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Veröffentlicht am 03.09.2024

Der böse Wolf

Lupus
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Jenny ist Tierärztin und lebt mit ihrem Vater auf einen Hof in der Nähe von Greifswald. Eines Tages ist ihr Vater verschwunden. Dann wird sie gerufen, um eine Herde Schafe, von denen die meisten von einem ...

Jenny ist Tierärztin und lebt mit ihrem Vater auf einen Hof in der Nähe von Greifswald. Eines Tages ist ihr Vater verschwunden. Dann wird sie gerufen, um eine Herde Schafe, von denen die meisten von einem wilden Tier gerissen wurden, zu untersuchen. War das etwa ein Wolf? Schon sind wir mitten drin in einer Geschichte um wilde Tiere, Nachzuchten und den Schutz der Natur. Es geht zurück bis in die alte DDR. Da es auf der anderen Seite um Jennys familiäre Herkunft geht und dann auch noch eine Liebesgeschichte hinzukommt, wird das Ganze nicht nur lang sondern auch überfrachtet. Da ging mir unterwegs die Spannung verloren.
Wir haben hier einen fesselnden, höchst professionell erzählten Thriller. Die Personen sind nicht allzu komplex, aber zumindest Jenny ist sympathisch genug, dass man ihr gerne folgt. Sie trägt allerdings nicht über die ganze, lange Geschichte. Und das ist das Dilemma: Für einen Thriller ist das Ganze zu überladen, für einen erzählenden Roman aber sind die Personen zu flach.
Mit dem Lektorat war ich nicht so zufrieden. So sind zum Beispiel an einer Stelle die Protagonisten schon per Du, obwohl das erst später dran ist.
Vielleicht hätte Rode sich mehr fokussieren sollen und ausführlicher in ein oder zwei der Themen einsteigen können. So ist einfach alles zuviel.

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Veröffentlicht am 27.08.2024

Erfindung und Funktion der Märchen

Der Salon der kühnen Frauen
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Ich hatte eine Sammlung von Geschichten erwartet, aber die sind hier mehr ein Instrument. Es geht um Frauen, die keine Geldsorgen hatten, nicht arbeiten mussten und keinerlei Selbstbestimmungsrecht besaßen. ...

Ich hatte eine Sammlung von Geschichten erwartet, aber die sind hier mehr ein Instrument. Es geht um Frauen, die keine Geldsorgen hatten, nicht arbeiten mussten und keinerlei Selbstbestimmungsrecht besaßen. In Madame d'Aulnoys literarischem Salon sitzen sie im 17. Jahrhundert mitten in Paris und erzählen einander Geschichten, die ihr Leben widerspiegeln. Die Märchen werden mündlich erzählt und nicht schriftstellerisch dargestellt. Wichtig ist die Reaktion des Publikums und die des Autors oder der Autorin auf das Publikum. Aber noch wichtiger und folgenschwer ist die Reaktion des absolutistischen Herrschers.
Die Damen haben Vornamen, Titel, Nachnamen und Spitznamen, und das wird alles einzeln und durcheinander verwendet. Das erfordert viel Konzentration beim Lesen. Es gibt eine Personenliste zu Beginnn des Buches, die braucht man auch.
Sehr sinnlich erleben wir die Kälte des Pariser Winters, die Sexualität der Menschen, die sonst nichts zu tun haben, die bittere Armut der Armen sowie Schönheit, Prunk und Protz im Schloss Versailles.
Ich fand es etwas anstrengend zu lesen. Die Autorin ist als Dichterin hervorgetreten, dies ist ihr zweiter Roman. Die Erzählweise ist nicht immer gradlinig, die Sprache nichts Besonderes, und man weiß gar nicht genau, wer hier die Protagonisten sind: die erzählenden Frauen oder die Märchen, die zu dieser Zeit wie eine eigene Sprache erfunden werden. Die Geschichte der Madame d'Aulnoy scheint immer wieder auf, wird aber auch nicht spannend erzählt.
Als Roman wenig fesselnd. Eher ein Kaleidoskop des Frauenlebens einer historischen Epoche.

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Veröffentlicht am 15.08.2024

Zickenterror an der Magieschule

School of Myth & Magic, Band 1: Der Kuss der Nixe
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Devin hat Geburtstag, sie wird siebzehn. Bei einem Bad im See zeigt sich, dass sie kein normaler Mensch ist. Sie kann sich in eine Nixe verwandeln. Nun geht sie zu einer besonderen Schule, um zu lernen, ...

