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Veröffentlicht am 23.08.2020

Ein vielschichtiger und lange Zeit nicht zu durchschauender Kriminalroman

Der Tote auf Amrum
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Der einflussreiche Immobilienbesitzer und Inselpolitiker Marten Hilmer wird in seinem Haus tot aufgefunden. Nach eingehender Untersuchung in der Gerichtsmedizin steht fest, dass er von unbekannter Hand ...

Der einflussreiche Immobilienbesitzer und Inselpolitiker Marten Hilmer wird in seinem Haus tot aufgefunden. Nach eingehender Untersuchung in der Gerichtsmedizin steht fest, dass er von unbekannter Hand vergiftet worden ist. Ein brisanter Fall, den Hauptkommissarin Lena Lorenzen gemeinsam mit ihrem jungen Kollege Johann Grasmann übernimmt. Und schon bald stolpern sie über mutmaßliche Unregelmäßigkeiten beim Immobilienaufkauf durch Hilmers Agentur, während auch dessen Privatleben nicht ohne Probleme war. Wird es ihnen gelingen, die Machenschaften des zwielichtigen Toten zu durchschauen und damit seinen Mörder zu finden?

„Der Tote auf Amrum“ ist der sechste Fall für die Inselkommissarin Lena Lorenzen, die auf der nordfriesischen Insel aufgewachsen ist. Nach dem Tod ihrer Mutter und einem heftigen Streit mit dem Vater hat Lena diese verlassen und kehrt nur noch sporadisch für eine notwendige Kriminalermittlung oder für den Besuch bei ihrer Tante Beke zurück. Diesmal allerdings passiert noch mehr. Denn ihr neuer Fall führt sie tief in die Vergangenheit ihrer Eltern hinein, in eine Zeit, in der auch Marten Hilmer wichtig für sie war.

Ein kniffliger Fall, undurchsichtige Figuren und überraschende Wendungen sorgen dafür, dass der anfangs ruhige Krimi immer spannender wird. Doch nicht nur die Suche nach einem Mörder fesselt die Aufmerksamkeit des Lesers, auch die privaten und beruflichen Probleme von Lena Lorenzen tragen ihren Teil dazu bei, dass das Buch nur schwer aus der Hand gelegt werden kann. Hinzu kommen eine ordentliche Portion Lokalkolorit, die die raue Atmosphäre auf Amrum regelrecht spüren lässt und akribisch geschilderte Ermittlungen, wodurch die Krimihandlung angenehm authentisch in Erscheinung tritt. Deshalb macht es trotz kleiner Flauten viel Spaß, den neuen Fall von Kommissarin Lena Lorenzen zu lesen und mit ihr und dem jungen Kollegen Johann Grasmann auf Mörderjagd zu gehen.


Fazit und Bewertung:
Ein vielschichtiger und lange Zeit nicht zu durchschauender Kriminalroman, der mit lebensechten Figuren, einer spürbaren Atmosphäre, detailgetreuen Landschaftsbeschreibungen und einem wunderbar kniffligen Fall spannend unterhält.

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Veröffentlicht am 20.08.2020

Ein unterhaltsamer Cosy-Krimi mit wenig Spannung und viel Humor

Das Dezernat für heikle Fälle
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Eine Messerstecherei auf dem Markt ist Kommissar Ulf Vargs erster Fall, den er unter Mithilfe des Streifenpolizisten Blomquist im Handumdrehen löst. Doch nicht nur der rachsüchtige Stich in die Kniekehle ...

Eine Messerstecherei auf dem Markt ist Kommissar Ulf Vargs erster Fall, den er unter Mithilfe des Streifenpolizisten Blomquist im Handumdrehen löst. Doch nicht nur der rachsüchtige Stich in die Kniekehle eines Mannes halten ihn und sein Team vom Malmöer Dezernat für heikle Fälle auf Trab. Auch das Verschwinden eines Sanitäters, der mit hoher Wahrscheinlichkeit einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist und die ruhestörenden Handlungen eines Werwolfes beschäftigen sie, sodass nur wenig Zeit für ihr Privatleben bleibt. Aber genau das braucht Varg zur Zeit. Denn sein geliebter Hund Martin ist depressiv und schaut nicht einmal mehr den Eichhörnchen nach.

