Profilbild von Krimine

Krimine

Lesejury Star
offline

Krimine ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Krimine über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.03.2019

Trotz fesselndem Thema und einer emotionalen Herangehensweise wirr und unausgegoren

Während ich vom Leben träumte
0

Nach einem verhängnisvollen Unfall wacht die 17-Jährige Eden Jones im Krankenhaus auf und muss erfahren, dass sie einen Monat lang im Koma gelegen hat. Eine merkwürdige Zeit, die von vielen Träumen begleitet ...

Nach einem verhängnisvollen Unfall wacht die 17-Jährige Eden Jones im Krankenhaus auf und muss erfahren, dass sie einen Monat lang im Koma gelegen hat. Eine merkwürdige Zeit, die von vielen Träumen begleitet war und genauso unbegreiflich für Eden erscheint, wie das, was danach geschieht. Denn durch Zufall lernt sie den Freund einer anderen Komapatientin kennen, die ihr in Gedanken nahe ist, und verliebt sich in ihn. Von nun an nagen arge Zweifel in ihr. Schließlich gehört es sich nicht, einem schwer kranken Mädchen den Freund auszuspannen, während diese jeden Tag aufs Neue um ihr Leben ringt.

Es ist ein schwieriges Thema, das Estelle Laure in ihrem Jugendroman aufgegriffen hat und das sie, untermalt durch die Erlebnisse ihrer Protagonistin Eden in den Fokus der Handlung stellt. Dabei macht sie es ihr nicht leicht und lässt sie ein Trauma durchleben, dass ihre Hoffnungen auf eine Karriere als Balletttänzerin für immer zerstört. Vor allem deshalb leidet man als Leser mit der vom Leben schwer gebeutelten und trotzdem unheimlich starken Eden mit, die nach ihrem Erwachen aus dem Koma in ein verwirrendes Gefühlschaos fällt. Doch anstatt nur an sich zu denken und zu versuchen, mit den zerplatzten Träumen umzugehen, beweist Eden Stärke und zeigt den Menschen, die ihr nahe sind, dass es sich auch in ausweglosen Situationen zu kämpfen lohnt.

„Während ich vom Leben träumte“ ist die Fortsetzung des Romans „Gegen das Glück hat das Schicksal keine Chance“. Einem ebenfalls sehr emotionalen Buch, in dem es um die aufkeimende Liebe von Edens Freundin Lucille zu ihrem Zwillingsbruder Digby geht. Und obwohl der Schreibstil von Estelle Laure gewöhnungsbedürftig ist, war die Handlung selbst angenehm real, sodass sich der Leser gut mit den Gefühlen der Figuren arrangieren kann. Anders hingegen verhält es sich mit diesem Buch. Durch die sehr oft zum Tragen kommenden Wahrnehmungen und Träume von Eden rutscht die Handlung ins Esoterische ab, was nicht jedem Leser in dem vorliegenden Umfang gefallen mag. Auch fällt es schwer, ihre Gedankengänge und Gefühle nachzuvollziehen, wodurch sie als Figur nicht unbedingt sympathisch erscheint. Schade, das hätte sich Eden nach ihrem schweren Unfall und den damit verbundenen Folgen auf jeden Fall verdient.

Fazit:
„Während ich vom Leben träumte“ ist ein durchwachsener Roman, der trotz vieler Gefühle und dem Versuch, in die Gedanken komatöser Menschen zu schauen, wenig fesselnd ist, sondern eher wirr und unausgegoren erscheint.

Veröffentlicht am 12.03.2019

Ein emotional packender und Angst einflößender Thriller

Stream - Gehst du offline, ist sie tot
0

Einst als NATO-Agent unterwegs, um Cyberkriminalität zu bekämpfen, hat sich Frank Banta mit einer Agentur selbstständig gemacht, um Entführungsopfer zu befreien. Eine Aufgabe, die manchmal nur mit Waffengewalt ...

Einst als NATO-Agent unterwegs, um Cyberkriminalität zu bekämpfen, hat sich Frank Banta mit einer Agentur selbstständig gemacht, um Entführungsopfer zu befreien. Eine Aufgabe, die manchmal nur mit Waffengewalt gelöst werden und deshalb für die Mitglieder seines Teams gefährlich werden kann. Deshalb ist es auch während eines Einsatzes in Rumänien passiert, dass Frank Banta seine geliebte Frau Anna durch einen verhängnisvollen Unfall verloren hat. Nun, 5 Jahre danach taucht Anna plötzlich in einem Chat-Roulette wieder auf und wird von einem Unbekannten gefoltert und gequält. 52 Stunden bleiben ihm noch, um sie aus den Fängen des Monsters zu befreien, bevor dieser sie töten wird.

