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Veröffentlicht am 07.10.2018

Ein humorvoller Berlinkrimi mit einer Bücher liebenden Hobbydetektivin

Tod in Schmargendorf
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Die alleinerziehende Krimibuchhändlerin Wanda gerät zufällig in einen Mordfall hinein, als sie das Wechselgeld für die Ladenkasse holen will. Doch anstatt froh zu sein, dass sie nur als Zeugin aussagen ...

Die alleinerziehende Krimibuchhändlerin Wanda gerät zufällig in einen Mordfall hinein, als sie das Wechselgeld für die Ladenkasse holen will. Doch anstatt froh zu sein, dass sie nur als Zeugin aussagen muss, nimmt sie den Vorschlag ihrer Freundin und Ladenbesitzerin Miriam an und beginnt selbst zu ermitteln. Dabei stößt sie nicht nur auf einige verdächtige Bewohner eines Altenheimes, die sie durch einen Krimi-Lesekurs kennenlernt, sondern auch über einen jungen Mann, der auf dem Dachboden des Hauses merkwürdige Dinge tut. Und dann gibt es da noch einen Kommissar, der verdammt gut aussieht und der ihr bei ihren Nachforschungen regelmäßig in die Quere kommt. Vor allem, als ein zweiter Mord geschieht und Wandas Sohn Josh in höchste Gefahr gerät.

"Tod in Schmargendorf" ist ein humorvoller Berlinkrimi, der in dem beschaulichen Ortsteil Schmargendorf angesiedelt ist, wo auch heute noch eine eher kleinstädtische Atmosphäre herrscht. Hier kennt man sich und deshalb sind die Schmargendorfer geschockt, als mitten in ihrer Idylle ein Mord geschieht. Aber nicht etwas der Tod des netten Bankers steht im Mittelpunkt des kriminellen Geschehens, sondern die mit einer ordentlichen Portion Fantasie gesegnete Krimibuchhändlerin Wanda, die den hinterlistigen Täter mit Feuereifer überführen will. Dass sie dabei ordentlich übers Ziel hinausschießt, bleibt nicht aus und so sind jede Menge lustige Szenen und amüsante Wortwechsel vorprogrammiert, bis das Verbrechen aufgeklärt werden kann.

Der Schreibstil von Karla Blum, die bereits unter ihrem richtigen Namen erfolgreich Romane verfasst hat, ist flüssig und versteht es trotz der anfänglich noch vorherrschenden Ereignislosigkeit, den Leser in Wandas aufregendes Leben zu ziehen. Dort lernt er neben der erfrischend spontan agierenden Krimibuchhändlerin auch eine Reihe an weiteren Figuren kennen, die liebevoll gezeichnet worden sind. Wie Wandas Chefin Miriam, deren nach außen sichtbare Perfektion kleine, kaum wahrnehmbare Schwächen überdeckt oder eine nette Dame aus dem Altenheim, die trotz schäbiger Kleidung immer die neuesten Krimis kauft. Und plötzlich kehrt mit Voranschreiten der Ermittlungen auch eine greifbare Spannung in die Handlung ein, die sich im Finale mit einem ordentlichen Knall entlädt.

Fazit:
Es macht Spaß, den mit einer tollen Atmosphäre, einer ordentlichen Portion Humor und einem rätselhaften Fall einhergehenden Krimi zu lesen. Zwar wird die Spannung nur langsam aufgebaut, dafür aber fühlt man sich als Leser mit Wanda in der Krimibuchhandlung richtig wohl. Und außerdem gibt es neben einigen undurchsichtigen Figuren auch liebenswerte Heimbewohner und einen Kommissar, der genau wie die sympathische Krimibuchhändlerin Wanda hoffentlich noch öfter in Erscheinung tritt.

Veröffentlicht am 04.10.2018

Ein düsterer, fesselnder und schockierender medizinhistorischer Roman

Runas Schweigen
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In der neurologischen Abteilung der Pariser Salpêtrière-Klinik führt im Jahr 1984 der berühmte Arzt Dr. Charcot an jedem Dienstag verschiedenartige Experimente an hysterischen Patientinnen durch, die er ...

