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Veröffentlicht am 08.08.2018

Ein wunderbar rätselhafter Franken-Krimi

Brunnenleich
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Im Coburger Hofgarten wird im Herzog-Alfred-Brunnen eine Leiche gefunden, von der niemand weiß, wer sie ist. Nur der Umstand, dass ihr Ableben nicht freiwillig geschah, ruft die Kripo auf den Plan, die ...

Im Coburger Hofgarten wird im Herzog-Alfred-Brunnen eine Leiche gefunden, von der niemand weiß, wer sie ist. Nur der Umstand, dass ihr Ableben nicht freiwillig geschah, ruft die Kripo auf den Plan, die auch sofort zu ermitteln beginnt. Doch anstatt den Täter schnell dingfest zu machen, stellen Kriminalrätin Maxi Frohn und ihr Kollege Richard Levin fest, dass die Tote bereits Jahre zuvor von ihrem Ehemann ermordet worden ist. Ein Fall, der es in sich hat und mit dem eine längst in Vergessenheit geratene Schuld an Tageslicht tritt.

"Brunnenleich" ist der zweite Fall für den Coburger Kommissar Richard Levin, der bereits bei dem Mord an einem Lateinlehrer bewiesen hat, dass er sich auf seine Intuition und seinen Scharfsinn verlassen kann. Nun aber arbeitet er eng mit seiner neuen Vorgesetzten, der Kriminalrätin Maxi Frohn zusammen, was ihn vor einige Probleme stellt. Nicht nur der Fakt, dass die noch unerfahrene Kripochefin sich in ihrer neuen Dienststelle erst einmal profilieren muss, während er bei der erhofften Beförderung übergangen wurde, sorgt für Distanz. Auch die Tatsache, dass die aus Nürnberg kommende Polizistin verdammt gut aussieht und ausgerechnet Richard mehr als nur kameradschaftliche Gefühle für sie hegt, verunsichert ihn.

Aber nicht nur zwischen den Kommissaren gibt es einige Reibereien. Auch alle anderen Figuren werden von aufkommenden Interessenkonflikten nicht verschont, wobei die Folgen ihrer Auseinadersetzungen wesentlich dramatischer sind. Deshalb kommt es auch dazu, dass eine junge Frau zwei Mal stirbt, während ein Mann viele Jahre unschuldig hinter Gittern verbringt. Ein wunderbar rätselhaftes Geschehen, das sich zum einen angenehm flüssig liest, zum anderen einen Spannungsbogen aufweist, der geschickt arrangiert worden ist. Ergänzt wird das Ganze um eine ordentliche Portion Lokalkolorit, die den Leser in fränkische Gefilde versetzt und interessante Rückblicke in die Vergangenheit, die das verworrene Geschehen erklären.

Fazit:
Ein krimineller Lesegenuss, der am Besten in einem Rutsch verschlungen wird und die Lust auf weitere Fälle mit dem Coburger Ermittlerduo weckt.

Veröffentlicht am 07.08.2018

Ein vielschichtiger Thriller mit einer interessanten Thematik

Die Braut
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Matt Ayers wird verdächtigt, für die Entführung von fünf Frauen verantwortlich zu sein. Denn eine von ihnen konnte fliehen und hat ihn eindeutig als Täter identifiziert. Nun sitzt Matt, von Wärtern gut ...

Matt Ayers wird verdächtigt, für die Entführung von fünf Frauen verantwortlich zu sein. Denn eine von ihnen konnte fliehen und hat ihn eindeutig als Täter identifiziert. Nun sitzt Matt, von Wärtern gut bewacht in einer Todeszelle, wo er durch Zufall die junge Mackenzie Walker kennenlernt, mit der er einen regen Briefwechsel beginnt. Lange dauert es nicht, bis die junge Frau von seiner Unschuld überzeugt, ihn mit allen Mitteln retten will. Trotz der Warnung ihrer Freunde heiratet sie ihn und schon bald steht ein Fluchtversuch an, der nicht nur ihrem inhaftierten Ehemann zugutekommt. Denn auch Mackenzie hat einen Vorteil davon, wenn Matt überlebt und tut alles dafür, dass er aus der Hochsicherheitstrakt entkommen kann.

