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Veröffentlicht am 03.10.2019

Ein spannender, psychologisch ausgefeilter und emotional ansprechender Thriller

Outback - Fünf tödliche Schüsse. Eine unfassbare Tat. Mehr als eine Wahrheit
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Der junge Pfarrer Byron Swift ist in der kleinen Gemeinde Lands End über alle Maßen beliebt. Deshalb mutet es auch seltsam an, dass der Gottesdiener an einem heißen Sommertag vor seiner Kirche fünf Menschen ...

Der junge Pfarrer Byron Swift ist in der kleinen Gemeinde Lands End über alle Maßen beliebt. Deshalb mutet es auch seltsam an, dass der Gottesdiener an einem heißen Sommertag vor seiner Kirche fünf Menschen erschießt, bevor er selbst von einem Polizisten getötet wird. Inzwischen nun jährt sich das unerklärliche Massaker zum ersten Mal und darum schickt der „Sydney Morning Herald“ mit Martin Scarsden einen Journalisten dorthin, um zu berichten, was aus der vom Tod heimgesuchten Stadt und ihren traumatisierten Bewohnern geworden ist.

„Outback“ ist das Debüt des australischen Journalisten und Auslandskorrespondenten Chris Hammer, der mit einer angenehm bildhaften Sprache über die dramatischen Ereignisse in Lands End erzählt. Beginnend mit der verwerflichen Tat des Amok laufenden Pfarrers, über die Beziehungen der Bewohner zueinander, bis hin zu den Geschehnissen davor und danach, rollt er die Hintergründe der Bluttat auf, indem er Martin Scarsden in alle nur erdenklichen Richtungen recherchieren lässt. Und schon bald kommt dieser zum Schluss, dass es mehrere Wahrheiten über den im Nachhinein sehr undurchsichtigen Pfarrer gibt. Denn jeder der Bewohner hat eine andere Meinung über ihn. Für die einen war Byron Swift ein fürsorglicher Mann, der sich aufopferungsvoll um die Probleme der Gemeindemitglieder gekümmert hat, die anderen sahen in ihm einen pädophil veranlagten Mann, der es auf ihre Kinder abgesehen hat und dann gibt es da noch die Frauen, für die der gut aussehende Pfarrer ein charismatischer Liebhaber war.

Jede Menge falsche Fährten, gut versteckte Geheimnisse und unlautere Machenschaften pflastern Scarsdens Weg und lassen den erfahrenen Journalisten von einem menschlichen Sumpf in den nächsten schauen. So erfährt er viel über die Nöte der sterbenden Stadt, die sich verzweifelt aufzubäumen versucht und über die Hoffnungslosigkeit der dort lebenden Menschen, die sich längst in ihrem Schicksal ergeben haben. Gleichzeitig treibt er die Ermittlungen in einem Kriminalfall voran, der enorm vielschichtig ist und weitere Verbrechen nach sich zieht. Ein wunderbar spannend arrangierter Plot, der schonungslos in die Tiefe geht und jede noch so kleine Verfehlung ans Licht der Öffentlichkeit zerrt.

Fazit:
„Outback - Fünf tödliche Schüsse. Eine unfassbare Tat. Mehr als eine Wahrheit“ ist ein ungemein fesselnder, psychologisch ausgefeilter und emotional ansprechender Thriller, der neugierig auf weitere Bücher des australischen Journalisten werden lässt.

Veröffentlicht am 29.09.2019

Ein heimeliger Liebesroman mit einigen Turbulenzen

Bleib doch, wo ich bin
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Die Buchhändlerin Kaya liebt es, mit ihrer dreizehnjährigen Nichte Milli viel Zeit zu verbringen und ist stets erfreut, wenn sie als Aufpasser für den lebenslustigen Teenager herhalten darf. Schließlich ...

