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Veröffentlicht am 07.10.2019

Ein gelungenes Krimidebüt, das ausreichend Platz für eigene Spekulationen lässt

Totwasser
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Der bekannte Serienschauspieler Nico Benton wird von einer Klippe gestürzt, während seine Frau Grace Riccardi den Mord reumütig gesteht. Und obwohl seine Leiche nicht gefunden wird, stimmen die am Tatort ...

Der bekannte Serienschauspieler Nico Benton wird von einer Klippe gestürzt, während seine Frau Grace Riccardi den Mord reumütig gesteht. Und obwohl seine Leiche nicht gefunden wird, stimmen die am Tatort vorhandenen Spuren mit den Aussagen der in Haft befindlichen Ehefrau überein. Ein Verbrechen, das für ausreichend Schlagzeilen in den Zeitungen sorgt und auf ein enormes Interesse bei den Fernsehzuschauern stößt. Deshalb wundert es auch die Anwältin Linn Geller sehr, dass sie das Pflichtmandat übertragen bekommt, obwohl sie ihre kleine Kanzlei erst vor Kurzem gegründet hat. In der Hoffnung, durch den lukrativen Fall solvent zu werden, nimmt sie den Auftrag an und stellt bald fest, dass mit dem freimütigen Geständnis der Ehefrau etwas ganz und gar nicht stimmt.

„Totwasser“ ist der Debütkrimi der einst selbst als Juristin arbeitenden Julia Hofelich, die mit Linn Geller eine Berufskollegin ins Rennen schickt, die von einem Unfall schwer gezeichnet ist. Doch anstatt im Selbstmitleid zu versinken, und auf die Trümmer einer erfolgversprechenden Karriere zu schauen, rappelt sich die toghe Juristin wieder auf und versucht, ohne Unterstützung eines namhaften Anwaltsbüros erfolgreich zu sein. Vor allem darum kommt ihr der medienträchtige Fall um den Tod eines von seinen Fans vergötterten Schauspielers gerade recht. Mit Feuereifer stürzt sie sich in die Recherchen hinein und merkt lange Zeit nicht, dass sie zum Spielball einer Intrige geworden ist. Denn nicht nur sie, auch ihr Partner Götz ist vor Fehlern nicht gefeit und schon bald befindet sich die engagierte Anwältin mitsamt ihrer Kanzlei in großer Gefahr.

Angenehm wendungsreich, mit interessanten Verstrickungen und geschickt erdachten Täuschungen präsentiert sich der in Stuttgart spielende Kriminalroman und sorgt dafür, dass der Leser einige Stunden lang an die Handlung gefesselt wird. So versucht er, genau wie die Anwältin Linn, ein mörderisches Komplott zu durchschauen, das clever erdacht worden ist und seine Widersacher immer wieder auf eine falsche Fährte führt. Aber nicht nur die vielen Spuren, die verfolgt und beurteilt werden müssen, ziehen ihn tief in das undurchsichtige Geschehen hinein. Auch die Figuren präsentieren sich wunderbar lebensecht und sind weit entfernt davon, perfekt zu sein. Neben knackigen Dialogen und interessanten Wendungen gibt es auch eine kleine Lovestory dazu und ein Ende, das in dieser Art und Weise nicht vorherzusehen ist. Nur der Spannungsbogen weist ab und an einige Flauten auf, zieht aber zum Ende hin wieder ordentlich an.

Fazit:
Ein gelungenes Krimidebüt, das ausreichend Platz für eigene Spekulationen lässt und die Hoffnung auf weitere spannende Fälle mit der Stuttgarter Anwältin Linn Geller nährt.

Veröffentlicht am 07.10.2019

Ein Thriller, der die erwartete Spannung vermissen lässt

Der Keller
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Der Selbstmordversuch von Hannahs Mutter führt dazu, dass die schwangere Lehrerin trotz panischer Angst in einen Flieger steigt, um ihren Eltern in der für sie schwierigen Zeit beizustehen. Doch in dem ...

