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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.08.2021

Leise Melancholie begleitet Leser*innen durch diese berührende Generationengeschichte

Wildtriebe
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Marlies, die aus einer mittelständischen Familie stammt und deren Eltern für sie eine Lehre, Heirat und Kinder vorgesehen hatten, verliebt sich in Konrad, den einzigen Sohn des Bethches-Hofs. Seine Mutter ...

Marlies, die aus einer mittelständischen Familie stammt und deren Eltern für sie eine Lehre, Heirat und Kinder vorgesehen hatten, verliebt sich in Konrad, den einzigen Sohn des Bethches-Hofs. Seine Mutter Lisbeth schaut mit Befremden auf die junge Frau – kann sie die großen Erwartungen und Pflichten auf dem traditionellen Hof erfüllen? Marlies fühlt sich fremd, lebt sich nur schwer ein und sucht nach kleinen Fluchten…
Was für ein schönes Buch – ich konnte es kaum aus der Hand legen. Ute Mank erzählt die Geschichte dreier Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch so eine ureigene Bestimmtheit ausstrahlen. Jede für sich hat eine, den Umständen und der Zeit angepasste Lebenseinstellung. Diese Lebenseinstellungen berühren sich zwar, aber man hat das Gefühl, sie können sich nicht überschneiden. Es gibt unausgesprochene Geheimnisse und Nöte, Sorgen und Träume begleiten den Alltag…
Ute Mank schreibt sehr umsichtig, ruhig, ohne Wertung. Jederzeit darf man sich als Leser*in eine eigene Meinung machen. Die Protagonistinnen sind – jede auf ihre Art – liebenswert, Verständnis macht sich breit, aber auch Ablehnung, manchmal Empörung. Man ist hin- und hergerissen, und ich denke, all jene, die schon die sechzig überschritten haben, werden Erinnerungen an die Stellung der Frauen und die eigenen Zukunftspläne ausgraben und reflektieren. Die Autorin hat sehr gut dargestellt, woran Frauen oft scheitern: Zwänge, Traditionen, hohe Erwartungen – Schicksal? Und sie macht Mut, eigene Wege zu gehen…
Ein leises, eher melancholisches Buch, das auch zum Nachdenken anregt. Für mich eine sehr warmherzige, berührende Geschichte!

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Veröffentlicht am 01.08.2021

Absolut herzerwärmende Familien- und Liebesgeschichte

Ich dachte schon, du fragst mich nie
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Witwe Sophie Hartmann kümmert sich liebevoll um ihre Töchter Liv und Pauli, denn nach dem plötzlichen Tod des Ehemanns und Vaters vor fünf Jahren sind die drei auf sich gestellt. Aber Sophie’s flippige ...

Witwe Sophie Hartmann kümmert sich liebevoll um ihre Töchter Liv und Pauli, denn nach dem plötzlichen Tod des Ehemanns und Vaters vor fünf Jahren sind die drei auf sich gestellt. Aber Sophie’s flippige Schwester Geli steht ihnen jederzeit bei. Gerade soll sich Liv’s Traum vom eigenen Restaurants erfüllen, da geschieht das Unglück: Liv verletzt sich bei einem Sturz so schwer, dass sie ihre Arbeit als Köchin nicht mehr aufnehmen kann. Sollte alles umsonst gewesen sein? Da kommt Hilfe von ungeahnter Seite…
Gabriella Engelmann schreibt so warmherzig, so farbenfroh und lebendig, aber auch voller Gefühl, und sie besitzt einen geradezu treffsicheren Instinkt für humorvolle Situationen, die für großes Kopfkino sorgen! Ihre wunderbare Geschichte ist eine gelungene Kombination aus Romantik, verlockender Kulinarik und einem anheimelnden Flair – sei es im mallorquinischen Süden oder im windigen Hamburger Norden. Ja, natürlich kann man vorausahnen, was sich aus Sophies Begegnung mit Marc ergeben könnte, aber dennoch gibt es Dinge in beider Leben, die zunächst geklärt, überwunden und geregelt werden müssen. So manche Hürde erfordert Stärke und Mut – und Liebe!
Ein zauberhafter Roman, den man – hat man die ersten Seiten verschlungen – nicht mehr aus der Hand legen kann. Er ist modern und lebensnah, hat aber unbedingt alles, was einen Liebesroman ausmacht. Spaß, Humor und herrliche Dialoge sorgen für beste Unterhaltung! Ein Buch, wie gemacht für den Sommer, dass ich wärmstens empfehlen kann!