Devin hat Geburtstag, sie wird siebzehn. Bei einem Bad im See zeigt sich, dass sie kein normaler Mensch ist. Sie kann sich in eine Nixe verwandeln. Nun geht sie zu einer besonderen Schule, um zu lernen, wie sie das kontrollieren kann.
Bücher über Magieschulen sind inzwischen ein eigenes Genre. Hier geht es zu wie an ganz normalen Schulen, einschließlich Feindseligkeiten, Bündnissen, Freundschaften und Romantik. Die Nixen bilden einen eigenen Schwarm mit festen Regeln, Zickenterror und einer Anführerin. Devin, die sich nicht so richtig zugehörig fühlt, ist eine starke, eigenwillige Persönlichkeit, die hier ihre besonderen Fähigkeiten entdeckt. Und eine neue Welt. Das aus ihrer Sicht zu erleben ist fesselnd und gut zu lesen.
Die Geschichte ist spannend und voller Überraschungen, wie man es von Fantasy gewohnt ist. Es gibt einen Cliffhanger am Ende, der Folgeband ist bereits erschienen.
Ein gelungener Fantasy-Abenteuerroman für Mädchen und Teenager ab 12 Jahren. Besonders für die, die gern ins Wasser gehen.

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Veröffentlicht am 13.08.2024

Amüsant aber klischeehaft

Pi mal Daumen
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Hier prallen sehr verschiedene Welten aufeinander: Oscar ist 16, hochbegabt und gücklich, endlich sein Mathestudium aufnehmen zu können. Moni ist Mitte fünfzig und eine scheinbar ungebildete Frau mit schillernder ...

Hier prallen sehr verschiedene Welten aufeinander: Oscar ist 16, hochbegabt und gücklich, endlich sein Mathestudium aufnehmen zu können. Moni ist Mitte fünfzig und eine scheinbar ungebildete Frau mit schillernder Kleidung, proletenhaftem Umfeld und mehreren Enkelkindern, um die sie sich kümmert. So klischeehaft, wie das klingt, wird es im Roman auch.
Die Personen zeigen nicht allzuviel Charakter. Dass Moni ernsthaft Mathematik studiert und darin nicht schlechter ist als andere Studierende, ist nicht überraschend. Denn warum sollte sie sich nicht für Mathematik interessieren? Im letzten Drittel erfahren wir mehr über ihren Hintergrund. Dieser wirkt konstruiert und teilweise unglaubhaft.
Stil und Sprache sind humorvoll und amüsant zu lesen. Die Einblicke in die Mathematik sind für die, die das selbst studieren oder mal studiert haben, sicherlich angenehm. Die Auflösung am Ende wirft ein schlechtes Licht auf den Wissenschaftsbetrieb, macht die Geschichte insgesamt aber auch nicht runder.

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Veröffentlicht am 10.08.2024

Gewalt und Poesie

Als wir Schwäne waren
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Der Autor kam als Kind mit seinen Eltern aus dem Iran nach Deutschland. Für seinen Erstling „Hund, Wolf, Schakal‟ hat er Preise erhalten.
In der Geschichte geht es um das Heranwachsen eines jungen Flüchtlings ...

Der Autor kam als Kind mit seinen Eltern aus dem Iran nach Deutschland. Für seinen Erstling „Hund, Wolf, Schakal‟ hat er Preise erhalten.
In der Geschichte geht es um das Heranwachsen eines jungen Flüchtlings in einem Stadtviertel, in dem sich sehr unterschiedliche Kulturen, Nationen und gesellschaftliche Schichten mischen. Wir befinden uns in den 90er Jahren im Ruhrgebiet. In intensiven Episoden schildert der Autor, wie hilflos die Eingewanderten hier sind angesichts so vieler Dinge, die sie nicht verstehen können. Das Zusammenleben scheitert fürchterlich. Man hat diese Menschen in all ihrer Fremdheit und Verschiedenheit alleine gelassen. Hier sehen wir, wie daraus Kriminalität und Grausamkeit entstehen. Das ist auch eine Gesellschaftskritik.
Echte Freundschaften entstehen in diesem Viertel nicht, obwohl die Flüchtlinge in Deutschland eine Menge gemeinsam haben. Man kennt einander, schätzt einander ein und bleibt innerhalb der eigenen Familie. Auch der Erzähler praktiziert Gewalt, Grausamkeit und Kriminalität. Aber gegen Ende der Geschichte zeigt sich, dass er doch anders ist. Denn er verlässt diesen Ort und sucht, wie damals seine Eltern, nach einem neuen Anfang.
Dies sind eher lyrische, philosophische Betrachtungen als ein fortlaufender Roman, auch wenn die Kapitel zeitlich aufeinander folgen. Man kann sie als Prosagedichte lesen, denn die Sprache und die Sichtweise besitzen eine große poetische Kraft. Das ist faszinierend; es ist wunderschön und sehr bewegend geschrieben.

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