„Stream - Gehst du offline, ist sie tot“ ist ein rasanter Thriller auf dem Gebiet der Cyberkriminalität, der mit einer dramatischen Befreiungsaktion beginnt und während der darauf folgenden Suche nach einem Entführungsopfer in Sachen Spannung in die Vollen geht. Denn kaum hat ein perfider Mörder sein todbringendes Ultimatum gestellt, arbeitet ein versiertes und zu allem entschlossenes Team von Spezialisten daran, seinem grausamen Tun ein Ende zu setzen. Dazu werden Chats analysiert, Computer gehakt, Passwörter ausspioniert und Fallen gestellt. Ein fesselnder Plot, der neben seinem nervenaufreibenden Verlauf auch einen Haken besitzt. So ist die gesamte Handlung durch die in ihr verarbeitete Thematik mit Begriffen aus der IT-Brache gespickt, was nicht jedem Leser gefallen wird.

Die Figuren in dem dramatischen Katz- und Mausspiel überzeugen durch ihre zur Schau gestellte Vielseitigkeit und ihre Authentizität. Wie Avril, die Neue im Team, die eine absolute Koryphäe auf dem Gebiet der Computersicherheit ist und sich das Vertrauen ihrer Kollegen erst noch erarbeiten muss oder Frank Bantas alter NATO-Partner Jan, der gerne einmal über die Strenge schlägt, bei riskanten Manövern aber stets zuverlässig an seiner Seite agiert. Mit ihnen gemeinsam erlebt der Leser eine turbulente Jagd, bei der es, angeheizt durch einen enormen Zeitdruck und eine kaum zu herrschende Angst um das Leben eines Menschen geht. Taucht aber auch gleichzeitig in die Vergangenheit ein, wo 5 Jahre zuvor bei einem missglückten Einsatz das Unvermeidliche geschehen ist.

Fazit:
Ein emotional packender und Angst einflößender Thriller, der neben interessanten Informationen über Cyberkriminalität, einige sehr spannende Lesestunden beschert.

Veröffentlicht am 09.03.2019

Ein geschickt eingefädeltes Verwirrspiel

Einer wird sterben
0

Stella Johannsen wohnt gemeinsam mit ihrem Mann, dem Piloten Paul in einem wunderschönen Haus, das in einer wohlhabenden Gegend gelegen ist. Nur die Nachbarn sind ihr noch fremd, da Stella nach einem schweren ...

Stella Johannsen wohnt gemeinsam mit ihrem Mann, dem Piloten Paul in einem wunderschönen Haus, das in einer wohlhabenden Gegend gelegen ist. Nur die Nachbarn sind ihr noch fremd, da Stella nach einem schweren Unfall und diversen Gesichtsverletzungen erlitten hat und nun lieber zurückgezogen lebt. Doch eines Tages steht ein schwarzer Mercedes mit einem unbekannten Pärchen vor ihrer Tür, das von nun an seine Tage und Nächte in ihrer beschaulichen Straße verbringt. Ein seltsames Verhalten, das die anliegenden Bewohner unsicher werden lässt, während Stella von Schuldgefühlen geplagt, plötzlich panisch wird. Denn genau sechs Jahre zuvor ist der schreckliche Unfall geschehen und Stella weiß nicht, ob das Auftauchen der beiden Fremden damit zusammenhängt und ob von ihnen eine lebensbedrohliche Gefahr ausgeht.

„Einer wird sterben“ ist ein ausgeklügelter Psychothriller, der, wie die bekannte Autorin Wiebke Lorenz zu berichten weiß, auf ein tatsächliches Vorkommnis beruht. Nur ein Zeitungsartikel war nötig, dass ihre Fantasie Kapriolen schlug und in ihrem Kopf eine spannungsgeladene Geschichte rund um das irritierende Benehmen der unbekannten Autoinsassen entstand. Dabei ist es vor allem eine an den Nerven zerrende Ungewissheit, die den Leser in den Sog der Ereignisse zieht und das merkwürdige Benehmen einiger Figuren, durch die eine simple Tatsache bedrohliche Ausmaße annimmt. Allen voran die Hauptfigur Stella, die einen großen Anteil daran hat, dass das Geschehen undurchsichtig bleibt oder der Nachbarjunge Leon, der in dunklen Nächten Filmaufnahmen von dem Geschehen in der Straße macht.