„Die Braut“ ist ein Thriller der niederländischen Autorin Anita Terpstra, die bereits mit „Anders unter Beweis gestellt hat, dass sie auch ohne viel Blutvergießen die Tiefen menschlicher Abgründe ausloten kann. Mit einem untrüglichen Talent für spannende Storys geht sie dabei vor und verbirgt geschickt, wer der Bote des Guten und wer der Handlanger des Bösen ist. Deshalb braucht es einige Zeit, bis der Leser erkennt, wem er in dem vielschichtigen Thriller glauben kann und was für ein durchtriebener Plan hinter den allem steckt. Doch zunächst einmal taucht er in Mackenzies Leben ein und ist dabei, wenn die junge Frau mit dem verurteilten Matt die Ehe eingeht oder schaut mit den Augen der entführten Rosie zu, wie sie und drei weitere Frauen in einem Kellerverlies fast zugrunde gehen.

Das alles wird in einer wunderbar flüssigen Sprache erzählt und versteht es, voll gepackt mit Emotionen und erschreckenden Bildern, fesselnd zu unterhalten. Deshalb stört es auch wenig, dass zum Ende hin eine Wende erfolgt, die nicht so glaubhaft, wie das restliche Geschehen ist oder Mackenzie selbst oftmals sehr merkwürdig und naiv erscheint. Denn die Thematik, die Anita Terpstra in ihrem Thriller verarbeitet hat, ist für sich gesehen, ungemein interessant und wurde mithilfe eines wendungsreichen Plots, mit zwiespältigen Figuren und viel verbrecherischem Potenzial in Szene gesetzt.

Fazit:
Ein lesenswerter Thriller, der einige Stunden spannende Unterhaltung bietet und durch seinen unvorhersehbaren Verlauf nur schwer zur Seite gelegt werden kann.

Veröffentlicht am 05.08.2018

Ein bewegender, sehr rätselhafter und Kritik übender Thriller

Bad Friends - Was habt ihr getan?
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Noah und Abdi sind Freunde und akzeptiere sich so, wie sie sind. Deshalb stört es auch nicht, dass der krebskranke Noah viel zu oft seine Zeit im Krankenhaus verbringt, während der Flüchtlingsjunge Abdi ...

Noah und Abdi sind Freunde und akzeptiere sich so, wie sie sind. Deshalb stört es auch nicht, dass der krebskranke Noah viel zu oft seine Zeit im Krankenhaus verbringt, während der Flüchtlingsjunge Abdi mit einer Reihe an Vorurteilen zu kämpfen hat. Ihre Außenseiterrolle schweißt sie zusammen und sorgt dafür, dass keiner der beiden seine Freizeit alleine verbringt. Wie in der Nacht, als Noah bewusstlos aus dem Kanal geborgen wird und Abdi über die mysteriösen Umstände schweigt. Ein Fall, den Detective Inspector Jim Clemo übernimmt und bei dessen Klärung er nicht nur mit fremdenfeindlichen Anschuldigungen zu kämpfen hat, sondern auch mit der Frage, wie viel Schuld der fünfzehnjährige Somalier auf sich geladen hat.

"Bad Friend - Was habt ihr getan" ist nach "Toter Himmel" und Perfect Girl - Nur du kennst die Wahrheit" der dritte Thriller, den die britische Autorin Gilly Macmillan geschrieben hat. Mit einem untrüglichen Gespür für menschliche Tragödien geht sie dabei vor und hat neben einem bewegenden Familienschicksal auch ein brisantes Thema in die Handlung gepackt. So lässt sie zwei Teenager die Hölle durchleben, ohne dass sie reif genug dafür sind und ohne, dass es ihnen möglich ist, mit den ihnen widerfahrenen Ereignissen richtig umzugehen. Kein Wunder, dass bald die Katastrophe naht und ein schwerwiegender Unfall das Leben von zwei Familien zu zerstören droht.

