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Veröffentlicht am 17.12.2018

Ein ungewöhnlicher Hamburgkrimi und ein Schriftsteller, der mit seinen Dämonen kämpft

Mordflüstern
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Der erfolgreiche Schriftsteller Lars Faber kehrt nach der Trennung von seinem Lebenspartner George nach Hamburg zurück, wo er an einem neuen Buchprojekt über Serienmörder arbeiten will. Doch egal, ob er ...

Der erfolgreiche Schriftsteller Lars Faber kehrt nach der Trennung von seinem Lebenspartner George nach Hamburg zurück, wo er an einem neuen Buchprojekt über Serienmörder arbeiten will. Doch egal, ob er in Wien an einer bekannten Krimireihe schreibt oder im Hamburg die Spuren von Mehrfachmördern verfolgt. Immer wieder hört er sie, die Stimme seiner verstorbenen Mutter, die von despotischen Männern und dem Drang, sie zu ermorden spricht. Deshalb begibt er sich von einer merkwürdigen Unruhe geplagt in Therapie und hofft, den Dämonen der Vergangenheit beizukommen. Ein Irrtum, wie sich bald herausstellen wird. Denn kaum ist sein Buch erschienen, geschieht ein Mord, der der auf die gleiche Weise verübt worden ist, wie er es dort beschrieben hat.

"Mordflüstern" ist ein ungewöhnlicher Hamburgkrimi, der von dem österreichischen Romanschriftsteller Josef J. Preyer stammt, der vielen Lesern durch die Serienromane um Jerry Cotton oder Sherlock Holmes bekannt sein dürfte. Nun hat er mit dem Hamburger Schriftsteller Lars Faber eine neue Figur ins Rennen geschickt, die durch ihre Zwielichtigkeit und ihre merkwürdigen Traumfantasien nur schwer zu durchschauen ist. Und obwohl die Ereignisse aus seiner Sicht geschildert werden und der Leser tief in seine Gedanken schauen kann, weiß er lange Zeit nicht, ob er dem angeblich nur mit Worten mordenden Schriftsteller trauen kann oder ob dieser verantwortlich für die in Hamburg mit einem Rasiermesser verübten Morde ist.

Der Schreibstil von J.J. Preyer zeichnet sich durch eine gute Lesbarkeit aus, verwirrt aber anfänglich durch die Vermischung von tatsächlichen Ereignissen mit immer wieder auftauchenden Gedankensplittern aus der Vergangenheit. Deshalb dauert es einige Zeit, bis sich der Leser zurechtfinden kann und genau, wie Lars Faber zu ermitteln beginnt. Dann aber wird er gleich mit einer ganzen Handvoll an Verdächtigen konfrontiert, die das immer turbulenter werdende Geschehen ordentlich aufzumischen verstehen. Beginnend mit Fabers Therapeut, der öfter einmal merkwürdige Andeutungen macht, über seinen Verleger, der die Situation des unsicheren Schriftstellers gut für seine Zwecke auszunutzen versteht, bis hin zu seinem Freund, dem er gerne in allen Belangen trauen möchte, scheinen alle auf die eine oder andere Art in die Mordserie verwickelt zu sein. Wer aber letztendlich der wahre Täter ist, bleibt bis ganz zum Schluss geheim.

Fazit:
Ein unterhaltsamer Hamburgkrimi, der durch die Verknüpfung von Vergangenheit und Gegenwart zunächst einmal verwirrt, später aber wunderbar spannend und vielseitig in Erscheinung tritt.

Veröffentlicht am 16.12.2018

Eine wahrhaft mörderische Komposition

Der Komponist
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Ein kleines Mädchen wird zur Zeugin, wie ein Mann an der Uper East Side entführt wird. Lediglich die Miniaturausführung einer Henkersschlinge bleibt am Tatort zurück und gibt den ermittelnden Beamten jede ...

Ein kleines Mädchen wird zur Zeugin, wie ein Mann an der Uper East Side entführt wird. Lediglich die Miniaturausführung einer Henkersschlinge bleibt am Tatort zurück und gibt den ermittelnden Beamten jede Menge Rätsel auf. Allerdings nur so lange, bis im Internet ein Video auftaucht, in dem das Opfer an einem Galgen um sein Leben kämpft, während das verzweifelte Keuchen als Backround für eine bekannte Melodie verwendet wird. Ein seltsamer Fall, den der Forensikexperte Lincoln Rhyme zusammen mit seiner Partnerin Amelia Sachs übernimmt, um alles dafür zu tun, um aus den wenigen vorhandenen Spuren die richtigen Schlüsse zu ziehen. Und plötzlich schlägt der Täter erneut wieder zu und entführt in Neapel einen Mann, dessen Todeskampf für ein weiteres grausames Musikstück herhalten soll.