Kurze Kapitel, ein wunderbar flüssiger Schreibstil und geschickt gesetzte Cliffhanger sorgen dafür, dass das Buch nur schwer aus der Hand gelegt werden kann. Hinzu kommen jede Menge Andeutungen und bewusst gestreute Vermutungen, die nur schwer zu durchschauen sind und Emotionen, deren Wirkung verheerend ist. So entwickelt sich mit der Zeit ein von Obsessionen und Angstzuständen getragenes Geschehen, das jeden Moment aus dem Ruder zu laufen droht und das trotz unspektakulärer Nebenhandlungen die Neugier des Lesers zu entfachen versteht. Und erst am Ende des Buches wird wirklich klar, welche enorme Tragweite das anfangs nur seltsam anmutende Verhalten einiger Figuren hat und was für ein perfider Plan hinter allem steckt.

Fazit:
Ein geschickt eingefädeltes Verwirrspiel, das bis zum Schluss spannende Unterhaltung verspricht und sich wunderbar authentisch und nachvollziehbar präsentiert.

Veröffentlicht am 05.03.2019

Ein düsterer Thriller, der trotz seines streckenweise ruhigen Verlaufs zu fesseln versteht

Vanitas - Schwarz wie Erde
0

Die Blumenhändlerin Carolin Bauer liebt es, auf dem Wiener Zentralfriedhof spazieren zu gehen. Vor allem Ludwig van Beethovens Grab hat es ihr angetan, weil sie dort neben einer für sie notwendigen Ruhe ...

Die Blumenhändlerin Carolin Bauer liebt es, auf dem Wiener Zentralfriedhof spazieren zu gehen. Vor allem Ludwig van Beethovens Grab hat es ihr angetan, weil sie dort neben einer für sie notwendigen Ruhe auch die in ihrem Alltag vermisste Sicherheit spüren kann. Denn nur ein Jahr zuvor wurde sie bei einem Einsatz gegen das organisierte Verbrechens als Polizeispitzel enttarnt, weswegen sie nun, nach ihrem fingierten Tod, ein Dasein unter falschem Namen fristen muss. Doch die Angst, entdeckt zu werden, ist immer da, wie auch der Kontaktbeamte der Polizei, der sie völlig unverhofft für einen neuen Auftrag nach München schickt. Eine Routineangelegenheit, wie er meint, die sich aber viel zu schnell als gefährlich entpuppt und ihre lange Zeit gut funktionierende Tarnung viel zu sehr auf den Prüfstand stellt.

Die aussagekräftige Sprache der Blumen hat Ursula Poznanski für ihren ersten Fall mit einer untergetauchten Polizeiinformantin genutzt, die auf diese ungewöhnliche Weise mit ihrem Auftraggeber kommuniziert. Eine weiße Rose für das Schweigen, eine Distel für die Kraft oder eine Studentenblume, die den Tod symbolisiert. Doch trotz dieser nur für Eingeweihte funktionierenden Verständigung ist die in Wien untergetauchte Carolin Bauer während ihres neuen Auftrages in der bayerischen Landeshauptstadt ganz allein. Deshalb sieht sie sich regelmäßig auf der Straße um, verkleidet sich, damit sie niemand erkennt und lebt mit einem Gefühl von Misstrauen und Angst, das sie die Aussicht auf ein normales Leben vergessen lässt. Und genau dieser Zwiespalt, der sie einerseits ungemein tough erscheinen lässt und andererseits eindrucksvoll beweist, dass sie nervlich völlig am Ende ist, nimmt den Leser jederzeit für sie ein und sorgt dafür, dass er gemeinsam mit ihr hofft und bangt.

