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Veröffentlicht am 29.06.2019

Ein spannender Krimi voller menschlicher Abgründe

Totenweg
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Im August 1998 wird in einem kleinen Dorf in der Elbmarsch die vierzehnjährige Marit tot aufgefunden, die von einem Unbekannten erwürgt worden ist. Kriminalhauptkommissar Bjarne Haverkorn übernimmt den ...

Im August 1998 wird in einem kleinen Dorf in der Elbmarsch die vierzehnjährige Marit tot aufgefunden, die von einem Unbekannten erwürgt worden ist. Kriminalhauptkommissar Bjarne Haverkorn übernimmt den Fall, schafft es aber nicht, ihn aufzuklären. Eine Niederlage, die ihm auch 18 Jahre danach noch schwer zu schaffen macht. Deshalb nutzt er die Chance, als Marits beste Freundin Frida zurück nach Hause kehrt, weil ihr Vater brutal niedergeschlagen im Koma liegt. Und prompt kommt ans Tageslicht, dass Frida mehr über die damaligen Vorkommnisse weiß und Haferkorn bei der erneuten Aufnahme seiner Ermittlungen helfen kann.

„Totenweg“ ist der erste Fall für die junge Polizistin Frida Paulsen, die gemeinsam mit dem kurz vor der Pensionierung stehenden Bjarne Haverkorn alten Fällen nachgeht. Ein Cold Case Team, das sich erst zusammenraufen muss, bevor es ihm gelingt, Marits Mörder zu fassen. Denn Frida ist anfangs wenig kooperativ, als Haferkorn sie zu den damaligen Ereignissen befragt. Zu schwer wiegt die Vergangenheit und die Erinnerung an das Internat, auf dass Frida nach dem Tod von Marit gebracht worden ist. Doch kaum sind die Zwistigkeiten mit ihrer Mutter beigelegt, zieht sie mit dem betagten Kommissar an einem Strang und setzt alles daran, den Schuldigen von einst zu strafen.

Wunderbar spannend, mit viel Atmosphäre und glaubhaften Figuren präsentiert sich Romy Fölcks Kriminalroman, in dem sie zwei Ermittler in Rennen schickt, deren Privatleben nicht einfach ist. So plagt sich Haferkorn mit einer desolaten Ehe und immer wieder aufflammenden depressiven Schüben seiner Frau herum, während Frida die Dämonen ihrer Kindheit einfach nicht beiseiteschieben kann. Aber nicht nur die beiden völlig unterschiedlichen Polizisten sorgen dafür, dass der Leser tief in das Leben der Dorfbewohner dringt. Auch das Schicksal von Fridas Vater lässt ihn nicht los, der gravierende Probleme vor der eigenen Ehefrau verheimlicht hat.

Gelesen wird das authentische und wendungsreiche Geschehen von Michael Mendl, der die im Dorf vorherrschende düstere Stimmung akustisch gut abzubilden versteht. Sei es durch Haferkorns brummige Art, weil er niemanden die Wahrheit entlocken kann oder durch die spürbare Scham einiger Nachbarn, die einem skrupellosen Großgrundbesitzer auf den Leim gegangen sind. Doch vor allem die zutage tretende Angst der Menschen im Dorf, als plötzlich ein weiteres Mädchen verschwunden ist, stellt er durch die ins Mark und Bein gehende Interpretation ihrer Befürchtungen und Mutmaßungen nachvollziehbar dar.

Fazit:
Ein spannender Krimi voller menschlicher Abgründe und der gelungene erste Fall für ein Ermittlerteam, das hoffentlich noch oft auf die Jagd nach Mördern geht.

Veröffentlicht am 25.06.2019

Ein humorvoll arrangiertes Mord- und Totschlagsdrama

Agatha Raisin und der tote Tierarzt
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Ein echtes Mord- und Totschlagsdrama erlebt Agatha Raisin in ihrem zweiten Fall, in dem es um einen toten Tierarzt und zwei entführte Katzen geht. Aber auch eine gut betagte Nachbarin muss ihr Leben lassen. ...