"Der Komponist" ist der dreizehnte Lincoln-Rhyme-Thriller und noch immer hat der nach einem tragischen Unfall an den Rollstuhl gefesselte Forensikexperte Licoln Rhyme nichts von seiner Genialität eingebüßt. Schon allein deshalb verzeiht man ihm recht schnell, dass er seinen Mitmenschen arrogant und unnahbar gegenübertritt tritt, da er mit seinem unerschöpflichen Fachwissen, jeden noch so kniffligen Fall zu lösen versteht. Diesmal aber bekommt es der in seiner Wohnung agierende Spezialist neben einer ungewöhnlich grausamen Mordserie mit ganz besonderen Umständen zu tun. Denn der Musik begeisterte Täter schlägt zur Vollendung seiner zweiten mörderischen Komposition in Neapel zu und zwingt Lincoln Rhyme dorthin zu reisen, um vor Ort den frischen Spuren nachzugehen. Dabei erweist sich die Zusammenarbeit mit den Kollegen anders, als gedacht, weil nicht jeder der zu sein scheint, für den er gehalten wird.

Jeffery Deaver hat es erneut verstanden, einen verzwickten und vielschichtigen Plot zu ersinnen, der seine Leser lange Zeit in Atem hält. Dabei scheut er sich nicht, brisante Themen wie rechte Gewalt oder die Flüchtlingspolitik zu integrieren und dem abwechslungsreichen Geschehen einen aktuellen Anstrich zu verleihen. Hinzu kommt, dass er alle seine Figuren mit ihren menschlichen Schwächen in Szene setzt, sodass es nicht einfach ist, sie zu mögen und ihnen zu vertrauen. Eine für diesen Thriller entbehrliche Gefühlsdusselei, die aufgrund der wendungsreich in Erscheinung tretenden Ereignisse überflüssig ist. Denn die Aufmerksamkeit des Lesers wird von Beginn an auf die erschreckend bestialischen Morde gelenkt und auf Lincoln Rhyme, der sie mit verblüffenden Methoden aufzuklären versteht.

Fazit:
Ein Forensikexperte in Höchstform, ein Mörder, der mit allen Wassern gewaschen ist und ein Autor, der sein Handwerk versteht. Ein toller Thriller, der beste Unterhaltung verspricht.

Veröffentlicht am 11.12.2018

Ein wunderbar atmosphärischer Gruselthriller

Bevor es dunkel wird
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Die amerikanische Künstlerin Zoe Adams mietet auf einer kleinen schottischen Insel ein altes Haus, in dem sie sich nach der Trennung von ihrem Ehemann erholen will. Doch kaum ist sie dort angekommen, wird ...

Die amerikanische Künstlerin Zoe Adams mietet auf einer kleinen schottischen Insel ein altes Haus, in dem sie sich nach der Trennung von ihrem Ehemann erholen will. Doch kaum ist sie dort angekommen, wird sie von den Inselbewohnern mit unheimlichen Geschichten konfrontiert und muss erfahren, dass das abgelegene Anwesen ein Spukhaus ist. Schon öfter wurden in seiner Nähe geisterhafte Gestalten gesehen, während im vergangenen Jahr ein elfjähriger Junge dort verschwand. Zoe, die nicht an übernatürliche Dinge glaubt, misst den Gerüchten wenig Bedeutung bei. Ein Fehler, wie sich bald herausstellen wird. Denn in den Nächten rauben ihr laute Poltergeräusche und schauerliche Gesänge den Schlaf, während sie gleichzeitig seltsam reale Träume erlebt. Deshalb geht sie den Ursachen auf den Grund und befindet sich schon bald in höchste Gefahr.

Stephanie Merritt hat mit „Bevor es dunkel wird“ einen gut funktionierenden Gruselthriller erdacht, der angelehnt an eine alte Legende, angenehm zwielichtig unterhält. Dabei sind es vor allem die unerklärlichen Vorkommnisse und ständig kursierenden Gerüchte, die den Glauben entfachen, dass seit dem Tod einer dort lebenden und von Geistern heimgesuchten Witwe ein Fluch auf dem alten Anwesen liegt. Doch anstatt es in Ruhe zu lassen, hat der Pubbesitzer und Erbe des Hauses hat etwas ganz anderes vor. Er vermietet das von ihm auf Vordermann gebrachte Haus an Zoe, die sich bereits in der ersten Nacht den Geistern der Vergangenheit stellen muss. So wird sie von merkwürdigen Geräuschen erschreckt, erlebt Dinge, die sie sich in keiner Weise erklären kann, und findet auf ihrem Anrufbeantworter Nachrichten vor, die überaus seltsam sind. Aber auch das Gefühl beobachtet zu werden, lässt sie nicht los, wie auch die Befürchtung, dass hinter den mysteriösen Vorfällen etwas ganz anderes steckt.

