Cover-Bild Kurt
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: S. FISCHER
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 240
  • Ersterscheinung: 13.03.2019
  • ISBN: 9783103974249
Sarah Kuttner

Kurt

Roman
Von der Suche nach Familie, der Sehnsucht nach dem richtigen Ort und darüber, dass nichts davon planbar ist

»Ich bin mit zwei Kurts zusammengezogen. Einem ganzen Kurt und einem Halbtagskurt. Jana und Kurt haben sich entschieden, dass sie ihr Sorgerecht teilen, vor allem wenn Kurt schon extra aufs Land zieht. Und so pendelt das Kind nun wochenweise zwischen seinen beiden Oranienburger Zuhauses hin und her: zwei Häuser, zwei Kinderzimmer, unterschiedliche Regeln und alle Menschen, die er liebt.
Und dann bin da noch ich.«

Lena hat mit ihrem Freund Kurt ein Haus gekauft. Es scheint, als wäre ihre größte Herausforderung, sich an die neuen Familienverhältnisse zu gewöhnen, daran, dass Brandenburg nun Zuhause sein soll. Doch als der kleine Kurt bei einem Sturz stirbt, bleiben drei Erwachsene zurück, deren Zentrum in Trauer implodiert.

Sarah Kuttner erzählt von einer ganz normalen komplizierten Familie, davon, was sie zusammenhält, wenn das Schlimmste passiert. Sie erzählt von dieser Tragödie direkt und leicht und zugleich mit einer tiefen Ernsthaftigkeit, so einfach und kompliziert, wie nur Sarah Kuttner das kann.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.07.2020

Menschlich und traurig realistisch

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Ich muss zugeben, dass dieses Buch nicht meine erste Wahl meiner neusten Lektüre war. Allerdings haben mich die Kürze der Geschichte, sowie die vielen positiven Meinungen dazu gebracht, nun endlich dieses ...

Ich muss zugeben, dass dieses Buch nicht meine erste Wahl meiner neusten Lektüre war. Allerdings haben mich die Kürze der Geschichte, sowie die vielen positiven Meinungen dazu gebracht, nun endlich dieses Buch zur Hand zu nehmen und nebenbei über Bookbeat zu hören.

Mit einem schlichten, umgangssprachlichen, aber emotional auffällig neutralen Schreibstil erzählt Sarah Kuttner hier eine Geschichte, die auf mich wahnsinnig realistisch wirkte. Dabei liest sie auch selbst das dazugehörige Hörbuch, welches sie mit einer zwar gewöhnungsbedürftigen Stimme, aber mit viel Engagement gesprochen hat.

Die Geschichte rund um Lena und die beiden Kurts beginnt relativ ruhig und unaufgeregt, aber dafür sehr menschlich. Man lernt alle Beteiligten kennen, ihr Verhältnis zueinander und wie sie miteinander umgehen. Und dann, etwas nach einem Drittel des Buches kommt der große Knall, ein Knall, der zwar nicht wirklich knallt und recht emotionslos beschrieben wurde, aber dessen Tragik in der Stille, die danach folgt, mehr als genug unterstrichen wird. Dies alles hat die Autorin wahnsinnig realistisch und nachvollziehbar auf Papier gebracht. Überhaupt trägt für mich gerade diese Stille und das Gefühl des Alltäglichen, des Menschlichen, diese Geschichte. Sie braucht nicht viele unnütze Worte, keine Gefühlsduselei, keine Mitleid erhaschenden Phrasen, sondern lebt von den Emotionen zwischen den Zeilen.

Und auch die Charaktere fand ich wunderbar menschlich und realistisch beschrieben. Lena ist eine Außenstehende, nicht die Mutter und doch keine Fremde. Genau wie alle anderen, trauert auch sie, versucht aber gleichzeitig, für den großen Kurt da zu sein. Sie hat einen denkbar schweren Job und ist dennoch auf ihre irgendwie verschrobene Weise eine tolle und nachvollziehbar geschriebene Figur. Neben ihr gehen die anderen Charaktere, außer dem kleinen Kurt, ein bisschen unter. Da hier aber gerade das Verhältnis zwischen ihr und ihrem „Stiefsohn“ im Mittelpunkt steht, störte mich das gar nicht.

Alles in allem finde ich diese Geschichte absolut gelungen und vor allem sehr realitätsnah geschrieben, ohne aber auf die Tränendrüse zu drücken. Der eine oder andere mag vielleicht Probleme mit dieser Distanz haben, doch ich fand sie genau richtig, um nicht an der traurigen Geschichte zu verzweifeln.