„Vanitas - Schwarz wie Erde“ ist ein Thriller, dessen Plot viele interessante Aspekte und handfeste Verbrechen enthält, der aber in Sachen Spannung zu seicht geraten ist. Angefangen mit einem Polizisten, der stets seine schützenden Hände über die ermittelnde Blumenhändlerin hält, über eine Nachbarin, die erst viel zu spät verrät, wer sie wirklich ist, bis hin zu einer erst am Ende auftauchenden Gefahr, schleppt sich die Handlung ohne den erwarteten nervenaufreibenden Kampf ums Überleben dahin, was angesichts der Vorgeschichte von Carolin Bauer enorm schade ist. Hier wurde Einiges an Potenzial verschenkt, obwohl die Autorin die auftretenden Flauten durch ihren ungemein fesselnden Schreibstil gut kompensieren kann. Auch sorgt ein, lange Zeit ungewisser Verlauf in Zusammenhang mit einer Reihe an Tötungsdelikten sowie einer pikanten Familiengeschichte dafür, dass die Neugier des Lesers nicht zum Erliegen kommt.

Fazit:
Ein düsterer Thriller, der trotz seines streckenweise ruhigen Verlaufs mit einer interessanten Ermittlerin, ungewöhnlichen Kommunikationsmethoden und einer verzwickten Mordserie zu fesseln versteht.

Veröffentlicht am 28.02.2019

Ein vielschichtiger Regiokrimi mit passendem Humor

Ostfriesenmoor
0

Der Journalist Holger Bloom ist im Uplengener Moor unterwegs, als er mitten in einem Gebüsch ein brütendes Graukranichpärchen entdeckt. Voller Begeisterung macht er sich daran, Fotos von ihnen zu schießen. ...

Der Journalist Holger Bloom ist im Uplengener Moor unterwegs, als er mitten in einem Gebüsch ein brütendes Graukranichpärchen entdeckt. Voller Begeisterung macht er sich daran, Fotos von ihnen zu schießen. Dabei wird er von einem Anblick überrascht, der ihn das Blut in den Adern gefrieren lässt. Denn gerade, als einer der Kraniche versucht, einen Ast aus dem Wasser zu ziehen, wird ein Gegenstand freigelegt, der sich bei näherer Betrachtung als ein menschlicher Arm entpuppt. Wenige Tage nach dem merkwürdigen Fund wird in Norddeich ein 4 Monate altes Baby aus einem Zwillingskinderwagen entführt, während dessen pubertierende Schwester mit einem Jungen beschäftigt ist. Ein Schock für die Familie und ein neuer Fall für Ann Kathrin Klaasen, die schon bald die Vermutung hegt, dass es zwischen den beiden Fällen einen Zusammenhang gibt.

In "Ostfriesenmoor" ermittelt Ann Kathrin Klassen bereits zum siebenten Mal und erneut gibt es eine ganze Menge an privaten Problemen, die ihr neben ihrem nervenaufreibenden Fall ordentlich zu schaffen machen. Denn ausgerechnet zu der Zeit, als eine ungewöhnlich hergerichtete Kinderleiche im naheliegenden Moor gefunden wird, kämpft ihre Mutter mit den Folgen eines Schlaganfalls. Eine prekäre Situation, bei der ihr Klaus Weller tatkräftig zur Seite steht und ihre Beziehung damit auf eine völlig neue Stufe stellt. Dabei sie ist nicht die Einzige im Team, deren Privatleben im Fokus der Handlung steht. Auch Rupperts Liebesbeziehung zu einer Putzfrau, die in der Gerichtsmedizin ihren Job versieht, bleibt den Kollegen nicht verborgen und sorgt neben ausreichend Gesprächsstoff, auch für eine ungeahnte Wendung bei der Klärung des Falls.

Basierend auf einem ungewöhnlichen Fall, mit viel Lokalkolorit und einer wunderbar authentischen Atmosphäre versehen, versteht es Klaus-Peter Wolf gut zu unterhalten. Dabei sind es nicht die eingebauten Wendungen und kriminellen Details allein, die den Leser in den Sog der Ereignisse ziehen, sondern vor allem die in ihm agierenden Menschen, deren verschiedenartigen Probleme ungemein vielfältig sind. So lernt der Leser neben einem rachsüchtigen Vater eine nach Liebe suchende Jugendliche kennen oder stolpert neben einem machohaften Polizisten über eine vom Leben gebeutelte Mörderin. Figuren, die mit passenden Dialogen in Szene gesetzt wurden und deren Verhalten trotz einiger Merkwürdigkeiten jederzeit nachvollzogen werden kann.

Fazit:
"Ostfriesenmoor" ist ein Regionalkrimi, der von seinen gut gezeichneten Figuren, glaubwürdigen Dialogen und regionalen Bezügen lebt und der neben einem interessanten Fall, auch den ostfriesischen Humor nicht vermissen lässt.