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Veröffentlicht am 28.12.2019

Ein sehr beklemmender und superspannender Island-Thriller

Nebelmord
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Stóridrangur, eine winzige Leuchtturminsel vor der Südküste Islands. Vier erwachsene Menschen verbringen auf ihr eine Nacht von feindseligen Naturgewalten und nadelspitzen Felsen umgeben. Ein Abenteuer, ...

Stóridrangur, eine winzige Leuchtturminsel vor der Südküste Islands. Vier erwachsene Menschen verbringen auf ihr eine Nacht von feindseligen Naturgewalten und nadelspitzen Felsen umgeben. Ein Abenteuer, das ein böses Ende nimmt. Denn am nächsten Morgen ist einer von ihnen verschwunden und niemand weiß, ob er einem Unfall zum Opfer gefallen ist oder gar einem Mord.

Etwa zur gleichen Zeit: Eine Familie kommt aus dem USA-Urlaub nach Reykjavik zurück. Ihr Haus haben sie für die Dauer der Reise an eine amerikanische Familie vermietet. Zunächst scheint alles normal. Doch nach und nach häufen sich die Anzeichen dafür, dass etwas nicht stimmt. Gegenstände sind verschwunden, die Katze der Familie wurde vernachlässigt, im nahe gelegenen Sommerhaus gehen seltsame Dinge vor. Der Familienvater wird zusehends nervös, aber niemand teilt seine Bedenken, bis es zur Katastrophe kommt.

"Nebelmord" ist ein sehr atmosphärischer Thriller von der isländischen Krimiautorin Yrsa Sigurðardóttir, die es schafft, eine anfangs harmlose Ausgangslage immer gefährlicher werden zu lassen. Dazu beschreibt sie das Felseneiland derart detailliert, dass der Leser aufgrund der dort herrschenden Enge und Ausweglosigkeit eine stetig wachsende Beklemmung fühlt. Aber auch die beiden anderen, nebenher laufenden Erzählstränge sind mit enormer Spannung gefüllt und bauen sich durch beunruhigende Ereignisse katastrophengleich vor dem inneren Auge des Lesers auf.

Denn auch der dritte Strang hat es in sich und erzählt von den Ermittlungen einer jungen, bei ihren Kollegen unbeliebten Polizistin in einem längst zu den Akten gelegten Fall, nachdem ihr Mann völlig überraschend einen Selbstmordversuch unternommen hat. Alle drei geschilderten Szenarien sind gleichermaßen erschreckend und beunruhigen ungemein. Die unwirtliche Felseninsel, die zu eng für vier Besucher ist, das subtil veränderte Haus der Familie, die zunächst fröhlich aus dem Urlaub kommt und der staubige Aktenkeller mitsamt dem Krankenhaus, zwischen denen die Polizistin pendeln muss sowie die Garage, in der sich ihr Mann das Leben nehmen wollte.

Alle diese Orte werden von Yrsa Sigurðardóttir gut in Szene gesetzt, behutsam immer weiter aufgebaut und mit kleinen gruseligen Details versehen, bis es überall kribbelt beim Lesen. Dass es einen Zusammenhang zwischen allen drei Ebenen gibt, ahnt der Leser schnell. Doch eine Einordnung fällt ihm schwer. Bis es zum unweigerlichen Finale kommt, das dramatisch und blutig verläuft. Zwar kann die Auflösung des Falls nicht mit dem grandios erzählten Rest der Geschichte mithalten, dennoch ist "Nebelmord" packend bis zum Schluss.

Fazit:
Ein unterhaltsamer, teilweise sehr beklemmender und superspannender Thriller, der mit seiner dichten und packenden Atmosphäre für jede Menge Gänsehautmomente sorgt.

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Veröffentlicht am 27.12.2019

Eine Sammlung von Alltagsgeschichten, die skurril, lustig und ein wenig böse sind.

Die Gefährlichkeit der Dinge
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Es sind die kleinen Dinge im Leben, denen man oftmals nicht genug Aufmerksamkeit schenkt. Dinge, die entscheidend für manches Missgeschick und manchen Ärger sind. Wie die Fliege beim Frühstück, die mit ...