Der Selbstmordversuch von Hannahs Mutter führt dazu, dass die schwangere Lehrerin trotz panischer Angst in einen Flieger steigt, um ihren Eltern in der für sie schwierigen Zeit beizustehen. Doch in dem kleinen Ferienhaus in der Toskana kommt Hannah niemals an. Denn bereits am Berliner Flughafen trifft sie auf einen Mann, der angenehm charmant zu ihr ist und die aufkommende Panik mit netten Gesten vertreibt. Deshalb nimmt Hannah sein Angebot an, mit ihm und seiner Frau zu Abend zu essen, und wird seid ihrem Ausflug in das abgelegene Palazzo nicht mehr gesehen. Kein Einzelfall, wie sich bald herausstellen wird. Denn noch mehr junge Frauen verschwinden in der Toskana spurlos und niemand weiß wohin.

„Der Keller“ ist ein subtiler Thriller, der in seinem ersten spannenden Teil erzählt, wohin Hannah nach ihrer Ankunft in Florenz verschwunden ist und ob es noch Hoffnung auf ein Wiedersehen mit ihrer Familie gibt. Dann allerdings wendet sich das Blatt. Der Leser taucht plötzlich tief in das Leben des charmanten Mannes aus Hannahs Flieger ein und erfährt, wie dessen Kindheit und Jugend verlaufen ist und wie er die wohlhabendste und einflussreichste Frau Italiens kennengelernt und geheiratet hat. Eine düstere Schilderung, die zwar interessante Dinge ans Tageslicht bringt, in ihren Ausführungen aber zu umfangreich geraten ist und den anfangs sehr flüssigen Handlungsverlauf schonungslos unterbricht.

Daneben gibt es weitere Teile über Hannahs Eltern, die polizeilichen Ermittlungen oder das Leben anderer Opfer, während im Hintergrund der Kriminalfall immer mehr Gewicht erhält. So wird auch der aus anderen Büchern von Sabine Thiesler bekannte Commissario Neri aktiv und mitsamt seiner ganzen Familie in das verhängnisvolle Geschehen verstrickt. Doch auch diese Handlungsstränge reihen sich nicht wirklich fließend in das Geschehen ein, sodass dieses insgesamt viel zu holperig in Erscheinung tritt. Schade, denn die Figuren selbst wurden mit viel Leben gefüllt und kommen dem Leser gefühlsmäßig sehr nah.

Fazit:
Ein Thriller, der die erwartete Spannung vermissen lässt und eher zusammenhängende Einzelgeschichten, als ein rundes Krimipaket zum Inhalt hat.

Veröffentlicht am 03.10.2019

Ein spannender, psychologisch ausgefeilter und emotional ansprechender Thriller

Outback - Fünf tödliche Schüsse. Eine unfassbare Tat. Mehr als eine Wahrheit
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Der junge Pfarrer Byron Swift ist in der kleinen Gemeinde Lands End über alle Maßen beliebt. Deshalb mutet es auch seltsam an, dass der Gottesdiener an einem heißen Sommertag vor seiner Kirche fünf Menschen ...

Der junge Pfarrer Byron Swift ist in der kleinen Gemeinde Lands End über alle Maßen beliebt. Deshalb mutet es auch seltsam an, dass der Gottesdiener an einem heißen Sommertag vor seiner Kirche fünf Menschen erschießt, bevor er selbst von einem Polizisten getötet wird. Inzwischen nun jährt sich das unerklärliche Massaker zum ersten Mal und darum schickt der „Sydney Morning Herald“ mit Martin Scarsden einen Journalisten dorthin, um zu berichten, was aus der vom Tod heimgesuchten Stadt und ihren traumatisierten Bewohnern geworden ist.

