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Veröffentlicht am 10.12.2022

Bilder sagen mehr

Zwei bleiben
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Ein Paar kommt abends zusammen nach Hause. Sie geht nochmal einkaufen, er spült das Geschirr. Sie bleibt lange weg, und er fängt an, sich Sorgen zu machen. Schließlich fährt er los, um sie zu suchen. Sie ...

Ein Paar kommt abends zusammen nach Hause. Sie geht nochmal einkaufen, er spült das Geschirr. Sie bleibt lange weg, und er fängt an, sich Sorgen zu machen. Schließlich fährt er los, um sie zu suchen. Sie kommt nach Hause und findet ihn nicht vor. Wo kann er sein?
Viel mehr passiert nicht, und es ist auch nicht sehr detailliert gezeichnet. Aber darauf kommt es nicht an. Wenn man sich eingelesen hat, dann sprechen die Bilder für sich. Gefühle, Gedanken, Wahrnehmungen und Erinnerungen, alles wird wortarm und sehr direkt vermittelt. Der Mann durchlebt beim Spülen die früher geschehene Katastrophe in ihrer Beziehung noch einmal, und die Sorgen wachsen. Wo bleibt sie? Ist ihr etwas zugestoßen, draußen, im Dunkeln? Die Bilder in seinem Kopf werden immer schlimmer. Längst hat er das Geschirr sauber in den Schrank geräumt, nun sitzt er nur noch da und wartet und denkt.
Das berührt.
Das bewegt.
Und das ist nur der Anfang.
Dies ist kein Comic. Es ist ein dickes Hardcover-Buch. Die Bilder sind grün, nicht bunt. Die Geschichte ist einfach und sehr fesselnd erzählt. Die schlichten Bilder sagen mehr, als Worte es könnten.

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Veröffentlicht am 02.12.2022

Schöner historischer Schmöker

Die Siegel des Todes
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Schwarzwald, ab 1323: Elias ist ein Waisenjunge und auf der Flucht. An seine Herkunft hat er keine Erinnerung. Ein Wasenmeister (Abdecker) findet ihn im Wald und nimmt ihn auf. Zugleich wird andernorts ...

Schwarzwald, ab 1323: Elias ist ein Waisenjunge und auf der Flucht. An seine Herkunft hat er keine Erinnerung. Ein Wasenmeister (Abdecker) findet ihn im Wald und nimmt ihn auf. Zugleich wird andernorts der kleine Bauernhof von Ranghilds Eltern überfallen. Das Mädchen kann fliehen.
Ohne von einander zu wissen, schlagen sich beide über die Jahre im mittelalterlichen Schwarzwald durch, später auch in Regensburg. Ranghild gelangt bis ins italienische Salerno, wo sie Medizin studiert. Sie gewinnen Freunde und Unterstützer, aber sie haben auch Feinde. Erst als Erwachsene begegnen sie einander und es wird klar, warum hier von beiden erzählt wird.

Das ist unterhaltsam und detailreich geschildert. Man erfährt eine Menge über den Alltag der Menschen im späten Mittelalter. Held und Heldin sind intelligente Kinder ihrer Zeit, die Dinge hinterfragen, sich aber auch anpassen können. Sie überleben und bewähren sich in den unterschiedlichsten Umgebungen, was immer wieder interessant und spannend zu lesen ist.
Gegen Ende hat die Geschichte Längen, was bei einem Umfang von knapp 800 Seiten nicht überrascht. Die Auflösung ist vorstellbar und umfassend, aber nicht erfreulich.
Ein Buch für Mittelalter-Fans, zu genießen bei elektrischem Licht und eingeschalteter Zentralheizung.

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Veröffentlicht am 24.11.2022

Tanz auf dem Vulkan

Die Wintergarten-Frauen. Der Traum beginnt
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Berlin 1920: Nina von Veltheim kommt aus Brandenburg hierher, um eine Theaterkarriere als Intendantin zu beginnen.
Gerade ist der erste Weltkrieg zu Ende gegangen. Kriegstraumatisierte Männer und bittere ...

Berlin 1920: Nina von Veltheim kommt aus Brandenburg hierher, um eine Theaterkarriere als Intendantin zu beginnen.
Gerade ist der erste Weltkrieg zu Ende gegangen. Kriegstraumatisierte Männer und bittere Armut bestimmen das Leben. Aber gefeiert wird trotzdem: Theater und Variete blühen, die ersten Filme werden gedreht. Ein Zentrum dieser Kultur ist das Variete Wintergarten. Auf dieser Bühne will Nina Geschichten zeigen. Ein kühnes Unterfangen, denn die Szene ist von Männern beherrscht. Doch sie lässt sich nicht unterkriegen.