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Veröffentlicht am 30.01.2020

Unglaublich berührend!

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Kurt - Sarah Kuttner

Eine Beurteilung für dieses Buch zu schreiben fällt mir tatsächlich sehr schwer.
Ich getraue mich gar nicht so recht.

Nicht, weil mir das Buch nicht gefallen hat.
Eher weil die ...

Kurt - Sarah Kuttner

Eine Beurteilung für dieses Buch zu schreiben fällt mir tatsächlich sehr schwer.
Ich getraue mich gar nicht so recht.

Nicht, weil mir das Buch nicht gefallen hat.
Eher weil die Thematik so heikel ist.
Über Trauer zu schreiben, finde ich unheimlich mutig.
Und sie hat es so fantastisch gemacht!

Ich persönlich bin so verzaubert.

Nehmen wir diese „fiktive“ Geschichte her: ein Kind stirbt. Grausam.
Wie geht man damit um? Der Partner? Die Welt, die sich einfach weiter dreht?
So eine starke Protagonistin. Sie gibt ihr Bestes. Fast alles auf.
Ich möchte nicht Spoilern, deshalb höre ich hier lieber auf.

Ich liebe Sarah Kuttners Schreibstil immer noch sehr! Sie schreibt wie sie spricht. Ich höre sie beim Lesen vorlesen :)
Wunderbar!

Danke für dieses Buch!!

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

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Veröffentlicht am 03.12.2019

Zwischen Trauer und neuer Zukunft

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Ein kleiner Junge lebt im Wechsel bei seinem Vater oder bei seiner Mutter. Denn seine Eltern haben sich vor einiger Zeit getrennt. Der Vater lebt mit seiner neuen Freundin gemeinsam irgendwo im ländlichen ...

Ein kleiner Junge lebt im Wechsel bei seinem Vater oder bei seiner Mutter. Denn seine Eltern haben sich vor einiger Zeit getrennt. Der Vater lebt mit seiner neuen Freundin gemeinsam irgendwo im ländlichen Brandenburg vor den Toren Berlins. Bei dieser Familie existieren zwei Kurts, nämlich der Vater Kurt und der kleine Knirps Kurt. Im Alltag läuft es bei Vater Kurt und seiner Freundin Lena perfekt. Der kleine Kurt kann sich austoben im neuen Haus und Garten. Dagegen lebt Kurts Mutter Jana in einem chaotisch hektischen Alltag. Immer auf einem kurzen Sprung. Auch Jana lebt mit einem weiteren eigenen Kind in einer neuen Beziehung. Für den kleinen Kurt überhaupt kein Problem. Eine offene Patchwork-Familie. Doch diese ländliche Familienidylle bekommt einen Riss, als durch ein tragisches Unglück der kleine Kurt mitten aus dem Leben gerissen wird.
Sarah Kuttner stellt bei diesem Roman eine Familie dar, die aufgrund eines Unglücks mit Trauer, Distanz und Zuversicht konfrontiert wird. Jedes Familienmitglied wird in seiner eigenen Trauerbewältigung dargestellt. Die Ich-Erzählerin Lena in diesem Roman erzählt aus der Perspektive der Freundin des großen Kurt – den Vater. Sie ist der Kitt zwischen den eigentlichen Eltern Kurt und Jana. Höhen und Tiefen nehmen sich die Klinke in die Hand in der Trauerbewältigung. Aber am schlimmsten trifft Kurt als Vater die Trauer. Die Autorin beleuchtet verschiedene Facetten von Trauer, und was Trauer aus Menschen machen kann. Es ist eine Ohnmacht und tiefste Traurigkeit. Dennoch erzählt die Autorin keinen melancholischen Roman, sondern zeigt das Licht am Ende des Tunnels.
Dieser Roman berührte mich sehr. Auf der einen Seite der unbeschwerte Alltag zwischen Kurt Senior und seiner Freundin Lena und dem kleinen Kurt, und auf der anderen Seite die Trauerbewältigung. Man merkt, dass man lernen kann, zuversichtlich und positiv aus einer Lebensphase herauswachsen kann, so schlimm sie auch sein. Diese Geschichte kann überall in Deutschland oder woanders schon einmal passiert sein. Deshalb wirkt dieser Roman authentisch und glaubwürdig.