Die Buchhändlerin Kaya liebt es, mit ihrer dreizehnjährigen Nichte Milli viel Zeit zu verbringen und ist stets erfreut, wenn sie als Aufpasser für den lebenslustigen Teenager herhalten darf. Schließlich hat ihre erfolgreiche Schwester beruflich viel zu tun und ist fürchterlich streng, wenn es um Milli und ihre Erziehung geht. Deshalb wundert es Kaya auch nicht, dass Milli sie bittet, anstelle ihre Mutter zu einem Lehrergespräch zu gehen, weil sie Angst vor den Folgen einer von ihr verübten Straftat hat. Doch, dass Kaya ausgerechnet in der Schule auf ihre große Liebe trifft, hat sie nicht geahnt und auch nicht, dass ihre Maskerade als Millis Mutter zu jede Menge Missverständnissen und Problemen führt und ihr Leben völlig auf den Kopf zu stellen droht.

„Bleib doch wo ich bin“ ist ein lockerleichter Liebesroman, der sich wunderbar kurzweilig liest und mit sympathischen Figuren ausgestattet ist. Angefangen mit Kayra, die in ihrer etwas chaotischen, aber doch liebenswerten Art die Menschen in ihrem Umkreis schnell für sich gewinnen kann, über den aus der Großstadt stammenden Vertretungslehrer Lasse, der von schlechten Erfahrungen in Liebesdingen geprägt worden ist, bis hin zu Kayras Nichte Milli, die ein großes Herz für Tiere besitzt, schleichen sie sich schnell in das Herz des Lesers ein. Aber, wie im echten Leben geht bei ihnen nicht alles glatt und so geschieht es, dass tiefer gehende Gefühle nicht ernst genommen werden, weil es zu falsch verstandenen Verwicklungen kommt.

In jeder Zeile des Buches merkt der Leser, dass Lisa Keil weiß, wovon sie schreibt. Denn die aus Frankfurt am Main stammende Autorin lebt inzwischen auf dem Land, wo sie als Tierärztin tätig ist. Deshalb spielen auch neben dem Liebeschaos zwischen Kayra und Lasse, eine Tierarztpraxis und ein Shetlandpony eine große Rolle, wie auch der in der Praxis arbeitende und ungemein gut aussehende Tierarzt selbst, der als bester Freund von Kayra für einige Irrtümer sorgt. So wird es nie langweilig in dem Roman und ganz zum Schluss gibt es sogar ein Happy End, das neben vorherzusehenden Ereignissen auch eine unerwartete Überraschung mit sich bringt.

Fazit:
Ein heimeliger Liebesroman mit vielen Gefühlen und passendem Humor, bei dessen Lektüre es sich wunderbar träumen und abschalten lässt.

Veröffentlicht am 29.09.2019

Ein dramatischer Wettlauf gegen die Zeit

Nichts wird dir bleiben
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Eine junge Frau stürzt sich von einem Baukran in den Tod. In ihrem Abschiedsbrief beschuldigt sie den Psychoanalytiker Thomas Kern ein Vergewaltiger und damit Schuld an ihrer Verzweiflungstat zu sein. ...

Eine junge Frau stürzt sich von einem Baukran in den Tod. In ihrem Abschiedsbrief beschuldigt sie den Psychoanalytiker Thomas Kern ein Vergewaltiger und damit Schuld an ihrer Verzweiflungstat zu sein. Noch am selben Tag nimmt die Polizei ihre Ermittlungen auf und findet auf dem Computer des Therapeuten belastendes Material, das den ungeheuren Verdacht belegt. Von nun an geht das wohlgeordnete Leben von Thomas Kern bergab. Seine Frau trennt sich von ihm, seine Tochter geht ihm aus dem Weg und Freunde gibt es plötzlich auch nicht mehr. Nur der unter sexuellen Problemen leidende Privatdetektiv Walter Goldmann steht ihm noch bei und während Thomas Kern eine Therapie mit ihm beginnt, kommen beide einem Komplott auf die Spur, das die Familie des renommierten Psychoanalytikers für immer zu zerstören droht.