„Das Dezernat für heikle Fälle“ ist der Auftakt einer neuen schwedischen Krimireihe mit Kommissar Ulf Varg, der gleich mehrere skurril anmutende Fälle zu klären hat. Dass er das nicht alleine bewerkstelligen kann, ist wohl klar. Und so lernt der Leser gleich zu Beginn des Buches die gut aussehende und blitzgescheite Anna Bengtsdotter kennen, die mit Ulf Varg auf einer Wellenlänge ist, stolpert über den vom Ruhestand träumenden Erik Nykvist , der das Fliegenfischen liebt und ist ein wenig erstaunt über die aufopferungsvolle Gelassenheit von Carl Holgersson, weil er stets freiwillig die Kleinarbeit und anstehende Sonderschichten übernimmt. Eine kleine Truppe, die gut funktioniert und eine hohe Erfolgsquote aufzuweisen hat.

Angefüllt mit humorvollen Begebenheiten und absonderlichen Gestalten ist der vergnügliche Anteil in diesem Krimi hoch. Denn vor allem liebeshungrige Jugendliche, zu klein geratene Mitmenschen, imaginäre Freunde oder auch verstimmte Haustiere sorgen dafür, dass die Handlung des Romans weniger auf die Klärung von Verbrechen ausgerichtet ist, sondern eher der Bewältigung alltäglicher Probleme dient. So wird umfangreich über Kindheitserlebnisse, falsche Moralvorstellungen, Beziehungsprobleme oder auch Futterneid philosophiert, wodurch wenig Platz für eine ernsthafte Kriminalermittlung bleibt. Deshalb ist dieses Buch vor allem Lesern zu empfehlen, die eine Schwäche für trockenen Humor und skurrile Alltagssituationen haben und bedenkenlos auf eine spannende Mörderjagd verzichten können.

Fazit und Bewertung:
Ein unterhaltsamer Cosy-Krimi mit wenig Spannung und viel Humor und einem Kommissar, der wunderbar menschlich und bodenständig ist.

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Veröffentlicht am 17.08.2020

Ein vielschichtiger und bewegender Auftakt für Kommissarin Hulda Hermannsdóttir

DUNKEL
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Kommissarin Hulda Hermannsdóttir ist entsetzt. Neun Monate vor ihrer Pension soll sie beurlaubt werden, da man ihr Büro für einen jüngeren Kollegen braucht. Eine Unverschämtheit, wie die erfahrene Ermittlerin ...

Kommissarin Hulda Hermannsdóttir ist entsetzt. Neun Monate vor ihrer Pension soll sie beurlaubt werden, da man ihr Büro für einen jüngeren Kollegen braucht. Eine Unverschämtheit, wie die erfahrene Ermittlerin meint. Deshalb erhält sie von ihrem Chef eine letzte Gnadenfrist. Zwei Wochen lang darf sie in einem bereits zu den Akten gelegten Fall ermitteln, den sich selber aussuchen kann. Lange überlegen muss Hulda nicht, und beginnt den Tod einer jungen russischen Asylantin aufzurollen, da sie weiß, dass sich der damalige Ermittler nicht viel Mühe mit der Aufklärung des vermeintlichen Selbstmordes gegeben hat. Doch ihre Entscheidung stellt sich schnell als Fehler heraus. Denn schon bald gerät dir isländische Kommissarin in große Gefahr.

„Dunkel“ ist der erste Band einer Trilogie um die 64-jährige Kommissarin Hulda Hermannsdóttir, die für die Polizei in Reykjavík tätig ist. Stets auf der Verliererseite, wenn es um längst überfällige Beförderungen geht und privat von beträchtlichem Pech verfolgt, kniet sich die für ihre Hartnäckigkeit bekannte Ermittlerin tief in die Aufklärung von Verbrechen hinein. Doch auch das, will man ihr nehmen und Huldas Verbitterung ist groß. Ohne Rücksicht zu nehmen, arbeitet sie an ihren letzten Fall und so dauert es nicht lange, bis sie wegen ihrer Alleingänge Ärger bekommt. Eine toughe Hauptfigur, die keinesfalls sympathisch ist und trotzdem die Aufmerksamkeit der Leser erlangt.