Ein echtes Mord- und Totschlagsdrama erlebt Agatha Raisin in ihrem zweiten Fall, in dem es um einen toten Tierarzt und zwei entführte Katzen geht. Aber auch eine gut betagte Nachbarin muss ihr Leben lassen. Das allerdings wird nur am Rande erwähnt. Dafür aber dreht sich alles in dem immer gefährlicher werdenden Fall um das Ego von Agatha, das beschädigt wird, als besagter Tierarzt sie nach einer Essenseinladung sitzenlässt und um die plötzlich aufflammende Fürsorge ihres sonst so abweisenden Nachbarn James, der Agatha plötzlich mit großer Einsatzbereitschaft bei diversen Nachforschungen zur Seite steht.

“Agatha Raisin und der tote Tierarzt“ überzeugt mit einem handfesten Verbrechen, das in eine humorvoll arrangierte Handlung eingebettet worden ist. So dauert es nicht lange, bis Agatha auf der Damentoilette mit einem Waschbecken zusammenbricht und das nur, weil sie ihrem Nachbarn James mit aller Macht gefallen will. Und während sie bereits die Hochzeitsglocken läuten hört, hat ihr Kompagnon alle Hände voll zu tun, die Mordermittlungen voranzubringen. Dass er dabei auch einen Einbruch begehen muss, stört ihn wenig. Denn als Schriftsteller ist er begeistert von jeder neuen Idee, die er in seinem Buch verwenden kann.

Skurrile Charaktere, jede Menge Alltagshumor und die überbordende Fantasie von Agatha Raisin prägen diesen Kriminalroman, der durch seine übersichtliche Länge, einem flüssigen Schreibstil und dem wendungsreichen Geschehen schnell gelesen ist. Dabei ist es egal, dass der eigentliche Fall eher schlicht und übersichtlich in Erscheinung tritt und die Identität des Mörders mit ein wenig Aufmerksamkeit vom Leser selbst enttarnt werden kann. Denn der immer wieder aufflammende, manchmal bitterböse und dann wieder angenehm erfrischende Humor und die Tollpatschigkeit der selbst ernannte Hobbydetektivin führen dazu, dass sich der Leser durch viele schräge Szenen bestens unterhalten weiß.

Fazit:
Britischer Humor, skurrile Figuren und kriminelle Dorfgeschichten sorgen dafür, dass der Leser bestens unterhalten wird, während er mit Agatha Raisin auf die Jagd nach Mördern geht.

Veröffentlicht am 23.06.2019

Ein rasanter, undurchsichtiger und wendungsreicher Thriller

Die Stille des Todes
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Während der Restaurationsarbeiten werden in der alten Kathedrale von Vitoria zwei Leichen entdeckt, die genauso hergerichtet worden sind, wie bei einer Serie von Ritualmorden zwanzig Jahre zuvor. Mit einer ...

Während der Restaurationsarbeiten werden in der alten Kathedrale von Vitoria zwei Leichen entdeckt, die genauso hergerichtet worden sind, wie bei einer Serie von Ritualmorden zwanzig Jahre zuvor. Mit einer Hand an die Wange des anderen Opfers gelegt, bieten sie einen Anblick, der den anwesenden Kriminalisten Gänsehaut über den Rücken jagt. Denn der Mörder von einst wurde gefasst und sitzt seine Strafe noch immer im Gefängnis ab. Doch wer hat dann das junge Pärchen in der Krypta umgebracht?
Ein schockierender Fall, den der Profiling-Experte Ayala gemeinsam mit seiner Kollegin Inspectora Gauna übernimmt und sich plötzlich nicht mehr sicher ist, ob der Mörder wirklich seit 20 Jahren gut bewacht in einer Einzelzelle sitzt.

„Die Stille des Todes“ ist ein beeindruckender erster Fall für Inspector Unai López de Ayala, genannt Kraken, der bei der Kriminalpolizei von Vitoria tätig ist und die damalige Mordserie noch völlig unbedarft als jugendlicher Zuschauer begleitet hat. Nun aber agiert er als Spezialist, der verantwortlich für den Verlauf der Ermittlungen ist und schwört beim Anblick der beiden Toten eine gnadenlose Jagd. Dabei wird er nicht nur mit Argusaugen von seinen Vorgesetzten und den Geier der Presse kritisch beäugt, sondern auch und der einstige Mörder meldet sich zu Wort und bietet ihm seine Hilfe an.