In der neurologischen Abteilung der Pariser Salpêtrière-Klinik führt im Jahr 1984 der berühmte Arzt Dr. Charcot an jedem Dienstag verschiedenartige Experimente an hysterischen Patientinnen durch, die er einem ausgewählten Fachpublikum präsentiert. Eine grausame Zurschaustellung der hilflosen Frauen, die nicht nur ihre Würde verletzt, sondern auch dem einen oder anderen der anwesenden Mediziner eisige Schauer über den Rücken jagt. Doch an dem Tag, als sich ein kleines Mädchen namens Runa gegen die erprobten Heilungsmethoden sperrt, wird der legendäre Charcot bis auf die Knochen blamiert. Ein guter Grund für den Schweizer Medizinstudent Jori Hell eine bahnbrechende Operation am Gehirn der kleinen Patientin vorzuschlagen und damit seine Chance auf einen begehrten Doktortitel zu erhöhen. Nur, dass er in diesem Moment nicht weiß, dass Runa seine dunkle Seite kennt und ihre heimlichen Botschaften bereits in der ganzen Stadt hinterlassen hat.

„Runas Schweigen“ ist das Debüt der deutschen Autorin Vera Buck, das bereits unter dem Titel „Runa“ im Limes Verlag erschienen ist und eine Nominierung für den Friedrich-Glauser-Preis erhalten hat. Eine Entscheidung, die der Leser während der Lektüre des fesselnden medizinhistorischen Romans gut nachvollziehen kann. Denn Vera Buck versteht es, die dargestellten Dinge und Ereignisse dermaßen plastisch zu beschreiben, dass der Leser sie regelrecht vor sich sieht. Wie die Ovarienpresse, mit der Charcot seine Patientinnen wie Zirkustiere vor fremden Augen zum Krampfen bringt oder einige mit Quecksilber einhergehende Experimente an Runa, die das Mädchen nur mit knapper Not überlebt. Dabei sind viele der in ihrem Buch verarbeiteten Vorfälle nicht etwa erdacht, sondern tragen authentische Züge, die von der Autrorin gut recherchiert worden sind.

Der Schreibstil von Vera Buck ist wunderbar fesselnd, und obwohl die Handlung selbst eher weitschweifig erzählt worden ist, weiß sie den Leser in ihren Bann zu ziehen. Sei es durch die schaurige Atmosphäre, die den berüchtigten Siechenhäusern innewohnt oder durch die spürbare Bedrohung, die für die dort lebenden Menschen an der Tagesordnung ist. Deshalb zieht die Spannung auch erst in der zweiten Hälfte des Romans merklich an, nachdem alle Figuren vorgestellt worden sind und sich die Ermittlungen in einem Kriminalfall mit den erschreckenden Vorkommnissen in der Pariser Salpêtrière-Klinik verweben. Und damit einhergehend wird in erschreckendem Maße klar, was es mit Runa auf sich hat und inwieweit ihre psychischen Störungen der Auslöser für begangene Verbrechen sind.

Fazit:
„Runas Schweigen“ ist ein düsterer Roman, der vor allem durch die schockierenden Beschreibungen der Behandlungsmethoden des Pariser Neurologen Dr. Charcot Gänsehaut beschert, gleichzeitig aber auch mit interessanten Einzelschicksalen und einer merkwürdigen Verbrechensserie spannend zu unterhalten versteht.

Veröffentlicht am 30.09.2018

Ein gediegener englischer Krimi mit Miss Marple in Höchstform

Mord im Spiegel
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In das verschlafene englische Dorf St. Mary Mead ist mit dem Zuzug der bekannten Schauspielerin Marina Gregg ungewohnt viel Glamour eingekehrt. So geben sich während eines stattfindenden Empfangs die Vertreter ...

In das verschlafene englische Dorf St. Mary Mead ist mit dem Zuzug der bekannten Schauspielerin Marina Gregg ungewohnt viel Glamour eingekehrt. So geben sich während eines stattfindenden Empfangs die Vertreter der örtlichen Prominenz die Klinke in Hand, während auch Mrs. Bantry als frühere Besitzerin zu der Party geladen ist. Doch das Spektakel, das neben wohltätigen Zwecken vor allem der Zurschaustellung eines immensen Reichtums dient, findet schnell ein Ende, als Heather Bantry einem Giftcocktail zum Opfer fällt. Und trotz sofort eingeleiteter Ermittlungen ist ungewiss, ob sie wirklich das Ziel des perfiden Anschlags war oder sich einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort befand. Ein kniffliger Fall, der Miss Marple eine lang ersehnte Abwechslung beschert, um aus ihrem derzeit viel zu nutzlosen Alltag auszubrechen.