Nach „Der Seele dunkle Seite“ und „Töte, was du liebst“ ist „Nichts wird dir bleiben“ der dritte Thriller des Psychiaters und Psychoanalytikers Christan Kraus, der in Hamburg als niedergelassener Arzt in einer Praxisgemeinschaft tätig ist. Bereits als Jugendlicher hat er eigene Texte verfasst und sich nach einer Reihe an wissenschaftlichen Arbeiten auf das Schreiben von psychologischen Spannungsromanen spezialisiert. Dabei ist es egal, ob er einen in Gefahr befindlichen Gerichtspsychiater ins Rennen schickt oder einen als pädophilen Gewalttäter an den Pranger gestellten Psychoanalytiker ermitteln lässt. Stets lässt er seine Leser tief in die dunkle Seite von Seelen schauen, in denen kein Platz für das Gute ist und die Dämonen bestimmen, was passiert.

Kurzweilig geschrieben, mit interessanten Figuren und überraschenden Wendungen versehen, liest sich der Thriller nur so weg und sorgt dafür, dass es nie langweilig auf der Suche nach der Wahrheit wird. Lediglich ein zu umfangreich geratener Rückblick in die Vergangenheit, der den Grund für das krankhafte Verhalten einer der Figuren erzählt, bildet Anlass zur Kritik. Denn durch ihn wird der spannungsgeladene Plot für einige Zeit unterbrochen, was sehr schade und völlig unnötig für das Verständnis der Handlung ist. Dafür aber hat Christian Kraus neben psychologischen Betrachtungsweisen auch etwas Lokalkolorit in seine von Manipulationen nur so strotzende Geschichte eingebaut und schafft es, mit einem gelungenen Showdown alle offenen Fragen zu klären.

Fazit:
Ein spannender Wettlauf gegen die Zeit, der in der Mitte des Buches leider unterbrochen wird, insgesamt aber mit einer real existierenden Gefahr und einem gut konstruierten Verwirrspiel punkten kann.

Veröffentlicht am 27.09.2019

Ein verstörender Kriminalfall

Der Kastanienmann
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Im Oktober 1989 stolpert ein Polizist über eine Familie, die auf ihrem abgelegenen Bauernhof bestialisch ermordet wurde. Lediglich das 10-jährige Zwillingspaar hat das blutige Massaker überlebt, ist aber ...

Im Oktober 1989 stolpert ein Polizist über eine Familie, die auf ihrem abgelegenen Bauernhof bestialisch ermordet wurde. Lediglich das 10-jährige Zwillingspaar hat das blutige Massaker überlebt, ist aber durch die Ereignisse völlig verstört.
30 Jahre danach erschüttert eine Mordserie die Hauptstadt Dänemarks, deren Umstände merkwürdig sind. Neben seltsam verstümmelten Frauen finden die Ermittler an den Tatorten ein von Hand gefertigtes Kastanienmännchen vor, das den Fingerabdruck eines ermordeten Mädchens enthält. Doch was hat die vor einem Jahr verschwundene Tochter der bekannten Politikerin Rosa Hartung mit den getöteten Frauen zu tun und warum glaubt ihre Mutter, dass sie noch lebt, obwohl der Mörder längst hinter Gittern sitzt?

Der dänische Drehbuchautor Søren Sveistrup, der durch den mehrteiligen TV-Thriller „Kommissarin Lund: Das Verbrechen“ bekannt geworden ist, hat mit „Der Kastanienmann“ ein superspannendes Debüt verfasst, das kaum aus der Hand gelegt werden kann. Mit einem guten Gespür für menschliche Verhaltensweisen baut er eine Atmosphäre auf, die trotz banaler Alltagssituationen besorgniserregend ist. Dabei sind es vor allem sein bildhafter Schreibstil, der den Leser mitten in die wendungsreich erdachte Handlung zieht und der bis zum Schluss undurchsichtige und stellenweise sehr dramatische Verlauf, der niemanden ruhen lässt, bevor der Kriminalfall restlos aufgeklärt werden kann.

