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Veröffentlicht am 31.05.2019

Ein emotional mitreißender Psychothriller

Ich - Im Dunkel der Angst
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Es ist schwer ein Kind zu verlieren. Trauer und Schmerz fressen das ganze Leben auf. Doch aus Wut einen Mord zu begehen, ist nicht der richtige Weg. Und trotzdem gibt es immer wieder Menschen, die genau ...

Es ist schwer ein Kind zu verlieren. Trauer und Schmerz fressen das ganze Leben auf. Doch aus Wut einen Mord zu begehen, ist nicht der richtige Weg. Und trotzdem gibt es immer wieder Menschen, die genau das tun. Wie die Mutter von Gretchen, deren Tochter sich im Alter von zwölf Jahren das Leben genommen hat und die sich nun mit Gewalt rächen will. Doch nicht nur sie findet nach ihrem tragischen Verlust nur schwer ins Leben zurück. Auch die beiden Schwestern Pia und Hannah tun sich schwer, mit den von ihnen erlittenen Schicksalsschlägen umzugehen. Deshalb ziehen sie in ein Villenviertel nach Warnberg, wo ein Neuanfang die Wunden der Vergangenheit heilen soll. Pia, die nach einer Fehlgeburt mit allen Mitteln schwanger werden will und Hannah, die nach einem Verkehrsunfall, mit einer quälenden Schuld leben muss.

„Ich: Im Dunkel der Angst“ ist ein vielschichtiger und emotional bewegender Psychothriller, der tief in die Gefühls- und Gedankenwelt dreier, völlig unterschiedlicher Frauen blicken lässt. Dorthin, wo ein durchlebtes Trauma alles durcheinanderbringt und wo nie wieder die von ihnen geliebte Ordnung herrschen wird. So wundert es nicht, dass sie durch ihre erlittene Qual bis zum Äußersten gehen und Dinge tun, die ihrer nicht würdig sind. Und die ganze Zeit über spürt der Leser die Verzweiflung in ihnen, die sie zu übermannen droht und eine damit einhergehende Wut, die ihre Unsicherheit zu überlagern versteht. Eine Achterbahnfahrt der Gefühle, die Astrid Korten geschickt in eine undurchsichtige Handlung packt und damit ihre Leser Seite für Seite immer wieder neu überrascht.

Drei Frauen, deren Leben aus den Fugen gerät und drei Handlungsstränge, die immer mehr ineinanderfließen. So wird die Geschichte einer perfiden Rache aus der Sicht von Pia, Hannah und einer lange Zeit unbekannten Mutter erzählt, die als ICH in Erscheinung tritt. Und ganz egal, welche Vermutungen der Leser zu ihrer Person anstellt. Erst ganz zum Schluss wird er durch die Nennung ihres Namens überrascht und merkt, wie sich die Puzzleteile ineinanderfügen. Bis es aber so weit ist und die Mörderin endlich am Pranger steht, sorgen angenehm kurze Kapitel, geschickt platzierte Andeutungen und Angst einflößende Szenen dafür, dass die Handlung trotz einer in ihr wohnenden Ruhe an Fahrt gewinnt und der Leser das Buch nur schwer aus der Hand legen kann.

Fazit:
Wie ein Film läuft das Geschehen im Kopf des Lesers ab und lässt ihn die Wut und Verzweiflung, die Hilflosigkeit und Angst der Figuren hautnah erleben, sodass er emotional mitgerissen wird. Ein Psychothriller, der sich wunderbar nervenaufreibend präsentiert und dabei authentisch in Erscheinung tritt.

Veröffentlicht am 31.05.2019

Ein ruhiger Krimi, der fesselt und bewegt

Nachts schweigt das Meer
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Detective Inspektor Ben Kitto kehrt nach dem tragischen Tod seiner Kollegin Clare auf die Insel Bryher zurück, wo er eine Auszeit nehmen will. Doch kaum ist er dort angekommen, wird ein junges Mädchen ...