Es sind die kleinen Dinge im Leben, denen man oftmals nicht genug Aufmerksamkeit schenkt. Dinge, die entscheidend für manches Missgeschick und manchen Ärger sind. Wie die Fliege beim Frühstück, die mit ihrem aufdringlichen Verhalten und den gut platzierten Hinterlassenschaften für einen todbringenden Wutanfall sorgt. Oder der Hahn, der jeden Morgen noch vor dem Aufstehen kräht und einen gestressten Geschäftsmann auch nach seinem gewaltsamen Ableben nicht ausschlafen lässt. Doch auch schöne Momente werden nicht ausgespart und so ist eine alte Dame froh, als ein kleiner Junge ihr die verlorene Rente wiederbringt.

35 Geschichten aus dem Leben präsentiert Arno Strobel in seiner Sammlung, die genauso vielfältig, wie die in ihnen vorkommenden Figuren sind. Da ist zum einen ein Vater und Ehemann, der das Talent seiner Frau, einen Kindergeburtstag zu managen, gnadenlos unterschätzt oder ein Maler, der nachts auf die Suche nach schönen Frauen geht, um auf ihren Körpern Kunstwerke zu erschaffen. Und dann gibt es da noch einen kleinen Jungen, der Probleme mit dem Sprechen hat, sich aber schon bald als Held entpuppt oder ein Mädchen, das sich eine neue Familie sucht, die ohne Zeitdruck zu haben, mit ihr spielt.

Doch egal, ob eines dieser kleinen Dinge im Leben dafür verantwortlich ist, dass die jeweilige Geschichte gut oder böse ausgeht. Unterhaltsam sind sie allesamt und sorgen dafür, dass sich so mancher Leser in ihnen wiedererkennt. Aber auch Tipps für den Umgang mit Ehepartnern und aufsässigen Kindern sind dabei und eine gut funktionierende Geschäftsidee, die zwar etwas ausgefallen erscheint, dafür aber hervorragend funktioniert. Mit einem spürbaren Augenzwinkern und dem nicht zu verleugnenden Hang für bitterböse Seitenhiebe erzählt, zeigt Arno Strobel hier eine ganz andere Seite seines schriftstellerischen Schaffens auf, die er gerne öfter herauskehren kann.

Fazit:
Eine wunderbar kurzweilige und angenehm vielseitige Sammlung von Alltagsgeschichten, die gleichermaßen skurril, lustig und auch ein wenig böse sind.

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Veröffentlicht am 27.12.2019

Ein zauberhaftes und spannendes Lesevergnügen

Wolkenschloss
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Die siebzehnjährige Fanny macht ein Praktikum in einem Grandhotel, das hoch oben in den Schweizer Bergen liegt. Hier findet sich in jedem Jahr zum Silvesterball alles ein, was Rang und Namen hat und das ...

Die siebzehnjährige Fanny macht ein Praktikum in einem Grandhotel, das hoch oben in den Schweizer Bergen liegt. Hier findet sich in jedem Jahr zum Silvesterball alles ein, was Rang und Namen hat und das nötige Kleingeld besitzt. Sämtliche Zimmer sind ausgebucht, auf den Gängen tummeln sich die Gäste und das Personal hat alle Hände voll zu tun, die exquisiten Wünsche zu erfüllen. Ein turbulentes Geschehen, das Fanny in vollen Zügen genießt, bis sie bemerkt, dass einiges merkwürdig ist. Von Neugier getrieben geht sie den Dingen auf den Grund und gerät Hals über Kopf in ein Abenteuer hinein, das nicht nur aufregend, sondern auch gefährlich ist.

Mit Fanny hat Kerstin Gier eine liebenswerte Hauptfigur erschaffen, die durch ihre permanente Neugier und der damit verbundenen jugendliche Unbekümmertheit viel zu leichtgläubig und wagelustig ist. So gerät sie schnell in heikle Situationen hinein, aus denen sie sich nur mit immerfort sprudelnden neuen Ideen, einem nicht stillstehenden Plappermaul und ihrem unerschütterlichen Wagemut befreien kann. Aber auch eine ganze Reihe weiterer Figuren spielen eine Rolle und zeichnen verantwortlich dafür, dass es viel Leben in dem immer undurchsichtiger werdenden Geschen gibt. Wie der 9-jährige Don Burkhardt, der Fanny immer auf den Fersen ist, der reizbare Hotelbesitzer Montfort, der einen fiesen Plan verfolgt oder dessen Sohn Ben, in den sich Fanny Hals über Kopf verliebt.