Stephanie Merritt ist eine britische Autorin, die bereits mit denen von ihr unter dem Pseudonym S.J. Parris/Stephanie Parris verfassten historischen Romanen bekannt geworden ist. Nun wagt sie sich an ein neues Genre heran und hat mit "Bevor es dunkel wird" einen Furcht einflößenden Thriller zu Papier gebracht, der durch die in ihm verwendeten Gruselelemente gut funktioniert. Dabei ist es egal, ob die merkwürdigen Ereignisse realistisch in Erscheinung treten oder eher an den Haaren herbeigezogen sind. Denn kombiniert mit den Gefühlen einer emotional angegriffenen und allein lebenden Frau entwickeln sie schnell ihr Angst einflößendes Potenzial. Hinzu kommt eine Atmosphäre, die wie geschaffen für Panik auslösende Momente ist und eine Vielzahl an alten Geschichten, die in einem engen Zusammenhang mit den parapsychologischen Experimenten des einstigen Hausbesitzers stehen. Und obwohl es Situationen gibt, die unnötig ausgeweitet worden sind oder überspitzt in Erscheinung treten, überwiegt das mit der Geschichte einhergehende unheimliche Gefühl und sorgt dafür, dass das Buch nur schwer aus der Hand zu legen ist.

Fazit:
Ein gelungener Gruselthriller, der romantische und mystische Elemente in sich birgt und seinen Lesern einige Stunden spannende Unterhaltung beschert


Veröffentlicht am 10.12.2018

Ein packender Thriller aus dem Genre Romantic Suspence

Dornenherz
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Die Kinderpsychologin Dr. Meredith Fallon besucht mit einem ihrer Schützlinge ein Restaurant, als plötzlich ein unbekannter junger Mann auftaucht und sie mit einer Waffe bedroht. Doch obwohl er direkt ...

Die Kinderpsychologin Dr. Meredith Fallon besucht mit einem ihrer Schützlinge ein Restaurant, als plötzlich ein unbekannter junger Mann auftaucht und sie mit einer Waffe bedroht. Doch obwohl er direkt vor ihr steht, versagt er im letzten Moment und auch die an seinem Körper angebrachte Bombe zündet nicht. Ein seltsamer Mordanschlag, der durch den Schuss eines Fremden vereitelt wird und die Polizei von Cincinnati vor einige Rätsel stellt. Denn obwohl diese in Gestalt von Detective Adam Kimble alles dafür tut, den Hintermännern auf die Spur zu kommen, sind diese ihnen immer einen Schritt voraus. Deshalb erhärtet sich schnell der Verdacht, dass einer von ihnen gute Beziehungen zum Polizeidepartement besitzt oder sogar selbst im Dienst der Gerechtigkeit steht.

"Dornenherz" ist der vierte und letzte Teil der Dornen-Reihe von Karen Rose, in der es diesmal um skrupellose Menschenhändler und ihre Machenschaften geht. Aber nicht nur die Jagd nach ihnen spielt eine große Rolle. Auch die Romantik kommt nicht zu kurz und sorgt dafür, dass es einige Ruhepausen in dem ansonsten rasanten Geschehen gibt. So nähern sich die aus den vorangegangenen Büchern bekannte Kinderpsychologin Meredith Fallon und der mit einem handfesten Problem hadernde Detectiv Adam Kinmble erneut aneinander an, obwohl sie sich lange Zeit aus dem Weg gegangen sind. Dabei bleibt ihnen wenig Zeit, ihre Probleme zu klären, da gleich eine ganze Serie von Attentaten ihre ganze Aufmerksamkeit verlangt. Aber nicht nur sie sind dem Leser aus der in Cincinnati spielenden Thrillerreihe bereits bekannt. Auch weitere Figuren tauchen wieder auf, weshalb es von Vorteil ist, diese von Beginn an zu lesen.

Erzählt wird der wunderbar spannende und lange Zeit undurchsichtige Fall aus vier Perspektiven heraus. Zum einen schildern die Kinderpsychologin Meredith Fallon und der Detectiv Adam Kimble aus ihrer Sicht, wie nervenaufreibend die unter Hochdruck vorgenommenen Ermittlungen sind. Zum anderen lernt der Leser Linnie kennen, die als Freundin des erschossenen Attentäters ebenfalls ein Opfer der im Verborgenen agierenden Menschenhändler ist. Und zuguterletzt kommt der für die Morde verantwortliche Unbekannte zu Wort und bietet einen erschreckenden Einblick in sein Leben. Denn anstatt auch zu Hause ein Monster zu sein, entpuppt er sich als gläubiger Mann, der seiner kleinen Tochter ein guter Vater ist. Ein nur schwer nachzuvollziehender Gegensatz, den Karen Rose in seiner ganzen Ambivalenz beschreibt und damit dem Leser einige Gänsehautmomente beschert.

