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Veröffentlicht am 02.05.2018

Ein bedrückender und fesselnder Stalkerroman

Ich beobachte dich
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Lindsey scheint das Glück für sich gepachtet zu haben. Sie sieht gut aus, lernt mit Andrew einen charmanten und gut situierten Bauunternehmer kennen und heiratet ihn. Doch kaum ist Andrew sich sicher, ...

Lindsey scheint das Glück für sich gepachtet zu haben. Sie sieht gut aus, lernt mit Andrew einen charmanten und gut situierten Bauunternehmer kennen und heiratet ihn. Doch kaum ist Andrew sich sicher, dass Lindsay von nun an ihm gehört, wendet sich das Blatt. Er beginnt ihr nachzuspionieren, beleidigt und misshandelt sie und verfällt immer mehr dem Alkohol. Lindsay, die sich und ihre Tochter Sophie vor seinen Wutanfällen beschützen will, flüchtet eines Nachts aus dem gemeinsamen Haus. Und während Andrew ihr zu folgen versucht, kommt er mit dem Auto von der Fahrbahn ab und tötet eine Frau. Elf Jahre danach hat Andrew seine Gefängnisstrafe verbüßt und kehrt reumütig aus dem Gefängnis zurück. Aber anstatt Lindsay von nun an in Ruhe zu lassen, beginnt ihr Martyrium von vorn.

"Ich beobachte dich" ist ein spannender Stalkerroman von Chevy Stevens, die bereits mit "Still Missing – Kein Entkommen" oder "Those Girls – Was dich nicht tötet" bewiesen hat, dass sie es versteht, ihre Figuren durch die Hölle zu jagen. So muss auch dieses Mal eine junge Frau um ihr Leben bangen und das nur, weil ein Mann gnadenlos eifersüchtig ist. Doch ganz so simpel, wie es zunächst scheint, entwickelt sich das Ganze nicht. Denn viele merkwürdige Geschehnisse im Umkreis von Lindsay und ihrer Tochter weisen zwar daraufhin, dass ihr Exmann sie nicht in Ruhe lassen kann, aber ob er wirklich hinter ihnen steckt, weiß man nicht.

Erzählt wird das albtraumhafte Geschehen abwechselnd aus der Sicht von Lindsay, die neben den derzeitigen Ereignissen auch einen guten Einblick in die Vergangenheit gewährt und von ihrer Tochter Sophie, die ohne das Wissen ihrer Mutter, Kontakt zum Vater sucht. Dabei treten beide Figuren als Icherzähler auf und lassen den Leser tief in ihre Gefühlswelt schauen, während er gleichzeitig als stiller Beobachter fungiert. Eine Art der Darstellung, die neben dramatischen Szenen auch ganz alltägliche Dinge in die Handlung integriert, die dazu führen, dass das Tempo gedrosselt wird und das Geschehen authentische Züge annimmt.

Fazit:
Ich beobachte dich" ist ein bedrückender und fesselnder Roman, der neben einigen überraschenden Wendungen, vor allem das Martyrium der Figuren in den Mittelpunkt der Handlung stellt. Deshalb ist dieses Buch eine gute Empfehlung für Leser, die neben einem dramatischen Plot viel Wert auf eine gute Ausarbeitung der Hauptfiguren und einen ungeschönten Einblick in ihre Gefühlswelt legen.

Veröffentlicht am 30.04.2018

Ein ungewöhnlicher Liebesroman, der mit tollen Charakteren und ihrem seltsamen Tun kurzweilige Lesestunden beschert

Das Rosie-Projekt
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Es ist gar nicht so einfach, die ideale Frau zu finden, vor allem, wenn der Suchende genaue Vorstellungen von seiner Zukünftigen hat. Wie der Genetikprofessor Don Tillmann, der einfach nicht versteht, ...

