Profilbild von Krimine

Krimine

Lesejury Star
offline

Krimine ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Krimine über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.06.2018

Ein subtiler, leider aber auch spannungsarmer Roman über eine verhängnisvolle Freundschaft

Das Paar aus Haus Nr. 9
0

Die Texterin Sara wohnt mit ihrem Mann Neil und den gemeinsamen Kindern Patrick und Caleb in einem Doppelhaus, das in einer der besseren Gegenden Londons steht. Und während sie regelmäßig mit dem Haushalt ...

Die Texterin Sara wohnt mit ihrem Mann Neil und den gemeinsamen Kindern Patrick und Caleb in einem Doppelhaus, das in einer der besseren Gegenden Londons steht. Und während sie regelmäßig mit dem Haushalt und der Kindererziehung beschäftigt ist, versucht er in seiner Firma den Job eines Generaldirektors zu erringen. Ein unauffälliges Paar, das plötzlich wie umgewandelt wirkt, als mit Gavin und Louise zwei Künstler in die frei stehende Hälfte des Hauses ziehen und sie merken, wie spießig ihr wohlgeordnetes Dasein wirklich ist. Von nun an kapseln sich Sara und Neil von ihren einstigen Freunden ab und beginnen nur noch für ihre neuen Nachbarn und deren faszinierende Lebensweise da zu sein.

"Das Paar aus Haus Nr. 9" ist ein sehr ruhig verlaufender und mit einer düsteren Grundstimmung versehender Roman, der sich ausschließlich um die sich immer stärker entwickelnde Freundschaft zwischen den beiden im Haus Nr. 9 wohnenden Familien dreht. Dabei merken Sara und Neil lange Zeit nicht, welche destruktive Wirkung das unbeschwerte Künstlerleben auf sie hat und welche unerfüllten Sehnsüchte es in ihnen weckt. Eine fatale Entwicklung, die ihren Sog immer mehr verstärkt, während sich der Leser sich langsam fragt, wie lange das noch so weitergeht. Und ganz allmählich steuert das vertrackte Geschehen auf einen Höhepunkt zu, der letztendlich viel zu mager ausfällt und sein Potenzial nicht wirklich nutzt. Hier wäre etwas mehr Dramatik angebracht gewesen, um dem subtilen Handlungsverlauf einen passendes Finale zu verleihen.

Die Figuren selbst treten mehr oder weniger stark in Erscheinung, können aber mit ihrem Verhalten und ihrer Wirkung gut eingeschätzt werden. Vor allem Sara, aus deren Sicht der immer mehr auf eine Katastrophe zusteuernde Prozess erzählt wird, offenbart viel von ihren Gefühlen, merkt aber selbst erst spät, dass mit den Nachbarn etwas nicht stimmt. Dann aber geht sie rigoros dagegen vor, während ihr Mann Neil noch immer ganz verrückt nach seinen neuen Freunden ist und die Probleme seiner Frau nicht wirklich versteht. Demgegenüber nehmen Gavin und Louise stets die Rolle der im Hintergrund agierenden aber dennoch dominanten Spielmacher ein, die mit ihren Nachbarn, wie mit Puppen umgehen.

Fazit:
Ein Roman, der von dem verhängnisvollen Zusammenspiel seiner Figuren lebt, dabei allerdings zu spannungsarm und ruhig geraten ist.

Veröffentlicht am 18.06.2018

Ein turbulenter Geheimagentenfall mit einer cleveren jungen Heldin

Ruby Redfort – Gefährlicher als Gold
0

Ruby Redfort liebt es, knifflige Rätsel zu lösen und schwierige Codes zu knacken. Deshalb gerät sie auch schon bald in einen kniffligen Fall hinein, der es in sich hat. Denn eine ominöse Verbrecherbande ...

Ruby Redfort liebt es, knifflige Rätsel zu lösen und schwierige Codes zu knacken. Deshalb gerät sie auch schon bald in einen kniffligen Fall hinein, der es in sich hat. Denn eine ominöse Verbrecherbande hat es auf einen Jadebuddha abgesehen, der gut verschlossen in einem Banktresor liegt. Und während der Geheimdienst seine einzige Spur verliert, gelingt es Ruby, den hinterhältigen Plänen auf die Schliche zu kommen. Eine sehr gefährliche Mission, obwohl der Geheimdienst seine schützenden Hände über sie hält.

Was für eine Heldin! Gerade erst einmal 13 Jahre alt nimmt es Ruby gleichzeitig mit einer Reihe an cleveren Agenten und einer zu allem entschlossenen Verbrecherbande auf. Dabei beweist sie, dass sie neben einer hohen Intelligenz auch viel Mut besitzt und die trügerische Unbefangenheit, die nur jungen Menschen zueigen ist. Stets mit einem Spruch auf dem T-Shirt und einem Kaugummi im Mund ist sie immer dort anzutreffen, wo es etwas zu erleben gibt. So wundert es auch nicht, dass sie nach der Lösung des heiklen Falls die jüngste Agentin des Geheimdienstes wird, für den sie von nun an regelmäßig tätig ist.