Detective Inspektor Ben Kitto kehrt nach dem tragischen Tod seiner Kollegin Clare auf die Insel Bryher zurück, wo er eine Auszeit nehmen will. Doch kaum ist er dort angekommen, wird ein junges Mädchen vermisst, das später unterhalb der Klippe tot am Wasser aufgefunden wird. Ein Schock für die Familie, die nach der Tragödie vollends zerbricht, während die Inselbewohner entsetzt über das Vorhandensein eines Mörders in ihrer Mitte sind. Denn außer einem kleinen Diebstahl wurden seit Langem keine Verbrechen mehr auf der kleinen Insel verübt, sodass die Türen dort für jedermann offenstehen. Nun aber schleicht sich die Angst in ihre Köpfe ein. Und Ben, der aufgrund seiner Erfahrungen bei der Mordkommission die Ermittlungen übernimmt, hat es schwer, weil er den Mörder im Kreis seiner einstigen Freunde und Nachbarn finden muss.

„Nachts schweigt das Meer“ ist ein sehr atmosphärischer Kriminalroman, der seine Leser auf die Kleinste der Scilly Inseln entführt, wo jeder Bewohner den anderen gut kennt. Deshalb dauert es nicht lange, bis das Misstrauen Überhand gewinnt, weil gut gehütete Geheimnisse in ihrer überschaubaren Gemeinschaft nicht wirklich welche sind. So ist es egal, ob Bens Onkel den Jugendlichen auf der Insel Geld gegeben hat, um ihre Vorhaben zu unterstützen, oder ein Lehrer der sexuellen Belästigung beschuldigt wird, obwohl es nie zu einer Anklage kam. Sie alle werden von nun an mittels Rufmord an den Pranger gestellt, weil die Unsicherheit unter den Bewohnern enorme Früchte trägt.

Gleich mehrere Verbrechen, die niemand in der scheinbare Idylle vermutet hat und eine Reihe an akribisch geführten Ermittlungen stehen im Mittelpunkt des Geschehens, während der aus Bryher stammende und zur Zeit etwas ausgebrannte Detective Inspektor Ben Kitto die Hauptfigur in dem immer emotionaler werdenden Drama ist. Ben, der nach dem Tod seiner einstigen Kollegin mit Schuldgefühlen zu kämpfen hat, funktioniert am Anfang nur, weil es von ihm erwartet wird. Später aber kniet er sich dann aber immer mehr in die Ergreifung des Mörders hinein und wird am Ende mit einer positiven Entwicklung in seinem eigenen Leben überrascht. Trotzdem erscheint dieser Kriminalroman eher düster, als hoffnungsfroh und zeigt auf, wozu Menschen in einer emotionalen Extremsituation fähig sind.

Fazit:
„Nachts schweigt das Meer“ ist der erste Teil einer Krimireihe auf den Scilly-Inseln, der trotz schwerer Verbrechen ruhig in Erscheinung tritt und durch die in ihm schwelende Angst fesselt und bewegt.

Veröffentlicht am 27.05.2019

Ein nahegehender Roman, der angenehm schnörkellos erzählt worden ist

Kurt
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Lena zieht mit ihrem Freund Kurt von Berlin nach Brandenburg mit dem Ziel, seinem kleinen Sohn näher zu sein. Denn nur so hat der aufgeweckte Knirps, der mit seiner Mutter in Oranienburg lebt die Chance, ...

Lena zieht mit ihrem Freund Kurt von Berlin nach Brandenburg mit dem Ziel, seinem kleinen Sohn näher zu sein. Denn nur so hat der aufgeweckte Knirps, der mit seiner Mutter in Oranienburg lebt die Chance, jede zweite Woche bei ihnen zu sein. Doch gerade, als sich Lena an das für alle gut zu händelnde Arrangement mitsamt dem renovierungsbedürftigen Haus gewöhnt, geschieht etwas, das ihr neu geordnetes Leben über den Haufen wirft. Der kleine Kurt stirbt, als er beim Spielen von der Schaukel fällt und lässt seine Eltern und auch Lena in tiefer Trauer zurück.

