Eine unfreiwillige Reise an die Nordsee
Mit diesem Buch habe ich eine leichte Sommerlektüre mit Tiefgang gehabt, in einer Umgebung, die mir nicht ganz unbekannt ist.
Dies Buch ist nicht nur für jemand, der selber grade eine Mutter-Kind-Kur plant, ...
Mit diesem Buch habe ich eine leichte Sommerlektüre mit Tiefgang gehabt, in einer Umgebung, die mir nicht ganz unbekannt ist.
Dies Buch ist nicht nur für jemand, der selber grade eine Mutter-Kind-Kur plant, aber sicher ein Buch, aus dem man noch Tipps ziehen kann, wenn man eine plant.
Allerdings sind das Tipps wie man dem Klinikaufenthalt interessanter gestalten kann, ohne das die Klinik Einfluss darauf nehmen kann.
Hier lernt der Leser eine Gruppe Frauen kennen, die alle ihr Päckchen zu tragen haben und die sich im Laufe der Geschichte sich nicht nur zusammen raufen, um die sechs Wochen zu überstehen, sondern um eine eingeschworene Gemeinschaft zu werden.
Das geht so weit, das sie morgens nach den Anwendungen ihr eigenes Programm durchziehen.
Dabei lernen sie sich immer besser kennen und können sich untereinander viel besser "therapieren", als es die Klinik je könnte.
Man erkennt die Stärken der anderen und bestärkt sich gegenseitig, genauso wie man sich gegenseitig hilft das eigene Leben (wieder) selbst in die Hand zu nehmen.
Die einzelnen Charaktere sind allesamt liebenswert, auch wenn sie auf den ersten Blick nicht so erscheinen. Jede der Frauen entwickelt sich im Laufe der Geschichte und am Ende hat jede für sich ein neues Ziel vor Augen.
Mir hat an diesem Buch wirklich gut die Leichtigkeit und den Spaß, den die Mädels hatten und somit auch dem Leser bereiteten, gefallen. Hier kommt trotz der Probleme die jede mitbringt, keine tieftraurige oder bedrückte Stimmung auf.
Im Gegenteil, die Mädels mischen die Klinik und ihren Stammplatz am Strand ganz schön auf, davor bleibt auch der Klinikarzt und der Verkaufstand am Strand nicht verschont.
Wo die Mädels auftauchen, haben andere nicht mehr viel zu melden. Die Kinder werden ein- und aufgeteilt, die mehr oder weniger heimlichen Ausflüge am Abend - wenn schon längst um 22 Uhr Nachtruhe in der Kurklinik herrschen sollte - werden organisiert, auch wenn mal eine auf der Nachbarinsel über Nacht hängen bleibt. Ängste werden überwunden, schnuckelige Männer werden ins Auge gefasst, oder auch näher in Angriff genommen.
Eine zarte Liebesgeschichte darf natürlich auch nicht fehlen, aber auch die kann die Augen öffnen .....
Das alles ist in einem lockeren Schreibstil verpackt, so dass man einfach durch das Buch kommt, wie ein Strandspaziergang. Jeder Protagonist hat seine eigenen Charaktereigenschaften und ich mochte einfach jede von ihnen, auch die, die unverbesserlich am Ende noch immer die Gleiche war.
Doch bei all dem Spaß den ich mit der Kurtruppe hatte, waren auch zwischen den Zeilen gefühlvolle Momente mit Tiefgang. Was jede einzelne von ihnen sich einfallen lassen hat, um eine Andere aufzubauen, zu bestärken, um die Augen zu öffnen und das wahre Ich zu sehen.
Die Ideen waren einfach total schön. Ich sag nur Fotoshooting und das Malen beim "Piratenbus" .......
Aber auch noch viele andere Dinge, manchmal Kleinigkeiten, die dafür sorgten, dass sich das Gegenüber neu entdeckte.
Ich könnte noch ewig so weiter schreiben, aber ich möchte auf keinen Fall spoilern, denn diese schöne Geschichte sollte jeder selber Stück für Stück entdecken.
Ich für meinen Teil war mitten unter ihnen und mochte das Buch gar nicht aus der Hand legen und fand es einfach schade, wie schnell eine sechswöchige Kur doch zu Ende sein kann.
Zitate:
Wölkchen und ich betraten die Seeburg durch das große Eingangsportal, [ ...]
So sah es also aus, wenn 75 Mütter und 136 Kinder gleichzeitig eincheckten. Ich schaute mich um und merkte, wie das Lächeln im meinem Gesicht gefror.
(Seite 13)
"Scheiß die Wand an, hier ist ja die Hölle los", sagte eine Frau, die in der Reihe vor uns stand. "Nach dieser Kur hier brauche ich eine Delfintherapie."
(Seite 14)
"Sei doch keine Spaßbremse", hatte Diana mich angeraunzt, weil ich den blöden Termin nicht schwänzen wollte. "So einen Weiberabend kann doch ganz lustig werden. Aber ich führe."
(Seite 76)
*
"Eine streng wissenschaftliche Untersuchung des Adipositasforschungszentrums von Cuxhaven hat ergeben, dass eine Stunde Adrenalinkick 6300 Kalorien verbrennt.", sagte ich schließlich und grinste Güler an. "Morgen hast du die 65-Kilo-Marke geknackt. Und dann bist du die erste von uns, die jetzt schon weiß, was sie zur Abschiedsparty bei Stevie am Piratenbus anziehen wird."
(Seite 303)
Mein Fazit:
Eine wunderschöne, leichte Sommergeschichte mit ganz viel Spaß und doch mit Tiefgang und rührende Momente.
Ein rundum gelungenes Buch, das ich nur empfehlen kann.