Fazit:
Ein packender Thriller aus dem Genre Romantic Suspence, der wunderbar vielschichtig in Erscheinung tritt und vor allem den Fans von Karen Rose mit interessanten Wendungen, unvorhersehbaren Handlungsweisen und einem überraschenden Finale spannende Lesestunden beschert.

Veröffentlicht am 09.12.2018

Ein temporeicher, spannender und schockierender Psychothriller

Der Insasse
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Zwölf Monate ist es her, seit der sechsjährige Max auf dem Weg zu einer Nachbarin spurlos verschwand. Alle Bemühungen ihn wiederzufinden schlugen fehl. Deshalb steht auch der Verdacht im Raum, dass Max ...

Zwölf Monate ist es her, seit der sechsjährige Max auf dem Weg zu einer Nachbarin spurlos verschwand. Alle Bemühungen ihn wiederzufinden schlugen fehl. Deshalb steht auch der Verdacht im Raum, dass Max das dritte Opfer eines Kindermörders geworden ist, der zurzeit auf der Intensivstation der Forensischen Psychiatrie in der Steinklinik liegt. Grund genug für Max Vater, seine Nähe zu suchen, um von ihm selbst zu erfahren, was mit seinem Sohn geschehen ist und ob er noch lebt. Ohne Skrupel zu hegen, schleust er sich mithilfe eines Kriminalbeamten in die Steinklinik ein, wo er unter falschem Namen eine Therapie beginnt. Doch plötzlich entwickeln sich die Dinge anders, als gedacht. Und während er mit allen Mittel seinen Plan in die Tat umsetzt, muss er erfahren, dass die Wahrheit grausamer ist, als die Ungewissheit zuvor.

„Der Insasse“ ist ein spannender Psychothriller, der seine Leser in die gut gesicherten Räumlichkeiten eines psychiatrischen Hochsicherheitskrankenhauses führt, wo er gemeinsam mit dem Vater des kleinen Max unvorstellbare Dinge erlebt. Angefangen mit einem brutalen Zimmernachbarn, der ihn eine ganze Nacht lang quält, über eine Krebstherapie, die überaus gefährlich ist, bis hin zu einer Schädelverletzung, die er bewusst herbeigeführt hat, lässt sich der traumatisierte Familienvater auf eine Menge lebensgefährlicher Situationen ein. Aber nicht nur seine Rolle in dem undurchsichtigen Geschehen wird mit vielen kaum zu ertragenden Details dargestellt. Auch die Machenschaften eines korrupten Arztes, der für Geld Drogen und Prostituierte besorgt oder der Leidensdruck einer Bibliothekarin, die als Probandin den krankhaften Neigungen von Gewalttätern ausgesetzt ist, schockieren zutiefst.

Die verzwickte und undurchsichtige Handlung wird aus der Sicht der Hauptfiguren erzählt, wobei Max Vater den Löwenanteil bestreitet, weil er der Dreh- und Angelpunkt in der verstörenden Geschichte ist. So unternimmt er alles dafür, einem manipulativen Triebtäter gegenüberzustehen, obwohl er weiß, dass er es mit ihm nicht aufnehmen kann. Eine Handlungsweise, die dem Leser enormen Nervenkitzel beschert und nur eine von vielen ist. Denn der Thriller setzt sich aus einer ganzen Reihe an ausweglosen und enorm gefährlichen Aktionen des verzweifelten Vaters und einiger weiterer Figuren zusammen und spart dabei nicht an unschönen Details. Hinzu kommen kurze Kapitel, jede Menge Cliffhanger und ungeschönte Einblicke in die Psychiatrie, während die Widersprüchlichkeit der dort agierenden Figuren regelmäßig für Verwirrung sorgt. Allerdings nur so lange, bis das Finale die innewohnende Tragik der rasant erzählten Geschichte offenbart und mit ihr eine Lösung präsentiert, die verblüffend ist.

Fazit:
Ein temporeicher, spannender und stellenweise schockierender Psychothriller, der ein böses Spiel mit den Gefühlen eines traumatisierten Vaters treibt und der einer der besten Bücher des Berliner Thrillerautors Sebastian Fitzek ist.