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Veröffentlicht am 27.07.2021

Hörbuchrezension: Spannend, aber mit Bedarf an Geduld und Nachsicht

Knochenkalt
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Penny ist Redakteurin bei einem Berliner Tageblatt. Ihre Stellung verdankt sie ihrem Patenonkel Max, der ihr Freund und Beschützer gleichermaßen ist. Denn Penny hat kein leichtes Leben. Ihre Mutter hat ...

Penny ist Redakteurin bei einem Berliner Tageblatt. Ihre Stellung verdankt sie ihrem Patenonkel Max, der ihr Freund und Beschützer gleichermaßen ist. Denn Penny hat kein leichtes Leben. Ihre Mutter hat die Familie verlassen, der Vater sich daraufhin dem Alkohol verschrieben. Und Penny hat ein Handicap, sie ist manisch-depressiv. Als in Berlin eine Reihe unerklärlicher, brutaler Morde geschieht, möchte sie an ihren ersten großen Schreiberfolg anschließen und stürzt sich ins Geschehen. Da kommt ihr der Mörder mit einem Brief geradezu entgegen…
Cecily von Hundt hat einen super spannenden Plot erdacht, eine geradezu haarsträubende Geschichte, die berührt und trotzdem sehr glaubhaft klingt. Leider bin ich mit Penny überhaupt nicht warm geworden. Das liegt nicht unbedingt an Ihrer Krankheit und ihrer Einstellung dazu, eher an den unermüdlichen Schilderungen ihrer persönlichen Befindlichkeiten. Ich habe vollstes Verständnis für problematische Situationen und Selbstzweifel, aber hier überwiegen sie eindeutig, fangen stellenweise an zu nerven und treiben die Handlung weit weg von jeglichen zu erwartenden journalistischen Recherchen.
Dadurch ist die spannende Story für mich langatmig geworden, nervig durch Pennys stets präsenten persönlichen Problemen, durch die der Täter und seine grausigen Absichten fast ins Hintertreffen geraten.
An Cornelia Waibel gilt mein großes Kompliment! Sie liest deutlich, ruhig, besonnen und charakterstark. Und sie verleiht Penny genau diesen Ausdruck, den sie ausstrahlt: Unzufriedenheit gepaart mit Selbstkritik, die bei mir persönlich leider zu Ablehnung geführt hat.
Insgesamt eine sehr spannende Story mit Stellen, die etwas Geduld und Nachsicht erfordern.

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Veröffentlicht am 27.07.2021

Berührendes Buch über die Schicksalswege dreier Geschwister

Der Panzer des Hummers
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Sidsel ist alleinerziehende Mutter und arbeitet als Kuratorin in einem Kopenhagener Museum. Schwester Ea lebt seit langem in San Francisco, aber Bruder Niels, der ein mehr als einfaches Leben als Plakatierer ...