"Das Wolkenschloss" ist eine zauberhafte Geschichte, die den Leser mit seinen angenehm schrulligen Figuren, der von Geheimnissen nur so knisternden Atmosphäre und einem abenteuerlichen Plot in ihren Bann zu ziehen versteht. Und obwohl der Leser eine Weile braucht, um jeden der dort Anwesenden kennenzulernen und die Detailverliebtheit der Autorin anfangs für wenig Spannung sorgt, macht es Spaß in das von Ereignissen nur so strotzende Hotelleben einzutauchen und zu erfahren, was es mit einen legendären Diamanten, einem gut versteckten Koffer voller Schwarzgeld und den berüchtigten Grand-Hotel-Kidnapper auf sich hat.

Fazit:
Ein amüsantes und spannendes Lesevergnügen, das leider viel zu schnell zu ende ist.

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Veröffentlicht am 25.12.2019

Ein Thriller, der Grauen erzeugt und erst ganz zum Schluss sein Geheimnis offenbart.

Todesschiff
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In einer kalten Nacht im Hafen von Reykjavik geschieht etwas, für das es keine Erklärung gibt. Die angekündigte und von Zollbeamten und Angehörigen sehnsüchtig erwartete Luxusjacht "Lady K" passiert ohne ...


In einer kalten Nacht im Hafen von Reykjavik geschieht etwas, für das es keine Erklärung gibt. Die angekündigte und von Zollbeamten und Angehörigen sehnsüchtig erwartete Luxusjacht "Lady K" passiert ohne Mannschaft an Bord die Hafenmündung, um kurz darauf gegen die Landungsbrücke zu krachen. Ein Schock für alle, die anwesend sind und das unheimliche Geschehen nicht begreifen können. Aber nicht nur in dieser Nacht, auch Tage danach weiß niemand, was auf der imposanten Motorjacht geschehen ist, die neben drei Besatzungsmitgliedern auch eine vierköpfige Familie von Lissabon nach Reykjavik befördern sollte.

Dóra Guðmundsdóttir, die als Anwältin in einer kleinen Kanzlei in der isländischen Hauptstadt Reykjavik tätig ist, erhält zwei Tage nach dem medienträchtigen Unglück Besuch von einem älteren Ehepaar, das um Hilfe bei der Bewältigung wichtiger Formalitäten bittet. Schnell wird der Anwältin klar, dass sie sich um die Hinterlassenschaften der verschwundenen Familie kümmern soll, deren jüngste Tochter bei den Großeltern weilt. Ein Auftrag, der viele Fragen aufwirft. Denn warum wollte der verschwundene Familienvater unbedingt auf diese Jacht, wohin sind Teile der Schiffsdokumente verschwunden und wer ist eigentlich der Tote, der kurz darauf am Ufer gefunden wird?

"Todesschiff" ist der sechste Fall der isländischen Anwältin Dóra Guðmundsdóttir, die mit unkonventionellen Methoden versucht, dem Geheimnis eines unerklärlichen Schiffsunglücks auf die Spur zu kommen. Dabei erhält sie Unterstützung von ihrer Assistentin Bella, die sich trotz ihrer spröden Art als sehr nützlich erweist. Denn zum einen kennt Bella die einstige Besitzerin der unheilvollen Jacht, zum anderen hat sie eine besonders gut funktionierende Methode, an wichtige Informationen zu gelangen. Doch egal wie nahe die beiden Frauen der Wahrheit kommen, ganz aufklären können sie die Ereignisse auf dem Todesschiff nicht.

