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Veröffentlicht am 19.10.2024

Spannender Kreuzfahrt-Thriller

Kein Land in Sicht
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Die Hauptperson erwacht ohne jede Erinnerung auf einem Kreuzfahrtschiff. Wir begleiten ihre Versuche herauszufinden, wer sie ist und worin ihre Aufgabe besteht. Die zweite Hauptperson befindet sich in ...

Die Hauptperson erwacht ohne jede Erinnerung auf einem Kreuzfahrtschiff. Wir begleiten ihre Versuche herauszufinden, wer sie ist und worin ihre Aufgabe besteht. Die zweite Hauptperson befindet sich in einer äußerst misslichen Lage, und sie weiß sehr genau, wer sie ist und welches Verbrechen es hier aufzuklären gilt. Nur wir als Lesende müssen noch etwas warten.
Das ist schon vom Konstrukt her sehr auf Spannung ausgelegt. Ein typischer Thriller, in dem die Gefahren wachsen, Verbündete sich als Verräter entpuppen und die Protagonistin in kleinen Schritten entdeckt, worum es hier geht und was sie zu tun hat. Der Stil ist knapp aber flüssig, es gibt keine umfassenden Schilderungen und Beschreibungen. Es geht ausschließlich um Spannung, und das funktioniert auch.
Die Gäste auf dem Kreuzfahrtschiff sind etwas grob gezeichnet. Fast alle Passagiere sind unsympathisch und lenken nicht von der Entdeckungsreise der Protagonistin ab. Allerdings habe ich mich gefragt, ob sie nicht mehr wissen müsste aus ihrem früheren Leben, trotz Amnesie. Den Text von Bohemian Rhapsody kennt sie schließlich auch noch. Aber erst als sie ihren Namen und ihre Aufgabe wiederfindet, gewinnt sie auch menschlich an Profil.
Eine gelungene Spannungsgeschichte für entspannte Lesestunden.

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Veröffentlicht am 17.10.2024

Komplex

Das große Spiel
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Es beginnt mit einer Gottheit, und dann startet das große Spiel des Lebens auf unserer Erde – im Wasser. Dann geht es um vier Personen, die zunächst jeder für sich eine Persönlichkeit entwickeln, erwachsen ...

Es beginnt mit einer Gottheit, und dann startet das große Spiel des Lebens auf unserer Erde – im Wasser. Dann geht es um vier Personen, die zunächst jeder für sich eine Persönlichkeit entwickeln, erwachsen werden und dann aufeinander treffen.
Die Geschichte geht viel zu langsam los und erschließt sich auch nach zweihundert Seiten nur sehr zögernd. Nun kommen die vier Hauptpersonen auf der Pazifik-Insel Makatea zusammen und eine neue Herausforderung kommt auf sie alle zu.
Einzelne Szenen zu lesen, macht wirklich Freude, der Stil ist einfühlsam und sehr flüssig. Beeindruckend sind die Tauchgänge, in denen Evie die seltsamen Wesen schildert, die dort in der Tiefe leben. Aber allzu schnell und sehr konsequent wechselt der Autor immer wieder zu ganz anderen Szenen, und auch in ganz andere Zeiten und Mileus. Die junge Evie braucht nur ein paar Dutzend Seiten, um eine alte Frau zu werden. Da muss man beim Lesen immer gut im Blick haben, wo und wann man sich gerade befindet. Ich hatte „Der Klang der Zeit‟ gelesen, deshalb war ich neugierig auf das neue Buch von Powers. Es ist mir zu kompliziert.
Eher etwas für Literaturstudiere im höheren Semester.

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Veröffentlicht am 03.10.2024

Wer war er?

Als mein Vater in den Straßen von Turin verschwand
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Die Autorin ist Ende Zwanzig, als ihr Vater stirbt. In dem Versuch zu verstehen, wer er war, erinnert sie sich. Sie spricht mit Weggefährten, besucht Museen und Archive und muss sich schließlich auch fragen, ...