Dies ist die Geschichte einer starken, man könnte auch sagen: starrköpfigen Frau. Aber es ist auch eine Geschichte von Verzweiflung und Lebensmut. In dieser Zeit liegen Glanz und Elend nah beieinander, und die Menschen tanzen buchstäblich am Abgrund.
Das ist anschaulich und lebensnah dargestellt. Stil und Sprache sind flüssig zu lesen und die Personen kann man sich gut vorstellen. Ein toller Roman, der fesselt und die damalige Zeit und die Menschen zum Leben erweckt.

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Veröffentlicht am 19.11.2022

Düstere Endzeit-Geschichte, die mit Lesegewohnheiten bricht

Das Gesetz der Natur
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Eine Katastrophe löscht an „Jenem Tag“ den Großteil der Menschheit aus. Auch Schusswaffen, Bücher und Technologien sind verschwunden. Was genau geschehen ist, erfahren wir nicht.
In dieser nachapokalyptischen ...

Eine Katastrophe löscht an „Jenem Tag“ den Großteil der Menschheit aus. Auch Schusswaffen, Bücher und Technologien sind verschwunden. Was genau geschehen ist, erfahren wir nicht.
In dieser nachapokalyptischen Welt wächst Gaia in einem Haus in der Wildnis auf. Mit ihr leben zwei erwachsene Männer, der eine wird als Lehrer, der andere als Jäger bezeichnet. Die Geschichte zeichnet Gaias Entwicklung nach.
Überleben in der Wildnis, mit unbekannten Gefahren auch von Menschenseite - das klingt zunächst wie eine Abenteuergeschichte mit Fantasy-Elementen. Aber es will mehr sein. Der Stil ist gestelzt und pathetisch, die Figuren sind oft auf eine einzige Eigenschaft reduziert – der Lehrer, der Herrscher, der Sohn. Hier soll eine Legende erzählt werden. Auch Gaia wird meistens nur als „die Mutantin“ bezeichnet, ohne nähere Erklärung. Es gibt keine Innenansicht von ihr, und wir erfahren nicht, warum sie tut, was sie tut. Es werden Gründe genannt, aber die werden auch nur genannt, und nicht gelebt. Was Gaia antreibt? Es muss irgendetwas mit Gerechtigkeit und Büchern zu tun haben. Und auch mit Schönheit – was immer das ist.
Gegen Ende reist sie durch eine Wüste, segelt auf einem Gewässer über ein untergegangenes Land und wandert durch eine Vulkanlandschaft. Hier wird es geradezu allegorisch: Dies ist eine Reise an den Anfang der Welt.
Ein Buch, das mit Lesegewohnheiten bricht. Die Hauptperson bleibt fremd, trotz allem, was wir über sie erfahren.
Es gibt zwei Folgebände.

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Veröffentlicht am 07.11.2022

Spannend

Das Schlaflabor
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Schlafen ist nicht das Thema dieses Buches. Vielmehr geht es um Gehirnmanipulation.
Es handelt sich um einen klassischen Thriller. Tom Sonnborn hat schwere Schlafstörungen und sucht Hilfe in einer Schweizer ...

Schlafen ist nicht das Thema dieses Buches. Vielmehr geht es um Gehirnmanipulation.
Es handelt sich um einen klassischen Thriller. Tom Sonnborn hat schwere Schlafstörungen und sucht Hilfe in einer Schweizer Klinik. Nach einer Woche kommt er nach Hause und schläft wie ein Baby. Doch die Behandlung hat Nebenwirkungen. Leichen tauchen auf und Tom wird verdächtigt, ein Mörder zu sein. Schlafwandelt er etwa? Er stellt Nachforschungen an und kann bald niemandem mehr trauen. Als die Polizei ihn verfolgt, ist er schon unterwegs zurück in die Schweiz, um selber zu klären, was dort genau mit ihm gemacht wurde. Und was er getan haben könnte.
Die Geschichte gibt einen Einblick in moderne Gehirnforschung. Die Morde sind, bis auf den allerersten, zwar grausam aber nicht allzu verstörend dargestellt. Dieser Thriller lebt nicht von Blut und Angst, sondern wir verfolgen den Protagonisten auf der Suche nach der Wahrheit über sich selbst. Das ist sehr spannend. Die Auflösung ist recht abstrus, aber nicht unmöglich.

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