Das überwiegend dramatische Geschehen wird aus verschiedenen Perspektiven heraus erzählt, wobei der fünfzehnjährige Noah und der ermittelnde Detective Jim als Icherzähler in Erscheinung treten. Dadurch wird ihre Sicht der Geschehnisse mit ganz persönlichen Gedanken durchsetzt und dem Leser in ganz besonderer Weise nahegebracht. Aber auch alle anderen Figuren tragen mit ihren Erlebnissen zu einem sich immer mehr verdichtenden Gemisch aus verschiedenartigen Gefühlen bei, das emotional ungemein nahe geht. Und obwohl die Handlung an sich eher ruhig verläuft, spürt der Leser die unterschwellige Verzweiflung und Angst und hofft, das am Ende alles gut ausgeht.

Fazit:
Ein bewegender Thriller, der lange im Verborgenen lässt, was seine Figuren in einer verhängnisvollen Nacht durchleben müssen und wie das rätselhafte Geschehen in allen seinen Einzelheiten zusammenhängt.

Veröffentlicht am 29.07.2018

Der spannende erste Fall eines griesgrämigen Kommissars

Zorn – Tod und Regen
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Eine ganz alltägliche Ruhestörung bildet den Auftakt zu einem Fall, der ohne Leiche beginnt, dafür aber mit einer riesigen Menge Blut. 5,4 Liter sind es insgesamt und Grund genug für den leitenden Staatsanwalt ...

Eine ganz alltägliche Ruhestörung bildet den Auftakt zu einem Fall, der ohne Leiche beginnt, dafür aber mit einer riesigen Menge Blut. 5,4 Liter sind es insgesamt und Grund genug für den leitenden Staatsanwalt mit den Ermittlungen zu beginnen. Dass er dafür ausgerechnet Claudius Zorn ins Auge fasst, ist schon etwas verwunderlich. Denn schließlich ist der griesgrämige Kommissar dafür bekannt, dass er am Liebsten seine Ruhe hat und lieber auf die Macht von Zufällen vertraut, als auf akribische Recherchetätigkeit. Deshalb wundert es auch nicht, dass er die Hauptlast der Ermittlungen seinem eifrigen Kollegen Schröder überhilft, der Zorn zwar optisch nicht das Wasser reichen kann, dafür aber mit guten geistigen Fähigkeiten ausgestattet ist. Und erst als der Staatsanwalt plötzlich selbst zum Mordopfer wird, sieht sich Zorn in der Pflicht, einen Zahn zuzulegen.

"Zorn - Tod und Regen" ist das Debüt des deutschen Autors Stephan Ludwig, der mit zwei sehr unterschiedlichen Kommissaren ein Ermittlerduo ins Rennen schickt, das neben einem hohen Unterhaltungswert auch erfolgreich zu ermitteln versteht. Zwar dauert es einige Zeit, bis der oft schlecht gelaunte und phlegmatische Claudius Zorn in die Gänge kommt und seinen übergewichtigen Kollegen Schröder ausreichend unterstützt. Doch gerade in der ausgiebig geschilderten Gegensätzlichkeit der beiden Kommissare steckt eine Menge Potenzial, die Stephan Ludwig ausgiebig nutzt. Deshalb tritt zunächst einmal die gut erdachte und außergewöhnlich grausame Mordserie in den Hintergrund, um Platz für die Vorstellung zweier Kommissare zu lassen, die aufgrund ihrer Gegensätzlichkeit nicht so schnell vergessen sind.