Die aus dem Baskenland stammende Autorin Eva García Sáenz hält die Spannung von der ersten Seite an hoch und schafft es die Gedanken und Gefühle des ermittelnden Ich-Erzählers Ayala dermaßen intensiv darzustellen, dass der Leser gefangen von dessen schon an Besessenheit grenzenden Ermittlungen ist. Dabei gewährt sie interessante Einblicke in die Vergangenheit, in eine Zeit, als die ungewöhnliche Mordserie die Bewohner von Vitoria verängstigt hat und zutage trat, dass der psychopathische Mörder bei der Auswahl seiner Opfer und Tatorte ein bestimmtes Muster zugrunde hat. Ergänzt wird das Ganze von wunderbar bildhaften Beschreibungen der geschichtsträchtigen Orten, die eine unrühmliche Rolle in dem Schreckensszenario spielen und so makaber es auch klingen mag, Lust auf einen Besuch derselben machen.

Fazit.
Ein rasanter, undurchsichtiger und wendungsreicher Thriller mit einem fesselnden Kriminalfall, interessanten Figuren und einem Ende, das auf jeden Fall überrascht. Eine gute Empfehlung für Krimi- und Thrillerfans.

Veröffentlicht am 22.06.2019

Ein spannender und angenehm realitätsnaher Kriminalroman

Unbarmherzig (Ein Gina-Angelucci-Krimi 2)
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Im kleinen bayerischen Dorf Altbruck werden auf einem Kiesablageplatz menschliche Schädelteile entdeckt. Schon bald steht fest, dass hier mehrere Jahrzehnte zuvor zwei Menschen heimtückisch ermordet wurden. ...

Im kleinen bayerischen Dorf Altbruck werden auf einem Kiesablageplatz menschliche Schädelteile entdeckt. Schon bald steht fest, dass hier mehrere Jahrzehnte zuvor zwei Menschen heimtückisch ermordet wurden. Ein Fall für das Cold Case Team der Münchener Kriminalpolizei, dem auch Gina Angelucci angehört, die gerade erst ihren Mutterschaftsurlaub beendet hat. Mit viel Eifer und dem Wissen, dass ihr Mann, Kommissar Konstantin Dühnfort von nun an bei ihrer Tochter weilt, stürzt sie sich in die Ermittlungen hinein und kommt einer baltischen Zwangsarbeiterin auf die Spur, die im Spätsommer 1944 spurlos aus der Altbrucker Heeresmunitionsanstalt verschwand. Ist sie eine der Toten und wenn, wer hat sie damals umgebracht?

„Unbarmherzig“ ist der zweite Fall für die Münchener Kriminalhauptkommissarin Gina Angelucci, die sich gerne in ihre Fälle verbeißt und mit einer schon fast an Fanatismus grenzenden Entschlossenheit alles daran setzt, auch aussichtslos erscheinende Altverbrechen neu aufzurollen. Dass sie dabei an behördliche Grenzen stößt, stört sie wenig. Denn auch die Familien von lange vermissten und mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Opfer von Verbrechen gewordenen Menschen haben das Recht zu erfahren, was mit ihren Angehörigen geschehen ist. Aber nicht nur der neue und überaus knifflige Fall verlangt von der engagierten Polizistin einiges ab. Auch eine unbekannte Stalkerin lässt sie nicht ruhen, da sie regelmäßig vor ihrer Haustür steht. Mit dem Instinkt einer Mutter wittert sie, dass von der Fremden eine nicht einzuschätzende Gefahr ausgeht und bittet ihren Mann vorsichtig zu sein.

Genau, wie in dem vorangegangenen Band mit Gina Angelucci ist der Anteil der Ermittlungsarbeit in dem eher ruhig verlaufenden Kriminalroman hoch. In einer spannenden Zeitreise und mit akribisch geführten Recherchen verfolgt der Leser hautnah mit, wie ein Stück deutscher Geschichte aufgearbeitet und durchleuchtet wird. Dabei ärgert es sehr, dass unter den älteren Dorfbewohnern ein stoisches Schweigen herrscht, während auch die jüngere Generation nur wenig aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat. Ein Umstand, der die Arbeit der Münchener Kommissare erheblich erschwert. Doch zum Glück taucht im Verlaufe der Ermittlungen ein Tagebuch auf, dessen Schreiber von einer alten Schuld und dem Leben als Zwangsarbeiter in der Altbrucker Heeresmunitionsanstalt zu berichten weiß. Das alles wird aus mehreren Perspektiven heraus und mit einem angenehm bildhaften Schreibstil erzählt und verspricht ein Leseerlebnis, das nah an der Realität ansiedelt ist und noch lange nachklingen wird.