Das Ermittlerduo, bestehend aus der eigenwilligen und auf dem Absprung aus der Abteilung befindlichen Naia Thulin und dem in Ungnade gefallenen Europolermittler Mark Hess, bringt neben dem bizarren Fall, weitere Komplikationen in das aufwühlende Geschehen. Durch ihre völlig unterschiedlichen Ambitionen, bei der Ermittlung erfolgreich zu sein, dauert es einfach viel zu lange, bis diese sich zusammenraufen, um dann doch an einem Strang zu ziehen. Aber auch der gewährte Einblick in das Leben der Opfer oder die authentisch geschilderten Nebenfiguren, deren Handlungsweisen bisweilen nur schwer zu verstehenden sind, sorgen dafür, dass der zu klärende Fall vielschichtig und abwechslungsreich in Erscheinung tritt.

Fazit:
Ein interessanter, superspannender und sehr authentischer Thriller, der mit einem zutiefst verstörenden Kriminalfall fesselnde Lesestunden beschert.

Veröffentlicht am 22.09.2019

Ein sehr wendungsreicher und emotional mitreißender Harry-Hole-Krimi

Messer (Ein Harry-Hole-Krimi 12)
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Der brillante Osloer Kommissar Harry Hole ist nach der Trennung von seiner Ehefrau Rakel und dem Verlust des Dozentenjobs an der Polizeihochschule nur noch ein Schatten seiner selbst. Lediglich einige ...

Der brillante Osloer Kommissar Harry Hole ist nach der Trennung von seiner Ehefrau Rakel und dem Verlust des Dozentenjobs an der Polizeihochschule nur noch ein Schatten seiner selbst. Lediglich einige der früheren Kollegen stehen ihm noch bei, während er viel zu oft in betäubende Alkoholexzesse versinkt. Doch an dem Tag, als er ohne Erinnerungen an die letzte durchzechte Nacht erwacht und das viele Blut an seiner Kleidung nicht erklären kann, wendet sich das Blatt. Denn er erfährt, dass Rakel ermordet worden ist und niemand weiß, von wem.

„Messer“ ist der 12. Fall für Harry Hole, der seinen inneren Dämonen erlegen ist und nur noch an unbedeutenden Fällen arbeiten darf. Eine Maßregelung, die dem genialen Ermittler überhaupt nicht passt. Vor allem, weil der gefährliche Sexualstraftäter und Serienmörder Svein Finne nach 20 Jahren Haft aus dem Gefängnis entlassen worden ist und erneut seinen kranken Fantasien ausleben kann. Und plötzlich werden in Oslo Frauen missbraucht und umgebracht und niemand will den Zusammenhang zu dem entlassenen Psychopathen sehen.

Jo Nesbø besticht auch in Harry Holes neuem Fall mit einer gut erdachten Mordgeschichte und einem Ermittler, der einerseits genial und andererseits zum Scheitern verurteilt ist. Denn der von Harry Hole vehement geführte Kampf gegen den Alkohol scheint aussichtslos, weil sein unstetes Wesen und seine Sturheit hinderlich für dauerhafte Erfolge sind. Dafür aber gelingt es ihm, wie keinem anderen Ermittler im Team, die Gedanken von Straftätern zu durchschauen und sie mit seiner verbissenen und unkonventionellen Art zu stellen.

Jede Menge falsche Spuren, viele Verdächtige und immer neue Ermittlungsansätze halten die Spannung hoch und lassen den Leser nur so über die Seiten fliegen. Dabei sind es vor allem abwechslungsreich erdachte Szenen und wirklichkeitsnah beschriebene Figuren, die ihn tief in das dramatische Geschehen ziehen, während der flüssige und bildgewaltige Schreibstil ein mitreißendes und emotional aufwühlendes Leseerlebnis garantiert. Allerdings ist die zwiegespaltene und vom Alkohol gezeichnete Figur des Harry Holes nicht jedermanns Sache, sodass die Meinung zu diesem Roman durch sein grenzwertiges Verhalten schnell ins Gegenteil umschlagen kann.

Fazit:
Ein sehr wendungsreicher und emotional mitreißender Kriminalroman, der auf der ganzen Linie zu überzeugen weiß und ungemein zu fesseln versteht.