In "Mord im Spiegel oder Dummheit ist gefährlich" ermittelt die in die Jahre gekommene Hobbydetektivin aus St. Mary Mead zum achten Mal und beweist, dass körperliche Gebrechlichkeit nichts mit geistigem Verfall zu tun hat. Denn obwohl sie ihren Garten nicht mehr selbt in Schuss halten kann und auch das Stricken mit dem fatalen Verlust von zu vielen Maschen verbunden ist, funktionieren ihre kleinen grauen Zellen nach wie vor. Deshalb verordnet ihr der Hausarzt Dr. Credock zur Erhaltung der Vitalität neben einem Gläschen Cherry auch einen saftigen Mord. Der geschieht auch prompt vor ihrer Tür und sorgt dafür, dass neben ausreichend Klatsch und Tratsch auch wieder Schwung in Miss Marples verstaubtes Leben kommt.

Agatha Christie hat wie gewohnt einen klassischen Whodunit Krimi geschrieben, bei dem von Anfang an klar ist, dass nur einer der Anwesenden der Täter sein kann. Allerdings gibt es diesmal ausreichend Verdächtige und auch der Grund für den perfiden Anschlag wird erst sehr spät entdeckt. Ein clever erdachter Fall, für dessen Lösung Agatha Christie beizeiten Hinweise streut, die sie aber geschickt mit unbedeutenden Informationen vermischt. So wird der Leser lange Zeit in die Irre geführt, obwohl er längst über die Schlüssel zur Lösung des Rätsels verfügt. Dafür aber wird er mit einer geschickten Täuschung bestens unterhalten und mit wunderbar überzeichneten Figuren, deren Schrullen und Macken bezeichnend für menschliche Schwächen sind.

Fazit:
Ein gediegener englischer Krimi, der sich wunderbar kurzweilig liest und ausreichend falsche Spuren in sich birgt, um die Kombinationsfähigkeit einer ältlichen Hobbydetektivin auf die Probe zu stellen.

Veröffentlicht am 25.09.2018

Ein zauberhafter Roman über Bücher, Lebensträume und die Liebe

Der Zauber zwischen den Seiten
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Sofia Bauer liebt Bücher über alles und hat ihr Hobby zum Beruf gemacht. Dabei sind es besonders die alten Klassiker, die sie mag und deshalb ist sie über alle Maßen erfreut, als sie in einem Antiquariat ...

Sofia Bauer liebt Bücher über alles und hat ihr Hobby zum Beruf gemacht. Dabei sind es besonders die alten Klassiker, die sie mag und deshalb ist sie über alle Maßen erfreut, als sie in einem Antiquariat auf eine Erstausgabe des deutschen Romantikers Christian Föhr stößt. Doch als sie das in einem miserablen Zustand befindliche Buch restaurieren will, findet sie in ihm versteckte Aufzeichnungen und einen Brief, der von einer gewissen Clarice Marianne von Hameln stammt. Von Neugier getrieben folgt Sophia ihrer Spur, die durch ganz Europa führt, und taucht ein in ein Leben, das ebenfalls von der Liebe zu Büchern geprägt worden ist. Und während sie das Geheimnis um die Buchbinderin Clarice Stück für Stück enthüllt, findet auch sie ihr eigenes Glück.

"Der Zauber zwischen den Seiten" ist der vierte Roman von der auf Sardinien lebenden Autorin Cristina Caboni, die bereits mit ihrem Roman "Die Rosenfrauen" überaus erfolgreich war. Und während es in ihrem Erstling um betörende Düfte und perfekte Parfüme ging, sind es diesmal alte Bücher und die Kunst der Buchbinderei, die eine große Rolle spielen. So findet der Leser zu Beginn eines jeden Kapitels das dazu passende Zitat eines Klassikers vor und wird auch während der Handlung immer wieder mit einem ihrer zum Nachdenken anregenden Sprüche vertraut gemacht. Oder erfährt wissenswerte Details über das Binden von Büchern, das ein wichtiger Teil im Leben beider Hauptfiguren ist.

Erzählt wird der angenehm flüssig geschriebene Roman aus zwei Zeitebenen heraus, die abwechselnd zutage treten. Zum einen begleitet der Leser die sich aus einer unglücklichen Ehe befreienden Sofia bei dem Versuch, ihr eigenes Ich zu finden. Zum anderen reist er in die Vergangenheit, wo Mitte des 19. Jahrhunderts ein Mädchen namens Clarice im Keller eine verborgene Buchbinderei entdeckt. Zwei starke Frauen, die darum kämpfen, sie selbst zu sein, wobei es Clarice aufgrund der damalig herrschenden Verhältnisse und der völlig anderen Stellung einer Frau in der Gesellschaft wesentlich schwerere hat. Mit ihr leidet der Leser regelrecht mit und hofft, dass sie ihren Lebenstraum verwirklichen kann.