„Outback“ ist das Debüt des australischen Journalisten und Auslandskorrespondenten Chris Hammer, der mit einer angenehm bildhaften Sprache über die dramatischen Ereignisse in Lands End erzählt. Beginnend mit der verwerflichen Tat des Amok laufenden Pfarrers, über die Beziehungen der Bewohner zueinander, bis hin zu den Geschehnissen davor und danach, rollt er die Hintergründe der Bluttat auf, indem er Martin Scarsden in alle nur erdenklichen Richtungen recherchieren lässt. Und schon bald kommt dieser zum Schluss, dass es mehrere Wahrheiten über den im Nachhinein sehr undurchsichtigen Pfarrer gibt. Denn jeder der Bewohner hat eine andere Meinung über ihn. Für die einen war Byron Swift ein fürsorglicher Mann, der sich aufopferungsvoll um die Probleme der Gemeindemitglieder gekümmert hat, die anderen sahen in ihm einen pädophil veranlagten Mann, der es auf ihre Kinder abgesehen hat und dann gibt es da noch die Frauen, für die der gut aussehende Pfarrer ein charismatischer Liebhaber war.

Jede Menge falsche Fährten, gut versteckte Geheimnisse und unlautere Machenschaften pflastern Scarsdens Weg und lassen den erfahrenen Journalisten von einem menschlichen Sumpf in den nächsten schauen. So erfährt er viel über die Nöte der sterbenden Stadt, die sich verzweifelt aufzubäumen versucht und über die Hoffnungslosigkeit der dort lebenden Menschen, die sich längst in ihrem Schicksal ergeben haben. Gleichzeitig treibt er die Ermittlungen in einem Kriminalfall voran, der enorm vielschichtig ist und weitere Verbrechen nach sich zieht. Ein wunderbar spannend arrangierter Plot, der schonungslos in die Tiefe geht und jede noch so kleine Verfehlung ans Licht der Öffentlichkeit zerrt.

Fazit:
„Outback - Fünf tödliche Schüsse. Eine unfassbare Tat. Mehr als eine Wahrheit“ ist ein ungemein fesselnder, psychologisch ausgefeilter und emotional ansprechender Thriller, der neugierig auf weitere Bücher des australischen Journalisten werden lässt.

Veröffentlicht am 29.09.2019

Ein heimeliger Liebesroman mit einigen Turbulenzen

Bleib doch, wo ich bin
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Die Buchhändlerin Kaya liebt es, mit ihrer dreizehnjährigen Nichte Milli viel Zeit zu verbringen und ist stets erfreut, wenn sie als Aufpasser für den lebenslustigen Teenager herhalten darf. Schließlich ...

Die Buchhändlerin Kaya liebt es, mit ihrer dreizehnjährigen Nichte Milli viel Zeit zu verbringen und ist stets erfreut, wenn sie als Aufpasser für den lebenslustigen Teenager herhalten darf. Schließlich hat ihre erfolgreiche Schwester beruflich viel zu tun und ist fürchterlich streng, wenn es um Milli und ihre Erziehung geht. Deshalb wundert es Kaya auch nicht, dass Milli sie bittet, anstelle ihre Mutter zu einem Lehrergespräch zu gehen, weil sie Angst vor den Folgen einer von ihr verübten Straftat hat. Doch, dass Kaya ausgerechnet in der Schule auf ihre große Liebe trifft, hat sie nicht geahnt und auch nicht, dass ihre Maskerade als Millis Mutter zu jede Menge Missverständnissen und Problemen führt und ihr Leben völlig auf den Kopf zu stellen droht.

„Bleib doch wo ich bin“ ist ein lockerleichter Liebesroman, der sich wunderbar kurzweilig liest und mit sympathischen Figuren ausgestattet ist. Angefangen mit Kayra, die in ihrer etwas chaotischen, aber doch liebenswerten Art die Menschen in ihrem Umkreis schnell für sich gewinnen kann, über den aus der Großstadt stammenden Vertretungslehrer Lasse, der von schlechten Erfahrungen in Liebesdingen geprägt worden ist, bis hin zu Kayras Nichte Milli, die ein großes Herz für Tiere besitzt, schleichen sie sich schnell in das Herz des Lesers ein. Aber, wie im echten Leben geht bei ihnen nicht alles glatt und so geschieht es, dass tiefer gehende Gefühle nicht ernst genommen werden, weil es zu falsch verstandenen Verwicklungen kommt.

