bestes Buch für Kinder und Jugendliche ausgezeichnet wurde.

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Veröffentlicht am 18.12.2019

Interpretationsspielräume

Schachnovelle. Studienausgabe
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Viele Manuskripte hat Stefan Zweig bei seinem Suizid am 23. Februar 1942 unvollendet zurückgelassen. Aber die Schachnovelle, die hat er zwei Tage vor seinem Ableben als fertiges Werk zur Post gebracht.
Warum ...

Viele Manuskripte hat Stefan Zweig bei seinem Suizid am 23. Februar 1942 unvollendet zurückgelassen. Aber die Schachnovelle, die hat er zwei Tage vor seinem Ableben als fertiges Werk zur Post gebracht.
Warum gerade die? Erklärt er sich uns darin? Seine Entscheidung zum Suizid? Was war ihm so wichtig, dass er es uns als Letztes in seinem Leben noch mitteilen wollte?
Jeder, der sich diese Novelle zu Gemüte führt, kann miträtseln. Traut euch. Lasst euch einsaugen, dann liest sie sich von allein.

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Veröffentlicht am 17.12.2019

Mein erster Moyes: Toll!

Wie ein Leuchten in tiefer Nacht
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Im tristen England der 1930er Jahre sehnt sich die junge Alice nach einem Umbruch in ihrem Leben. Dieser scheint gekommen, als der junge Amerikaner Bennett um ihre Hand anhält. Kurzentschlossen folgt sie ...

Im tristen England der 1930er Jahre sehnt sich die junge Alice nach einem Umbruch in ihrem Leben. Dieser scheint gekommen, als der junge Amerikaner Bennett um ihre Hand anhält. Kurzentschlossen folgt sie ihm und seinem tyrannischen Vater in deren kleines Heimatstädtchen in den Bergen Kentuckys. Doch dort wird ihr klar, dass sie vom Regen lediglich in die Traufe gekommen ist und für ihr Glück selbst kämpfen muss. So heuert sie in der von Frauen betriebenen Packhorse Library an; lernt Land, Leute und sich selbst besser kennen. Es ist eine harte Arbeit, die fordert und verbindet.


Jojo Moyes, die kennt man. Vermutlich jeder hat schonmal einen ihrer Titel irgendwo in einer (Online-) Buchhandlung gesehen. Gelesen hatte ich persönlich noch nichts von ihr. Aber ein ausgereiftes Vorurteil hatte ich intus, nämlich dass Jojo Moyes zu den Schnulzen-Autorinnen à la Groschenroman am Fließband gehört.
Diesen Eindruck muss ich nach meiner ersten Lektüre aus ihrer Hand revidieren. Das Buch ist nicht kitschig. Die Handlung nicht plump vorhersehbar. Die Charaktere sind durchdacht gezeichnet und entwickeln sich nachvollziehbar. Ja, es geht auch um Liebe. Aber eben nur "auch". Es geht um sich emanzipierende Frauen in den 1930ern. Es geht um Freundschaften, um Unabhängigkeit, um Rückschläge, um innere und äußere Stärke sowie einiges mehr, das wegen Spoilergefahr hier nicht verraten werden soll.

Natürlich sind die Themen, die Jojo Moyes verarbeitet hat, größtenteils frauenlastig: Emanzipation der Frau, Frauenfreundschaften, Bücher, Liebe, Pferde. Nichtsdestotrotz hatte das ganze Buch nichts von dem Kitsch, den ich durch diese Zusammenstellung von Mädchen-Highlights befürchtet hatte.


Fazit: Jojo Moyes hat's drauf. Das Buch entpuppte sich als interessant, spannend, unvorhersehbar, wendungsreich, realistisch und gut recherchiert. Keine Schnulze, sondern eine Bereicherung.

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