Veröffentlicht am 13.10.2019

Ein berührendes Buch über Trauerarbeit

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Ein berührendes Buch über Trauerarbeit

Um näher am Wohnort seines sechsjährigen Sohnes Kurt und seiner Exfrau Jana, mit der er sich das Sorgerecht teilt, zu sein und sich die Erziehung und Betreuung teilen ...

Ein berührendes Buch über Trauerarbeit

Um näher am Wohnort seines sechsjährigen Sohnes Kurt und seiner Exfrau Jana, mit der er sich das Sorgerecht teilt, zu sein und sich die Erziehung und Betreuung teilen zu können, haben der große Kurt und seine Freundin Lena ein Haus bei Oranienburg in der Nähe ihrer Heimatstadt Berlin ersteigert. Seit vier Wochen leben sie nun hier und das Zimmer vom kleinen Kurt ist das einzige Zimmer, das schon richtig fertig ist. Überall stehen noch Kartons herum und müssen ausgepackt werden. Lena sieht ihre Aufgabe in erster Linie im Gartenbereich, mutiert aber auch immer mehr zur Heimwerkerin. Dazu kommt noch die neue Rolle als „Stiefmutti“ für den kleinen Kurt, in die sich sich gerne einbringen würde. Da nimmt ihr der große Kurt aber die meiste Verantwortung ab. Doch ehe sich die Drei an ihre neue Patchworkfamilie gewöhnen können, verunglückt der kleine Kurt bei einem Sturz in der Schulpause vom Klettergerüst tödlich. Der große Kurt verzieht sich in seiner Trauer in ein Schneckenhaus, lässt auch Lena kaum mehr an sich heran. Und Lena, die weiß nicht, wie sie mit ihrer Trauer umgehen soll und darf. Und auch nicht, wie sie Kurt helfen kann.


Sarah Kuttner hat ihr Buch „Kurt“, es ist das erste, was ich von ihr lese, in drei Teile gegliedert, die ebenfalls alle Kurt heißen. Weil der große Kurt, ihr Freund, und der kleine Kurt, sein Sohn, auch so heißen. Und weil sich in diesem Buch alles um Kurt, den kleinen und den großen, dreht.

Dieses Buch hat mich sehr beeindruckt, obwohl es auch einiges gibt, was mir nicht so gefällt. Als erstes regt mich die manchmal einfach ins Primitive abdriftende Sprache auf. Was aber die Trauerbewältigung für die Menschen, die hier richtig leiden, vielleicht einfacher und erträglicher macht. Dann mag ich es nicht, wenn zu viel Alkohol und Zigaretten im Spiel sind. Und auch die vielen Sexszenen brauche ich nicht unbedingt.

Dann kommt die Zeit nach dem Tod des kleinen Kurt. Die Trauerarbeit von Lena und Kurt sind so authentisch, voller verschiedenster Emotionen und nachvollziehbar dargestellt, dass es für mich doch ein wirklich tolles Buch geworden ist und ich den Beifall, den es oft bekommt, gut verstehen kann. Ich habe mitgelitten und gehofft, dass die Beiden gut aus dieser für alle schwierigen Situation wieder heil heraus kommen.
Gerade bei Lena, die diese Geschichte erzählt, habe ich die Verzweiflung, wenn sie z.B. einzelne Blätter der Friedhofsverwaltung oder ein von dem kleinen Kurt übermaltes Foto hinter der Waschmaschine versteckt, direkt spüren können. Sie tut mir in ihrer Trauer fast noch mehr leid wie der große Kurt, der sich einfach nur zurückzieht und für sie nicht mehr greifbar ist. Lena weiß einfach nicht, wo sie als „Nicht-Mutter“ steht, was ihr an Trauer zusteht, wie nah sie das alles an sich heran lassen soll und darf. Auf der anderen Seite will sie Kurt aber auch helfen, seine Trauer nicht alleine tragen zu müssen. Für sie eine total schwierige und verfahrene Situation.

Genauso wie die vielen traurigen Momente gibt es aber auch Lebensfreude pur und den manchmal etwas schrägen Humor vom großen Kurt. Und ich bin froh, dass Lena und Kurt Menschen wie Lenas Schwester Laura und den Nachbarn Gauger, dessen Vornamen Lena lange nicht kennt, gibt, die in Sachen Trauerarbeit wirkliche Vorbilder sein können.