Die Autorin ist Ende Zwanzig, als ihr Vater stirbt. In dem Versuch zu verstehen, wer er war, erinnert sie sich. Sie spricht mit Weggefährten, besucht Museen und Archive und muss sich schließlich auch fragen, wie Erinnerung sich verändern kann im Laufe der Zeit. Denn nicht alles, was man ihr erzählt, deckt sich mit ihrer eigenen Erinnerung an den Vater. Vieles passt gar nicht dazu.
Die Geschichte führt zurück in das Italien der siebziger und achtziger Jahre, zu italienischen Kommunisten, ihren Parteien und ihren Aktionen. In Deutschland gab es zur gleichen Zeit die RAF, die ähnliche Fragestellungen und Ansichten hatte. Der Vater der Erzählerin war Arzt und scherte sich nicht darum, welche politischen Ansichten ein Mensch hatte, der seine Hilfe brauchte. Er war kein Terrorist. Oder etwa doch?
Sehr persönlich und sinnlich erfahrbar rollt die Tochter die Geschichte ihres Vaters auf. Es ist eine recht komplexe Familiengeschichte, die sich teilweise eher kompliziert als unterhaltsam liest. Das Ganze ist wie ein Mosaik. Mir fehlten dabei die Spannung und der rote Faden. Zum Schluss ist es erstaunlich und traurig, wie fremd einem jemand sein kann, den man für nahestehend gehalten und geliebt hat.

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Veröffentlicht am 18.09.2024

Grenzen der Wahrnehmung

Die Unmöglichkeit des Lebens
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Grace ist pensionierte Mathematiklehrerin. Sie hat Ehemann und Sohn verloren und führt ein trauriges, trostloses Leben. Überraschend erbt sie ein Haus auf Ibiza und fährt hin, um es sich anzusehen. Hier ...

Grace ist pensionierte Mathematiklehrerin. Sie hat Ehemann und Sohn verloren und führt ein trauriges, trostloses Leben. Überraschend erbt sie ein Haus auf Ibiza und fährt hin, um es sich anzusehen. Hier trifft sie auf ein Wesen von einem anderen Stern.
Wie schon in früheren Werken setzt der Autor Science-Fiction und Fantasy ein, um Fragen zu stellen: Was zeichnet das Leben aus? Was macht es zu etwas Besonderem? Wie kann man Heilung finden?
Für mich hatte das durchaus einen Sog. Die rationale Mathematikerin ist ein glaubhafter Charakter und der Esoterik vollkommen unverdächtig. Gemeinsam mit ihr erleben wir Erstaunliches. Sie erfährt eine fundamentale Veränderung hin zum Besseren.
Was Grace auf Ibiza erlebt, regt zum Nachdenken an. Eine gute Geschichte ist es außerdem. Empfehlenswert für Inselfans und Freunde der Fantastik.

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Veröffentlicht am 12.09.2024

Geblümte Kaffeetassen

Ein tugendhafter Mann
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Das Cover zeigt schönes Geschirr. Darauf kommt es an: Aus schönem Geschirr zu essen und zu trinken. Das ist das uneingestandene Lebensziel des Protagonisten.
Lewis Percy erforscht für seine Doktorarbeit ...

Das Cover zeigt schönes Geschirr. Darauf kommt es an: Aus schönem Geschirr zu essen und zu trinken. Das ist das uneingestandene Lebensziel des Protagonisten.
Lewis Percy erforscht für seine Doktorarbeit Helden in der Literatur. Dort bleiben sie auch, die Helden. Denn Percy selbst ist kein Held. Er tut das, wovon er glaubt, dass es von ihm erwartet wird. Die straffen Rollenbilder der 1960er Jahre helfen ihm dabei.
Die Gedanken Percys stehen im Mittelpunkt. Wir erfahren ausführlich, was Percy glaubt, dass die anderen denken. Was sie wirklich denken, oder wie sich irgendwer fühlt, können wir nur raten. Immer wieder scheint auf, was offenbar Thema des Romans ist: Der Gegensatz zwischen Literatur und dem „wahren Leben‟. Eine Interpretation des Romans findet sich im Nachwort. Die Autorin ist preisgekrönte Literaturprofessorin.
Percy absolviert sein Leben, und alle anderen tun das auch. Es gibt keine echten Gefühle, keine Leidenschaft, keine Ziele, nur die Verwirrung Percys, der doch immer alles richtig gemacht zu haben glaubt. Gegen Ende gibt es eine Weiterentwicklung dieser Figur, die allerdings wenig überzeugt.
Was es mit den Beziehungen zwischen den Menschen macht, wenn alle nur versuchen, den Erwartungen zu entsprechen, ist äußerst bedrückend. So wird das ganze Buch ein eher frustrierendes Leseerlebnis.

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