In drei Handlungssträngen wird der Thriller erzählt. Wobei der erste und überwiegende Strang in der Gegenwart angesiedelt ist und die Bemühungen von Hilda schildert, die einer jungen Frau Gerechtigkeit widerfahren lassen will. Die beiden anderen Stränge, die in der Vergangenheit angesiedelt sind, erzählen zum einen von einer jungen Mutter, die ihr vaterloses Kind alleine großzuziehen versucht und zum anderen von einer unbekannten jungen Frau, die mit einem flüchtigen Bekannten auf Abenteuerreise geht. Eine nicht so glückliche Wahl, da die eigentliche Handlung durch die erklärenden Einschübe aus der Vergangenheit immer wieder ins Stocken gerät. Hier wäre ein gedanklicher Ausflug in frühere Zeiten ausreichend gewesen, damit der Leser die notwendigen Informationen erhält.

Angenehm vielschichtig und mit einer wunderbar atmosphärischen Grundstimmung präsentiert sich der Thriller trotz alledem und beweist, wie gut sich der Autor in fremde Gefühlswelten hineinversetzen kann. Vor allem in seine Hauptfigur Hulda, die er grantig und verbittert in Szene lässt, während sie in ihrem Inneren ganz andere Eigenschaften verbirgt. Und genauso facettenreich und undurchsichtig wie sie, präsentiert sich auch der Plot, der ein hochaktuelles Thema anspricht und mit gesellschaftskritischen Anmerkungen angereichert ist. Ein flüssiger Schreibstil und angenehm kurze Kapitel tun ihr Übriges dazu, dass sich der Thriller angenehm liest und trotz moderatem Spannungsbogen mit einem interessanten Fall und viel Atmosphäre zu fesseln versteht.

Fazit und Bewertung:
Der gelungene Auftakt für eine unbequeme Kommissarin aus dem hohen Norden, die in „Dunkel“ ihren letzten Fall bestritten hat. Deshalb sind auch die nächsten beiden Bände der Thriller-Trilogie vorangegangenen Ermittlungen gewidmet und lassen hoffen, dass diese genauso vielschichtig und bewegend, wie der letzte Einsatz sind.

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Veröffentlicht am 08.08.2020

Ein wunderbar atmosphärischer Schwedenkrimi mit einer düsteren Grundstimmung

Sommernachtstod
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Kurz vor seinem fünften Geburtstag verschwindet der kleine Billy Nielsson spurlos. Von seinen Eltern unbeobachtet, nimmt er die Verfolgung eines Kaninchens auf und wird dabei von einem Maisfeld verschluckt. ...

Kurz vor seinem fünften Geburtstag verschwindet der kleine Billy Nielsson spurlos. Von seinen Eltern unbeobachtet, nimmt er die Verfolgung eines Kaninchens auf und wird dabei von einem Maisfeld verschluckt. Eine daraufhin eingeleitete Suche bringt kein Erfolg und auch die akribisch geführten Ermittlungen der Polizei ändern nichts daran. Billy taucht nicht wieder auf und das Leben in einem südschwedischen Dorf nimmt erneut seine gewohnten Züge an. Erst zwanzig Jahre danach, als Billys ältere Schwester Vera auf einen angeblichen Freund ihres vermissten Bruders trifft, kommt Bewegung in den längst zu den Akten gelegten Fall. Ohne über eventuelle Folgen nachzudenken, spioniert sie dem Unbekannten nach und kommt einem Geheimnis auf die Spur, das ungeheuerlich ist.

"Sommernachtstod" ist ein düsterer Kriminalroman, der von einer deprimierenden Grundstimmung getragen wird und aufgrund einer in ihm verarbeiteten Tragödie ohne spektakuläre Szenen auskommt. Denn das, was eine Familie in den achtziger Jahren im schwedischen Reftinge erlebt, ist für sich gesehen schon dramatisch genug. So wird der Leser gleich zu Beginn des Buches Zeuge, wie die einst glückliche Gemeinschaft an mehreren Schicksalsschlägen zerbricht und lange Zeit braucht, um ihre Verluste verkraften zu können. Angefangen mit dem kleinen Billy, der an einem schönen Sommerabend plötzlich verschwunden ist, über seine schwer angeschlagene Mutter, die sich einige Zeit später das Leben nimmt, bis hin zu seinem Geschwistern, die es in die Fremde treibt. 