Ein sehr emotionales, berührendes Buch, das mich immer wieder an den Tod meines damals 19-jährigen Cousins erinnert hat und an die Zeit der Trauer in unserer Familie. Kinder sollten nie vor ihren Eltern diese Welt verlassen müssen.

Veröffentlicht am 18.07.2019

einfach perfekt!

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Lena hat alles, was man zum Leben braucht. Job, Haus, Mann und Kind. Okay, das Kind ist von ihrem Freund und dessen Ex, aber es ist ja dennoch ein tolles Kind. Bis eines Tages einfach gar nichts mehr ist ...

Lena hat alles, was man zum Leben braucht. Job, Haus, Mann und Kind. Okay, das Kind ist von ihrem Freund und dessen Ex, aber es ist ja dennoch ein tolles Kind. Bis eines Tages einfach gar nichts mehr ist wie zuvor und sie herausfinden muss, dass es leider keine Universalrezepte gibt. Weder für Kuchen noch für die ultimative Form von Trauer...

Auf dieses Buch bin ich durch eine Empfehlung aufmerksam geworden und ehrlich gesagt bin ich froh, darauf gehört zu haben.

Die Geschichte um die 1,5 Kurts (der kleine Kurt und sein Vater haben den selben Namen, warum auch immer) beginnt eigentlich recht charmant. Auch, wenn hier schon das ein oder andere Problem durchblitzt.
Sarah Kuttner erzählt unheimlich warmherzig, liebevoll und mit viel Humor vom gemeinsamen Leben der drei. Aber eben auch davon, dass es für Lena manchmal gar nicht so einfach ist, ihren Platz in diesem Konstrukt zu finden. Wer in einer mittlerweile so gängigen Patchwork-Familie aufgewachsen ist, wird hier vielleicht schon das ein oder andere Thema wiedererkennen.
Diesen Teil fand ich extrem einnehmend, und dies aus zweierlei Gründen. Zum einen hat sie einen für meinen Geschmack sehr guten Humor, der mir deshalb gut gefallen hat, weil er einfach, pointiert und nicht gezwungen wirkt. Sie verpackt ihren Witz eher in Nebensätze. Und nicht selten habe ich herzhaft lachen müssen.
Zum anderen ist ihre Geschichte einfach bodenständig. Wir erleben hier kein Fantasiekonstrukt einer hochtrabenden Liebe, die nach Jahrzehnten noch so rosarot wie am ersten Tag ist, oder uns erzählt, was der perfekte Mann alles für einen macht. Nein! Sie spielt mit den ganz normalen und alltäglichen Eigenschaften sowie gleichzeitig auch Unzulänglichkeiten, die uns und unsere Partner ausmachen und wegen denen wir sie noch mehr lieben! Ok, manchmal muss man vielleicht sagen „trotz denen wir sie lieben“, aber nun gut ;) Ich denke spätestens hier findet man sich früher oder später wieder, vielleicht auch mit dem ein oder anderen Augenzwinkern. Auf jeden Fall hatte sie eben wegen dieser Bodenständig- und Ehrlichkeit meine Sympathie bereits nach ein paar Seiten.

Nach ein paar Kapiteln kommt dann der große Umschwung und die zu Beginn leichte und humoristische Geschichte nimmt eine dramatische Wendung.
Wir begegnen einem Verlust, den niemand erleben sollte, der aber dennoch leider vorkommt.
Von jetzt auf gleich ist es mit der Leichtigkeit vorbei. Und auch diese Emotionen kamen bei mir so gekonnt an, dass ein paar Mal die Tränchen gekullert sind.
Sarah Kuttner beschreibt hierbei nicht nur die Hilflosigkeit und Ohnmacht, sondern bezieht auch die unterschiedlichen Arten der Trauer ein. Und auch hier lebt die Story ein Stück weit von der Empathie der Leser, der regelmäßig ins Überlegen kommt, wie er mit bestimmten Situationen umgehen würde. Zumindest ging es mir so.

Man könnte vielleicht kritisieren, dass die Geschichte in Summe eher oberflächlich bleibt - also was manche Charaktere und Details betrifft. Immerhin hat das Ganze nur knapp 240 Seiten.
Aber die Autorin sagt mit wenig so dermaßen viel, dass mir absolut nichts gefehlt hat.
Im Gegenteil! Für mich war „Kurt“ einfach nur perfekt. Schlicht und dennoch so tiefgründig wie wenig andere Bücher. Das wird definitiv nicht mein letztes Buch von ihr gewesen sein.