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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.03.2024

Ein beklemmender Blick in die abgründige Psyche eines Serienmörders

Austrian Psycho Jack Unterweger
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Malte Herwig hat mit "Austrian Psycho" ein beklemmendes Buch über Jack Unterweger, Serienmörder in den 80er/90er Jahren, verfaßt. Zunächst für einen Mord verurteilt, verstand er es, die Gesellschaft als ...

Malte Herwig hat mit "Austrian Psycho" ein beklemmendes Buch über Jack Unterweger, Serienmörder in den 80er/90er Jahren, verfaßt. Zunächst für einen Mord verurteilt, verstand er es, die Gesellschaft als selbsternannter Schriftsteller zu blenden und für sich auszunutzen.

Es ist ein erschreckender, chronologischer Bericht, den Malte Herwig veröffentlicht. Verfasst von einem ihm bekannten Schriftsteller, der in seinen Memoiren bezüglich Unterweger Details offenbart, die betroffen machen. Aber auch gleichermaßen faszinieren, denn es ist geradezu unglaublich, wie Unterweger es verstand, Menschen für sich einzunehmen und zu manipulieren. Das er dabei zu Selbstüberschätzung neigte und offensichtlich frank und frei weitermordete, macht fassungslos.
Es ist unglaublich spannend zu lesen, wie sich ein Mörder Unterstützung und Achtung erschwindelte, um sich selbst zu verwirklichen. Um dann aus Überheblichkeit und empfundener Unverwundbarkeit zu straucheln.
Dieses Büchlein ist ein wahrhaft gruseliges Psychogramm, das zum Nachdenken anregt und noch lange nachhallt.

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Veröffentlicht am 29.02.2024

Zwei Frauenschicksale, verwoben in einem schicksalsträchtigen Roman

Wiedersehen in Stockholm
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Der Zufall bringt Ella und Ben an einem lauen Sommerabend zusammen. In den wenigen Stunden, die ihnen bleiben, spüren beide, füreinander geschaffen zu sein. Doch so schnell Ben in Ellas Leben getreten ...

Der Zufall bringt Ella und Ben an einem lauen Sommerabend zusammen. In den wenigen Stunden, die ihnen bleiben, spüren beide, füreinander geschaffen zu sein. Doch so schnell Ben in Ellas Leben getreten ist, ist er auch schon wieder verschwunden, zwölf ganze Jahre lang...

Das Cover zeigt ein Paar, innig Arm in Arm, und man wünscht sich natürlich sofort ein glückliches Happyend. Aber Ella und Ben haben Schicksalsschläge erlebt, die sie erst, jeder auf seine Weise, verarbeiten müssen, um wieder in die Zukunft sehen zu können.
Anna Lönnqvist hat dazu eine liebenswerte Geschichte erdacht und eine weitere, sehr sympathische Protagonistin dazu, die auf ihre Weise für Ella ein Vorbild wird.
Verschlungene Wege, Erlebnisse, die das Leben verändern und einige Achterbahnfahrten der Gefühle machen diesen Roman abwechslungsreich und unterhaltsam. Der Wunsch nach der großen Liebe wird aus Pflichtgefühl verdrängt und man versteht, dass man seine eigenen Träume verwirklichen sollte, man hat ja nur ein Leben. Ein wenig ist der Ausgang vorhersehbar, aber das wünscht man sich als Leser ja auch.

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Veröffentlicht am 26.02.2024

Hörbuchrezension! Ein ergreifender Roman über Freundschaft in Deutschlands dunkelster Geschichte

Sturmmädchen
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Elli, Käthe und Margot stammen aus unterschiedlichsten Verhältnissen und sind dennoch beste Freundinnen. Der aufkommende Nationalsozialismus und die beginnenden Judenverfolgungen stellen ihre innige Beziehung ...

Elli, Käthe und Margot stammen aus unterschiedlichsten Verhältnissen und sind dennoch beste Freundinnen. Der aufkommende Nationalsozialismus und die beginnenden Judenverfolgungen stellen ihre innige Beziehung auf eine schwere Probe.