Fazit:
Mit „Unbarmherzig“ sticht Inge Löhnig mitten in die Schwachstellen unserer Gesellschaft hinein und liefert neben einem fesselnden Fall auch ein klares Statement zum Umgang mit rechtem Gedankengut.

Veröffentlicht am 21.06.2019

Ein unterhaltsamer Dorfkrimi

Agatha Raisin und der tote Richter
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Ein wunderschönes Leben hat sich die erfolgreiche PR-Beraterin Agatha Raisin erträumt, mit einem eigenen Cottage in den Cotswolds, wo sie sich von nun an zur Ruhe setzen will. Doch kaum ist ihr Unternehmen ...

Ein wunderschönes Leben hat sich die erfolgreiche PR-Beraterin Agatha Raisin erträumt, mit einem eigenen Cottage in den Cotswolds, wo sie sich von nun an zur Ruhe setzen will. Doch kaum ist ihr Unternehmen verkauft und das Cottage bezahlt, merkt Agatha, dass es gar nicht so einfach ist, in der ländlichen Gegend zu wohnen. Denn das Dorf hat seine eigenen Regeln und die Nachbarn akzeptieren die Neuhinzugezogene erst einmal nicht. Deshalb schmiedet Agatha einen Plan und nimmt mit einer in London gekauften Feinkost-Quiche am örtlichen Backwettbewerb teil. Nur, dass ihre Spinatkreation mit giftigen Wasserschierling versehen worden ist und einer der Preisrichter dadurch zu Tode kommt, hat Agatha nicht geahnt. Und so steht sie schon bald als Betrügerin und Mörderin da, während sie mit allen Mitteln versucht, dem wahren Täter auf die Schliche zu kommen.

„Agatha Raisin und der tote Richter“ ist der erste Fall für die bodenständige Geschäftsfrau aus London, den sie in Cotsworlds zu lösen gedenkt, während sie mit den Gepflogenheiten der eingeschworenen Dorfgemeinschaft große Probleme hat. Schließlich ist sie es gewohnt, dass sie stets ihren Willen erhält und im Mittelpunkt des Interesses anderer Menschen steht. Nun aber wird ihr vor der eigenen Haustür skrupellos die kalte Schulter gezeigt, was in Agathas Augen einer Kampfansage gleicht. Mit Bergen von Spenden schleicht sie sich bei der Pfarrersfrau ein oder zahlt Erpressungsgelder für Informationen, die für ihre Mordermittlungen wichtig sind. Dass sie dabei von einem Fettnäpfchen in das Nächste tappt, stört sie wenig. Denn Agatha hat ein Ziel, dass sie mit allen Mitteln erreichen will, während ihre sich selbst auferlegte Mission immer gefährlicher wird.

Erzählt werden die amüsanten und manchmal auch bedrohlich werdenden Abenteuer aus Agathas Sicht, sodass der Leser jederzeit ihre wechselnden Gedanken und die darauf folgenden Handlungsweisen gut nachverfolgen kann. Dadurch merkt er schnell, dass die neu gewonnene Rolle als Cottagebesitzerin inmitten dörflicher Querelen noch ungewohnt für die einst knallharte Unternehmerin ist, weswegen sie manchmal gut kalkuliert und messerscharf agiert und dann wiederum unsicher und schwach. Je nachdem, wie ihre derzeitige Position und ihre Stimmungslage gerade ist. Ein wunderbar kurzweiliges Lesevergnügen, das von der Wankelmütigkeit der neuen Dorfbewohnerin profitiert und Lust auf weitere Fälle mit der liebenswerten und chaotischen Agatha Raisin macht.

Fazit:
Ein unterhaltsamer Krimi mit einem überschaubaren Fall, wunderbar schrulligen Dorfbewohnern und einer Hobbydetektivin, die angenehm menschlich und unvollkommen ist.