Superspannend, mit viel Humor und einem turbulenten Geschehen hat Lauren Schild mit "Ruby Refort" eine neue Geheimagentenserie für junge Leser geschaffen, die hoffentlich mit vielen Folgen ins Rennen geht. Denn der gewitzten Tochter viel beschäftigter Eltern nimmt man gerne die Rolle der Superagentin ab, weil sie trotz ihrer Hochbegabung wunderbar bodenständig ist und über ein altersentsprechendes Verhalten verfügt. Eine sympathische Figur, die keinesfalls perfekt geraten ist und mit ihrem besten Freund Clancy ein fantastisches Ermittlerteam abgibt.

Fazit:
Eine abenteuerliche Geschichte für junge Leser ab 10 Jahre, die alles besitzt, um fesselnd und humorvoll zu unterhalten.

Veröffentlicht am 12.06.2018

Ein lesenswerter und unterhaltsamer Kriminalroman mit ländlichem Charme

Die Tote im Pfarrhaus
0

Bereits in den Krimis von Agatha Christie gab es einen Mord im Pfarrhaus. Nun hat auch Ruth Rendell ein derart schändliches Verbrechen in den Mittelpunkt ihrer Romane mit Inspector Wexford gestellt und ...

Bereits in den Krimis von Agatha Christie gab es einen Mord im Pfarrhaus. Nun hat auch Ruth Rendell ein derart schändliches Verbrechen in den Mittelpunkt ihrer Romane mit Inspector Wexford gestellt und eine Geistliche ermorden lassen. Eine Vikarin, die in der englischen Kleinstadt Kingsmarkham zu Hause ist und deren Art zu predigen vielen der konservativen Bewohner nicht gefällt. So war die alleinerziehende Sarah Hussein aufgrund ihrer modernen Auffassung und der halbindischen Abstammung bei einer Reihe der Gläubigen nicht beliebt, während gleichzeitig ein brisantes Geheimnis aus der Vergangenheit eine große Rolle bei der Suche nach ihrem Mörder spielt.

"Die Tote im Pfarrhaus" ist der 25. Fall für Inspector Wexford, der seit Kurzem im Ruhestand weilt, sich aber ungemein freut, als ihn DSI Mike Burden mit zum Tatort nimmt. Dadurch kann er wenigstens für eine gewisse Zeit dem penetranten Geschwätz der Putzfrau entgehen, während er gleichzeitig seine Langeweile in den Griff bekommt. Eine wahrhaft zufriedenstellende Situation, die Wexford überaus genießt, vor allem weil er seinem Hang zum Lösen kniffliger Rätsel nachgehen kann, ohne unter Erfolgsdruck zu stehen. Doch ganz so einfach, wie zunächst gedacht, gestalten sich die Ermittlungen nicht. Denn zum einen ist der ehemalige Inspector nicht mehr durch eine Polizeimarke legitimiert, zum anderen muss er viele Befragungen anstellen, um dem Motiv des Verbrechens und dem Täter auf den Grund zu kommen.

Die Handlung selbst verläuft gemächlich, ist aber mit gut gezeichneten Figuren und zwischenmenschlichen Beziehungen angereichert, sodass ein nicht zu unterschätzender Unterhaltungswert entsteht. Beliebte Nebenfiguren wie Michael Burden, Ehefrau Dora und der Rest der Familie treten wie gewohnt in Erscheinung, nehmen aber nur eine geringe Bedeutung ein. Dafür wird den Nachforschungen von Wexford viel Aufmerksamkeit geschenkt und mit ihr dem immer wieder zutage tretenden kriminellen Geschehen. Und obwohl der zu lösende Fall lange Zeit unspektakulär verläuft und durch ein weiteres Verbrechen sogar kurzzeitig in den Hintergrund tritt, überzeugt er mit einer angenehmen Undurchsichtigkeit und mit überraschenden Wendungen sowie einer Auflösung, die rundum logisch ist.

Fazit:
Ein lesenswerter und unterhaltsamer Kriminalroman für alle, die dem ländlichen Charme englischer Kleinstädte und ihrer Bewohner nicht widerstehen können und rätselhafte Mordermittlungen lieben.

Veröffentlicht am 10.06.2018

Ein lockerleichter und amüsanter Single-Roman

Bauherr sucht Frau
1

Carla Wonnenberger, die in einer privaten Stiftung für Denkmalschutz arbeitet, hat ihre Vorliebe für alte Gemäuer zu ihrem Beruf gemacht. Deshalb ist sie auch erzürnt, als ein 200 Jahre altes Forsthaus ...

Carla Wonnenberger, die in einer privaten Stiftung für Denkmalschutz arbeitet, hat ihre Vorliebe für alte Gemäuer zu ihrem Beruf gemacht. Deshalb ist sie auch erzürnt, als ein 200 Jahre altes Forsthaus modernisiert werden soll und das ohne viel Rücksicht auf die Erhaltung seines ursprünglichen Zustands zu nehmen. Mit enormer Wut im Bauch mischt sich die Singlefrau in die Pläne des charmanten und gut aussehenden Bauherren ein und rutscht schon bald in ein emotionales Chaos hinein, das ihr Leben auf den Kopf zu stellen droht.