Es ist gar nicht so einfach, die ideale Frau zu finden, vor allem, wenn der Suchende genaue Vorstellungen von seiner Zukünftigen hat. Wie der Genetikprofessor Don Tillmann, der einfach nicht versteht, warum Gefühle jeglicher Logik entbehren und wie das weibliche Geschlecht nun eigentlich tickt. Deshalb entwirft er einen Fragebogen, mit dem auf wissenschaftliche Weise geprüft werden kann, welche der Kandidatinnen die richtige für ihn ist. Doch anstatt sein Projekt erfolgreich zu Ende zu führen, wird es durch das Auftauchen der Barkeeperin Rosie ad absurdum geführt und Don Tillmann muss erkennen, dass nichts so unberechenbar, wie wahre Gefühle sind.

"Das Rosie Projekt" ist ein turbulenter und amüsanter Liebesroman, der auf ungewöhnliche Weise von den Erlebnissen zweier Menschen erzählt, die auf Umwegen zueinanderfinden. So lernt der Leser zum einen den ziemlich hölzern wirkenden Don Tillmann kennen, der nicht in der Lage ist mit den Emotionen anderer Menschen umzugehen und jede seiner Entscheidungen auf den Prüfstand stellt. Zum anderen macht er Bekanntschaft mit Rosie , einer warmherzigen und etwas chaotischen Frau, die in kaum einem Punkt den exakt definierten Vorstellungen des Ehefrau suchenden Wissenschaftlers entspricht. Und trotzdem führt das Schicksal sie zusammen, als Rosie ihren biologischen Vater sucht und Don ihr dabei helfen will.

Voll gepackt mit amüsanten Dialogen, witzigen Szenen und Figuren, die zwar klischeebehaftet sind, aber wunderbar bodenständig in Erscheinung treten, versteht es "Das Rosie Projekt" wunderbar zu unterhalten. Da stört es auch nicht, dass die Handlung selbst nicht tiefgründig ist oder der am Asperger Syndrom leidende Wissenschaftler mit seinen angeborenen Defiziten für die aufkommenden Verwicklungen herhalten muss. Denn Graeme Simsion gelingt es, den oftmals merkwürdig handelnden Genetiker nicht zu einer Witzfigur mutieren zu lassen, sondern ihm ganz normale menschliche Züge zu verleihen. Vor allem deshalb fühlt der Leser mit ihm, wenn er wieder einmal mit seinen Bemühungen völlig danebenliegt und das nicht einmal merkt.

Fazit:
Ein ungewöhnlicher Liebesroman, der erfrischend lebendig in Erscheinung tritt und mit tollen Charakteren und ihrem seltsamen Tun kurzweilige Lesestunden beschert.

Veröffentlicht am 29.04.2018

Ein interessanter, bewegender und Mut machender Roman über die Rolle unterschiedlicher Frauen in der Gesellschaft

Der Zopf
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Die Welt ist voll von starken Frauen. Doch oftmals ist es nicht leicht für sie, ihren Weg zu gehen. Gesellschaftliche Konventionen, vorbestimmte Rollenbilder und von Männern beherrschte Domänen hindern ...

Die Welt ist voll von starken Frauen. Doch oftmals ist es nicht leicht für sie, ihren Weg zu gehen. Gesellschaftliche Konventionen, vorbestimmte Rollenbilder und von Männern beherrschte Domänen hindern sie daran und zwängen sie in ein Klischee, das längst nicht mehr tragbar ist. Drei dieser Frauen, die mit großem Mut und Durchhaltevermögen ihrem Leben eine neue Richtung geben, bestimmen die Handlung in diesem Roman, der gleichermaßen bewegend und ernüchternd ist.

Da ist zum einen die Italienerin Giula, die anstatt ihre Fähigkeiten für ein Studium zu nutzen, lieber in die Perückenfabrik ihres Vaters einsteigt und plötzlich von dem Ruin des Familienunternehmens steht. Zum anderen lernt der Leser die Inderin Smita kennen, die verdammt dazu ist, eine Schmutzsammlerin zu sein und von einem besseren Leben für ihre Tochter träumt. Und dann gibt es da noch die kanadische Anwältin Sarah, deren Tag viel zu wenig Stunden hat, bis sie von einer schweren Krankheit heimgesucht, ihr Lebensziel neu überdenkt.