„Kurt“ ist ein bewegender Roman, der über das Gefühlschaos eines jungen Pärchens erzählt, das durch einen Schicksalsschlag seine wenig gefestigte Beziehung neu ausloten muss. Dabei hatten sie es von Beginn an nicht leicht, weil Kurt nach einer gescheiterten Beziehung seinen kleinen Sohn viel zu selten zu sehen bekam und Lena ihren Platz neben dem kleinen Kurt erst finden musste. Und kaum haben sie es geschafft, eine gut funktionierende Patchworkfamilie zu sein, beginnen die Probleme von vorn. Nun allerdings, weil der große Kurt Lena nicht in seine Trauer einbezieht und Lena mit dem für sie nur schwer nachzuvollziehenden Verhalten wenig anfangen kann.

Sarah Kuttner beleuchtet in ihrem Buch das enorm schwierige Thema der Trauerbewältigung in ihrer ganz eigenen, manchmal etwas schnodderigen und doch emotional ansprechenden Art, ohne dass sie selbst in dieser speziellen Lage gewesen ist. Trotzdem aber nimmt man der als Moderatorin bekannt gewordenen Berlinerin die hier dargestellten Handlungsweisen und beschriebenen Gefühle jederzeit ab, weil sie ein gutes Gespür für zwischenmenschliche Beziehungen besitzt und diese nachvollziehbar beschreiben kann. So lebt und leidet man als Leser mit den vom Tod des kleinen Kurt betroffenen Figuren mit und hofft, dass es ihnen gemeinsam gelingen wird, mit der enormen Last ihrer Trauer umzugehen.

Fazit:
Ein nahegehender Roman, der angenehm schnörkellos und trotz des schwierigen Themas mit passendem Alltagshumor erzählt worden ist.

Veröffentlicht am 26.05.2019

Ein unterhaltsamer und humorvoller Jugendroman dessen geheimnisvolle Aura viel zu schnell verschwindet

Blackwood
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Nach dem tragischen Unfalltod ihrer Mutter muss die fünfzehnjährige Gesine zu ihrer Tante Wanda nach Blackwood ziehen, weil sich diese von nun an um sie kümmern wird. Doch in dem kleinen irländischen Ort ...

Nach dem tragischen Unfalltod ihrer Mutter muss die fünfzehnjährige Gesine zu ihrer Tante Wanda nach Blackwood ziehen, weil sich diese von nun an um sie kümmern wird. Doch in dem kleinen irländischen Ort fühlt sich die in Wien groß gewordene und das Ballett liebende Schülerin nicht wohl. Deshalb versucht sie, gleich am ersten Abend zu fliehen und lernt dabei einen Jungen kennen, der ihr außerordentlich gut gefällt. Mit dem Ziel ihm nahe zu sein, lässt sich Gesine von nun an auf die oftmals etwas merkwürdig erschleichenden Gegebenheiten in dem von Mythen und Geistern beseelten Blackwood ein. Allerdings merkt sie schnell, dass der von einer Butterdynastie stammende Arian eine feste Freundin hat und auch ihre Bemühungen sich in Blackwood einzuleben, gehen irgendwie immer schief. Von ihren Niederlagen frustriert, schreibt Gesine einen Brief, auf den sie prompt eine Antwort von ihrem zukünftigen Ich erhält. Und umso mehr Gesine versucht, mithilfe weiterer Briefe in die Zukunft zu schauen, umso mehr wird ihr Leben auf den Kopf gestellt.

„Blackwood; Briefe an mich“ ist ein liebenswerter Jugendroman über ein junges Mädchen, das nach dem viel zu frühen Tod ihrer Mutter ein Leben ohne sie meistern muss und dabei viele Höhen und Tiefen durchlebt. Angefangen von dem Gefühl, allein und verloren zu sein, über die Erfahrung, dass es Menschen gibt, die sie lieben und verstehen, bis hin zu der Erkenntnis, dass sie für ihr Glück einiges riskieren und kämpfen muss. Ein schwieriger und steiniger Weg, bei dem die wunderbar unperfekte und angenehm bodenständige Schülerin in viele Fettnäpfchen tritt, aber auch wunderschöne Momente und das Glück tiefer Freundschaft erfährt. Doch nicht nur sie belebt mit ihrem frischen und natürlichen Wesen das Geschehen. Auch ihr neuer Freund Sam, der aus einer kinderreichen Familie stammt und unbedingt Radiomoderator werden will oder ihr Schwarm Arian, der trotz reicher Eltern von Standesunterschieden nichts wissen will, tragen ihren Anteil dazu bei, dass es in dem aus Gesines Sicht erzählten Geschehen zu keiner Zeit langweilig wird. Nur der mystische Zauber, der zu Beginn der Geschichte über Blackwood und seine Bewohner lag, verschwindet schnell, wie auch die Geheimnisse aus der Vergangenheit, von denen am Ende nichts mehr zu erfahren ist.