Subtiler Horror, gepaart mit einer unterschwelligen Bedrohung und unerklärlichen Ereignissen an Bord erwartet den Leser im zweiten Handlungsstrang des spannend geschriebenen Island-Thrillers. In ihm werden die Ereignisse auf der Luxusjacht detailliert dargestellt. So erfährt der Leser, warum der Bankangestellte Egir mit seiner Frau und den Zwillingstöchtern Arna und Bylgja an Bord gegangen ist, beobachtet die immer schwieriger werdende Fahrt von Lissabon nach Reykjavik und erlebt, wie die auf der Jacht befindlichen Personen darum kämpfen, mit den immer wieder auftretenden und völlig unerklärlichen Ereignissen klarzukommen.

Fazit:
Der sechste Fall der in Island beheimateten Anwältin Dóra Guðmundsdóttir wartet mit einem interessanten Fall, schockierenden Ereignissen und mystischen Begebenheiten auf. Ein Thriller, der Grauen erzeugt und erst ganz zum Schluss sein Geheimnis offenbart.

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Veröffentlicht am 25.12.2019

Ein gemächlicher Thriller, der viel Tiefgang besitzt

Seelen im Eis
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Nach dem plötzlichen Tod seiner geschiedenen Frau wird der Ingenieur Ódinn Hafsteinsson vor die Tatsache gestellt, sich von nun ab allein um seine 11-jährige Tochter Run zu kümmern. Eine Aufgabe, die er ...

Nach dem plötzlichen Tod seiner geschiedenen Frau wird der Ingenieur Ódinn Hafsteinsson vor die Tatsache gestellt, sich von nun ab allein um seine 11-jährige Tochter Run zu kümmern. Eine Aufgabe, die er gern übernimmt. Deshalb kündigt er den Job in der Baufirma seines Bruders und nimmt eine arbeitszeitfreundliche Tätigkeit in der staatlichen Kontrollbehörde an. Doch kaum hat sich Ódinn dort eingelebt, verstirbt eine Kollegin und er wird mit Untersuchungen zu Vorfällen in einem ehemaligen Kinderheim konfrontiert, in dem 1974 zwei Jungen ums Leben kamen. Ein aufreibender Fall, der ihn schnell an seine Grenzen bringt, vor allem, weil Runs verunfallte Mutter darin verstrickt zu sein scheint.

"Seelen im Eis" ist ein Island-Thriller, der mit einer schockierenden Szene beginnt und damit schnell die Aufmerksamkeit des Lesers sicher hat. Allerdings wird die Erwartungshaltung im späteren Verlauf nicht durchgängig erfüllt und anstatt eine dramatische Thrillerhandlung zu erleben, findet sich der Leser in einer Verkettung von unglücklichen Schicksalen vor, die mit merkwürdigen Begebenheiten angereichert sind. Auch die Kombination aus Krimihandlung und Gruselatmosphäre funktioniert nicht so gut, wie in den vorangegangen Thrillern der Autorin. Deshalb sollte sich der Leser auf einen gut lesbaren und mit deprimierenden Ereignissen einhergehenden Thriller einstellen, der eher von den bedenklichen Handlungsweisen seiner Figuren lebt, als von mystischen Erscheinungen.

Für die Erzählung des mit betrüblichen Szenen angereicherten Plots hat Yrsa Sigurdardóttir zwei Zeitebenen gewählt, die kontinuierlich nebeneinander ablaufen. Zum einen wird über Ódinns Ermittlungen bezüglich des Kinderheimes berichtet, zum anderen erfährt der Leser viel über den fatalen Verlauf der Geschehnisse von 1974 in Krokur. Dabei treten der Ingenieur Ódinn und die als Haushaltshilfe in dem Kinderheim tätige Aldis in Erscheinung und erzählen die Handlungsabläufe aus ihrer Sicht. Zwei Figuren, die neben familiären Problemen auch gewisse Schwächen gemeinsam haben und durch die ihnen eigene Nachgiebigkeit auch immer wieder in Bedrängnis geraten.

Fazit:
"Seelen im Eis" ist ein gemächlicher Thriller, der weniger düster und beklemmend ausfällt als seine Vorgänger, in seiner Handlung aber Tiefgang besitzt. Deshalb ist der von tragischen Ereignissen geprägte und mit einer unbehaglichen Grundstimmung versehende Handlungsverlauf vor allem für Leser interessant, die Anteil an den verheerenden Schicksalen anderer nehmen.

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