Fazit:
Ein zauberhafter Roman über Bücher, Lebensträume und die Liebe, der angenehm kurzweilig unterhält.

Veröffentlicht am 24.09.2018

Ein gefühlvoller Familienroman mit einem verhängnisvollen Geheimnis

Die Schwestern von Applecote Manor
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In der Hitze des Sommers reisen die vier Schwestern Margot, Dot, Flora und Pam in die hügeligen Cotswolds, wo sie auf dem Landgut ihrer Tante Sibyl und ihres Onkels Perry eine unbeschwerte Zeit verbringen ...

In der Hitze des Sommers reisen die vier Schwestern Margot, Dot, Flora und Pam in die hügeligen Cotswolds, wo sie auf dem Landgut ihrer Tante Sibyl und ihres Onkels Perry eine unbeschwerte Zeit verbringen wollen. Doch anstatt die sonnigen Tage zu genießen, wird ihr Besuch von einem Ereignis überschattet, das fünf Jahre zuvor geschah. Damals war ihre Cousien Audrey nach einem Angelausflug nicht mehr nach Hause zurückgekehrt und niemand weiß, was dem lebenslustigen Mädchen widerfahren ist. Aber kaum haben sich die vier Schwestern daran gemacht, das alte Geheimnis zu enthüllen, geraten auch sie in höchste Gefahr.

50 Jahre später wird das inzwischen heruntergekommene Anwesen Aplecote Manor von einer jungen Familie aus London gekauft, die sich aufs Land zurückziehen will. Doch eine merkwürdige Aura beherrscht das Haus. Und erst als es ihnen gelingt, den Geistern der Vergangenheit beizukommen, steht ihrem Glück nichts mehr im Weg.

"Die Schwestern von Applecote Manor" ist nach "Black Rabbit Hall" der zweite Roman von Eva Chace, der sich um das Schicksal einer englischen Familie rankt und um einen verhängnisvollen Sommer, der das Leben von vier Schwestern für immer verändert. Denn während sie völlig unbedarft und von Leichtigkeit ihrer Jugend getrieben langsam erwachsen werden, sorgt eine erschütternde Wahrheit dafür, dass sie nach einer unheilvollen Nacht mit Schuld beladen sind. Und die ganze Zeit über versteht es Eve Chase wunderbar, die Verschiedenartigkeit der vier jungen Mädchen darzustellen und ihre Rolle, die sie in dem dramatischen Geschehen spielen. So sieht der Leser die zwölfjährige Dot vor sich, wie sie in ihrer kindlichen Naivität zur Lebensretterin wird oder erlebt, wie sich die siebzehjährige Flora Hals über Kopf verliebt. Doch die Hauptperson unter ihnen ist die fünfzehnjährige Margot, die als Icherzähler in Erscheinung tritt und neben der detaillierten Beschreibung der Ereignisse auch die Höhen und Tiefen ihrer Gefühlswelt offenbart.

Demgegenüber wird ein weiterer Handlungsstrang aus der Sicht der vierzigjährigen Jessie erzählt, die als zweite Ehefrau des Logistikunternehmers Will gleichzeitig Mutter und Stiefmutter ist. Eine Konstellation, die sie vor viele Probleme stellt und ihr immer wieder neue Krisen beschert.

Der Schreibstil von Eve Chase zeichnet sich durch eine gute Lesbarkeit aus, ist aber sehr detailliert und mit vielen Beschreibungen versehen. Vor allem dadurch taucht der Leser tief in das Leben der Figuren ein, während er gleichzeitig das altehrwürdigen Herrenhaus Aplecor Manor mit seinem weitläufigen Anwesen regelrecht vor sich sieht. Und während die Spannung auf einem eher niedrigen Level verweilt, sorgen nahegehende Schicksale und ungewisse Handlungsverläufe dafür, dass der Leser das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann. Eine Anziehungskraft, die er tief in seinem Inneren spürt und die ihn Anteil an den Sorgen und Nöten der völlig unterschiedlichen Menschen nehmen lässt.

Fazit:
Ein gefühlvoller und mitreißender Roman, der trotz seiner in ihm vorherrschenden Ruhe bewegt und sich wunderbar kurzweilig liest.