Stephan Ludwig versteht es, seine Leser an einer Mörderjagd teilhaben zu lassen, die zwar ungewöhnlich, aber glaubhaft ist. So taucht er tief in ein Dickicht von Lügen ein, die fatale Folgen haben, wird durch häufige Wendungen auf falsche Fährten gesetzt und ist dabei, wenn ein dramatisches Finale die Lösung offenbart. Doch bevor er erfährt, was hinter dem Verschwinden einer Lehrerin steckt und warum ein Staatsanwalt sterben musste, wird er Zeuge einer regelrechten Schnitzeljagd, die brutal und blutig vonstattengeht. Und obwohl der leitende Kommissar Claudius Zorn lieber ein Bier trinken geht, als die Ermittlungen voranzutreiben, ist in dem ersten Fall von Zorn und Schröder eine durchgängige Spannung garantiert.

Fazit:

"Zorn - Tod und Regen" ist ein gleichermaßen spannender und humorvoller Thriller, der neben seinem dramatischen Handlungsverlauf vor allem von seinen charismatischen Ermittlern lebt.


Veröffentlicht am 29.07.2018

Eine gelungene Gratwanderung zwischen Verbrechen und Humor

Zorn - Kalter Rauch
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Wenn Fische vom Himmel fallen, glaubt jeder Betrachter einem Traum erlegen zu sein. Doch ein solcher ist es diesmal nicht. Denn ein ungewöhnliches Naturphänomen sorgt dafür, dass Aale und Lachse auf die ...

Wenn Fische vom Himmel fallen, glaubt jeder Betrachter einem Traum erlegen zu sein. Doch ein solcher ist es diesmal nicht. Denn ein ungewöhnliches Naturphänomen sorgt dafür, dass Aale und Lachse auf die Straße fallen und dafür Sorge tragen, dass ein künstliches Hüftgelenk im städtischen Abfalleimer gefunden wird. Ein neuer Fall für Schröder und Zorn, der nicht nur überaus seltsam ist, sondern auch ihre Zusammenarbeit auf eine harte Probe stellt. Denn während die beiden ungleichen Kommissare die verschwundene Trägerin des Gelenkes ausfindig machen und dabei einige Morde klären, lässt es sich der neue Chef Schröder nicht nehmen, seinem Kollegen Zorn ordentlich die Meinung zu sagen.

Bereits zum fünften Mal ermittelt das erfolgreiche Duo, das in Halle, einer Stadt im Süden von Sachsen-Anhalt zu Hause ist. Und wie überall in der Republik geschehen auch hier brutale Verbrechen, deren Lösung gar nicht so einfach ist. Doch zum Glück gibt es Schröder und Zorn, die sich wunderbar ergänzen, obwohl sie völlig gegensätzlich sind. Aber irgendwie stimmt bei ihnen die Chemie und deshalb gelingt es dem inzwischen zum Chef avancierten Schröder, seinen missmutigen und arbeitsfaulen Kollegen Zorn in die richtige Spur zu bringen. Da sind humorvolle Schlagabtausche und skurrile Situationen vorprogrammiert, während Schröders Intelligenz und Zorns Starrköpfigkeit ein Garant für die am Ende erfolgreichen Ermittlungen sind.

Spannend geschrieben und mit vielen blutigen Details untersetzt, wirkt der in seinem Handlungsaufbau sehr komplexe Kriminalfall etwas konstruiert. Wobei man dem Autor zugutehalten muss, dass es auch in der Realität Verbrecher gibt, die ihre Leichen in Einzelteile zerlegen und sie zum Abtransport in Müllsäcke verstauen. Ob sie dabei allerdings singend zuwerke gehen sei dahingestellt, oder ob sich ein im Dienst befindlicher Kommissar den Luxus eines dauergenervten und rüpelhaften Beamten leisten kann, ebenfalls. Und außerdem sieht man einmal genauer hin, ist Zorn gar nicht so bärbeißig, wie er tut. Denn ganz tief in ihm schlummert ein weicher Kern, den er nur allzu gern zu verstecken versucht.

Fazit:
Ein spaßiger Thriller, der es in sich hat und mit einer durchgängigen Spannung und enorm viel verbrecherischem Potenzial aufwarten kann. Ein Lesegenuss, der nicht nur Kultstatus errungen hat, sondern auch verfilmt worden ist.