Alle diese auf eine nicht wieder gut zu machende Schuld beruhenden Ereignisse werden in zwei sich abwechselnden Zeitsträngen erzählt. Dabei wird zum einen ein ungeschönter Blick in die Vergangenheit gewährt, wo der vierjährige Billy vom Jagdfieber getrieben, das elterliche Grundstück verlässt. Andererseits werden die Geschehnisse in der Gegenwart aufgerollt und mit ihnen ein mörderisches Komplott, dessen Drahtzieher enorm gefährlich sind. Das Ganze wird um einen unbekannten Briefeschreiber ergänzt, der erst ganz zum Schluss enttarnt werden kann und um eine Handvoll Verdächtige, deren Motive nicht immer erkennbar sind. Ein eher unspektakulärer dafür aber umso nervenaufreibender Kriminalroman, der tief in die Gefühlswelt seiner Figuren blicken lässt.

Fazit:
Ein wunderbar atmosphärischer Schwedenkrimi mit einer düsteren Grundstimmung, der trotz einiger Längen durch seinen rätselhaften Verlauf zu fesseln versteht.

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Veröffentlicht am 02.08.2020

Ein fesselnder und sehr vielschichtiger Thriller

Sündengräber
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Ein Mann, der bald sterben wird, ein weiterer, der Sicherheit sucht und ein dritter, der Gerechtigkeit herstellen will. Drei Menschen, die Kristina Ohlsson in den Mittelpunkt ihres neuen Kriminalfalls ...

Ein Mann, der bald sterben wird, ein weiterer, der Sicherheit sucht und ein dritter, der Gerechtigkeit herstellen will. Drei Menschen, die Kristina Ohlsson in den Mittelpunkt ihres neuen Kriminalfalls für Frederika Bergman stellt, der voller Schuld- und Rachegefühle ist. Gleich zu Beginn gibt es einen Toten, der regelrecht hingerichtet wird, als er vor seinem Kamin im Wohnzimmer sitzt, während fast zur gleichen Zeit eine vierköpfige Familie spurlos verschwunden ist. Und niemand nimmt die Sorgen der Zurückgebliebenen ernst. Deshalb dauert es auch viel zu lange, bis ein Zusammenhang zwischen den verschiedenen Ereignissen hergestellt werden kann und die begangenen Verbrechen gerichtet werden.

„Sündengräber“ ist ein vielschichtiger Thriller, der viele Personen und Handlungsstränge in sich birgt und dadurch eine große Aufmerksamkeit vom Leser verlangt. Doch lässt sich dieser auf die hohe Vielzahl an vergangenen und aktuellen Untaten ein, wird er mit einem spannenden und wunderbar kniffligen Ermittlungsmarathon belohnt. In ihm kämpfen Frederika Bergman und Alex Recht verbissen darum, Licht in die Ereignisse zu bringen, wobei sie schon bald nicht mehr erkennen können, wer es ehrlich mit ihnen meint und wer sie mit falschen Aussagen betrügt. Denn nicht nur einer ihrer Kollegen verhält sich suspekt, auch Freunde und sogar Familienangehörige scheinen in die begangenen Verbrechen verwickelt zu sein.

Ein wirklich gut durchdachter Plot, der auch mit seinem Aufbau zu überzeugen weiß. So wird der Leser nach einem brutal verübten Mord mit interessanten Auszügen aus Vernehmungsprotokollen konfrontiert, in denen entgegen sonstiger Gepflogenheiten die Ermittler der Stockholmer Kriminalpolizei die Befragten sind. Schriftstücke, die immer wieder auftauchen und Hinweise für eine nahende Katastrophe sind. Aber nicht nur sie tragen neben den, aus der Sicht verschiedener Charaktere anschaulich beschriebenen Geschehnissen, zum Spannungsaufbau bei. Auch geschickt vollzogene Zeitsprünge, knappe Dialoge und gut gesetzte Cliffhanger halten den Leser am Ball und lassen ihn bis zum Schluss nicht mehr los.

Fazit und Bewertung:
„Sündengräber“ ist als angekündigter letzter Fall des schwedischen Ermittlerteams ein packender, komplex inszenierter und zum Ende hin immer dramatisch werdender Thriller, der neben einer glaubwürdigen Ermittlung auch auf privater Ebene einige unvorhersehbare Verwicklungen beschert.

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