Sidsel ist alleinerziehende Mutter und arbeitet als Kuratorin in einem Kopenhagener Museum. Schwester Ea lebt seit langem in San Francisco, aber Bruder Niels, der ein mehr als einfaches Leben als Plakatierer in der Umgebung Kopenhagens führt, springt zur Betreuung der kleinen Laura ein, als Sidsel für wenige Tage nach London muss…
„Der Panzer des Hummer“ erzählt die Geschichte dreier Geschwister, deren Schicksalswege unterschiedlicher nicht sein können. Die sich aus den Augen verlieren – aber nicht ganz. Die sich annähern, aber nicht ganz. Eine Geschichte, die aus dem Leben gegriffen sein könnte, so alltäglich, so intensiv, sehr berührend und manchmal grotesk.
Und so ist auch der Stil von Caroline Albertine Minor. Sie schreibt sehr direkt, ohne Rücksicht auf Gefühle oder Geschmack und nimmt kein Blatt vor den Mund. Das empfand ich zwar manchmal als etwas befremdlich, aber andererseits ist es genau das, was die Geschichte ausmacht. In mehreren Erzählsträngen erfährt der Leser vom Leben der einzelnen Geschwister, wobei eine Übersicht der verschiedenen Personen den Einstieg in das Buch sehr erleichtert. Es sind drei Leben wie aus dem Alltag gegriffen, Schicksale, die auf der Kindheit basieren und bei jedem Menschen andere Auswirkungen haben. Drei Menschen, die zusammengehören und dieses Urgefühl der Zuneigung auch empfinden – aber jeder geht anders damit um. Man spürt Berührung, bleibt aber stets nur Beobachter.
Für mich ein ungewöhnliches, abgefahrenes Buch, das aber ausgesprochen realistisch und ernst erscheint, sehr direkt geschrieben ist und auch berührt.

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Veröffentlicht am 21.07.2021

Ein ungemein packender Krimi zum Gruseln und Staunen!

Das Buch des Totengräbers (Die Totengräber-Serie 1)
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Leopold von Hertzfeld hat kaum seine Stellung in der Wiener Polizeidirektion angetreten, da passiert ein entsetzlicher Mord. Ein Dienstmädchen wird auf brutalste Weise umgebracht und gepfählt – und sie ...

Leopold von Hertzfeld hat kaum seine Stellung in der Wiener Polizeidirektion angetreten, da passiert ein entsetzlicher Mord. Ein Dienstmädchen wird auf brutalste Weise umgebracht und gepfählt – und sie bleibt nicht die Einzige, das Morden geht weiter…
Auf dem düsteren Cover kann man durch ein hell leuchtendes Kreuz einen Blick auf den Stephansdom erhaschen, rotes Blut ergießt sich über die Stadt – ein Hingucker!
Und das Cover hält, was es verspricht: Oliver Pötzsch ist ein wirklich unglaublich spannender Kriminalroman gelungen! Sein Polizeiinspektor Leopold von Hertzfeld wächst einem schnell ans Herz und als dieser auf Augustin Rothmayer, den Totengräber des Wiener Zentralfriedhofs, stößt, beginnt eine Spurensuche, bei der sich die beiden mit ihrem Wissen perfekt ergänzen.
Oliver Pötzsch bricht dabei mit einem Tabu: In regelmäßigen Abständen erfährt der Leser Wissenswertes und beinahe Unglaubliches aus dem „Almanach für Totengräber“. Hier werden Details enthüllt, die mir völlig unbekannt waren und mich zum Staunen, aber vor allem zum Gruseln brachten! In der heutigen Zeit haben wir den Tod eher aus dem Leben verbannt, damals war er noch ein Teil davon…
Dem Autor ist es perfekt gelungen, mit seinen lebendigen und detailreichen Schilderungen und seinem absolut fesselnden Plot großes Kopfkino zu erzeugen. Man taucht ein in das historische und düstere Wien, rätselt über die Indizien, sucht mit nach Spuren – und mir ist es bis zum fulminanten Showdown nicht gelungen, Hinweise auf den Täter zu finden! Eine packende Geschichte mit vielen Facetten, die auch Gefühle und Schmunzelmomente bereit hält und nicht nur ungemein unterhaltsam, sondern auch lehrreich ist. Sicher nichts für schwache Nerven, aber für mich einer der besten Krimis, die ich in letzter Zeit gelesen habe!

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