Laetitia Colombani versteht es, mit einfachen Worten und viel Gefühl über das Schicksal von Giulia, Smita und Sarah zu erzählen, die sich nie kennenlernen werden und doch irgendwie miteinander verbunden sind. Dabei nimmt sie sich ausreichend Zeit, um ihre Probleme, ihre Gefühle und ihre Hoffnungen darzustellen und gleichzeitig aufzuzeigen, wie kräftezehrend ihr täglicher Kampf um ein selbstbestimmtes Leben ist. Aber auch ihre glücklichen Momente stellt sie heraus, wenn eine kleine Errungenschaft wieder neuen Antrieb für weitere Vorhaben gibt.

Charakterlich sind die drei Frauen sehr unterschiedlich. Während Smita aufgrund ihres Status in der Gesellschaft ruhig und zurückhaltend in Erscheinung tritt, zeichnet sich die in einer liebevollen Familie aufgewachsene Giulia durch Toleranz und Lebensfreude aus, währenddessen die dreifache Mutter Sarah alles daran setzt, mit enormen Ehrgeiz voranzukommen. Doch in einem sind sie sich gleich. Ihr unbändiger Wille sorgt dafür, dass sie sich nicht unterbuttern lassen.

Fazit:
Ein interessanter, bewegender und Mut machender Roman, der die Rolle unterschiedlicher Frauen in der Gesellschaft thematisiert und dabei angenehm unterhaltsam ist.

Veröffentlicht am 29.04.2018

Ein humorvoller Roman für Zwischendurch, der gut unterhält, aber wenig Tiefgang besitzt

Manchmal will man eben Meer
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Eine Mutter-Kind-Kur in Cuxhaven ist zwar nicht das, was sich die Journalistin Yola Wolkenstein erträumt, aber für ihre 4-jährige Tochter Janelle nimmt sie es gerne in Kauf, 3 Wochen mit viel Sport, gesundem ...

Eine Mutter-Kind-Kur in Cuxhaven ist zwar nicht das, was sich die Journalistin Yola Wolkenstein erträumt, aber für ihre 4-jährige Tochter Janelle nimmt sie es gerne in Kauf, 3 Wochen mit viel Sport, gesundem Essen und frischer Luft an der Nordsee zu verbringen. Doch kaum ist sie mit ihrem "Wölkchen" dort angekommen, werden sie auch schon mit lautstarken Kinder und nervige Mütter konfrontiert, während Yola gleichzeitig telefonische Hiobsbotschaften von ihren Redaktionskolleginnen erhält. Ein Albtraum, der auf keinen Fall die gewünschte Erholung verspricht. Und trotzdem gelingt es Yola das Beste aus dem Chaos zu machen und dafür wird sie mit wundervollen Freundschaften, einem unvorhergesehenen Abenteuer und lebensverändernden Erkenntnissen belohnt.

"Manchmal will man eben Meer" ist ein lockerleichter und humorvoller Roman, der seine Leser an die Küste entführt, wo sie gemeinsam mit Yola und Janelle die Höhen und Tiefen einer Kur durcherleben. Angefangen mit muskelkatererzeugender Aquagymnastik über kräftezehrendem Walking bis hin zu wunderschönen Strandbesuchen sind sie stets dabei und lernen nicht nur die wundersame Wirkung Kneippscher Güsse kennen, sondern auch eine Reihe an Frauen, die es in ihrem Alltag nicht immer einfach haben. Doch anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, nehmen diese sich ihrer Probleme an und machen das Beste daraus. Vor allem während der knapp bemessenen Freizeit am Meer, wo sie endlich auch einmal nur an sich denken können.