Fazit:
Blackwood - Briefe an mich" ist ein unterhaltsamer und humorvoller Jugendroman, der mit einer liebenswerten Hauptfigur, einer ordentlichen Portion an Gefühlen und ein wenig Magie daherkommt, leider aber neben einem Defizit an Trubel und Dramatik, auch seine geheimnisvolle Aura schnell vermissen lässt.

Veröffentlicht am 22.05.2019

Ein spannender und wunderbar undurchsichtiger Psychothriller

Mutter Seelen Allein
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Katharina lebt gemeinsam mit ihrem Mann Patrick und dem fünfjährigen Sohn Timo in einem wunderschönen Haus und könnte zufrieden und glücklich sein, wenn da nicht die Drohbriefe wären, die ihr Angst einjagen ...

Katharina lebt gemeinsam mit ihrem Mann Patrick und dem fünfjährigen Sohn Timo in einem wunderschönen Haus und könnte zufrieden und glücklich sein, wenn da nicht die Drohbriefe wären, die ihr Angst einjagen und der unbekannte Schreiber, der ihre heile Welt zu zerstören droht. Denn Schreckliches ist in ihrem früheren Leben geschehen, von dem niemand etwas weiß und das ihr nun zum Verhängnis werden kann. Deshalb kämpft Katharina mit allen Mitteln darum, den Schatten der Vergangenheit zu entfliehen und einer nicht wieder gut zu machenden Schuld, die sie einst ohne Skrupel zu hegen, auf sich geladen hat.

„Mutter Seelen Allein“ ist ein geschickt erdachter und clever inszenierter Psychothriller, der bis zum Schluss offenlässt, wer hinter der Entführung eines kleinen Jungen steckt und damit die entscheidende Rolle in dem sich immer mehr zuspitzenden Familiendrama spielt. Doch zunächst einmal lernt der Leser die Hauptfiguren kennen, von denen jede ein pikantes Geheimnis hat, das besser nicht das Licht der Öffentlichkeit erblickt. Angefangen mit der Mutter und Ehefrau Katharina, die schon einmal ein Kind verloren hat, über ihren als Arzt praktizierenden Mann Patrick, der seine Abende viel zu oft mit einem imaginären Freund verbringt, bis hin zu dessen Geliebte Sarah, die Patrick bewusst mit einer Lüge an sich gekettet hat. Und dann gibt es da noch einen unbekannten Stalker, der nur schwer in die undurchsichtigen Geschehnisse einzuordnen ist und eine junge Frau namens Flo, die in einem nebenher laufenden Handlungsstrang um ihre verlorene Tochter kämpft.

Hass und Liebe, Angst und Verzweiflung, Ärger und Wut. Die Palette an Gefühlen ist groß, die Sabine Trinkaus hier bedient und die sie mit einer anschaulichen Sprache und passendem Verhalten in Bilder umsetzt. Deshalb fällt es leicht, in die Geschichte eines perfiden Rachefeldzuges einzutauchen, die mit allen ihren Emotionen, mit ihren Figuren, Ereignissen und Handlungsweisen nah an der Realität angesiedelt ist. Dabei führen geschickt platzierte Andeutungen und merkwürdig verlaufende Szenen dazu, dass der Leser immer wieder neu über die Beziehung der Figuren zueinander und das von ihnen begangene Unrecht nachdenkt, während er gleichzeitig die Identität eines unbekannten Entführers zu ergründen versucht. Und da er zu keiner Zeit sicher sein kann, dass das, was er gerade denkt, wirklich stimmt, reißt ihn die an sich ruhig erzählte Handlung regelrecht mit.

Fazit:
Ein subtiler Psychothriller, der es in sich hat und mit einem Ende überrascht, das so nicht vorherzusehen ist.