"Bauherr sucht Frau" ist ein turbulenter Roman, der mit einer ordentlichen Portion Humor kurzweilig unterhält. Dabei ist Carla nicht die Einzige, die sich mit überbordenden Gefühlen und auftauchenden Missverständnissen auseinandersetzen muss. Auch ihre Mitbewohnerin Mia bleibt von desaströsen Auswirkungen emotional gesteuerter Handlungen nicht verschont. Wie auch ihre Freundin Rebecca, die als Stiefmutter eines Zwillingspärchens lang gehegte Wünsche nur schwer realisieren kann oder der verpönte Bauherr Lorenz, der regelmäßig zum begehrten Zielobjekt von Carlas ausufernden Temperamentsausbrüchen wird.

Leicht zu lesen, mit einigen Klischees und ausreichend Verwicklungen versehen, eignet sich Carlas Geschichte gut für einen gemütlichen Sommertag. Denn gute Laune, amüsante Dialoge und das am Ende fällige Happy End sind garantiert, während die als Icherzählerin in Erscheinung tretende Singlefrau Carla ungeschönt von den merkwürdigen Marotten ihrer Arbeitskollegen und den manchmal etwas peinlichen Bemühungen den Mann fürs Leben zu finden erzählt. Nur tiefer gehende Gefühle fehlen in diesem Buch, das sehr an der Oberfläche kratzt, was aber aufgrund des von ihm ausgehenden Unterhaltungswertes nicht wirklich schade ist.

Fazit:
Ein lockerleichter und amüsanter Single-Roman, der ein vergnügliches und entspanntes Leseerlebnis verspricht.

Veröffentlicht am 06.06.2018

Ein spannender und sehr glaubwürdiger Krimi

Winterfest
0

An einem nebligen Herbstabend fährt der Steuerberater Ove Bakkerrud zu seiner Hütte am Meer, um diese für den Winter zu sichern. Doch kaum ist er dort angekommen, wird er von einer aufgebrochenen Tür überrascht ...

An einem nebligen Herbstabend fährt der Steuerberater Ove Bakkerrud zu seiner Hütte am Meer, um diese für den Winter zu sichern. Doch kaum ist er dort angekommen, wird er von einer aufgebrochenen Tür überrascht und muss erkennen, dass er von Einbrechern ausgeraubt worden ist. Als er dann auch noch entdeckt, dass ein dunkler Schatten hinter dem Fenster des Nachbarhauses erscheint, ist seine Neugier geweckt. Ohne zu zögern, geht er dorthin und stolpert prompt über einen Toten, der in seinem Blut am Boden liegt. Ein neuer Fall für Kommissar William Wisting und sein Team, der enorme Kreise zieht und ihnen noch weitere Leichen beschert.

"Winterfest" ist der dritte Fall für den norwegischen Kommissar William Wisting, der nicht nur einen komplizierten Mordfall lösen muss, sondern sich auch noch um seine Tochter Line sorgt. Denn diese ist mit einem Mann liiert, der Kontakt zu zwielichtigen Gestalten hat, was sie aufgrund der Verschwiegenheit ihres Vaters nicht einmal weiß. Aber nicht nur sie gerät im Verlaufe der Handlung in Gefahr. Auch Wisting selbst bleibt von einem handfesten Angriff und einer undurchsichtigen Entführung nicht verschont, was beweist, wie heikel seine Ermittlungen sind. Diese dehnen sie sich auch schon bald ins Ausland aus, wo vermutlich die Drahtzieher der Verbrechen zu finden sind.

Jørn Lier Horst hat mit "Winterfest" einen sehr authentischen Kriminalroman verfasst, mit dem er durch die Darstellung einer detailreichen Ermittlungsarbeit beweist, dass er über tief reichende Kenntnisse der norwegischen Polizeiarbeit verfügt. Schließlich war er selbst im norwegischen Polizeibezirk Vestfold Kriminalhauptkommissar, bevor er sich entschieden hat, hauptberuflich als Autor tätig zu sein. Aber nicht nur der Jagd nach Verbrechern gilt in diesem Buch sein Augenmerk, sondern auch den Figuren, die er glaubwürdig charakterisiert und denen er ein ganz normales Familienleben verleiht. Eine Wohltat für uns Leser, auch mal einem skandinavischen Kommissar bei der Arbeit zuzuschauen, der nicht dem Alkohol oder sonstigen dramatischen Dingen verfallen ist, sondern genauso gewöhnlich erscheint, wie viele von uns.

Fazit:
"Winterfest" ist ein gelungener Kriminalroman, der einen spannenden und glaubwürdigen Kriminalfall, einige interessante Charaktere und jede Menge Atmosphäre in sich vereint. Ein Lesegenuss, der wunderbar unterhaltsam und rätselhaft ist.