In jeder Zeile des Buches merkt der Leser, dass Lisa Keil weiß, wovon sie schreibt. Denn die aus Frankfurt am Main stammende Autorin lebt inzwischen auf dem Land, wo sie als Tierärztin tätig ist. Deshalb spielen auch neben dem Liebeschaos zwischen Kayra und Lasse, eine Tierarztpraxis und ein Shetlandpony eine große Rolle, wie auch der in der Praxis arbeitende und ungemein gut aussehende Tierarzt selbst, der als bester Freund von Kayra für einige Irrtümer sorgt. So wird es nie langweilig in dem Roman und ganz zum Schluss gibt es sogar ein Happy End, das neben vorherzusehenden Ereignissen auch eine unerwartete Überraschung mit sich bringt.

Fazit:
Ein heimeliger Liebesroman mit vielen Gefühlen und passendem Humor, bei dessen Lektüre es sich wunderbar träumen und abschalten lässt.

Veröffentlicht am 29.09.2019

Ein dramatischer Wettlauf gegen die Zeit

Nichts wird dir bleiben
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Eine junge Frau stürzt sich von einem Baukran in den Tod. In ihrem Abschiedsbrief beschuldigt sie den Psychoanalytiker Thomas Kern ein Vergewaltiger und damit Schuld an ihrer Verzweiflungstat zu sein. ...

Eine junge Frau stürzt sich von einem Baukran in den Tod. In ihrem Abschiedsbrief beschuldigt sie den Psychoanalytiker Thomas Kern ein Vergewaltiger und damit Schuld an ihrer Verzweiflungstat zu sein. Noch am selben Tag nimmt die Polizei ihre Ermittlungen auf und findet auf dem Computer des Therapeuten belastendes Material, das den ungeheuren Verdacht belegt. Von nun an geht das wohlgeordnete Leben von Thomas Kern bergab. Seine Frau trennt sich von ihm, seine Tochter geht ihm aus dem Weg und Freunde gibt es plötzlich auch nicht mehr. Nur der unter sexuellen Problemen leidende Privatdetektiv Walter Goldmann steht ihm noch bei und während Thomas Kern eine Therapie mit ihm beginnt, kommen beide einem Komplott auf die Spur, das die Familie des renommierten Psychoanalytikers für immer zu zerstören droht.

Nach „Der Seele dunkle Seite“ und „Töte, was du liebst“ ist „Nichts wird dir bleiben“ der dritte Thriller des Psychiaters und Psychoanalytikers Christan Kraus, der in Hamburg als niedergelassener Arzt in einer Praxisgemeinschaft tätig ist. Bereits als Jugendlicher hat er eigene Texte verfasst und sich nach einer Reihe an wissenschaftlichen Arbeiten auf das Schreiben von psychologischen Spannungsromanen spezialisiert. Dabei ist es egal, ob er einen in Gefahr befindlichen Gerichtspsychiater ins Rennen schickt oder einen als pädophilen Gewalttäter an den Pranger gestellten Psychoanalytiker ermitteln lässt. Stets lässt er seine Leser tief in die dunkle Seite von Seelen schauen, in denen kein Platz für das Gute ist und die Dämonen bestimmen, was passiert.

Kurzweilig geschrieben, mit interessanten Figuren und überraschenden Wendungen versehen, liest sich der Thriller nur so weg und sorgt dafür, dass es nie langweilig auf der Suche nach der Wahrheit wird. Lediglich ein zu umfangreich geratener Rückblick in die Vergangenheit, der den Grund für das krankhafte Verhalten einer der Figuren erzählt, bildet Anlass zur Kritik. Denn durch ihn wird der spannungsgeladene Plot für einige Zeit unterbrochen, was sehr schade und völlig unnötig für das Verständnis der Handlung ist. Dafür aber hat Christian Kraus neben psychologischen Betrachtungsweisen auch etwas Lokalkolorit in seine von Manipulationen nur so strotzende Geschichte eingebaut und schafft es, mit einem gelungenen Showdown alle offenen Fragen zu klären.

Fazit:
Ein spannender Wettlauf gegen die Zeit, der in der Mitte des Buches leider unterbrochen wird, insgesamt aber mit einer real existierenden Gefahr und einem gut konstruierten Verwirrspiel punkten kann.