Lustige Sprüche und offenherzige Bekenntnisse sind an der Tagesordnung, wenn die bunt durcheinandergewürfelte Truppe von Müttern die Kureinrichtung und ihre Umgebung unsicher macht. Da wird getrunken und gelacht, ein Rockkonzert steht plötzlich auf dem Plan und die erotische Ausstrahlung des männlichen Klinikpersonals wird diskutiert. Aber auch ernste Gespräche gibt es ab und an, die aber leider viel zu kurz und selten sind. So erlebt der Leser mit "Manchmal will man eben Meer" einen turbulenten Roman, bei dem kein Auge trocken bleibt und der neben der Lust auf einen Strandspaziergang auch das Bedürfnis nach einem zünftigen Mädelsabend weckt. Nur die wirklich wichtigen Probleme kommen hier einfach zu kurz, was ein wenig schade ist.

Fazit:
Ein humorvoller Roman für zwischendurch, der gut unterhält, aber wenig Tiefgang besitzt.


Veröffentlicht am 27.04.2018

Ein abwechslungsreicher Thriller, der mit einer unerwarteten Auflösung überrascht

Letzter Tanz
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Gerade als sich Lincoln Rhyme mit der Analyse von Sandkörnern beschäftigt, mit deren Hilfe er einem verschwundenen Agenten auf die Spur kommen will, wird er mit einem neuen Fall konfrontiert, der überaus ...

Gerade als sich Lincoln Rhyme mit der Analyse von Sandkörnern beschäftigt, mit deren Hilfe er einem verschwundenen Agenten auf die Spur kommen will, wird er mit einem neuen Fall konfrontiert, der überaus beunruhigend ist. Denn ein kaltblütiger Mörder hat begonnen, Zeugen aus dem Weg zu räumen, die für einen einflussreichen Geschäftsmann enorm gefährlich sind. Einen von ihnen hat er bereits mit seinem Flugzeug in die Luft gejagt. Die anderen wurden nun vom New Yorker Police Departement unter strengste Bewachung gestellt. Doch die Zeit ist knapp und während Lincoln Rhyme alles daran setzt, dem "Totentänzer" auf die Spur zu kommen, versucht dieser seinen gut bezahlten Auftrag mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln zu erfüllen.

"Letzter Tanz" ist der zweite Fall mit dem querschnittsgelähmten Spezialisten für forensische Analytik Lincoln Rhyme, der als Berater für das New York Police Department tätig ist, und seiner Assistentin der Polizistin Amelia Sachs. Ein Ermittlerduo, das sich erst zusammenraufen musste, inzwischen aber wunderbar miteinander harmoniert. Das allerdings auch im privaten Bereich, was für beide Seiten nicht immer einfach ist. Trotzdem gelingt es ihnen ihre Gefühle außen vor zu lassen und sich auf die Ergreifung eines Psychopathen zu konzentrieren, der hochgefährlich ist. Wobei Lincoln Rhyme diesmal ein ganz persönliches Interesse an dem Fall hegt. Hat doch der "Totentänzer" Jahre zuvor zwei Mitglieder von Rhymes ehemaligem Team umgebracht.

Das Besondere an Jeffery Deavers Thriller sind die Untersuchungen der wenigen vorhandenen Spuren, die detailliert beschrieben werden und enorm wichtig für die Suche nach dem Täter sind. Durch sie gelingt es einerseits den Ermittlern sich Schritt für Schritt voranzutasten, andererseits wird der Leser mit den notwendigen Informationen versorgt, um seinerseits Vermutungen anzustellen. So nimmt schon bald ein immer dramatischer werdendes Katz- und Mausspiel seinen Lauf, bei dem es neben vielen Überraschungen auch ein weiteres Opfer gibt und das den Leser bis zum Schluss in Atem hält. Nur die Glaubwürdigkeit bleibt zuweilen auf der Strecke, was aber aufgrund der vorhandenen Spannung zu verschmerzen ist.

Fazit:
Ein abwechslungsreicher und mit einer gut entwickelten Handlung erdachter Thriller, der gleichermaßen aus der Sicht von Täter, Opfer und Ermittlungsteam geschildert wird und mit einer unerwarteten Auflösung überrascht.