Lilly Bernstein versteht es wie keine andere, tief emotionale, bewegende Geschichten historisch so einzubetten, dass sie unglaublich real und überzeugend recherchiert erzählt werden. Die Erlebnisse der drei Freundinnen sind spannend, manchmal herzzerreißend, geradezu aufrührend, und man darf die schönen, wie auch die tieftraurigen und quälenden Stunden mit Elli teilen. Ihr Mut ist trotz aller Rückschläge so ergreifend, dass man nicht eine Minute abgelenkt wird.
Elisabeth Günther gelingt es, Emotionen, Ängste und Freude so zu intonisieren, dass man stets voller Spannung lauscht.
Was bleibt, macht auf jeden Fall nachdenklich. Lilly Bernstein hat ein brisantes, aktuelles Thema in eine wunderschöne, bewegende Geschichte verpackt, die bei mir noch lange nachhallen wird.

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Veröffentlicht am 20.02.2024

Düster und beklemmend, eine traumatische Kindheit und Jugend

Krummes Holz
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Nach Jahren im Internat kehrt Jirka zurück auf den elterlichen Hof. Und wird, jetzt als junger Erwachsener, zurückkatapultiert in traumatische Erinnerungen und Gefühle, die sein Leben geprägt haben.

Ein ...

Nach Jahren im Internat kehrt Jirka zurück auf den elterlichen Hof. Und wird, jetzt als junger Erwachsener, zurückkatapultiert in traumatische Erinnerungen und Gefühle, die sein Leben geprägt haben.

Ein flammender Horizont über einem braunen Feld, ein lichter Himmel; ein Cover, das so gar nichts über den düsteren Inhalt des Buches preisgibt.
Julia Linhof entführt den Leser in Jirkas und Malenes Kindheit auf einem entlegenen Hof. In eine Zeit, die geprägt ist von Arbeit und einem gewalttätigen, lieblosen Vater. Und in die Gegenwart, die nicht minder traumatisch ist.
Die Autorin versteht es, eine düstere Atmosphäre zu schaffen, Dinge im Raum stehen zu lassen, Ungesagtes über allem schweben zu lassen und so das ganze Ausmaß des Schicksals noch ungeheuerlicher zu gestalten. Missverständnisse zerstören jede Vertraulichkeit und die innere Zerrissenheit der Geschwister sorgt für unglaubliche Beklemmung. Man liest und fühlt sich gleichermaßen verstört wie auch gefesselt. Krummes Holz ist ein Buch, das mich erschüttert hat, aber gerade deshalb sicher noch lange nachhallt.

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Veröffentlicht am 14.02.2024

Eine sanfte und hingebungsvolle Ode an die Freiheit der Natur

Ein Garten offenbart sich
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Katrin de Vries zieht mit ihrer Familie zurück in ihre Heimat, in ein Backsteinhaus mit einem unglaublich großen Garten, der gepflegt werden soll. Dass der Umgang mit der unbändigen Natur auch abseits ...

Katrin de Vries zieht mit ihrer Familie zurück in ihre Heimat, in ein Backsteinhaus mit einem unglaublich großen Garten, der gepflegt werden soll. Dass der Umgang mit der unbändigen Natur auch abseits der gängigen Gepflogenheiten einen Traumgarten offenbaren kann, hat sie hier wunderbar beschrieben.

Man spürt die Hingabe der Autorin zur Pflanzenwelt, ja zum Leben schlechthin. Sehr liebevoll beschreibt sie Szenen, Erinnerungen aus ihrer Kindheit, stellt Vergleiche an und zeigt dem Leser Wege, der Natur ihre Freiheit zu lassen und trotzdem einen herrlichen Garten zu genießen, der die unglaublichsten Pflanzen hervorbringt.
Ich habe sehr schnell verstanden, wie festgefahren meine Einstellung zu unserem Garten ist. Gepflegt bedeutet saubere, vom Unkraut befreite Beete, akkurat gestaltete Hecken und einen getrimmten Rasen. Das die Pflanzen ihre Freiheit brauchen, um ihren eigenen, intakten und von Insekten und Pilzen bevölkerten Lebensraum zu erzeugen, muss ich erst verinnerlichen, habe aber die besten Absichten, den Garten künftig mit anderen Augen zu sehen. Katrin de Vries erzählt mit leisen Tönen und ohne erhobenen Zeigefinger von einem langen, sich stets veränderten Prozess. Ich habe sehr viel neues Wissen erworben und bin von diesem sanften Buch einfach nur bezaubert!

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